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Autor Thema: Auf den Spuren der Mauren: Eine Woche Vorfrühling in Andalusien 2012  (Gelesen 18052 mal)

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Inspired

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Hallo zusammen,

gerade erst zurück, geht es diesmal flott los mit einem Reisebericht. Ich habe es nämlich geschafft, immer mal nebenbei mit dem Schreiben zu beginnen, sodass Ihr nun  sozusagen die Aufzeichnung eines Live-Berichtes lesen könnt. Nebenbei habe ich immer bei Paula mitgelesen, die derzeit auch ihren Andalusien-Reisebericht schreibt und finde es spannend, was wir gleich oder ähnlich wahrgenommen haben und was unterschiedlich. Vielleicht ist es somit ganz gut, dass sich hier zwei Reiseberichte und somit auch zwei verschiedene Sichtweisen ergänzen.

Dass es nach Andalusien gehen sollte, stellte sich für mich ungewöhnlich spät heraus, nämlich zu Weihnachten. Mann, war das dieses Jahr schwer zu entscheiden, wo ich meinen Resturlaub verbringen wollte! Irgendwann im November entschied ich mich ganz dekadent für eine gute Woche Thailand. Air Berlin flog immerhin direkt nach Phuket, wenn auch für einen stolzen Preis und ich buchte.

Denkste, dass du nach Thailand fliegst. Nachdem eine Auslandüberweisung für die Anzahlung des Hotels für schlappe 80 Euro Gebühr einmal um die halbe Welt gereist war und schließlich wegen der hohen Gebühr nur noch knapp mehr als die halbe Anzahlung wieder auf meinem Konto gelandet war, entschied Herr Mehdorn oder einer seiner Vasallen den Flug zu streichen. Somit hätte ich zwei Tage früher direkt wieder zurückfliegen können oder einen Tag früher oder später mit Umsteigen.

Nach langen Geduldsübungen in der Hotline stornierte ich dann den Flug und konnte neu planen. Nur war ich mir nicht mehr so sicher, wohin es gehen sollte. Von 3 Tagen Bangkok und 5 Tagen Phuket mit Thai Airways bis hin zu einer Woche Ostsee im Winter war plötzlich alles drin.

Kurz vor Heiligabend war es dann so weit, dass Condor Fliegenpreise einstellte unter anderem auch nach Malaga und gleichzeitig in einem Reiseforum Andalusien diskutiert wurde. Nun, da erwartete ich immerhin ein bisschen mehr Frühling als an der Ostsee und weniger Reisestress als für eine Woche Thailand und drückte den Buchen-Button. Als ich das dann zum weihnachtlichen Raclette am 24.12. verkündete, rief es aus dem Off "och, da komme ich doch mit" und schwuppdiwupp war auch für Mutter ein Ticket gebucht.

Nun, am Tag nach der Rückkehr und nachdem ich im Traum nochmals in der klaren Luft und der Sonne mit den herrlichen Farben unterwegs war, die herrlich entspannte Vorsaison-Atmosphäre und die in den allermeisten Fällen sehr angenehme Freundlichkeit Andalusiens noch nachwirken, freue ich mich, die Reise sozusagen im Nachhinein nochmals so richtig genießen zu können.

Wir sind unterwegs vom 12. bis zum 19. Februar. Sonntag sollten wir uns am Flughafen in Frankfurt treffen und bis dahin durfte ich dann noch den doch recht spät eingetroffenen Winter in Deutschland bei -15 Grad genießen.

So sollte es kommen: Flug nach Malaga, Mietwagen übernehmen, Fahrt nach Ronda für die erste Nacht, Weiterfahrt für 3 Nächte nach Sevilla, eine Nacht Zwischenstopp in Cordoba und nach weiteren 2 Nächten in Granada um die Alhambra zu besichtigen, sollte es dann zurück nach Deutschland gehen.

Wer also mitfahren möchte, packe also bitte Sonnenbrille, eine nicht zu warme, aber auch nicht zu dünne Jacke, für morgens und abends einen Schal ein und am besten Schuhe mit dicken, gut gedämpften Sohlen, weil das auf dem unebenen Pflaster die Füße danken, wir gehen nämlich viel zu Fuß durch die Städte, mein Schrittezähler hat im Durchschnitt über 20.000 Schritte registriert, was wohl fast 15 km am Tag entspricht.


Grimmiger Wolf

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Dann bin ich mal der Zweite und habe natürlich Paula den Vortritt gelassen, so gehört es sich ja!

Gleichartiges und Verschiedenes werde ich, wenn meine Mitfahrt geduldet wird, bestimmt bei parallel zu lesenden Berichten erfahren und meine Planungen vielleicht in spanischsprachige Gefilde erweitern, obwohl ich das Portugisisch vom Klang her viel schöner finde. Ist für meine Ohren nicht so hart, sondern viel melodiöser - aber da mag ich natürlich auch Widerspruch ernten. Ich bin ja schon froh, wenn ich einen Bericht in gutem Deutsch verfolgen darf.

Beste Grüße vom ungrimmigen Wolf

Gruß vom Grimmigen Wolf

Anti

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Ich will auch noch schnell mit!

Inspired

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Ja, Portugiesisch  höre ich auch gerne, kann das aber nicht. Ein paar Spanischkenntnisse sind bei Portugalreisen aber zumindest zum Lesen Gold wert, wie ich finde.

Und, was mir echt zu meiner Erleichterung aufgefallen ist: Im Spanischen ist das Hörverstehen schneller und zuverlässiger als in anderen Sprachen, selbst einfacher als im Englischen, wie ich finde. Ich habe vor ewigen Zeiten mal ein paar Jahre Spanisch gelernt, da war ich noch Schülerin und bin im örtlichen Volkshochschulkurs immer wieder auf dem Niveau fortgeschrittener Anfänger oder so eingestiegen, wenn die weiteren Kurse mangels Beteiligung eingegangen sind. Korrekte Sätze bilden kann ich kaum mehr und im Spanischen erkenne ich gerade mal, wenn von Zukunft oder Vergangenheit die Rede ist (Perfekt kann ich gerade mal so bilden). Aber ich bilde mir ein, relativ viel verstanden zu haben von dem, was man als Touri so braucht und was ich auf der Straße mal so mitgehört habe. Das hat auch richtig Spaß gemacht.

Inspired

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Sonntag, 12.02.2012: Auf in den Süden

Der Wecker klingelte früh, noch vor dem Hellwerden, denn wenn ich es schon wagte, am Abflugtag erst von Erfurt nach Frankfurt zu fahren, dann wollte ich wenigstens einen gehörigen Sicherheitszeitzuschlag haben.

So ging es dann schon um 7.30 Uhr bei etwa -20 Grad los. Da alles glatt ging und wie immer viel zu früh statt wie befürchtet in letzter Sekunde die Frankfurter Skyline vor mir lag, fuhr ich noch nach Kelkheim, trank bei meinen Verwandten noch einen Kaffee und lud meine Mutter dort ins Auto.

Online-Einchecken bei Condor war doof und völlig überflüssig, denn die Dame am Schalter tippselte bei der Kofferabgabe eine Ewigkeit auf ihrem Rechner herum und druckte uns dann doch noch herkömmliche Bordkarten aus. Es dauerte länger als normales Einchecken am Schalter.

Gemächlich wanderten wir zum Gate, wo eine Menge rüstiger Rentner und eine Handvoll sehr junger Leute und ich dazwischen versammelt waren.

Das Boarding begann nicht pünktlich, dann drehten wir eine ausführliche Besichtigungsfahrt über den Airport, dann funktionierte irgendetwas nicht und mit einer dreiviertel Stunde Verspätung ging es endlich los. Die Landung sollte aber trotzdem nur eine viertel Stunde später als geplant sein.

So geschah es auch. Kaum war ich erstaunt, dass keiner nach der Landung klatschte, ging es auch schon los, allerdings nicht direkt nach dem Aufsetzen der Maschine, sondern erst, als die Purserette (ist das die richtige weibliche Form von "Purser"?) sich verabschiedete. Der Flug übrigens war gut: Es gab Lasagne und genug zu trinken, die Crew war gut drauf und der Sitzabstand OK.



Der Flughafen Malaga war großzügig, hell, freundlich und klar strukturiert, das Gepäckband und später Europcar waren schnell gefunden, sodass wir etwa eine Stunde nach der Landung in einem nagelneuen Opel Corsa saßen mit nur 270 Kilometern, sodass wir diesen im Grunde noch einfahren mussten. Die Mitarbeiterin sprach übrigens neben Spanisch und Englisch auch Deutsch, was nicht bei allen im Service Tätigen in den Orten abseits der Küste selbstverständlich ist.

An der Stelle wäre vielleicht noch erwähnenswert, dass es nicht verkehrt ist sich in ein Auto zu quetschen, das so klein wie möglich ist, denn im Gegensatz zu den USA fährt man ja keine langen Strecken und ein wendiges und übersichtliches Autochen ist bei den schmalen Gässchen, durch die man manchmal fährt, die zudem manchmal noch zugeparkt sind, Gold wert.

Nur leider machte die Navi auf dem Nokia nicht mit. Das musste ich dann abends in einer für beide Seiten gefühlt mehrstündigen Telefonkonferenz mit meinem höchst privaten Technikberater erst besprechen, ab dann ging es reibungslos.

Egal, deutlich später als nach reiner Fahrzeit zu erwarten, landeten wir in Ronda in unserem kleinen, niedlichen und individuellen Boutiquehotel Montelirio, eines der niedlichsten Hotels, in denen ich jemals gewesen bin, absolut und ohne Abstriche zu empfehlen, wenn man nicht gerade Wert legt auf opulente Frühstücksbuffets.

Übrigens, wie meine Mom zu berichten wusste, musste der während der Fahrt leider nur noch zu erahnende Blick von der Straße zurück zum Mittelmeer toll sein, leider hatten wir nach der inzwischen eingetretenen Dunkelheit auf dem Weg nach Ronda nicht mehr sehr viel davon.

Solange es hell war, fuhren wir nur durch die furchtbaren Küstenorte Torremolinos und Fuengirola, in denen im Sommer sicherlich die Strandsüchtigen in Meuten unterwegs waren und den Ort bevölkerten. Hier ist sicherlich der Loriotsketch gedreht worden, in dem Familie Hoppenstedt stundenlang zwischen Beton umherirrt mit Luftmatratze und anderem Strandequipment bewaffnet, wo Mutter immer wieder ruft "Kinder, ich muss jetzt aber ans Wasser" und das Kind mehrfach einen Esel in der Betonwüste entdeckt ("Sieh mal Mutti, ein Esel") bis zum Sonnenuntergang. Nun in der absoluten Nebensaison beeindruckte jedenfalls die Architektur dieser Orte durch ihre graue Schlichtheit bei geschlossenen und verrammelten Läden und Restaurants, durch die der eine oder andere Rentner schlich, der möglicherweise auf der Flucht vor dem mitteleuropäischen Winter hier seine wohlverdiente Ruhe genoss. Nee, dann doch lieber eine Woche Winter am Meer in der Bäderarchitektur auf Rügen oder Usedom. Aber um seine Depressionen zu pflegen, sind diese Orte im Februar sicherlich unübertroffene Destinationen.

Kalt war es und klar als wir endlich ankamen, Ronda lag schließlich etwa 700 Meter hoch. Wir gingen nur noch den kurzen Weg in die nächstgelegene Tapasbar, wo es schlechte Tapas und kratzigen Wein gab, aber dieser süße Ort machte vieles wieder wett und es gab bestimmt auch gute Lokale hier irgendwo. Außerdem brauchte man ja immer noch die Möglichkeit einer Steigerung.

Erwartungsvoll schlief ich ein in dem bequemen Bett in dem schönen Zimmer. War auch nicht schwer, denn Ronda ist nachts ruhig und wie ausgestorben, da es zumindest nun außerhalb der Saison wohl ohnehin eher im Dornröschenschlaf lag.

Ronda bei Nacht:



Blick aus dem Hotelfenster: Sehr hübsch, zur anderen Seite ist der Blick aber einfach nur Wooooowww!


paula2

  • Paula
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Solange es hell war, fuhren wir nur durch die furchtbaren Küstenorte Torremolinos und Fuengirola, in denen im Sommer sicherlich die Strandsüchtigen in Meuten unterwegs waren und den Ort bevölkerten. Hier ist sicherlich der Loriotsketch gedreht worden, in dem Familie Hoppenstedt stundenlang zwischen Beton umherirrt mit Luftmatratze und anderem Strandequipment bewaffnet, wo Mutter immer wieder ruft "Kinder, ich muss jetzt aber ans Wasser" und das Kind mehrfach einen Esel in der Betonwüste entdeckt ("Sieh mal Mutti, ein Esel") bis zum Sonnenuntergang.


 :lachroll: auch wenn ich diese beiden Orte nicht gesehen habe (weil absichtlich umfahren) kann ich mir das bildlich sooo gut vorstellen  :P

Angie

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Hallo Birigt,



uihhh! Du bist ja riesig schnell mit deinem Reisebericht :D Kaum in Deutschland gelandet, geht es auch schon los. Dass ich mit dabei bin, versteht sich von selbst :wink:
Viele Grüße,
Angie

Angie's Dreams  Reiseberichte, Trails auf Hawai'i, Infos über Hawai'i, Video, Auswandern nach Gran Canaria u.v.m.

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Angie, bei nur einer Woche ist das nicht so wild, wenn man den Reisebericht schon unterwegs so gut wie fertig hatte. Und das mit den Fotos geht bei mir nun auch fixer, ich bin nach dem letzten USA-reisebericht ja noch nicht aus der Übung gekommen...

Easy Going

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    • eumerika
Auch der Bericht kommt mir zwar wieder spanisch vor - aber ich bin gerne mit dabei.  :wink:
Gruß Easy


You never gonna fly, if you're afraid to fall

Wilder Löwe

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Birgit Dein Tempo ist echt atemberaubend, man kommt ja gar nicht dazu, den Koffer auszupacken und die Wäsche zu waschen, bevor es auf den nächsten Trip geht. Bin aber trotzdem noch schnell aufgesprungen.
Viele Grüße
Katrin

Stefanie_GZ

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ich fahre auch  mit, habe die Ecke auch noch in toller Erinnerung vor allem in Ronda hat es mir sehr gut gefallen.

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Hui, so viele Mitfahrer bei einem Non-USA-Reisebericht, da freue ich mich aber sehr. Und Andalusien hat es echt verdient!

unterwegsontour

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..bin auch noch mit dabei....

Andalusien liegt schon viel zu viele Jahre zurück, da frische ich gerne mit anderen Berichten die Erinnerungen auf

"The sky above, the earth below and dreams dance in your head."

Inspired

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..bin auch noch mit dabei....

Andalusien liegt schon viel zu viele Jahre zurück, da frische ich gerne mit anderen Berichten die Erinnerungen auf


Ja, ist bei mir auch schon lange her: Als ich 14 Jahre war (1983), waren wir mal im Sommer eine Woche in diesem Fuengirola. Sommerurlaub sollte eigentlich ausfallen, da wir gerade erst in das neue Haus gezogen waren, aber last Minute Billigurlaub mit Tjaereborg war dann doch noch eine Woche drin. Damals haben wir so einen braven Ausflug mit dem Bus nach Granada gemacht, was mich damals schon schwer beeindruckt hatte.

Meine Mom will mir mal Abzüge von den Dias machen lassen. Mal sehen, ob ich da etwas Passendes scannen und mit hier einstellen kann. Das dauert aber erst einmal ein bisschen.

Heute habe ich mal aus einem Album die Erinnerungsseite zu dem Urlaub fotografiert. Bitte schön:



Idyllisches Örtchen schon damals, stimmt´s?