Ich gebe zu – man schaut oder hört schon mal genauer hin, wenn einem im Ausland merkwürdiges, unangepasstes - oder wie auch immer man es bezeichnen möchte - Verhalten auffällt. Dann ärgert man sich oder schüttelt verwundert den Kopf. Allerdings ist meine Meinung, daß dieses Verhalten in den meisten Fällen unabhängig von der Nationalität ist. Nur ganz selten kommt mir daher der Kommentar „typisch deutsch“ über die Lippen.
Dennoch gibt es ein paar Eigenarten, die ich durchaus eher deutschen Touristen zuschreiben würde (zumindest habe ich diese bisher nur bei deutschen Touristen erlebt) und die mich teilweise nerven.
Was ich z. B. ab und an in Zusammenhang mit Wohnmobilmieten erlebe, ist eine gewisse „von oben herab“-Mentalität. Es kann halt mal vorkommen, daß ein kleiner Fleck auf der Spüle, am Herd, auf dem Fußboden etc. übersehen worden ist. Wen das nicht weiter stört, nimmt es hin und wischt das später selbst weg. Wen das stört, kann das dem Einweiser einfach und ruhig sagen und den Fleck entfernen lassen. Aber schon oft habe ich – leider – Landsleute erlebt, die aus soetwas eine regelrechte Affäre machen. Dann werden die Arme vor der Brust verschränkt, die Nase hoch und laut polternd, damit es über den ganzen Hof zu hören ist, Schlamperei reklamiert und „wir fahren nicht weg, bevor das ordentlich geputzt ist“ gerufen. Nicht selten gepaart mit Kritik am unzulänglichen Putzpersonal: „Sagen Sie mal Ihren Leuten, daß sie genauer putzen sollen“. In solchen Momenten wünsche ich mir oft einen Klappspaten, um mich vor Scham über meine Landsleute in ein tiefes Loch verbuddeln zu können. Und was mich tatsächlich aufregt: mit der gleichen „von oben herab“-Mentalität“ geben manche am Ende der Reise das Fahrzeug in einem Zustand zurück, den man nur noch als Biotop bezeichnen kann, mit dem lapidaren Satz „sollen sich doch die Putzfrauen darum kümmern“.
Ebenfalls nervend und bisher eigentlich nur bei deutschen Touristen erlebt: Es gibt eine gewisse Spezies, die scheinbar den gesamten Urlaub über nichts anderes tut als nach Landsleuten zu suchen. Da werden dann z. B. auf dem allabendlichen Spaziergang über den Campingplatz die Ohren gestellt bei dem Versuch auch nur ein einziges deutsches Wort aufzuschnappen. Und wehe so jemand kommt dann am Stellplatz vorbei, wo man selbst gerade die Ruhe, das Lagerfeuer und das Gläschen Wein genießen möchte. Da wünscht man sich dann inständig, daß der Spaziergänger nur kurz „Hi“ sagt und weitergeht. Aber nein. Ohne ein Fünkchen Gefühl dafür, daß der andere gerade keine Gesellschaft wünscht, fällt der Satz „ach, Sie sind auch aus Deutschland. Woher kommen Sie denn? Wohin wollen Sie denn? Haben Sie sich auch xy angesehen?…“. Und schon hat man eine Unterhaltung am Backen, die man nicht möchte und der man sich dann häufig nur dadurch entziehen kann, daß man den Abend früher als geplant beschließt und sich ins Wohnmobil zurückzieht.
Was auch oft vorkommt, nicht ausschließlich bei deutschen Touristen aber bei Ihnen doch häufiger: Wenn mal nachts um 3 Uhr aus dem Bett fällt, weil Rambazamba auf dem Campingplatz ist, Lärm und Gegröle, dann liegt man in der Regel schon richtig mit der Vermutung, daß Landsleute der Auslöser sind.
Und was mir praktisch nach jeder Reise vor dem Rückflug auffällt: Vor dem Flughafen werden häufig noch die Urlaubserlebnisse ausgetauscht. Dabei wird immer hervorgehoben, wie nett und freundlich alle sind. Die Kassiererin im Supermarkt, das Hotelpersonal, die Verkäuferin etc. Wie entspannend das geordnete Schlangestehen am Einlaß von Sehenswürdigkeiten oder an der Supermarktkasse. Wie angenehm das doch im Vergleich zu Deutschland ist. Und schon eine halbe Stunde später am Check-in-Schalter ist das alles wieder vergessen. Da werden Gepäckwagen in die Achillessehne des Vordermannes gerammt, Ellbogen ausgefahren…
BeaAnni