In Wien, meine Heimatstadt ist zumindest jede zweite Straßenbahn eine Niederflurbahn, die Ubahnstationen haben einen Lift, ich empfinde die Situation angenhmer als in den Städten die ich besucht habe, wo nicht jede Ubahn Station barrierefrei war, und man dies erst am Plan nachsehen musste.
Mit anderen Worten: Österreich - oder zumindest Wien - ist weiter in Sachen "öffentlicher Behindertenintegration" als es Deutschland ist. Ich kann ja nur auch nur für (resp. gegen) Deutschland sprechen, weil ich nicht jedes europäische Land gut genug kenne. Die skandinavischen Länder kenne ich teilweise auch recht gut und die sind mir auch sehr positiv in Erinnerung. In Dänemark läuft seit vielen Jahren ein ehrgeiziges Projekt, welches zum Ziel hat, nahezu die gesamte Nordseeküste für Behinderte zugänglich zu machen (mit entsprechenden Zufahrten an den Strand bis zum Wasser usw.). Von so etwas träumt man in Deutschland nicht einmal.
Mein Problem besteht eben darin, dass ich die (wie ich finde) "selbstverständlichen" Dinge (wie beispielsweise der Lift an jeder U- oder S-Bahn-Haltestelle) in Deutschland nicht überall geboten bekomme. Es gibt zwar (aus sozialrechtlicher Sicht gesehen) Unterstützung für Behinderte, aber es fehlt die selbstverständliche Integration in der Öffentlichkeit. Das Pendant zu dem, was ich als angenehm empfinde (was Dir aber eben nicht viel gebracht hat), wenn ich als Gast in den USA bin. Ein entsprechender amerikanischer Gast mit einer solchen Gehbehinderung erfährt hier nicht die gleiche Aufmerksamkeit, wie ich sie in den USA erfahre.
Reisen ist für mich eben deswegen teuerer, weil ich oftmals ein Taxi oder einen Mietwagen benötige, wo einem Nichtbehinderten die Öffis ausreichend gewesen wäre und ich auf teure Hotels im Zentrum angewiesen bin, weil die Anreise von Außerhalb für mich zu anstrengend ist.
Dafür bekommst Du aber auch eine höherwertige Leistung. Und ich beispielsweise kann sowieso fast gar nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und kann auch nicht alleine Urlaub machen. Ich kann nicht einmal mein Gepäck irgendwo rein- oder rauspacken. Beim Flug bin ich auf erheblich mehr Platzangebot angewiesen (was allerdings weniger an der Behinderung als an einer chronischen Schmerzsymptomatik liegt), weswegen ich meistens Business buche. Das ist natürlich auch ein tolles Erlebnis, aber dennoch zahle ich den gleichen Preis wie die anderen Passagiere auch (oder zahle zumindest nicht deswegen weniger, weil ich behindert bin). Und letzteres macht Reisen ganz besonders teuer. Aber ich bekomme ja auch eine bessere Leistung, deswegen bin ich nicht unbedingt der Meinung, dass ich Anspruch auf einen reduzierten Preis habe (obwohl ich es sicher auch nicht ablehnen würde
).
Und es ist eine Tatsache, dass für mich die amerikanischen Gehsteige wirklich ein unerwartetes Problem darstellten
Vielleicht sind es aber nicht "die amerikanischen", sondern die von New York. Ich kenne ja nun auch sehr viele Gehsteige in den Staaten und die meisten sind "normal". Ist mir nichts besonderes aufgefallen. In Las Vegas sind sie superbreit, aber nicht so schlecht wie aus Deiner Beschreibung. Es gibt bestimmt überall schwarze Schafe, deswegen würde ich so einer enorm verallgemeinerten Form nie zustimmen. Ich habe sogar irgendwo (ich weiß nicht mehr, wo es war) in den USA eine eigene(!) "Wheelchair-Lane" gesehen - so etwas habe ich vorher und nachher nirgends mehr gesehen.
Und es ist einfach die ganze Art und Weise, wie (die meisten) Amerikaner sich gegenüber Behinderten verhalten, es ist irgendwie so absolut selbstverständlich, dass man (kleine) Sonderrechte genießt, die "VIP-Lane" am Buffet ist selbstverständlich auch für die Behinderten usw. - das ist etwas, was man schwer formulieren kann, das ist ein Lebensgefühl, es ist in den Köpfen anders verankert als bei uns. Ich würde das hier nicht schreiben, wenn ich es so nicht empfinden würde. Lieber wäre mir, es wäre genau anders herum, denn ich lebe hier und mache nur ab und zu Urlaub in den USA - aber es ist nun einmal so, wie es ist.