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Autor Thema: Allein in einem fremden Land - Vietnam und Kambodscha im November 2011  (Gelesen 32185 mal)

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Doreen & Andreas

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ich war mal in Mallorca in einer großen Tropfsteinhöhle, die war genauso bunt angestrahlt und noch kitschiger: es fuhr ein Mann mit einem kleinen Boot über einen See so a la Gondoliere und dazu hat kitschige Musik gespielt, da war das hier noch dezent.
Das waren dann sicher die Cuevas del Drach bei Portochristo  :P
So schlecht fand ich die Führung gar nicht und so ein bisschen Kitsch darf es im Urlaub ruhig auch sein.  :lol:
Viele Grüße,
Andreas
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paula2

  • Paula
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ich war mal in Mallorca in einer großen Tropfsteinhöhle, die war genauso bunt angestrahlt und noch kitschiger: es fuhr ein Mann mit einem kleinen Boot über einen See so a la Gondoliere und dazu hat kitschige Musik gespielt, da war das hier noch dezent.
Das waren dann sicher die Cuevas del Drach bei Portochristo  :P
So schlecht fand ich die Führung gar nicht und so ein bisschen Kitsch darf es im Urlaub ruhig auch sein.  :lol:

ja fand ich auch in Ordnung obwohl die Höhle "pur" bestimmt auch sehr schön gewesen wäre. Wollte nur konstatieren, dass Asiaten nicht kitschiger sind als Europäer  :roll:

Flicka

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Ich könnte mir gut vorstellen, dass mir die angestrahlte Höhle gefällt, die Fotos tun es auf jeden Fall :daumen:




Uns hat sie super gefallen. Ist mal was völlig Anderes und meiner Meinung nach gut gemacht. Bei uns war sie aber zum Glück auch nicht so voll und unser Reiseleiter ließ uns genug Zeit.


Bei uns wars halt eher der Herdenauftrieb. ;-) Ich glaube, zwei Stunden später hätte man die Höhle völlig für sich gehabt.

Was Höhlen angeht, bin ich allerdings auch nicht mehr so leicht zu beeindrucken. Wir waren mal in Südafrika in einer sehr schönen Tropfsteinhöhle, und letztes Jahr hatten wir das Kontrastprogramm zum buntangestrahlten Herdenauftrieb, nämlich eine Führung in den Kartchner Caverns in Arizona. Dort ist ja eine "lebende" Tropfsteinhöhle, und man betritt die Höhle in einer Gruppe mit Guide durch ein Schleusensystem.

Was meine Meinung über den kitschigen asiatischen Geschmack betrifft: Das nehme ich mit größtem Bedauern zurück, denn Gondeln und Musikuntermalung gab es in der Höhle definitiv nicht. ;-)


Ansonsten freue ich mich natürlich, dass so viele von euch mit mir zurück nach Hanoi gefahren sind und mich weiter auf der Reise begleiten. Morgen gehts dann auch mit einem Tag in Hanoi weiter.

Flicka

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Montag, 7. November


Leider wache ich heute morgen doch schon um sechs Uhr auf, aber ich verbringe einfach noch zweieinhalb Stunden im Bett mit Reiseführerlesen, Deutsche Welle im Fernsehen schauen und Internetsurfen. Leider meldet Wetter.com für heute und morgen Regenwetter. Hm, mal sehen. Gestern auf der Rückfahrt hat es auch ab und zu heftig geregnet, aber ein paar Kilometer weiter war es schon wieder trocken. Ich hoffe also einfach das beste.

Nach einem Frühstück mit Mango-Bananen-Saft, Toast und einem Früchteteller steige ich dann mal wieder in ein Taxi und fahre für 30.000 Dong zum Ho-Chi-Minh-Mausoleum. Laut Reiseführer wollte „Onkel Ho“, der ein „bescheidener Mensch war, der den Verlockungen und Privilegien der  Macht gegenüber unempfindlich war“ eigentlich keinen Personenkult und verfügte in seinem Testament, er solle verbrannt und seine Asche in allen Teilen Vietnams verstreut werden. Irgendwie wurde das vom Politbüro nach seinem Tod aber falsch verstanden – um anderen Interpretationen vorzubeugen, wurde die Passage auch gleich aus seinem Testament gestrichen – und stattdessen ein Mausoleum gebaut, in dem Onkel Ho seit 1975 ähnlich wie Lenin einbalsamiert in einem gekühlten Raum liegt und täglich von andächtigen Landeskindern besucht wird.




Auf meinen Besuch muss Onkel Ho allerdings verzichten. Zwar ist seine alljährliche Generalüberholung inzwischen abgeschlossen, aber anscheinend hat er montags frei, denn da ist das Mausoleum geschlossen, und weil heute Montag ist, spaziere ich weiter, um wenigstens Onkel Hos Haus zu besuchen. Einer meiner Reiseführer behauptet, das Haus sei täglich geöffnet, der andere behauptet, es sei montags geschlossen. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte, denn das Haus ist montags geöffnet, aber nur am Vormittag. Für 25.000 Dong Eintritt darf man zuerst einen Blick auf den Präsidentenpalast werfen, der noch von den Franzosen errichtet worden war, der Onkel Ho aber zu protzig war.




Dann geht man weiter zu einem kleinen Anwesen im Park des Präsidentenpalastes, in dem Ho von 1954 – 1958 wohnte.




Mir hätte es dort ja gut gefallen, aber für Onkel Ho war es offenbar immer noch eine Spur zu dekadent. Also wohnte er ab 1958 in diesem Stelzenhaus.






Am Ende des Rundgangs kann man dann noch ein paar Ho-Chi-Minh-Devotionalien erwerben. Doch vor der Tür lauern schon die Verlockungen des Kapitalismus ;-)




Als nächstes schaue ich mir die Chua Mot Cot, die Ein-Säulen-Pagode, an. Auf dem Weg dorthin laufen mir noch ein paar Soldaten über den Weg.




Aber zurück zur Ein-Säulen-Pagode: Sie wurde ursprünglich bereits 1049 gebaut, nachdem der damalige Kaiser, kinderlos und darüber offenbar nicht sehr erfreut, angeblich nachts im Schlaf von der Göttin Quan Am, die auf einer Lotosblüte saß, eine göttliche Eingebung erhielt, sich eine neue, natürliche jüngere Frau nahm und nach der Geburt des ersehnten Sohnes die Pagode bauen ließ, die an eine Lotosblüte erinnern soll. Die Pagode ist seitdem mehrfach zerstört und wieder aufgebaut worden, zuletzt nach 1954, als sie von den Franzosen zerstört wurde. Die Göttin Quan Am wird dort heute noch angebetet.






An der Pagode verbringe ich ein wenig Zeit. Zuerst, um abzuwarten, dass die große Reisegruppe, die gerade aus einem Bus gespuckt wurde, die Treppe zur Pagode wieder räumt. Und dann, weil es inzwischen schon kurz nach zwölf ist und ich an der Pagode einen Stand mit frischen Kokosnüssen erspäht habe. Ich mache also eine kurze Rast an der Pagode und trinke dabei eine Kokosnuss leer, dann spaziere ich die Dien-Bien-Phu-Allee entlang, am Lenin-Denkmal und an der Zitadelle vorbei. (Davon gibts mal ausnahmsweise keine Bilder, der Tag heute ist mit Bildern sowieso schon über die Grenze des "Erlaubten" befüllt  :oops: )

Schließlich komme ich an der Chua Quan Su, der Botschafter-Pagode an, die laut Reiseführer das offizielle Zentrum des Buddhismus in Hanoi ist. Die Nonnen und Mönche, die der Reiseführer mir versprochen hat, erspähe ich allerdings nicht. Aber vielleicht sitzen sie ja gerade beim Mittagessen.






Ich bin inzwischen ziemlich erledigt. Der vorhergesagte Regen ist zwar bisher ausgeblieben, aber es ist drückend schwül. Also muss ich mal wieder etwas für meinen Flüssigkeits-Haushalt tun und lande im nächsten Restaurant, wo zwar die Speisekarte teilweise auf englisch verfasst ist, ich das Straußenfleisch mit Zitronengras aber quasi mit Händen und Füßen bestellen muss. Tiger Beer versteht der Kellner allerdings sofort. ;-) Danach schleppe ich mich ins Hotel zurück und halte erst einmal eine eineinhalbstündige Mittagspause, die aber leider dadurch gestört wird, dass das Zimmermädchen gerade im Nachbarzimmer werkelt.

So bin ich immer noch ziemlich müde, als ich gegen halb vier Richtung Altstadt marschiere. Auf dem Weg dorthin schaue ich ein wenig nach Tischläufern und bekomme den gleichen, den ich gestern auf dem Markt gekauft habe, sofort für 20.000 Dong weniger angeboten als ich gestern bezahlt habe. Dabei hatte ich mir doch eingebildet, die Verkäuferin so gut heruntergehandelt zu haben. Wahrscheinlich bin ich der Traum aller vietnamesischer Souvenirverkäufer. Die Verkäuferin, die mir wenig später im Dong Xuan Markt für 60.000 Dong eine Holzfigur verkauft, macht jedenfalls auch einen sehr fröhlichen Eindruck. Ich schaue mich noch ein wenig in der Markthalle um, die von oben bis unten mit Waren, vor allem Textilien vollgestopft ist.








Dann erforsche ich noch ein wenig die Altstadt. Die Straßen dort tragen Namen, die zumindest früher die Ware angaben, die in der jeweiligen Straße verkauft wurde. Beim Durchfahren mit dem Taxi habe ich schon Straßen mit Bambusleitern, mit Farbeimern und mit Särgen gesehen. Heute sehe ich unter anderem Papier-Opfergaben, Teppiche und Süßigkeiten. Und natürlich ist auch in der Altstadt Essen und Trinken ein Thema.






Am Bach-Ma-Tempel angekommen, in dem ein Weißes Pferd angebetet wird, stelle ich fest, dass sich ausnahmsweise beide Reiseführer irren. Der Tempel ist nicht täglich geöffnet, sondern montags geschlossen. Stattdessen schaue ich eine Straße weiter in eine kleine Pagode, in der die Mopeds im Vorraum vor einem Altar geparkt sind. Sozusagen eine Drive-In-Pagode.




Langsam wird es dunkel, und in den Garküchen auf den Straßen wird das Feuer fürs Abendessen geschürt.




Ich spaziere nach einem Abstecher zum Supermarkt zurück ins Hotel und bin kaum im Zimmer, als der vorhergesagte Regen plötzlich losbricht. Es ist zwar nur ein kurzer Schauer, aber später fängt es mehrfach nochmals zu regnen an. So mache ich das, was ich am besten kann: Picknick im Bett. Wetter.com meldet auch für morgen Regenwetter. Schade, denn morgen früh breche ich zu einer Zweitagestour auf, bei der auch Fahrradfahren und Wandern auf dem Programm steht. Ich packe also das Regencape in meine kleine Tasche und hoffe für die nächstes zwei Tage einfach darauf, dass sich meine 50.000-Dong-Spende in der Botschafter-Pagode bezahlt machen wird. ;-)

Gute Nacht!

rookie

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Hi Flicka,

ich finde deine Art des Schreibens total amüsant, muss halt immer wieder schmunzeln :wink:

Freu mich schon, wenn's wieder weiter geht...

LG Rookie
But anyway, I made a big mistake to join the conversation.
I will never do it again.
It really has no sense.
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Anti

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Ich kann mich rookie nur anschließen. Allerdings kommt schon fast der Verdacht auf, dass der Urlaub so schön war, weil es Tiger Beer gab... :wink: :wink: :wink:

Flicka

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Ja, ich muss zugeben, dass ich selbst schon kritisch hinterfragt habe, warum ich mich eigentlich im Urlaub so wohl gefühlt habe.

Es könnte zwar an der gelungenen Mischung zwischen Exotik und westlicher Bequemlichkeit oder zwischen Unterhaltung und Zeit zum Relaxen liegen oder an den netten Menschen, den Sehenswürdigkeiten, den schönen Zimmern und Kabinen oder dem leckeren Essen oder daran, dass ich an Ort und Stelle so erleichtert war, dass alles gut geklappt hat, nachdem ich mir vor dem Abflug doch solche Sorgen gemacht hatte.

Es könnte aber auch schlicht und ergreifend daran liegen, dass ich öfters leicht besäuselt war. ;-)

Angie

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Was man in deinem Reisebericht für tolle Hintergrundinformationen gleich mitgeliefert bekommt, ist Spitzenklasse :D :daumen:

Und Rookie muss ich zustimmen: Auch ich schmunzle immer wieder, dein Schreibstil ist echt köstlich :lol:

Nun wird es spannend, wie das Wetter sich entwickelt, denn wandern bei Regen ist nicht gerade das Gelbe vom Ei - außer, du hast genügend Tiger Beer dabei :wink: (ach, dichten kann ich auch? :wink:).


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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navajo_girl

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Klasse Bilder, gut geschriebener Bericht, da geht einem doch das Herz auf.

 :wink:

paula2

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Hallo Flicka,

wieder ein klasse Tag! Man merkt wie wohl du dich gefühlt hast, uns ging es damals genauso. Ich finde Vietnam ist genau die richtige Mischung aus Asien und -bedingt durch die Kolonialzeit- westlichen Einflüssen, dass man sich als Touri da wohl fühlt. Irgendwie haben es die Vietnamesen geschafft sich aus beiden Welten die besten Seiten zu nehmen.
Im Mausoleum hast du nicht viel verpaßt: man geht im Gänsemarsch durch eine protzige Halle, wird von Soldaten ermahnt sich ja sittsam zu benehmen und wirft einen Blick auf eine Leiche in einem Glassarg, das sieht aus wie Madame Toussauds Wachsfigurenkabinett.
ich freue mich auf die Fortsetzung  :D

Flicka

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Nachdem ich durch euer Lob hochmotiviert bin, den nächsten Teil des Reiseberichts einzustellen und ich morgen nicht dazu kommen werde, gibts für die Schlaflosen unter euch schon heute die Fortsetzung. Viel Spaß!


Dienstag, 8. November


Es ist wieder einmal frühes Aufstehen angesagt, denn ich werde heute zwischen halb acht und acht für meinen Ausflug ins Mai-Chau-Tal abgeholt. Um kurz nach sieben genehmige ich mir noch ein kleines Frühstück, dann wuchte ich meinen Koffer mal wieder hinunter in die Hotel-Lobby und gebe ihn dort zur Aufbewahrung ab. Und schon um kurz nach halb acht holt mich der Reiseleiter Son ab, bringt mich zum wartenden Auto und erklärt mir, dass wir noch drei weitere Leute abholen. Ich bin erleichtert, dass wir wie bei der Buchung versprochen nur eine kleine Gruppe sind.

In der nächsten halben Stunde steigen noch ein junges britisch-spanisches Paar und eine Kanadierin ein, dann machen wir uns auf den Weg ins etwa vier Stunden entfernte Mai-Chau-Tal. Zunächst durchqueren wir das moderne Süd-Hanoi, und als wir den Stadtrand erreichen, hat die mitteilungsbedürftige Kanadierin mir schon ihre halbe Lebensgeschichte offenbart. Bereits in den ersten fünf Minuten der Fahrt hatte ich ungefragt erfahren, dass sie aus Calgary kommt, dass Calgary eine Flugstunde von Vancouver entfernt liegt, dass Calgary die Olympischen Spiele hatte und dass Calgary als einziger Austragungsort Gewinn erzielt hat. Aha.

Na ja, wir biegen jedenfalls auf eine Autobahn ab, auf der tatsächlich fast nur Autos fahren. Son erklärt uns, dass das Tempolimit auf der Straße zunächst auf 100 km/h festgesetzt wurde, aber nachdem die Bevölkerung die Autobahn weiterhin auch für Mopeds, Fußgänger, und Waren aller Art inklusive dem Treiben von Viehherden nutzte und es zu mehrfachen Unfällen kam, musste das Tempolimit dann auf 80 km/h herabgesetzt werden. Für vietnamesische Verhältnisse kommt man da aber immer noch schnell voran.

Irgendwann endet die Autobahn im Nichts, wir biegen auf eine Landstraße ab und fahren durch Dörfer und hügelige Landschaften immer weiter nach Südwesten. Unterwegs halten wir an einer Raststätte, dann gibt es die ersten grünen Hügel und Kalksteinfelsen. Und schließlich können wir einen ersten Blick auf das Ziel unserer Reise werfen: Das Mai-Chau-Tal, ca. 150 km südwestlich von Hanoi. Leider bestätigen sich die Wetterprognosen, und es ist dicht bewölkt.



Zur Mittagszeit erreichen wir dann eine kleine Siedlung nahe dem Ort Mai Chau. Dort wollen wir in einem typischen Stelzenhaus übernachten. Im Tal leben vor allem Weiße Thai, eine der vielen Minderheiten Vietnams. Die Lodge in der wir übernachten, genannt „Mai Chau Nature Place“ liegt mitten im Dorf. Der kleine Affe, der an dem Schild festgekettet ist, wurde angeblich vom Besitzer der Lodge aus Tierliebe vor einem Jäger gerettet, dem er in die Falle gegangen war. Ich hinterfrage das mal lieber nicht.





Ich habe mich entschieden, nicht im Schlafsaal im "ersten Stock" zu übernachten, sondern habe ein dekadentes Privatzimmer gebucht. Als ich sehe, dass es ebenerdig direkt neben der Küche liegt und zwischen Zimmertür und Boden ein handbreiter Spalt vorhanden ist, wird mir dann doch etwas mulmig, zumal Son uns schon erzählt hat, dass die Bevölkerung hier auch Schlangen jagt und isst.



Aber jetzt bekommen erst mal wir unser Futter und starten dann zu einem ersten Erkundungsgang durchs Dorf.



Das posierende Mädel ist übrigens keine Weiße Thai, sondern gehört zu einer Gruppe kichernder junger Frauen, die nach Mai Chau zu einem Ausflug gekommen sind und die nun in geliehenen Gewändern durchs Dorf stakseln. Überhaupt gibt es im ganzen Dorf praktisch kein Haus, an dem keine Souvenirs für Touristen verkauft werden. Da kann man sich natürlich schon fragen, wie authentisch das ganze überhaupt ist. Andererseits arbeiten die Leute, die hier leben, in den Reisfeldern rings umher, halten Vieh, trocknen die Ernte.








Wir bekommen einen Einblick in das Leben, als wir am Nachmittag zu einer Radtour aufbrechen. Ausgerechnet jetzt setzt der angekündigte Regen ein, aber wir machen uns trotzdem auf den Weg und radeln durch Reisfelder, Dörfer und an Viehweiden vorbei. Manchmal treffen wir das Vieh auch auf der Straße.










Unterwegs kehren wir in einem Stelzenhaus zum Tee ein. Son erklärt uns, dass es im Dorf kaum noch junge Menschen gibt, weil sie in die Städte gezogen sind. Das kann ich nachvollziehen, denn außer Feldarbeit, Tücherweben und Souvenirverkauf gibt es hier vermutlich wenig Arbeit. Allerdings kann man sich die Zeit hier offenbar auch anders vertreiben - auch die kleinste Hütte hat hier eine Satellitenschüssel. Auch in dem Stelzenhaus in dem wir Tee trinken, steht als einziges Möbelstück eine Fernsehkonsole.




Das ist übrigens die Gastgeberin unserer "Teeparty":




Wir erreichen schließlich am späten Nachmittag wieder leicht durchnässt die Lodge. Nach einem letzten Spaziergang in der Dämmerung gibt es dann gegen 6 Uhr Abendessen, und spätestens jetzt ist es schon stockdunkel. Heute übernachten in der Lodge noch ein dänisches Paar, zwei deutsche Mädels und ein deutsche Paar. Wir schauen nach dem Abendessen noch in einem Nachbarhaus vorbei, wo eine belgische Reisegruppe übernachtet, für die eine Tanzgruppe auftritt. Irgendwie fühle ich mich da an Mallorca erinnert - auch wenn ich noch nie dort war. ;-)




Wieder an unserer Lodge angekommen, fühlt sich offenbar auch der auf Mallorca lebende Spanier an Mallorca erinnert und zieht mal schnell einen mallorquinischen Likör aus dem Gepäck. Einer der Deutschen geht noch Knabberkram kaufen, und wir verbringen noch ein paar Stunden Stunden zusammen an den Tischen im offenen „Erdgeschoss“ des Stelzenhauses, bevor wir dann doch einer nach dem anderen ins Bett bzw. auf die Schlafmatten verschwinden. Ich drapiere kunstvoll mein Moskitonetz übers Bett und stecke es gut unter der Matratze fest, damit sich bloß kein Moskito Zutritt verschafft – und möglichst auch keine Ratte oder Schlange. Gut, dass ich, die Prinzessin auf der Erbse, mir vorm Urlaub auch noch einen Seidenschlafsack gekauft habe, denn mit den leicht siffigen Leintüchern mag ich lieber nicht direkt in Berührung kommen. Nachdem ich alles, was ich heute nacht evtl. brauchen könnte, inklusive Taschenlampe, neben mir im Bett bereitgelegt und mir noch mal den Weg zur Toilette neben dem Haus eingeprägt habe, mache ich das Licht aus und dämmere langsam weg. Die deutschen Mädels haben erzählt, letzte Nacht habe der Hahn ab kurz nach drei unaufhörlich gekräht. Ich hoffe, dass er das morgen früh bleiben lässt.


Gute Nacht!

Angie

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Auch wenn ich mich nicht zu den Schlaflosen zähle - schließlich hinken wir der MEZ 1 Stunde nach :wink: - habe ich jetzt sofort deinen neuen Reiseberichttag lesen müssen, das geht nicht anders :wink:

Die Fahrradtour war toll! Ok, es hätte nicht regnen müssen, aber was ihr auf der Tour wieder alles zu Gesicht bekommen habt, ist fantastisch :D

Was mich natürlich jetzt noch interessieren würde ist, wie die Nacht verläuft: Mit oder ohne Schlangen? :think:


LG, Angie
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Angie

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Anti

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So über´s Land zu radeln ist wirklich nett. Stell dir vor, du hättest dich in Hanoi damit fortbewegen wollen.... Zu Fuß oder mit dem Rad bekommt man doch einen viel intensiveren Eindruck von Land und Leuten, finde ich.

Matze

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Es ist faszinierend, diese Eindrücke aus einem vollkommen unbekannten Land zu verfolgen.
Auch interessant geschildert, auch die Paddeltour und das Leben auf dem Boot.

Bei den Speisen wäre ich wohl etwas skeptischer ...

Gruß Matze




San Francisco!!

frontloop33

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Ist euch eigentlich auch die Ähnlichkeit (Absicht?  :oops: )  zwischen Onkel Ho und dem "KFC-Mann" aufgefallen?


Die "Hühnchen im Ei" waren mir damals zu krass.
Spinne musste reichen.