Vielleicht käme eine Andalusien-Rundreise in Betracht und sie suchen vorher im Internet, ob es dort vietnamesische Restaurants gibt?
Leider ist das keine Lösung, ich war mit meinem Freund diesen Sommer 3Wochen auf Andalusien Rundreise und wir haben nirgends ein vietnamesisches Lokal entdeckt
Schade, ich dachte schon, ich hätte den unmöglichen Kompromiss gefunden.
Aber jetzt gehts erst mal auf unserer Reise weiter. Alle da? Dann mal los:
Donnerstag, 3. NovemberAls der Wecker klingelt, hüpfe ich zwar nicht gerade aus dem Bett, aber ich fühle mich nach neun Stunden Schlaf definitiv fitter als gestern. Nach einem kurzen Frühstück (Tee, Obst und Toast mit Kiri-Käse; auf Nudelsuppe zum Frühstück habe ich heute keine Lust) fahre ich mit dem Taxi etwa 2 km zum Hanoi Cooking Centre, wo ich für heute vormittag einen Kochkurs „Vietnamese Street Food“ gebucht habe. Beim Bezahlen komme ich mal wieder mit der vietnamesischen Währung in Konflikt. Der Fahrer will irgendwas mit "vier" von mir haben. Ich werde aus dem Taxameter nicht schlau, und aus irgendeinem Grund bin ich der Meinung, er wolle vier Dollar und gebe ihm deshalb 80.000 Dong. Daran, wie breit er lächelt, merke ich allerdings schnell, dass ich ihn offenbar sehr großzügig bezahlt habe. Als ich anschließend im Cooking Centre nach dem angemessenen Preis frage, erfahre ich, dass dann doch 40.000 Dong gemeint waren. Na ja, wieder was dazugelernt.
Am Kochkurs nehmen etwa 12 Leute teil, und wir machen zuerst einen Marktgang. Vorbei an einer Händlerin, bei der unserer Führerin uns die unterschiedlichen Sorten Reis und Fischsauce erklärt.
Dann gehts hinein in eine Markthalle, wo wir zuerst an einem Stand mit Eiern halten. Dort liegen nicht nur „normale“ Eier, sondern auch bebrütete, die man darin erkennt, dass sie in einem Netz liegen.
Ansonsten gibt es viele Gewürze, Obst und Gemüse, und das Fleisch könnte man hier sogar vom Mofa aus kaufen. Ich stelle mir gerade vor, wie ich im Real-Markt mit dem Auto am Drive-In-Schalter ankomme und ein Pfund Hackfleisch ordere.
An einem Stand mit Muscheln und Schnecken aus den Reisfeldern gibt es auch Frösche oder Kröten zu kaufen, die in einem Netz vor sich hinzappeln und auf ihr weiteres Schicksal warten.
Auf dem Rückweg zum Cooking Centre sehe ich dann jemanden, der offenbar auch großen Bierdurst hat:
Außerdem kommen wir an einer Moped-“Waschanlage“ vorbei.
Im Cooking Centre kochen wir dann als erstes eine Pho, eine Suppe mit Rindfleisch und Nudeln, eines der typischen Gerichte Vietnams. Ungewöhnlich finde ich, dass das Fleisch separat gebraten und mit frischem Gemüse in das Schälchen gegeben wird. Erst dann wird die Rinderbrühe darüber gegossen, die zuvor acht Stunden gekocht hat. Die Suppe essen wir direkt. Na ja, dann halt doch Nudelsuppe zum zweiten Frühstück.
Während wir dann anschließend fleißig Pfannkuchenteig herstellen, uns bemühen, Mohrrüben in kleine Blumenscheiben zu schneiden, mit einem Schälmesser nudelartige Streifen von verschiedenen Gemüsen schneiden, Salatsaucen zubereiten und Frühlingsrollen wickeln, kocht der Küchenchef die drei bebrüteten Eier, die wir auf dem Markt gekaufen haben. So sehen sie von der Schale befreit aus:
Und das ist das ausgebrütete Küken, das vom restlichen Eiweiß und Dotter befreit wurde. Ein mutiger Australier probiert und findet es gar nicht schlecht – ich hätte es definitiv nicht essen können.
Nach dem Kochkurs dürfen wir unsere Ergebnisse im Restaurant verspeisen. Es gibt Garnelen-Süßkartoffel-Pfannkuchen, die im Wok fritiert wurden, Frühlingsrollen mit einem süß-scharfen Dip, einen Papaya-Bananenblüten-Salat und geröstete Bananen in warmer Kokosmilch. Auf den Fotos sind die Gericht teilweise zu sehen:
Es schmeckt lecker und ich spüle es natürlich mit Hanoi-Bier hinunter. Während des Essens kommen wir alle miteinander ins Gespräch. Die anderen Teilnehmer kommen aus den USA und aus Australien, wir jammern alle ein wenig über die Zeitumstellung und erzählen uns, was wir in den nächsten Tagen noch vorhaben. Mindestens fünf der anderen fahren morgen wie ich in die Halong-Bucht. Ich bin gespannt, ob ich vielleicht den ein anderen anderen auf „meinem“ Schiff wiedersehen werde.
Den Rückweg zum Hotel meistere ich dann zu Fuß, ohne mich zu verlaufen und ohne überfahren zu werden. Überhaupt werde ich immer gelassener, was den Auto- und Mopedverkehr betrifft: Wenn man ruhig und aufrecht am Straßenrand entlangmarschiert und beim Überqueren lässig voranschreitet, wird man offenbar Teil des Gesamtkunstwerks, und außer einem gelegentlichen Anhupen passiert nichts. Als ich dann allerdings unvermittelt auf Bahngleise stoße, schaue ich dann doch lieber zweimal in beide Richtungen.
Im Hotel angekommen gönne ich mir eine Stunde Mittagspause und fahre dann mit dem Taxi zum Tempel der Literatur. Diesmal zahle ich 30.000 Dong. Na ja, eigentlich wären es 28.000 Dong, aber der Fahrer macht gar keine Anstalten, mir 2.000 Dong herauszugeben, und nachdem ich ja heute morgen fröhlich 40.000 Dong „Trinkgeld“ gegeben habe, will ich jetzt nicht auf umgerechnet 7 Cent beharren.
Der Tempel der Literatur, erbaut im Jahr 1070, ist gut besucht, von Asiaten und „Westlern“. Ich spaziere durch die verschiedenen Höfe, in denen fast tausend Jahre lang nach konfuzianischen Regeln die Prüfungen der Mandarine, der Staatsbeamten, durchgeführt wurden. Wer damals in den Staatsdienst wollte, brauchte unter anderem ein Zelt und ziemlich viel Zeit: Die Prüfungen, die nur alle drei Jahre stattfanden, dauerten über 30 Tage. Laut Reiseführer bestanden im Jahr 1733 nur acht von 3000 Kandidaten...
Auf diesen Stelen wurde man namentlich verewigt, wenn man zwischen 1442 und 1779 bei den glücklichen Gewinnern war:
Vorbei am Altar des Konfuzius komme ich schließlich in die „Ehrenhalle des großen Erfolges“, wo Konfuzius auf einem vergoldeten Altar thront. Dort schiebt gerade ein junger Mann eine Kekspackung nach hinten, plaziert 3 Früchte und einen Geldschein davor und spricht dann, flankiert von drei anderen jungen Männern ein umfangreiches Bitt- oder Dankgebet, das von zahlreichen Verbeugungen begleitet wird.
In der letzten Halle treffe ich dann auf weitere ehrwürdig auf Altären thronende Männer, aber ob es sich dabei um Herrscher, Preisträger oder Konfuzius-Schüler handelt, bekomme ich nicht heraus. Zum Schluss kaufe ich mir noch für 60.000 Dong eine dunkel bemalte Gips-Schildkröte. Das Kichern, mit dem die Verkäuferin mein Geld entgegennimmt, lässt mich schlimmes ahnen. Wahrscheinlich hat sie das Geschäft des Tages gemacht. Aber ich will jetzt endlich mein erstes Souvenir, und wie gesagt habe ich heute ja schon 42.000 Dong Trinkgeld gegeben.
Es wird schon langsam dunkel, aber ich will trotzdem wieder zu Fuß zum Hotel gehen. Der Verkehr in den Straßen ist allerdings noch schlimmer als heute mittag, und ich mache eine neue Entdeckung. Offenbar ist der vietnamesische Moped-Fahrer der Meinung, dass ein Bürgersteig, der nicht von Mopeds, Garküchen und Waren aller Art vollgestellt ist, für Fußgänger alleine viel zu schade wäre. Also wird an geeigneten Stellen ein Teil des Straßenverkehrs auf den Bürgersteig verlagert. Im Ergebnis muss ich also auch noch entgegenkommenden Mopeds ausweichen, während ich um Kochtöpfe, Hocker und eine Frau herumlaufe, die sich gerade vor einem Laden die Fußnägel lackieren lässt. Der Straßenverkehr sieht übrigens so aus, und auch da schaffe ich ein paar Straßenüberquerungen ohne Verletzungen:
Im Hotel komme ich schließlich um kurz nach sechs Uhr an, und da bin ich auch noch fest entschlossen, heute abend noch mit dem Taxi zu einer Shopping Mall zu fahren. Spätestens um halb acht, als ich immer noch platt auf dem Bett liege, wird mir aber klar, dass ich das Zimmer heute nicht mehr verlassen werde. Also schreibe ich noch an meinem Reisebericht weiter, belege alle Steckdosen mit Akku-Aufladegeräten, trinke das Tiger Beer aus dem Kühlschrank und packe eine kleine Tasche. Morgen werde ich Hanoi für zwei Nächte verlassen, und mein großer Koffer darf im Hotel auf mich warten. Die Halong-Bucht wartet auf mich, und ich freue mich darauf, den lärmenden Verkehr für ein paar Tage hinter mir zu lassen.
Gute Nacht!