Sonntag, 12.02.2012: Auf in den SüdenDer Wecker klingelte früh, noch vor dem Hellwerden, denn wenn ich es schon wagte, am Abflugtag erst von Erfurt nach Frankfurt zu fahren, dann wollte ich wenigstens einen gehörigen Sicherheitszeitzuschlag haben.
So ging es dann schon um 7.30 Uhr bei etwa -20 Grad los. Da alles glatt ging und wie immer viel zu früh statt wie befürchtet in letzter Sekunde die Frankfurter Skyline vor mir lag, fuhr ich noch nach Kelkheim, trank bei meinen Verwandten noch einen Kaffee und lud meine Mutter dort ins Auto.
Online-Einchecken bei Condor war doof und völlig überflüssig, denn die Dame am Schalter tippselte bei der Kofferabgabe eine Ewigkeit auf ihrem Rechner herum und druckte uns dann doch noch herkömmliche Bordkarten aus. Es dauerte länger als normales Einchecken am Schalter.
Gemächlich wanderten wir zum Gate, wo eine Menge rüstiger Rentner und eine Handvoll sehr junger Leute und ich dazwischen versammelt waren.
Das Boarding begann nicht pünktlich, dann drehten wir eine ausführliche Besichtigungsfahrt über den Airport, dann funktionierte irgendetwas nicht und mit einer dreiviertel Stunde Verspätung ging es endlich los. Die Landung sollte aber trotzdem nur eine viertel Stunde später als geplant sein.
So geschah es auch. Kaum war ich erstaunt, dass keiner nach der Landung klatschte, ging es auch schon los, allerdings nicht direkt nach dem Aufsetzen der Maschine, sondern erst, als die Purserette (ist das die richtige weibliche Form von "Purser"?) sich verabschiedete. Der Flug übrigens war gut: Es gab Lasagne und genug zu trinken, die Crew war gut drauf und der Sitzabstand OK.
Der Flughafen Malaga war großzügig, hell, freundlich und klar strukturiert, das Gepäckband und später Europcar waren schnell gefunden, sodass wir etwa eine Stunde nach der Landung in einem nagelneuen Opel Corsa saßen mit nur 270 Kilometern, sodass wir diesen im Grunde noch einfahren mussten. Die Mitarbeiterin sprach übrigens neben Spanisch und Englisch auch Deutsch, was nicht bei allen im Service Tätigen in den Orten abseits der Küste selbstverständlich ist.
An der Stelle wäre vielleicht noch erwähnenswert, dass es nicht verkehrt ist sich in ein Auto zu quetschen, das so klein wie möglich ist, denn im Gegensatz zu den USA fährt man ja keine langen Strecken und ein wendiges und übersichtliches Autochen ist bei den schmalen Gässchen, durch die man manchmal fährt, die zudem manchmal noch zugeparkt sind, Gold wert.
Nur leider machte die Navi auf dem Nokia nicht mit. Das musste ich dann abends in einer für beide Seiten gefühlt mehrstündigen Telefonkonferenz mit meinem höchst privaten Technikberater erst besprechen, ab dann ging es reibungslos.
Egal, deutlich später als nach reiner Fahrzeit zu erwarten, landeten wir in Ronda in unserem kleinen, niedlichen und individuellen Boutiquehotel Montelirio, eines der niedlichsten Hotels, in denen ich jemals gewesen bin, absolut und ohne Abstriche zu empfehlen, wenn man nicht gerade Wert legt auf opulente Frühstücksbuffets.
Übrigens, wie meine Mom zu berichten wusste, musste der während der Fahrt leider nur noch zu erahnende Blick von der Straße zurück zum Mittelmeer toll sein, leider hatten wir nach der inzwischen eingetretenen Dunkelheit auf dem Weg nach Ronda nicht mehr sehr viel davon.
Solange es hell war, fuhren wir nur durch die furchtbaren Küstenorte Torremolinos und Fuengirola, in denen im Sommer sicherlich die Strandsüchtigen in Meuten unterwegs waren und den Ort bevölkerten. Hier ist sicherlich der Loriotsketch gedreht worden, in dem Familie Hoppenstedt stundenlang zwischen Beton umherirrt mit Luftmatratze und anderem Strandequipment bewaffnet, wo Mutter immer wieder ruft "Kinder, ich muss jetzt aber ans Wasser" und das Kind mehrfach einen Esel in der Betonwüste entdeckt ("Sieh mal Mutti, ein Esel") bis zum Sonnenuntergang. Nun in der absoluten Nebensaison beeindruckte jedenfalls die Architektur dieser Orte durch ihre graue Schlichtheit bei geschlossenen und verrammelten Läden und Restaurants, durch die der eine oder andere Rentner schlich, der möglicherweise auf der Flucht vor dem mitteleuropäischen Winter hier seine wohlverdiente Ruhe genoss. Nee, dann doch lieber eine Woche Winter am Meer in der Bäderarchitektur auf Rügen oder Usedom. Aber um seine Depressionen zu pflegen, sind diese Orte im Februar sicherlich unübertroffene Destinationen.
Kalt war es und klar als wir endlich ankamen, Ronda lag schließlich etwa 700 Meter hoch. Wir gingen nur noch den kurzen Weg in die nächstgelegene Tapasbar, wo es schlechte Tapas und kratzigen Wein gab, aber dieser süße Ort machte vieles wieder wett und es gab bestimmt auch gute Lokale hier irgendwo. Außerdem brauchte man ja immer noch die Möglichkeit einer Steigerung.
Erwartungsvoll schlief ich ein in dem bequemen Bett in dem schönen Zimmer. War auch nicht schwer, denn Ronda ist nachts ruhig und wie ausgestorben, da es zumindest nun außerhalb der Saison wohl ohnehin eher im Dornröschenschlaf lag.
Ronda bei Nacht:
Blick aus dem Hotelfenster: Sehr hübsch, zur anderen Seite ist der Blick aber einfach nur Wooooowww!