Hallo,
wir (meine Freundin, 29, und ich, 34) haben die Tagestour bis zum Colorado Mitte Juni letzten Jahres gemacht. Wir sind durchschnittlich fit und unsere Bergwanderungserfahrung beschränkte sich zu diesem Zeitpunkt auf zwei Wochen Wanderurlaub auf Cran Canaria. Da ich kein Reisetagebuch schreibe und das ganze bereits ein Weilchen zurück liegt, kann ich leider nicht mehr alle Details widergeben.
Um es vorauszuschicken: Ich hatte vorher Greywolfs Bericht im Netz gelesen und deshalb vor der Tour einen gesunden Respekt.
Übernachtet hatten wir damals in Tusayan und haben morgens den ersten Shuttle Bus zum South Kaibab Trailhead genommen. Dort sind wir ca. gegen 4.30 Uhr noch in völliger Dunkelheit angekommen.
Losgegangen sind wir so bald der Trail erkennbar war (ca. 4.45 Uhr). Ich weiss es leider nicht mehr genau, aber der Abstieg bis zum Colorado hat wohl ca. 3 h gedauert. Wie lange wir für die Strecke am Colorado benötigt haben, kann ich nicht mehr sagen. Am (unteren) Beginn des Bright Angel Trails sind wir wohl dann ca. gegen 9.30 Uhr gestartet. Der Aufstieg war eine ganz ordentliche Anstrengung, die wir bis dahin in diesem Umfang noch nicht erlebt hatten. Nach zahlreichen Stops (am letzten Resthouse sogar von einem Gewitter umrahmt) sind wir dann gegen 14.45 Uhr am Bright Angel Trailhead wieder angekommen. Wettermäßig hatten wir übrigens Glück. Es war fast den ganzen Tag über bewölkt und damit (mit Ausnahme des beschriebenen Gewitters) verhältnismäßig angenehm (für den Gran Canyon).
Fazit der Tour:
Es war eine interessante Erfahrung, aber mit Sicherheit kein Naturerlebnis. Wer die Schönheit des Canyon wirklich in sich aufnehmen will, dem empfehle ich die Tour nicht. Empfhehlenswert ist dagegen wirklich für JEDEN: frühes Aufstehen, um einen Sonnenaufgang am Rim des Canyon zu erleben.
Für alle, die sich dennoch entschließen nachfolgend zusammengefasst die wichtigsten Tips aus unserer Sicht:
1.
Sich bewusst sein, dass man in schwierigen Situationen auf sich selbst gestellt ist. (Das war für mich übrigens einer der wichtigsten Tips aus Greywolfs Bericht.) Und auch die häufig dramatisch klingenden Warnungen der Ranger ernst nehmen. Sollten sich unterweges Schwierigkeiten ankündigen (z. B. reibende Schuhe - NICHT ERST BLASEN), dann sollte man sofort und ohne zu zögern umkehren.
2.
Wegen der fehlenden Wasserstellen am South Kaibab Trail auf jeden Fall diesen Weg für den Abstieg und den Bright Angel Trail für den Rückweg wählen.
3.
So früh aufbrechen wie möglich. D.h. die Tour sollte beginnen, sobald der Trail in der Dämmerung erkennbar ist.
4.
Genug (jedoch wegen der Wasserstellen auf den Rückweg keine Unmengen) zu Trinken und zu Essen (am einfachsten Powerriegel) mitnehmen. Die Getränke sollte auf jeden Fall so reichlich sein, dass man (z.B. bei Schwierigkeiten) auch auf dem South Kaibab Trail unterwegs umkehren und den Rim wieder sicher erreichen kann. Ich weiss es nicht mehr gennau, bin aber der Meinung, dass wir beim Start insgesamt ca. 6 Liter Wasser dabei hatten.
5.
Bei der Wahl der Kleidung auch auf einen Gewitterguss gefasst sein. Wenn man durchnässt wird, erscheint dies zwar auf den ersten Blick bei den zu erwartenden Temperaturen als willkommene Abkühlung. Sollte danach jedoch Wind aufkommen, kann der Urlaub wegen einer schweren Erkältung ganz schnell einen bitteren Beigeschmack bekommen. Ach ja, insbesondere für den recht steilen Abstieg über den South Kaibab Trail sind Wanderstöcke ganz angenehm. Naja, und die Schuhe die sollten eben eingelaufen sein.
Viele Grüße
Thomas