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Autor Thema: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?  (Gelesen 10313 mal)

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EasyAmerica

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Hallo zusammen,
im Thread http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=41077.0 hat eine kleine Diskussion zu dem Thema stattgefunden. Um eine breitere Basis für dieses Thema zu schaffen, habe ich es in allgemeiner Form hier bei P & C eingestellt. Viel Spaß beim Diskutieren.
Viele Grüße
Heinz

Canyoncrawler

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #1 am: 18.07.2009, 16:20 Uhr »
Hallo,

ich bin der Meinung, dass der beste Schutz für ein Naturwunder ist, es so ursprünglich wie möglich zu lassen.

Dass heisst für mich auch, dass man eben nicht mit dem Auto ran fahren kann, dass man keine Treppen, Aussichtskanzeln, Fahrstühle, Besucherzentren, Souvenirbuden, Hotels oder Campingplätze dort errichtet.

Ich mag Naturwunder so unberührt wie möglich, dafür laufe ich gerne ein paar Meilen, trage Essen und Trinken im Rucksack und transportiere meinen Müll wieder hinaus.

Das ist auch der Grund, warum ich nicht so gerne in Mittel-Europa unterwegs bin, dort hat man die meisten Naturwunder durch die Errichtung von entsprechender Infrastruktur dem Massentourismus preis gegeben.
In die Berge werden Berghütten und Liftanlangen installiert, Großparkplätze gewalzt, ein Kassenhäuschen installiert, an den See wird ein Restaurant gebaut und ein Hotel. Vergleichsweise harmlose Wege werden für Jeden, auch die nicht trittsicheren Wanderer durch Eisen-Treppen und übertriebene Seilsicherungen zugänglich gemacht  (o.k. ich freue mich auch über gut gesicherte Klettersteige, aber davon gibt es inzwischen auch genügend, dass nicht noch dauernd neue Traversen über die Berge getrieben werden müssten).
Touristisch erschlossen sind das für mich keine "richtigen" Naturwunder mehr, das halte ich teilweise für Naturverschandelung. Daher bin ich in Europa auch gerne in Südfrankreich unterwegs, dort findet man noch viel unberührte Natur und in den Bergen und Schluchten vergleichsweise wenig Eingriffe zur Erschliessung für den Tourismus.

Für Wegschliessen bzw. Sperrung der Naturwunder bin ich allerdings auch nicht.

Nur bei einer Höhle ist das etwas anderes, wo solch lebensgefährliche Abgründe ungesichert warten, kann man Besuchern ohne entsprechende Höhlenerfahrung nicht einfach so herumturnen lassen. Daher halte ich es hier für richtig, dass diese HÖhlen verschlossen bleiben.

Ähnlich sehe ich das auch bei archäologischen Stätten. Ich schaue mir gerne Höhlen mit Wandmalereien, Ruinen u.a. an. Aber wenn zu viele Besucher diesen Kulturgütern schaden, bin ich für Schliessung. In Frankreich wo es viele Höhlen mit steinzeitlichen Wandgemälden gibt, geht man ja inzwischen den Weg, dass man für die Besucher oberirdisch in einem Besucherzentrum den gefährdeten Höhlenabschnitt mit allen Felsstrukturen und Gemälden in Originalgrösse nachbaut. So kann man trotzdem das Kulturgut (die hervorragende Kopie) bewundern, ohne dass das Original Schaden nimmt.
Gruss Kate
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NickMUC

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #2 am: 18.07.2009, 17:03 Uhr »
Ich schließe mich hier im Wesentlichen Kate an.
Die Naturwunder verlieren alles Wunderbare, wenn sie touristisch zu perfrekt erschlossen werden - ganz besonders gilt das für derart fragile Strukturen wie diese Höhlen und natürlich besonders dann, wenn sie auch als Unterschlupf für Tiere dienen.
Robustere Naturschönheiten wie der Grand Canyon stecken die Erschließung relativ unbeschadet weg - für die genannten Höhlen wäre es wohl bald das Ende.
Grüße,
Nick
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Andre

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #3 am: 18.07.2009, 17:29 Uhr »
Da muss man sich wohl erstmal fragen, wie man "Naturwunder" definiert. Ist nicht alles auf unserem Planeten ein Wunder der Natur und trotzdem treten wir es tagtaeglich mit Fueßen?

Ich glaube hier sprechen wir doch eigentlich nur noch von "Naturwundern" bei Fleckchen, die wir bisher noch nicht so recht entdeckt und unserem Geschmack angepasst haben. Prinzipiell hat aber so ziemlich jeder die Wunder der Natur quasi vor seiner Haustuer.

Außerdem denke ich, dass ein "Wunder" einen "Wow Effekt", getragen von einem Ueberraschungsmoment, beim Betrachter ausloest. Bereits die Erwaehnung dieses Wunders in einem Internetforum traegt dazu bei, dass sich dieser Effekt verringert, weil zukuenftige Besucher bereits mit einer gewissen Erwartungshaltung ausgestattet werden. Das Naturwunder verliert dementsprechend bereits dadurch an Wundersamkeit.

McC

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #4 am: 18.07.2009, 18:51 Uhr »
ich bin der Meinung, dass der beste Schutz für ein Naturwunder ist, es so ursprünglich wie möglich zu lassen.

Bin der gleichen Meinung....

Die kurze Wanderung zum Horseshoe Bend finde ich z.B. viel schöner als die neu errichtete Aussichtsplattform am Grand Canyon. Alleine die Beschreibung plus die Kosten sind ein "No Go" für mich. Der Bryce Canyon... so schön er ist, ist mir schon zu touristisch angelegt.

Was die Lechuguilla-Höhle betrifft... konstante Klima-Bedingungen sind Voraussetzung.... würden jetzt täglich Hunderte von Menschen durchgeschleust werden, wäre es vorbei damit. Man kann die Lechuguilla-Höhle auch nicht mit Carlsbad Caverns vergleichen, wo nur ein kleiner Teil für die Öffentlichkeit zugänglich ist und zudem "großzügige" Raumverhältnisse herrschen.

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #5 am: 18.07.2009, 19:55 Uhr »
Ist halt schwierig:

Auf der einen Seite Naturwunder möglichst vielen zugänglich machen zu wollen, finde ich schon ein gutes Anliegen. Aber es kann nun mal nicht jeder mit irgendwelchen Gebrechen bei Hitze ewig bergauf stapfen.

Auf der anderen Seite ist es ja wohl der beste Weg ein Naturwunder zum künstlichen Freizeitpark zu machen, wenn jeder Besucher auf asphaltierten breiten Straßen auf einen bewachten Parkplatz fährt, sich dort nur in den gepolsterten Sitz eines klimatisierten Trolleys fallen lassen muss und dann am denaturierten Wunder vorbei gefahren und im Souvenirshop wieder ausgesetzt wird.

Je mehr aber ein solches Wunder sehen wollen, desto mehr muss man sich ja überlegen, wie man die Massen so verarzten kann, ohne dass das Naturwunder zur Müllhalde und zum Ort eines Dauerstaus wird.

Ich finde jedenfalls die Idee mit den Rangern super. Ich habe zwar schon den einen oder anderen durchaus resoluten Ranger erlebt, finde es aber absolut beachtlich, dass ich noch nie einen desinteressierten, unhöflichen oder inkompetenten Ranger erlebt habe. Ich finde es absolut richtig, dass dort immer jemand ist, der über Erklärungen das Verständnis für das zu Besichtigende vertieft und gleichzeitig aufpasst, dass nichts zerstört wird.

EasyAmerica

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #6 am: 18.07.2009, 20:48 Uhr »
Je mehr aber ein solches Wunder sehen wollen, desto mehr muss man sich ja überlegen, wie man die Massen so verarzten kann, ohne dass das Naturwunder zur Müllhalde und zum Ort eines Dauerstaus wird.
Das hat man ja z. B. an der Wave ganz gut gelöst.  :) Zwischen dem verstecken und verbieten von Natur und Massentourismus gibt es ja noch einige Spielarten.  :wink: In der Regel ist Natur ja nicht überlaufen. Es kommt zum einen auf den Erschließungsgrad und zum anderen auf die Größe an.

So hätte ich z. B. nichts dagegen, wenn die Pläne verwirklicht würden, am West Rim des Grand Canyon eine Seilbahn zu bauen. Dann könnte jedermann zum Canyongrund hinab und es wäre nicht einer kleinen Elite vorbehalten.

Von einem Verschandeln des Grand Canyons zu reden, halte ich angesichts der riesenhaften Größe des Grand Canyon für unangebracht. Da sind die ganzen Stauwerke am Colorado, die uns den von allen bejubelten Lake Powell geschaffen haben, von einem ganz anderen Kaliber.
Viele Grüße
Heinz

Canyoncrawler

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #7 am: 19.07.2009, 09:00 Uhr »
Zitat
So hätte ich z. B. nichts dagegen, wenn die Pläne verwirklicht würden, am West Rim des Grand Canyon eine Seilbahn zu bauen. Dann könnte jedermann zum Canyongrund hinab und es wäre nicht einer kleinen Elite vorbehalten.

Für mich hat es nichts mit Elite zu tun, wenn jemand die Mühen auf sich nimmt, einen Canyon zu Fuss zu erkunden. Dafür hat er meinen Respekt und nicht meinen Neid.

Und eine Seilbahn neben dem Skywalk - warum nicht ?
Werde ich mir wohl eher nicht anschauen, aber würde ganz sicher weiter den Tourismus in der eher schwachen Region erschliessen.
Gruss Kate
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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #8 am: 19.07.2009, 10:52 Uhr »
Für mich hat es nichts mit Elite zu tun, wenn jemand die Mühen auf sich nimmt, einen Canyon zu Fuss zu erkunden. Dafür hat er meinen Respekt und nicht meinen Neid.
Danke für deinen Respekt.  :hand:  :wink:
Viele Grüße
Heinz

NickMUC

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #9 am: 20.07.2009, 10:09 Uhr »
......In der Regel ist Natur ja nicht überlaufen. Es kommt zum einen auf den Erschließungsgrad und zum anderen auf die Größe an.

....... und es wäre nicht einer kleinen Elite vorbehalten.

...

Ich weiss nicht ... Ich habe eigentlich kein Problem damit, wenn bestimmte, schwer zugängliche Gebiete sozusagen naturbedingt nur von wenigen besucht werden könnten. Ich kann mich an einem Filmbericht, einer Reportage oder tollen Bilden über so etwas annähernd genau so freuen, als wäre ich selber da gewesen. Dass mittlerweile völlig untrainierte Leute mehr oder weniger auf den Mount Everest getragen werden (der längsam zur Müllkippe wird) finde ich keine erstrebenswerte Entwicklung.
Wir müssen, denke ich, lernen, dass "unberührte Natur" und "Massentourismus" sich ausschließen.
Und weiter denke ich, dass es Erlebnisse gibt, die erst dadurch unvergesslich werden, dass sie mit Mühen verbunden sind: eine Wanderung in den GC ist sicherlich so ein Erlebnis - eine Fahrt mit dem Expresslift auf den Grund des GC erschine mir beliebig und ohne jeden Kick.
Grüße,
Nick
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Palo

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Re: "Einmalige" Naturwunder verschließen oder erschließen?
« Antwort #10 am: 20.07.2009, 13:29 Uhr »

 - eine Fahrt mit dem Expresslift auf den Grund des GC erschine mir beliebig und ohne jeden Kick.

Gibt's doch auch auf Eseln. ;-)

Es gibt Leute, die sich tatsaechlich wundern, warum der "Mule Train" keinen Speisewagen hat :lol:


Gruß

Palo