So, Zeit für eine kleine Story also -
die Geschichte zum Bild Bestimmte Geschichten beginnen ja mit den Worten "Es war einmal.......oder vor langer Zeit ....." na ja - jedenfalls begebt Euch mit mir zurück in den Sommer 1995 (ja eben ..... lange her
)
Früher habe ich mal Volleyball gespielt und wurde mit einigen Mannschaftskameraden und einer kleinen Delegation nach Rußland eingeladen.
Rußland ist ja nun nicht gerade klein und der Name wo es hingehen sollte sagte mir gar nichts - Nowouralsk !
Wie sich herausstellte war ich nicht der einzige der das nicht kannte - es liegt, na sagen wir mal "etwas abgelegen" in unmittelbarer Nähe der natürlichen Grenze von Europa und Asien am Ural.
Also machte sich die fränkische Herde eines Sommermorgens im August 1995 mit dem Zug auf nach Frankfurt.
Von dort ging es mit Aeroflot zunächst nach London, von dort nach Moskau und nach Airportwechsel (zu dem wir einige Zeit Bus fahren mussten) auch noch
mal weiter nach Ekaterinburg der größten Stadt im Ural.
Bei diesem Flug mit Aeroflot blieben mir zwei Dinge im Gedächtnis - einmal das es nichts zu trinken gab (wir hatten ja schon einige Stunden Reise in den Knochen und hatten Durst) und das es dem Flugzeug gut getan hätte, wenn es auch nur im Ansatz den Anstrich bekommen hätte den die Stewardessen als Schminke im Gesicht trugen.
Irgendwann nach X Stunden landeten wir in Ekaterinburg - der größten Stadt der Region.
Die Reise war damit aber immer noch nicht zu Ende.
Wir durften in einen Uraltmuseumsbus einsteigen – der uns noch tiefer ins Hinterland – wohl tatsächlich ans Ende der Welt - bringen sollte.
Spätestens hier hatte wohl so mancher Angst – falls die Erde doch eine Scheibe ist – das wir jeden Moment über den Rand fallen – zu trinken gab’s wieder nichts.
Nach rund 5 Stunden Busfahrt (jede Postkutsche im wilden Westen wäre eine Wohltat dagegen gewesen) kamen wir dann endlich in Novouralsk an – und wurden gebührend mit Krimsekt im Pappbecher begrüßt – und wir hatten ja Durst.
Das war’s dann aber immer noch nicht – mit ebenso altersschwachen PKW’s wurden heraus aus der Stadt zu kleinen Holzhütten im Wald gebracht – dem Domizil für eine knappe Woche – das Sporthotel das eigentlich für unseren Aufenthalt auserkoren war, war ausgebucht.
In der Hütte legten sich jeweils 6 Leute lang – sanitäre Einrichtungen - komplette Fehlanzeige – zum Zähneputzen und Waschen gab es eine Wasserpumpe mit eiskaltem Flußwasser draußen vor der Tür und für die "Verrichtungen gewisser Geschäfte" – konnte man sich frei einen Donnerbalken im Wald aussuchen. Ja - nicht nur Amerika ist das Land der grenzenlosen Freiheit.
Am Abend gab es dann ein großes Fest mit den russischen Gastgebern.
Alle paar Minuten stand ein Russe auf, hielt eine kurze Rede (von der ich natürlich kein Wort verstand) und trank darauf einen Wodka.
Als höflicher Gast trank ich jedes mal mit – und Durst hatte ich ja immer noch auch – überhaupt gab es an dem Abend ausschließlich Bier, Sekt und Wodka – das Ende war vorhersehbar......
Der nächste Morgen war hart, sehr hart und das lag nicht nur an den harten Pritschen in der Hütte.
Mein Kopf fühlte sich schlechter an als wenn mir der Museumsbus vom Vortag 3 mal über die Birne gerollt wäre.
Wie aus einem Nebel hörte ich meinen Namen rufen in Verbindung mit den entsetzlichen Worten „Aufstehen“.
Als ob das nicht schon Horror genug gewesen wäre drang noch ein weiterer verhängnisvoller Satz in meinen noch in Halbtrance befindlichen Gehörgang: " ....und wir machen eine Wanderung“.
Dieser Satz ereilte mein Bewusstsein gerade in dem Moment als ich mir die Frage stellte ob ein Weiterleben mit diesem Schädel überhaupt einen Sinn gibt.
Ok, man darf sich ja keine Blöße geben – also quälte ich mich vor die Hütte und tappte groggy und grün im Gesicht hinter den anderen her.
Ein unvergesslicher Tag – es ging zu (unserem Suchbild) einer Bergkette mit dem Namen
7 Brüder – ich glaube ich hab 70 Brüder
gesehen – und mir war wirklich schlecht (man musste sogar etwas klettern
) - aber "I survived the seven brothers" könnte nach diesem Tag auf meinem T-Shirt stehen.
Ab dem Folgetag hat man uns morgens zum Frühstück immer in das Sporthotel gefahren.
Hier gab es sogar Toiletten – die hatten allerdings nahezu nie Klo-Papier – was immer zu intensiven Gesprächen und Tauschgeschäften auf dem Lokus um ein wertvolles Blatt führte.
Als uns unsere Russischen Gastgeber nach 4 Tagen mal zum Markt nach Ekaterinburg mitnahmen – haben wir dort keinen Schmuck oder Klamotten sondern Unmengen von
Klopapier erstanden.
Einen Abend waren wir auch als Gast jeweils zu zweit in einer Gastfamilie eines russischen Spielers – dort habe ich gelernt was Gastfreundschaft wirklich bedeutet – so gesehen wundert man sich das es diesen Begriff auf deutsch überhaupt gibt, denn dazwischen liegen Welten – die wollten ihr letztes Hemd für uns hergeben und hatten selbst eigentlich nicht gerade viel.
Der Spruch "Reisen bildet" hat sich in dieser Woche schon bestätigt. Mir war Rußland und seine Menschen davor völlig fremd - nun kannte ich wenigsten einen winzigen Teil davon und hatte gelernt, daß wenn man im Leben allzu sehr über die Stränge schlägt, tags darauf meist "die Belohnung" wartet (immer an diese Erkenntnis gehalten habe ich mich trotzdem nicht ).
So das war eine kleine Geschichte zu einem Foto, daß ich lange nicht mehr gesehen habe und der Dank dafür, daß Ihr für das aufstöbern dieses Fotos u.a. in der Mongolei, Japan, Kamtschatka, im Altai, in Tscheljabinsk, in der Ukraine und im Kaukasus, in Georgien, in Finnland und in Taschkent unterwegs wart !
Noch mal Danke für's mitmachen und viel Spaß mit den Rätseln !