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Autor Thema: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico  (Gelesen 33561 mal)

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wuender

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #15 am: 10.10.2013, 17:47 Uhr »
Wir Österreicher ernten auch im letzten Dorf vorwurfsvolle Gesichter. Dazu aber mehr im übernächsten Bericht.

:shock: Mir fällt auf Anhieb nur eine einzige geschichtliche Begebenheit ein, bei der Österreicher in Mexiko eine tragende Rolle spielten. Das Ganze ist etwa 150 Jahre her, dauerte nicht allzulange und war meines Wissens nach auch nicht allzu blutig (ich lasse mich diesbezüglich aber gerne eines Besseren belehren).

Ich bin sehr gespannt auf Euren übernächsten Tag. Wenn es sich um die von mir oben angedeutete Episode drehen sollte, handelt es sich bei den Mexikanern um ein äußerst nachtragendes Völkchen :D

Ganz umgedreht ist mir einmal in den USA passiert, dass irgendwo in Oklahoma beim Einchecken im Motel der Mensch am Schalter absolut neutral reagiert hat - und zwar deswegen, weil er den Ländernamen "Germany" noch nie gehört hatte. Das fand ich komisch, denn zumindest als Bösewichte in Hollywoodfilmen sollte man uns doch schon kennen :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

Heike & Heimo

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #16 am: 10.10.2013, 20:33 Uhr »
Mir fällt auf Anhieb nur eine einzige geschichtliche Begebenheit ein, bei der Österreicher in Mexiko eine tragende Rolle spielten. Das Ganze ist etwa 150 Jahre her, dauerte nicht allzulange und war meines Wissens nach auch nicht allzu blutig (ich lasse mich diesbezüglich aber gerne eines Besseren belehren).

Fast Dirk, aber nur fast. Ganz so unblutig war die Geschichte damals dann doch nicht, immerhin wurden die Hauptperson und einige seiner Adjutanten damals von den Mexikanern erschossen. Also hätten eigentlich wir die Beleidigten sein dürfen. Nein, es geht eher um etwas, dass wir Österreicher haben und die Mexikaner unbedingt wieder  zurück wollen. Aber mehr darf ich wirklich nicht sagen, ich hab´s dem Reiseberichtersteller, sprich meiner besseren Hälfte, versprochen.

Und dass jemand in den USA "good old Germany" nicht kennt spricht auch nicht grad für deren Bildungssystem. Da kann ich die ständige Verwechslung Austria - Australia ja noch eher nachvollziehen.

lg, Heike
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wuender

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #17 am: 10.10.2013, 22:02 Uhr »
Nein, es geht eher um etwas, dass wir Österreicher haben und die Mexikaner unbedingt wieder zurück wollen.

Nun bin ich absolut ratlos und freue mich auf die Auflösung...

Schöne Grüße,
Dirk

Anti

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #18 am: 10.10.2013, 22:50 Uhr »
OT: Mitte der 80er bekam ich eine amerikanische Austauschschülerin in die Klasse. Sie erzählte, dass die meisten bei ihr zu Hause noch nie was von der DDR gehört hätten und fragen würden, welches der beiden Deutschlands denn Hitler regieren würde...  :shock: Sie gab zu, dass sie von der deutschen Teilung auch erst kurz der Abreise nach Deuschland erfahren habe.

Heike & Heimo

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #19 am: 11.10.2013, 14:22 Uhr »
05.07.2013 Mexico City


Durch den Jetlag waren wir bereits früh wach. Warmes Wasser zum Duschen gab es, sehr zu unsrem Leidwesen, nicht. Ich reklamierte das bei der Rezeption. Der Rezeptionist glaubte mir zwar nicht, er werde sich aber darum kümmern. Pünktlich um 7 Uhr wurde der Frühstücksbereich geöffnet. Vom Buffet durften wir nichts nehmen, unser Frühstück wird serviert. Wehe wir kamen dem Buffet zu nahe. Böse Blicke. Wir bekamen Brot, Butter, Marmelade und konnten zwischen verschieden zubereiteten Eiern und Pancakes wählen. Das Bestellen verlief etwas holprig, da die Kellner fast kein Englisch sprachen. Kakao oder Cornflakes für die Kinder waren unmöglich. Auch Fruchtsaft gab es nur ein Glas für jeden. Für Frühstücksbuffet verwöhnte Mitteleuropäer eher ein Reinfall. Trotzdem wurden wir halbwegs satt und es konnte losgehen.

Pünktlich um 8 Uhr kam Enrique. Wir bekamen von ihm umfangreiche Informationen über die Hotels, Sehenswürdigkeiten und die geplante Strecke.



Als nützlich sollten sich die Zufahrtbeschreibungen, Zeittabellen und Straßenzustände erweisen. Besonders eindringlich merkte er an, dass wir immer vor Einbruch der Dunkelheit beim Hotel sein sollen. Wenn es dunkel ist, hilft uns niemand mehr. Alle Hotels die für uns gebucht worden sind, befinden sich in sicheren Bereichen der Orte. Wir brauchen keine Angst haben. In Mexico City nur mit Taxis, die von einem Hotel aus bestellt wurden fahren. In den anderen Orten, ist das nicht notwendig. Hier kennen sich die Taxifahrer und passen gegenseitig auf, dass sich keine schwarzen Schafe einschleichen. Unsere beiden Fahrzeuge werden morgen um 8 Uhr zugestellt.

Gegen halb 10 fuhren wir los. Dieser Tag war auch so etwas wie eine Einführung in den mexikanischen Straßenverkehr. Entschlossenes, zielgerichtetes Fahren ist erforderlich. Verkehrszeichen, Bodenmarkierungen, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Fußgänger werden ignoriert. Jeder fährt wie er es für richtig hält, nimmt aber Rücksicht auf die anderen. Vor roten Ampeln wird angehalten. Die Rechtsregel gibt es nicht, wer zuerst kommt, fährt zuerst und so weiter. Ansonsten klären Handzeichen mögliche Unsicherheiten.

Unser erstes Ziel ist das Polyforum Cultural Siqueiros. Das zwölfzackige Gebäude und die Umgebung sind mit Malereien und Skulpturen von verschiedenen Künstlern versehen, meist Revolutionäre.







Vorbei an der größten Stierkampfarena der Welt fuhren wir zum Olympia Stadion. Unweit des Stadions in Sichtweite liegt das Universitätsviertel mit der sehenswerten Bibliothek.
 


Die Fahrt zu den schwimmenden Gärten führte uns durch enge Seitengassen. Wir erhielten so einen kleinen Einblick in das Leben des Großstadtmolochs. Interessant die mexikanische Arbeitssicherheit.



Bei den schwimmenden Gärten von Xochimilco war wenig los. Sie sind die letzten, kleinen Überreste des ehemaligen Sees, der die Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan umschloss. Der See wurde zugeschüttet. Bei Erdbeben hat das fatale Folgen. Durch den Sand werden die Wellen des Bebens verstärkt und erzeugen so größere Schäden. Enrique führte uns gleich zu einem Boot. „best friend“ sagt eh alles.



Ein Mann mit Koffer, ebenfalls „best friend“, und Getränke kamen noch mit auf das Boot. Fast die ganze Wasseroberfläche war mit Booten übersäht.





Die Boote werden mit Stangen fortbewegt. Auf einigen Booten sitzen Musikgruppen, Maisverkäufer, Souvenierhändler usw.







Die Fahrt führt uns an der Puppeninsel vorbei. Sie wirkt etwas schaurig, gefällt aber den Kids besonders gut.



Nach einer halben Stunde drehten wir um und der zugestiegene Mann öffnet seinen Koffer mit Silberschmuck. Gleich darauf begann er mit unseren Frauen ein Verkaufsgespräch. Dietmar und ich tranken inzwischen unser Bier.



Zum Schluss kauften wir ihm noch eine Kleinigkeit ab. Im Prinzip ist hier alles auf Touristenabzocke ausgelegt. Wie für alle Dinge in diesem Land muss man natürlich auch für die Benützung des WC´s bezahlen. Das kostet hier 5 Pesos, danach bekommt man einen Streifen Klopapier und sogar eine Rechnung(!).

Nach diesem Bootsausflug fuhren wir zum angeblich (Zitat Enrique) besten Taco-Lokal in ganz Mexico. „He is my good friend“ , aha also doch nicht „best“. Bei der Fahrt ging ein Wolkenbruch nieder, der die Straßen in kleine Bäche verwandelte. Beim Lokal angekommen, wurden wir schon mit Schirm erwartet. Es war gleich zu sehen, dass Hygiene hier groß geschrieben wird. Es gab sogar eigene Waschbecken im Speisesaal für die Gäste. Für alle Speisen gilt, sie werden nicht scharf serviert. Erst durch die verschiedenen Chillisaucen bekommen sie die Schärfe. Als ersten Gang bekamen wir Bohnenmus. Mit den Taco-Blättchen wurde das Mus heruntergestochen und mit der gewünschten Sauce betupft.



Durch die Sauce bekommt das Ganze erst einen Geschmack. Als nächstes kamen Schweinestreifen, ähnlich Kebabstücken und zuletzt ein Gemüse-Rindfleischmix.



Alles war sehr köstlich.



Na dann Mahlzeit



Nur ging es etwas zu schnell und hektisch. Wir hätten uns gerne etwas Zeit gelassen. Doch Enrique, der Touristentreiber, kannte keine Gnade.

Nächstes Ziel war Coyoacan (Stadt der Kojoten) mit dem Frida Kahlo Museum.



Da wir nicht sonderlich kunstinteressiert sind ist uns der Eintritt zu teuer und die Warteschlange zu lange. Coyoacan wurde zur Belagerung von Tenochtitlan von Cortes errichtet. Zentrum ist der Plaza Hidalgo, mit dem  Haus von Cortes, das besichtigt werden kann.



Neben dem Platz befindet sich noch der Coyoten-Brunnen.



Alles im spanischen Kolonialstil und schön herausgeputzt.

Am späten Nachmittag fahren wir zurück ins Zentrum. Am Zocalo lässt uns Enrique aus dem Fahrzeug. Er wird uns morgen um 8 Uhr zur Pyramiden-Tour abholen. Am Hauptplatz war viel los. Auf dem Weg zur Ausgrabung des Templo Mayor war ein Markt. Hier wurden alle möglichen Dinge angeboten. Die Geisterbeschwörungen von im Aztekenstil gekleideten Personen gefielen uns besonders gut, allerlei Geräuchere und mystisches beschwören.



Der Andrang war nicht gerade gering. Vom Templo Mayor selbst war nicht mehr viel zu sehen. Es war alles abgesperrt. Am Markt und dem großen Tenochtitlan Model vorbei, auf diesem Platz war früher das Herz der Aztekenhauptstadt, gingen wir zuerst zur kleinen Sagrario Kirche und danach zur daneben gebauten Cathedral Metropolitana, der größten Kirche des amerikanischen Kontinentes.





Bei diesem Bauwerk ist wieder gut zu erkennen, wie die Stadt absinkt. Die Kirche hat eine eindeutige Schieflage. Im Hauptschiff befindet sich ein Foucaultsches Fadenpendel, das die Neigung der Kirche zeigt und mit dem die Erdrotation nachgewiesen werden kann. Laut Enrique sinkt die Stadt mehrere Zentimeter pro Jahr ab. Dass ist auch an den Straßen zu sehen, die sehr wellig durch die Stadt führen. Der Grund soll der starke Abzug von Grundwasser sein.
Nach dem Kirchenbesuch marschierten wir zur Hauptfußgängerstraße Richtung Parque de Alameda. Sie war natürlich sehr belebt.



Beim Museo del Estanquillo schallte uns plötzlich eine kräftige Tenorstimme um die Ohren. Am Balkon des Museums traten zwei Tenore auf, die abwechselnd Arien vom Balkon schmetterten.



Auf der Av. Juarez lauschten wir noch einer jungen Band, bevor wir müde zu unserem Hotel zurückkehrten.

Warmes Wasser gab es noch immer nicht. War auch kein Wunder, da ich dem Rezeptionisten die falsche Zimmernummer angegeben hatte. Glücklicherweise war gerade die Putzfrau anwesend. Sie nahm sich der Sache an und bald kamen die Hausmeister und reparierten den Fehler, der Ihnen zuerst unerklärlich schien.

Den Abend verbrachten wir im Hotel an der Bar und bald darauf fielen wir müde in unsere Betten.
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Saguaro

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #20 am: 12.10.2013, 15:13 Uhr »
Ich mag diese mexik. Tacerias (Taco-Restaurants) und hätte mir jetzt am liebsten auch so ein Fladenbrot belegt  :essen:.

Dass man in so einem Land Abstriche in den Hotels (Technik, Warmwasser etc) machen muss, das sollte man schon einkalkulieren :socool:.

Apropos: Ich frage ungern nach dem Toilettenbesuch, aber musstet ihr auch das benutzte Klopapier in einen Eimer entsorgen :nixwieweg:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

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wuender

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #21 am: 13.10.2013, 11:07 Uhr »
Schön, dass der Fehler mit dem warmen Wasser dann doch so schnell geregelt werden konnte. Ich kann mich erinnern, dass ich damals in Cancun grob geschätzt fünfmal zur Rezeption laufen musste, bis zumindest die größeren technischen Probleme meines Hotelzimmers behoben waren (und das waren keine Lappalien - ohne funktionierende Klimaanlage wurde es dort im Zimmer schon deutlich wärmer, als es mir lieb war... )

Das Essen in Süd/Mittelamerika finde ich auch immer sehr faszinierend. Leider werdet Ihr ja nicht in Gegenden kommen, in denen Meerschweinchen gegessen werden - mit Erzählungen darüber könntet Ihr einer Mitfahrerin dieses Reiseberichts viel Freude bereiten... :lachen07: :nixwieweg:

Schöne Grüße,
Dirk

Saguaro

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #22 am: 13.10.2013, 11:12 Uhr »
Das Essen in Süd/Mittelamerika finde ich auch immer sehr faszinierend. Leider werdet Ihr ja nicht in Gegenden kommen, in denen Meerschweinchen gegessen werden - mit Erzählungen darüber könntet Ihr einer Mitfahrerin dieses Reiseberichts viel Freude bereiten... :lachen07: :nixwieweg:

Musstest du das unbedingt zur Sprache bringen  :kloppen: :grins:.

LG,

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Heike & Heimo

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #23 am: 13.10.2013, 11:33 Uhr »

Apropos: Ich frage ungern nach dem Toilettenbesuch, aber musstet ihr auch das benutzte Klopapier in einen Eimer entsorgen :nixwieweg:.


Ja, ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach der ersten Verstopfung merkt man sich das Prozedere. Liegt angeblich an den unterdimensionierten Rohrleitungen.


Quellenhinweis:
Alle Beschreibungen der Orte und archäologischen Anlagen der folgenden Tage stammen aus:
Reise Know-How, Helmut Hermann, mexiko: Yucatan und chiapas, 2. Auflage 2012


06.07.2013 Mexico City – Basilica de Guadalupe – Teotihuacan – Mexico City

Die heutige Route:
http://goo.gl/maps/PjtLT

Fast die ganze Nacht lang gab es einen Höllenlärm. Teilnehmer einer Jugendgruppe hatten Zimmer in unserer Nähe. Da wurde am Gang lautstark geschrien, gelaufen, Türen geworfen usw. Wir schliefen so recht und schlecht und waren froh, als es endlich morgen wurde.

Diesen Tag haben wir schon mit Spannung entgegen gesehen und wir sollten nicht enttäuscht werden. Pünktlich vor acht war Enrique wieder da. Auch zwei deutsche Frauen waren in der Nacht angekommen, aber leider ohne ihre Koffer. Etwas leicht bekleidet, das Wetter ist heute eher kühl und mit denkbar falschem Schuhwerk sollen sie an der heutigen Tour teilnehmen. Die Tour war Teil der Buchung.
 
Zuerst fuhren wir zur Basilica de Guadalupe, zum wichtigsten Marienheiligtum Mexicos. Beim Besuch von Papst Johannes Paul II waren 5 Millionen Menschen anwesend. Beim Parkplatz war wieder ein „It´s my friend“. Bei der alten Kirche war wieder deutlich zu sehen, wie die Stadt absinkt. Die Kirche ist schon bedrohlich schief.



Die alte Basilika war ähnlich der am Zocalo in Mexico City. Nur war hier der Boden so schief, dass man in der Kirche das Gefühl hatte, bergauf zu gehen. Wollte man geradeaus gehen wurde es einem fast schwindlig.



Das Highlight für uns war aber, dass wir vom großen Vorplatz „Atrio de America“ einen wunderbaren Blick auf den Popocatepetl hatten. Eine Rauchsäule war deutlich zu sehen, sogar einzelne Eruptionen waren zu erkennen.



Unsere deutschen Begleiterinnen mussten wegen dem Vulkan, sie sind über die USA geflogen, eine erhebliche Verspätung in Kauf nehmen. Die amerikanischen Fluglinien sind scheinbar wegen der Vulkanasche etwas ängstlicher als die Lufthansa. Wir erfuhren, dass sämtliche Flüge aus den USA nach Mexico City am Vortag gecancelled oder sehr verspätet geflogen worden waren.

Neben der alten Basilika befindet sich die neu errichtete. In ihr befindet sich der Umhang mit dem Stoffbildnis der Jungfrau von Guadalupe.



Vom Vorplatz rutschen betende Männer und Frauen auf Knien dem Kircheneingang entgegen und in die Kirche hinein.



Viele festlich gekleidete Kinder waren auf dem Platz, sogar mit Revolvertasche. Es stellte sich heraus, dass Erstkommunion gefeiert wurde.



In der neuen Basilika fand gerade eine Messe statt.



Seitlich vom Altar gibt es einen Eingang zu mehreren hintereinander angeordneten Laufbändern. Diese Laufbänder führen hinter dem Altar und vor dem Bildnis der Madonna vorbei, damit niemand stehen bleiben kann. Heute war wenig los, sonst müssen hier aber Menschenmassen durchgeschleust werden.



Wir gingen zurück zu unserem Auto und machten uns auf dem Weg nach Teotihuacan. Vorbei an den Auswüchsen des Großstadtmolochs.



Die Wohnungen werden einfach ohne Rücksicht die Berghänge hinaufgebaut, soweit es geht. Zumeist sind es irgendwie zusammengewürfelte Betongebilde. Kein Wunder, dass Erdrutsche hier Siedlungen verschütten.

Bald waren die über die Bäume ragenden Pyramiden von Teotihuacan zu sehen. Bevor wir den Archäologischen Park besuchten, machten wir noch einen Abstecher zu einem, laut Enrique, sozialen Projekt der indianischen Bevölkerung. Hier werden Kunstwerke und andere Kulturgüter nach alter Tradition hergestellt.

Ein „best friend“ von Enrique, Bernardo, der nahezu perfekt Deutsch spricht, führt uns durch die Anlage. Als er erfährt, dass wir Österreicher sind, bekommt er sofort einen vorwurfsvollen Blick und bemerkt, dass wir Österreicher doch die „Federkrone des Montezuma“ in Wien aufbewahren. Dieses Objekt will ganz Mexiko wiederhaben. Der Kopfschmuck gelangte schon im 14 Jahrhundert nach Europa und in Vergessenheit. Erst 1878 im Keller des Schlosses Belvedere in Wien wiederentdeckt, wurde  sie restauriert und im K.K. Naturhistorischen Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit 2012 kann die Krone nach gemeinsamer Restaurierung mit dem Archäologischen Instituts von Mexiko wieder im Völkerkundemuseum in Wien bewundert werden. Eine Rückgabe an Mexiko ist nicht beabsichtigt. Es gibt dazu ein zwischenstaatliches Kulturabkommen. [APA/red, derStandard.at, 14. 11. 2012].

Er erklärte uns dann wie Mezcal (mit dem Wurm) und Tequila aus der Agave hergestellt wird. Die Agave gibt rund 65 l Pflanzensaft, der durch Ausstechen des Herzens gewonnen wird.



Nach 3 Monaten stirb die Pflanze. Auch ein mostähnliches Getränk, die Pulque wird produziert. Die Pflanze wird vollständig verwertet. Die abgezogene Haut der Agave wurde getrocknet als Papaier verwendet.



Zum Herstellen der beiden Schnäpse werden verschiedene Agavearten verwendet.

Mezcal-Agave:



Tequila-Agave:



Dann werden uns noch die schwarzen, haarlosen Hunde der Ureinwohner gezeigt. Wirklich hässliche Tiere, aber den Kindern haben sie gefallen. 



Zum Schluss werden wir unvermeidlich in einen Verkaufsraum gebracht. Hier gibt es Masken, Federschmuck, Silberschmuck usw. Sehr fein verarbeitet. Wir verkosten noch die Pulque, welche auch unser Ältester Florian bekommt, da uns Bernardo versichert, die Aztekenkinder würden dieses leicht alkoholische Getränk schon in viel jüngeren Jahren trinken. Er schmeckt ungefähr wie Apfelmost. Danach noch die beiden Schnäpse, allerdings diese nur mehr für uns Erwachsene.



Wir werden in den Verkaufsraum entlassen. Schöne Sachen gab es genug, sie waren aber etwas teuer.

Endlich fuhren wir zu den Pyramiden. Zur besseren Übersicht ein Plan der Anlage:



Teotihuacan ist keine Azteken-Stadt, sondern war schon verlassen als diese hier eintrafen. Sie war die größte Stadt des alten Amerikas mit schätzungsweise 200.000 Einwohnern und doppelt so groß wie die spätere Aztekenhauptstadt Tenochtitlan. Dia Stadt war Kultur und Handelszentrum. Da keine Schrift bekannt ist, ist über die ehemaligen Bewohner wenig bekannt.

Zuerst machten wir einen kleinen Rundgang beim nördlichen Eingang dem Quetzalpapalotl-Palast. Enrique erklärte uns, wie wir erkennen können, was echt ist, und was rekonstruiert wurde. Alle Mauern und Treppen mit den kleinen Steinchen in den Fugen sind wiederhergestellt.



In diesem Bereich sind sehr viele Fresken und Reliefe zu sehen.





Bei einem Aussichtpunkt auf die Mondpyramide und dem Platz des Mondes entließ er uns. In 3 Stunden sollen wir uns beim südlichen Eingangstor treffen. Von diesem Aussichtspunkt ist die Pyramide perfekt zu sehen.



Unser erster Weg führte uns natürlich sofort zur Treppe auf die Mondpyramide. Die Namen der Pyramiden, das gilt auch für alle anderen, die wir noch besichtigen werden, sind frei erfunden. Niemand weiß, wie sie wirklich geheißen haben. Generell ist vieles nur Vermutung über die Geschichte der Völker in Mexiko. Gesichertes Wissen gibt es nur sehr wenig.

Die Stufen der Mondpyramide waren eine der steilsten in Mexiko. Die Pyramide ist 45 Meter hoch, aber nur der untere Teil kann bestiegen werden.



Nach dem Aufstieg hat man ein wunderbares Panorama und einen tollen Blick auf die ca. 2 km lange sogenannte „Straße der Toten“, auch hier wieder nur ein Fantasiename.



Anfangs nahmen wir unseren Jüngsten, Jonas noch an die Hand, aber bald zeigte sich, dass er sehr wohl in der Lage war, Auf- und Abstieg alleine zu meistern. Vor allem den Aufstieg mussten wir ihm sowieso alleine überlassen, da wir mit seinem Tempo kaum mithalten konnten.

Wieder am Platz des Mondes angelangt, genossen wir das Ambiente mit den vielen kleinen Pyramiden um den Platz. Wir machten uns auf den Weg zur Pyramide der Sonne entlang der Straße der Toten.



Diese Pyramide ist rund 70 Meter hoch und hat eine Basis von 225 x 222 Metern. Ein mächtiges Bauwerk.



Sie kann bis zur Spitze über ca. 250 Stufen bestiegen werden. Die Treppen sind aber bei weitem nicht so steil, wie bei der Mondpyramide.



Dafür sind hier viele Leute unterwegs.



Eine endlose Karawane zieht sich in einem Einbahnsystem die Pyramide hinauf und wieder herunter. Von oben hat man natürlich einen genialen Ausblick auf die gesamte Anlage und Umgebung.

Mondpyramide:



Templo de Quetzalcoatl:



Die Spitze der Pyramide soll ein Energieplatz sein. Jeder versucht diesen Punkt zu berühren. Diese Pyramide war die Höchste, die wir in Mexico bestiegen haben.

Wieder auf der Straße zurück spazieren wir weiter Richtung dem untersten Eingang.



Wir waren schon spät dran, ignorierten aber die Uhr und gingen trotzdem noch zum Templo de Quetzalcoatl. Zuerst wandert man über einen großen Vorplatz um danach eine unscheinbare kleine Pyramide zu besteigen.





Hinter dieser Pyramide eröffnet sich aber der Blick auf dem Tempel. Er ist mit Schlangenköpfen verziert und sehr imposant.







Bevor wir das Gelände verließen, noch ein letzter Blick auf die Pyramiden.



Nach fast 4 Stunden kamen wir zum Parkplatz. Die beiden deutschen Frauen waren schon da. Eine war völlig fertig. Sie hat sich nach dem Flug und der Aufregung um ihre Koffer überanstrengt und war dem Kreislaufkollaps nahe. Enrique versorgte sie mit Cola und wir fuhren gleich zum nahegelegenen Restaurant zur Stärkung. Der Inhaber war „a friend“. Aber was mich verwundert hat, ich bin in Enriques Hierarchie wohl inzwischen aufgestiegen, er stellte mich als „He is my friend“ vor. Im Restaurant gab es ein Buffet, mit interessanten Speisen.



Das außergewöhnlichste war der Kaktussalat, natürlich geschält. Alles wieder sehr köstlich.

Zurück in der Stadt begann zum ersten Mal das Bankomatproblem zuzuschlagen. Beim ersten Bankomaten, den wir anfuhren, bekamen nur wir Geld. Beim zweiten niemand. Beim dritten nur die deutschen Frauen. Beim Bankomaten in der Nähe von unserem Hotel bekamen nur Dietmar und wir Geld – System konnten wir keines erkennen, quasi Zufallsprinzip.

Die Koffer unserer Begleiterinnen waren noch immer nicht eingetroffen, die waren nun der Verzweiflung nahe. Enrique hat sich auch ungeschickt verhalten, er tat so, als wenn ihn das nichts anginge, obwohl der Flug über seine Auftraggeber gebucht wurde.

Es war noch früher Abend und wir spazierten zum Parque de Alameda, hier fand ein Markt statt bei dem es wieder alles Mögliche an Krimskrams zu kaufen gab. Alles roch nach heißem Fett von den Frittierbuden. Ein müdes Kind unter einem Verkaufsstand.



An zwei Plätzen wurde laute lateinamerikanische Musik gespielt und dazu getanzt. Dietmar und ich gingen zu einem Lokal. Beim Bier bestellen wurden wir gleich von zwei nicht mehr ganz nüchternen Burschen angesprochen. Es entwickelte sich ein lustiges Gespräch mit Händen und Füßen, am Ende waren wir alle „best friends“.

Das Wetter war heute angenehm. Maximal 25 °C bei meist bewölktem Himmel und geringer Luftfeuchtigkeit.
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Anti

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #24 am: 13.10.2013, 12:27 Uhr »
"Best friends" zieht sich durch wie ein roter Faden.  :lol: Da hoffe ich doch, dass Chaac auch ein best friend von euch ist und euch wirklich verschont.

Saguaro

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #25 am: 13.10.2013, 17:44 Uhr »
Wow, da ziehen sich ja "Ameisenstraßen" an Leuten die Pyramiden hoch  :staunend2:. Das Essen fand ich in Mexiko immer lecker und Montezuma hatte sich nie gerächt.

Hast du eigentlich in irgendeiner Tequila Flasche einen Wurm gesehen? Ich nicht  :zuck:, obwohl ich bestimmt 300 Flaschen in den Supermärkten diesbezüglich untersucht habe  :lolsign:.

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #26 am: 13.10.2013, 19:11 Uhr »
Hast du eigentlich in irgendeiner Tequila Flasche einen Wurm gesehen? Ich nicht  :zuck:, obwohl ich bestimmt 300 Flaschen in den Supermärkten diesbezüglich untersucht habe  :lolsign:.

Doch, das Würmchen hab ich schon gesehen. Bernardo hatte eine Flasche mit echtem Wurm drin aus dem er uns einschenkte. Ich gestehe, ich hatte so meine Schwierigkeiten beim Trinken und es hat mich hinterher ordentlich geekelt. War mir ein wenig peinlich, ich wollte ja nicht als Zimperliese dastehen, aber ich hab das Bild von diesem Wurm im Schnaps einfach nicht aus meinem Kopf bekommen. Jedenfalls, ich lebe noch, so schlimm kann´s also nicht gewesen sein - alles bestens desinfiziert :grins:.

Mit Montezumas Rache hatten wir schon ein wenig zu kämpfen. Allerdings, interessanterweise diejenigen unserer kleinen Reisegruppe, die sich kaum um die hygienischen Bedingungen geschert hatten (und auch von den "bösen" Straßenhändlern genascht hatten), hatten gar keine Schwierigkeiten, die Kids alle drei so gut wie auch nicht und die beiden anderen in unterschiedlicher Ausprägung. Magdalena, meine Nichte, hatte nur Probleme nach der langen Anreise und mit der Anpassung an das fremde Klima und die Höhe. Aber sonst, keinerlei Probleme, Montezuma meine es gut mit uns  :klo:.

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Angie

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #27 am: 14.10.2013, 01:10 Uhr »

Apropos: Ich frage ungern nach dem Toilettenbesuch, aber musstet ihr auch das benutzte Klopapier in einen Eimer entsorgen :nixwieweg:.

Ja, ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach der ersten Verstopfung merkt man sich das Prozedere. Liegt angeblich an den unterdimensionierten Rohrleitungen.

Eine gute Erklärung, die wahrscheinlich nicht stimmt. Auch hier bei uns auf Gran Canaria gibt es etliche Bars, Restaurantes, Centro Comerciales, etc., etc., in denen man das Toilettpapier im Eimer entsorgen muss. Der Grund sind aber nicht unterdimensionierte Rohrleitungen (Betonung: hier auf GC nicht), sondern dass diese Rohrleitungen schlichtweg nicht existieren. Bedeutet, die WCs sind nicht an ein eventuell vorhandenes Kanalnetz angeschlossen, sondern das ganze fließt in den sogenannten Pozo Negro (= Sickergrube). Und selbige ist schnell voll, wenn man Toilettpapier hinein wirft, das lange braucht, um sich zu zersetzen.
Viele Grüße,
Angie

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #28 am: 14.10.2013, 01:21 Uhr »
Jetzt, beim Weiterlesen - Teotihuacán - rufst du Erinnerungen in mir wach. Dort war ich auch, Sonnen- und Mondpyramide, das war wirklich beeindruckend. Aber die Stufen waren ziemlich hoch, an das erinnere ich mich noch gut.

Ich finde es toll, dass ich durch euren Reisebericht einen Teil meiner Reise Anfang der 80er Jahre nachvollziehen kann. Leider habe ich keinerlei Fotos mehr, denn ein Vergleich wäre sicherlich interessant.

Tatsache ist aber, dass damals nicht annähernd so viele Leute unterwegs waren.
Viele Grüße,
Angie

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wuender

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Re: Chaac verschone uns – Zur Regenzeit in Mexico
« Antwort #29 am: 14.10.2013, 08:06 Uhr »
Die Treppe der Mondpyramide schaut ja mächtig steil aus. Wie war dort so das Gefühl, vor allem beim Bergabgehen (bzw. Pyramideabgehen)? In Chichén Itzá ist ja die Treppe der großen Pyramide gesperrt, nachdem einige Leute runtergefallen sind.

Eine Kirche mit einem Laufband vorbei am Madonnenbildnis finde ich cool. Wenn Herr Tebartz-van Elst hört, dass es Laufbänder als Sonderausstattung für Sakralbauten gibt, ist er bestimmt neidisch. So ein (sicherlich nicht ganz billiges) Ding hat sein Gebäude meines Wissens nicht ;-)

Schöne Grüße,
Dirk