Und nun folgt schon der letzte ganze Urlaubstag? Leute, wie die Zeit vergeht
Ja, nur noch einmal schlafen, dann müssen wir wieder zurückfliegen.
Aber jetzt gehts erst nochmal zu den Tempeln:
Mittwoch, 16. NovemberAls ich heute morgen das Hotel verlasse, wartet „mein“ Tuk-Tuk-Fahrer Da schon auf mich. Ich zeige ihm auf der Karte, welche Tempel ich mir heute gerne anschauen will und klettere ins Tuk-Tuk, wo ich dann schon gleich auf den ersten Unterschied treffe zu dem vorgestern über das Hotel gebuchten Tuk-Tuk: Vorgestern musste ich selbst unterwegs regelmäßig Nachschub an Getränken kaufen. Heute steht schon eine gefüllte Kühlbox bereit.
Eigentlich wollte ich Preah Khan auslassen, weil ich diesen Tempel schon auf der Fahrradtour besucht hatte, aber als wir dort ankommen, gehe ich doch ein zweites mal durch den Tempel und bereue es nicht. Es ist doch ein Unterschied, ob man dreckig, verschwitzt und mit ca. 20 km in den Beinen durch einen Tempel stolpert und ein paar „Pflichtbilder“ macht oder ob man ausgeruht und mit kaltem Wasser versorgt hindurchspaziert. Beim Fotografieren spricht mich dann einer der Tempelpolizisten an, zeigt mir eifrig Fotostandorte und schließt die kleine Privatführung mit den Worten, wenn ich „kind“ wäre, könne ich ja eine kleine „Donation“ machen. Ich frage zurück „Donation for you?“, und klar, natürlich ist es eine Spende für ihn. Hm, von einem Polizisten um Trinkgeld gebeten zu werden ist natürlich nichts, was das Vertrauen in die Staatsgewalt stärkt.
Als nächstes fahren wir zum Neak-Pean-Tempel, der inmitten von einigen Wasserbecken liegt. Schon der Weg dorthin führt über einen langen Holzsteg übers Wasser. Leider gibt es derzeit wohl zu viel Wasser um den Tempel herum, und so kann man nicht um und durch den Tempel gehen. Also marschiere ich zurück zu Da und seinem Tuk-Tuk und wir fahren nach Ta Som. Hier gibt es einige Gesichter wie am Bayon, und einige Bäume wie in Ta Prohm.
Danach kommen wir auf dem Weg zu den nächsten Tempeln an leuchtend grünen Reisfeldern vorbei. Da, der Tuk-Tuk-Fahrer kann anscheinend nicht verstehen, was ich an Reisfeldern und Palmen so besonders finde, und ich versuche ihm zu erklären, dass es zu dieser Jahreszeit in Deutschland ziemlich grau, regnerisch und dunkel ist.
Anschließend kommen wir am Östlichen Mebon an. Der Tempel bietet ein paar Steinelefanten, die von den Ecken hinunterschauen. Ansonsten ist er aber nicht so fotogen.
Inzwischen ist es dann doch schon fast ein Uhr, und bevor ich die beiden letzten Tempel für heute besuche, will ich eine Kleinigkeit essen und lade auch Da dazu ein. Ich bestelle mir ein typisch kambodschanisches Essen, nämlich Amok, eine Art Curry mit Kokosmilch und scharfen Gewürzen und er bestellt sich Spiegelei und Pommes Frites.
Beim Essen fragt er mich dann nochmals zum Thema Wetter, und als ich von den Schneefällen von letztem Jahr erzähle, schaut er mich an, als würde ich gerade von der Eroberung des Südpols erzählen. Schnee gibt es in Kambodscha nicht, und heute ist mit nur knapp über 30 Grad nach kambodschanischen Maßstäben ein eher kühler Tag. Er selbst erzählt von seiner Mutter, die mit seiner Schwester in seinem Heimatdorf lebt, etwa 100 km von Siem Reap entfernt. Er selbst ist nach Siem Reap gekommen, weil es in seiner Heimat keine Arbeit für ihn gibt. Durch die Hochwasser der letzten Wochen, berichtet er weiter, wurde ein großer Teil der Reisernte vernichtet, so dass die Bauern nicht nur keinen Reis verkaufen, sondern ihn selbst zukaufen müssen, und wer dafür kein Geld hat, hat nichts zu essen. Mein Fahrer erzählt, er wolle einmal Guide werden, und dafür lernt er eifrig Englisch, während ich durch die Tempel spaziere und liest in einem Führer über die Tempel. Ich drücke ihm die Daumen, dass er es schafft.
Pre Rup, der nächste Tempel, ist eine „bessere“ Version des Östlichen Mebon. Dort werde ich von einem Mönch – oder zumindest jemandem, der sich als Mönch ausgibt, genötigt, der Buddha-Statue ein paar Räucherstäbchen zu spenden, dann erfolgt die Anweisung „Here Money“, und ich stopfe einen Dollar in die Donation-Box, und zwar möglichst so, dass er sie nicht wieder herausfischen kann, was natürlich nichts bringt, falls er abends ohnehin die Spendenkasse mit heimnimmt.
Der letzte Tempel, Banteay Kdei, bietet dann wieder eine schöne Mischung aus Gesichtern, Bäumen und Steinschnitzereien.
Auf dem Rückweg nach Siem Reap legen wir noch einen Stopp ein, und zwar an einer Gedenkstätte für ein Killing Field. Im ganzen Land, auch hier bei Siem Reap, wurden Ende der 70er Jahre unter der Herrschaft des Polpot-Regimes Menschen auf solchen Killing Fields brutal umgebracht. Etwa 2 Millionen Menschen, ein Drittel des kambodschanischen Volks, starb durch diese Morde oder aufgrund von Mangelernährung.
In der Gedenkstätte gibt es zwei Tafeln mit Fotos von Getöteten, und in einer Stupa mit Glaswänden sind Schädel von Opfern aufgeschichtet.
Nebenan steht auch ein buddhistischer Tempel, in den ich auch kurz hineinschaue und nochmal einen Dollar in eine Donation-Box stopfe.
Schließlich bringt mich Da zurück zum Hotel. Es ist vier Uhr, und so verbringe ich noch eine gute Stunde am Hotelpool, bevor ich es dann gerade noch rechtzeitig zum Shuttle-Bus schaffe, der um 18.00 Uhr ins Zentrum von Siem Reap fährt. Heute ist der letzte Urlaubsabend, und ich begehe ihn mit Erdbeer-Margaritas und leckerem mexikanischen Essen. Vielleicht nicht ganz stilecht, aber Da hat heute mittag ja auch nicht gerade typisch kambodschanisch gegessen. Ich bummele dann noch durch ein paar Souvenirgeschäfte und kaufe ein paar Mitbringsel, schaue noch in einen Supermarkt und nehme dann ein Tuk-Tuk zurück zum Hotel. Um neun Uhr im Bett zu liegen ist auch nicht gerade standesgemäß für den letzten Urlaubsabend, aber ich bin hundemüde und ich will morgen ja noch etwas unternehmen und stelle mir den Wecker – seufz – auf sechs Uhr. Dann steht zum Abschluss noch der Besuch eines besonderen Juwels auf dem Plan: Die „Zitadelle der Frauen“.
Gute Nacht!