Ich denke, es muss jeder mit sich selbst ausmachen, ob er Unannehmlichkeiten auf sich nimmt um zu einer bestimmten Zeit an einem besonderen Ort ein besseres Bild zu machen.
Früher haben wir unsere Route nicht nach dem besten Fotolicht geplant und waren hinterher oft enttäuscht, wenn das vor Ort so eindrucksvolle Motiv hinterher auf den Fotos nicht so richtig die Stimmung vermitteln konnte, die man vor Ort empfunden hat und entweder viel zu hell war oder hässliche Reflektionen aufwies.
Seit es jedoch das Internet gibt und damit Webseiten und Foren, bin ich für solche Hinweise dankbar und wir versuchen, bestimmte Orte die uns wichtig sind zur passenden Zeit aufzusuchen, was jetzt nicht auf die Stunde genau passt, aber wir schauen danach, dass wir nicht mehr am Vormittag gegen die Sonne die Window Section fotographieren oder am nachmittag den Landscape Arch.
Das funktioniert nicht immer, da wir auch den ganzen Tag unterwegs sind auf Sightseeing. Zum Sonnenuntergang suchen wir uns aber meistens einen besonderen Platz, der zu dieser Zeit in das sanfte, glühende Licht des Sunsets gehüllt wird.
Mit den Büchern von Laurent Martres wurde es dann nochmals leichter, da wir damit für die ganzen Highlights im Südwesten Tipps zur besten Fotozeit mit auf Reisen nehmen können und es nicht nur als Fotobuch sondern als Reiseführer nutzen können, der uns zu Orten bringt, an denen wir vorher vorbeigefahren wären, weil wir sie nicht kennen.
Wenn man öfters in die USA reisen kann (zu den Glücklichen gehören wir
) läßt man dann auch schon mal ein Ziel aus, wenn es regnet und man verschiebt es auf den nächsten Urlaub.
Daran finde ich nichts negatives und auch Passagen in den Reiseberichten, wenn sich jemand darüber beklagt, dass das Licht nicht mehr so gut ist, zu viele Schatten liegen, die Sonne direkt in die Linse strahlt o.ä. stören mich nicht, im Gegenteil, habe ich damit doch Informationen.
Seit wir uns eine digitale SLR zugelegt haben, sind auch unsere Ansprüche an unsere Fotos gewachsen und zu einem Foto gehören neben der Motivwahl, der Perspektive auch die Umgebungsbedingungen. Und wenn man diese ignoriert, werden die Fotos schlechter und wir können uns nicht mehr so daran erfreuen wie an einem gelungenen Bild.
Das ist keinesfalls eine Abqualifizierung der Landschaft oder ähnlichem. Wir versuchen einfach unsere Vorlieben im Urlaub (Wandern, Camping, Backroads und Fotographieren) so gut wie möglich zu vereinen.
Jemandem, dem Fotos nicht so wichtig sind und evtl. auch nur mit einer kleinen Kompaktkamera unterwegs ist (bei den Amerikanern sind ja diese Einmalkameras sehr beliebt), mag evtl. nicht verstehen, wie man an einem Viewpoint z.B. wartet, bis die Wolke die Sonne wieder freigegeben hat, damit der spektakuläre Sandstein in einem warmen Rotton leuchtet oder aber bis sich eine Wolke vor die Sonne schiebt damit man überhaupt eine Aufnahme ohne Gegenlichtreflektion hinbekommt.
Ich jedenfalls habe dafür Verständnis und es stört mich auch nicht, wenn jemand in seinem Reisebericht von genau diesen Aktivitäten im Zusammenhang mit seinen Fotos schreibt.
Was ich hingegen nicht machen würde, wäre folgendes: ich komme bestimmt nicht mehr in eine Gegend und es regnet und ich würde deshalb nicht aus dem Auto aussteigen, da es ja sowieso kein schönes Foto gibt. Oder erst gar nicht hinfahren, da es sowieso nicht schön ist.
Ziele die ich wahrscheinlich nicht mehr besuchen werde, schaue ich mir bei jeder Witterung an und versuche auch noch bei Sandsturm, Kälte, Regen, tiefen Schatten im Canyon, Schneegestöber, Hitze oder Sonstigem einen Eindruck von der Landschaft zu gewinnen.
Umso grösser ist aber meine Freude, wenn Nichts von dem oben genannten meinen Landschaftsgenuss trübt und ich auch noch zur idealen Fotozeit einen wunderbaren Ort ablichten darf.