Freut Ihr Euch eigentlich, wenn Ihr in den USA andere deutsche Reisende trefft?
Wie ist es, wenn Ihr im Coffeeshop oder im Supermarkt oder wo auch immer deutsche Töne hört?
Wie verhaltet ihr Euch? Sprecht Ihr die Leute an oder denkt Ihr, oh je Landsleute, schnell weg?
Kurz, ehrlich und zusammenfassend: Nein, ich freue mich eher nicht und ja, ich suche mein Heil in der Flucht.
Etwas länger bzw. wie ich dazu komme: Nun, ich denke die Gemeinschaft hier im Forum mag (liebt) die USA als Reiseland. Sie ist mit den Gepflogenheiten vertraut und fällt nicht durch typisches Touri-Verhalten auf. Wäre ich bisher ausschließlich solchen Landsleuten begegnet, hätte ich sicher nichts dagagen in den USA auf Deutsche zu treffen.
Meine Erfahrungen sind aber leider gegenteiliger Natur. Wenn ich dazu meine "Top 10" der peinlichen Erlebnisse in den USA Revue passieren lasse, dann sind darunter ca. 8 mit entscheidender deutscher Beteiligung.
Einfach nur zwei Beispiele:
Letztes Jahr war ich am Bright Angels Point (GC North Rim) um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Ich war ca. eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang dort und außer mir war zu diesem Zeitpunkt noch ein zweiter Fotograf dort. Man begrüßte sich leise und die Leute die später hinzukamen sprachen auch leise, fast flüsternd. Es herrschte eine fast andächtige Stille. So als hätte jeder Respekt vor der Stimmung. Aber dann kam ER um die Ecke. Und noch bevor man ihn sah, hörte man ihn - und nur ihn; denn er telefonierte mit der Heimat.
"... ja, hab ich aber geregelt. - Doch, frag mal bei Marta - und übrigens: Du glaubst ja nicht wo ich gerade stehe ... Ne, bei uns ist es jetzt früh am morgen". Nach zwei, drei Minuten (gefühlte zwei Stunden) war dann Schluß. Nicht etwa weil er den Fauxpas bemerkte, nein vielmehr war den letzten Sätzen des Gesprächs zu entnehmen, daß es die Kosten waren, die zur Beendigung des Telefonats führten und so den Anwesenden den Morgen wenigstens ansatzweise retteten.
Im Jahr zuvor stand ich an einem Turnout an der Conzelman road um die Golden Gate Bridge zu fotografieren und durfte erfahren, daß deutsche immer der Meinung sind sie wären unter sich. Die Kamera hatte ich gerade auf das Stativ gesetzt und war mit den Einstellungen beschäftigt als auf dem Turnout ein weiteres Auto hielt. Türen öffneten sich und es stiegen Leute aus, die deutsch miteinander sprachen. Es waren zwei deutsche Pärchen. Es entspann sich ungefähr der folgende Dialog:
Mann1:
"Komm, lass uns ein Foto machen vor der Brücke. Geht mal da rüber" Mann2:
"Aber nimm noch das Auto mit drauf. Von dem haben wir noch kein Bild"Mann1:
"Dann müssen wir aber da rüber"Mann2:
"Ach, jetzt ist aber der Typ mit im Bild" (Wie sich später rausstellen sollte war ich damit gemeint)
Mann1:
"Dann warte noch ein wenig" (ca. 20 sekunden Pause)
Mann1:
"Wie lange braucht der denn noch?"Frau1: (Zu Mann2)
"Warum machst Du jetzt kein Foto?"Mann2:
"Willst Du etwa den Penner mit drauf haben?"Frau1:
"Aber der macht doch auch nur ein Foto" (Uuups, zaghafter Blick nach rechts und links. Außer mir keiner da. Die können nur mich meinen, klasse!)
Mann2:
"Was weiß ich wie lang der Trottel noch braucht. Komm lass uns lieber von da drüben machen"Keine Minute später waren die vier wieder im Auto verschwunden und fuhren vom Parkplatz.
Mindestens ein Erlebnis dieser Art habe ich in jedem USA-Urlaub. Dem gegenüber steht, daß ich bei den letzten 10 Nordamerikareisen insgesamt vielleicht drei Begegnungen mit Deutschen hatte, über die ich mich im Nachhinein gefreut habe. Mittlerweile habe ich aber auch eine gewisse Vermeidungsstrategie entwickelt, die darin besteht bei Hertz statt bei Alamo zu mieten und nur Hotels zu buchen, die nicht im Neckermann oder DERTour Katalog sind. Klappt eigentlich ganz gut.