Apropos: Ich frage ungern nach dem Toilettenbesuch, aber musstet ihr auch das benutzte Klopapier in einen Eimer entsorgen .
Ja, ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach der ersten Verstopfung merkt man sich das Prozedere. Liegt angeblich an den unterdimensionierten Rohrleitungen.
Quellenhinweis:
Alle Beschreibungen der Orte und archäologischen Anlagen der folgenden Tage stammen aus:
Reise Know-How, Helmut Hermann, mexiko: Yucatan und chiapas, 2. Auflage 2012
06.07.2013 Mexico City – Basilica de Guadalupe – Teotihuacan – Mexico CityDie heutige Route:
http://goo.gl/maps/PjtLTFast die ganze Nacht lang gab es einen Höllenlärm. Teilnehmer einer Jugendgruppe hatten Zimmer in unserer Nähe. Da wurde am Gang lautstark geschrien, gelaufen, Türen geworfen usw. Wir schliefen so recht und schlecht und waren froh, als es endlich morgen wurde.
Diesen Tag haben wir schon mit Spannung entgegen gesehen und wir sollten nicht enttäuscht werden. Pünktlich vor acht war Enrique wieder da. Auch zwei deutsche Frauen waren in der Nacht angekommen, aber leider ohne ihre Koffer. Etwas leicht bekleidet, das Wetter ist heute eher kühl und mit denkbar falschem Schuhwerk sollen sie an der heutigen Tour teilnehmen. Die Tour war Teil der Buchung.
Zuerst fuhren wir zur Basilica de Guadalupe, zum wichtigsten Marienheiligtum Mexicos. Beim Besuch von Papst Johannes Paul II waren 5 Millionen Menschen anwesend. Beim Parkplatz war wieder ein „It´s my friend“. Bei der alten Kirche war wieder deutlich zu sehen, wie die Stadt absinkt. Die Kirche ist schon bedrohlich schief.
Die alte Basilika war ähnlich der am Zocalo in Mexico City. Nur war hier der Boden so schief, dass man in der Kirche das Gefühl hatte, bergauf zu gehen. Wollte man geradeaus gehen wurde es einem fast schwindlig.
Das Highlight für uns war aber, dass wir vom großen Vorplatz „Atrio de America“ einen wunderbaren Blick auf den Popocatepetl hatten. Eine Rauchsäule war deutlich zu sehen, sogar einzelne Eruptionen waren zu erkennen.
Unsere deutschen Begleiterinnen mussten wegen dem Vulkan, sie sind über die USA geflogen, eine erhebliche Verspätung in Kauf nehmen. Die amerikanischen Fluglinien sind scheinbar wegen der Vulkanasche etwas ängstlicher als die Lufthansa. Wir erfuhren, dass sämtliche Flüge aus den USA nach Mexico City am Vortag gecancelled oder sehr verspätet geflogen worden waren.
Neben der alten Basilika befindet sich die neu errichtete. In ihr befindet sich der Umhang mit dem Stoffbildnis der Jungfrau von Guadalupe.
Vom Vorplatz rutschen betende Männer und Frauen auf Knien dem Kircheneingang entgegen und in die Kirche hinein.
Viele festlich gekleidete Kinder waren auf dem Platz, sogar mit Revolvertasche. Es stellte sich heraus, dass Erstkommunion gefeiert wurde.
In der neuen Basilika fand gerade eine Messe statt.
Seitlich vom Altar gibt es einen Eingang zu mehreren hintereinander angeordneten Laufbändern. Diese Laufbänder führen hinter dem Altar und vor dem Bildnis der Madonna vorbei, damit niemand stehen bleiben kann. Heute war wenig los, sonst müssen hier aber Menschenmassen durchgeschleust werden.
Wir gingen zurück zu unserem Auto und machten uns auf dem Weg nach Teotihuacan. Vorbei an den Auswüchsen des Großstadtmolochs.
Die Wohnungen werden einfach ohne Rücksicht die Berghänge hinaufgebaut, soweit es geht. Zumeist sind es irgendwie zusammengewürfelte Betongebilde. Kein Wunder, dass Erdrutsche hier Siedlungen verschütten.
Bald waren die über die Bäume ragenden Pyramiden von Teotihuacan zu sehen. Bevor wir den Archäologischen Park besuchten, machten wir noch einen Abstecher zu einem, laut Enrique, sozialen Projekt der indianischen Bevölkerung. Hier werden Kunstwerke und andere Kulturgüter nach alter Tradition hergestellt.
Ein „best friend“ von Enrique, Bernardo, der nahezu perfekt Deutsch spricht, führt uns durch die Anlage. Als er erfährt, dass wir Österreicher sind, bekommt er sofort einen vorwurfsvollen Blick und bemerkt, dass wir Österreicher doch die „Federkrone des Montezuma“ in Wien aufbewahren. Dieses Objekt will ganz Mexiko wiederhaben. Der Kopfschmuck gelangte schon im 14 Jahrhundert nach Europa und in Vergessenheit. Erst 1878 im Keller des Schlosses Belvedere in Wien wiederentdeckt, wurde sie restauriert und im K.K. Naturhistorischen Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit 2012 kann die Krone nach gemeinsamer Restaurierung mit dem Archäologischen Instituts von Mexiko wieder im Völkerkundemuseum in Wien bewundert werden. Eine Rückgabe an Mexiko ist nicht beabsichtigt. Es gibt dazu ein zwischenstaatliches Kulturabkommen. [APA/red, derStandard.at, 14. 11. 2012].
Er erklärte uns dann wie Mezcal (mit dem Wurm) und Tequila aus der Agave hergestellt wird. Die Agave gibt rund 65 l Pflanzensaft, der durch Ausstechen des Herzens gewonnen wird.
Nach 3 Monaten stirb die Pflanze. Auch ein mostähnliches Getränk, die Pulque wird produziert. Die Pflanze wird vollständig verwertet. Die abgezogene Haut der Agave wurde getrocknet als Papaier verwendet.
Zum Herstellen der beiden Schnäpse werden verschiedene Agavearten verwendet.
Mezcal-Agave:
Tequila-Agave:
Dann werden uns noch die schwarzen, haarlosen Hunde der Ureinwohner gezeigt. Wirklich hässliche Tiere, aber den Kindern haben sie gefallen.
Zum Schluss werden wir unvermeidlich in einen Verkaufsraum gebracht. Hier gibt es Masken, Federschmuck, Silberschmuck usw. Sehr fein verarbeitet. Wir verkosten noch die Pulque, welche auch unser Ältester Florian bekommt, da uns Bernardo versichert, die Aztekenkinder würden dieses leicht alkoholische Getränk schon in viel jüngeren Jahren trinken. Er schmeckt ungefähr wie Apfelmost. Danach noch die beiden Schnäpse, allerdings diese nur mehr für uns Erwachsene.
Wir werden in den Verkaufsraum entlassen. Schöne Sachen gab es genug, sie waren aber etwas teuer.
Endlich fuhren wir zu den Pyramiden. Zur besseren Übersicht ein Plan der Anlage:
Teotihuacan ist keine Azteken-Stadt, sondern war schon verlassen als diese hier eintrafen. Sie war die größte Stadt des alten Amerikas mit schätzungsweise 200.000 Einwohnern und doppelt so groß wie die spätere Aztekenhauptstadt Tenochtitlan. Dia Stadt war Kultur und Handelszentrum. Da keine Schrift bekannt ist, ist über die ehemaligen Bewohner wenig bekannt.
Zuerst machten wir einen kleinen Rundgang beim nördlichen Eingang dem Quetzalpapalotl-Palast. Enrique erklärte uns, wie wir erkennen können, was echt ist, und was rekonstruiert wurde. Alle Mauern und Treppen mit den kleinen Steinchen in den Fugen sind wiederhergestellt.
In diesem Bereich sind sehr viele Fresken und Reliefe zu sehen.
Bei einem Aussichtpunkt auf die Mondpyramide und dem Platz des Mondes entließ er uns. In 3 Stunden sollen wir uns beim südlichen Eingangstor treffen. Von diesem Aussichtspunkt ist die Pyramide perfekt zu sehen.
Unser erster Weg führte uns natürlich sofort zur Treppe auf die Mondpyramide. Die Namen der Pyramiden, das gilt auch für alle anderen, die wir noch besichtigen werden, sind frei erfunden. Niemand weiß, wie sie wirklich geheißen haben. Generell ist vieles nur Vermutung über die Geschichte der Völker in Mexiko. Gesichertes Wissen gibt es nur sehr wenig.
Die Stufen der Mondpyramide waren eine der steilsten in Mexiko. Die Pyramide ist 45 Meter hoch, aber nur der untere Teil kann bestiegen werden.
Nach dem Aufstieg hat man ein wunderbares Panorama und einen tollen Blick auf die ca. 2 km lange sogenannte „Straße der Toten“, auch hier wieder nur ein Fantasiename.
Anfangs nahmen wir unseren Jüngsten, Jonas noch an die Hand, aber bald zeigte sich, dass er sehr wohl in der Lage war, Auf- und Abstieg alleine zu meistern. Vor allem den Aufstieg mussten wir ihm sowieso alleine überlassen, da wir mit seinem Tempo kaum mithalten konnten.
Wieder am Platz des Mondes angelangt, genossen wir das Ambiente mit den vielen kleinen Pyramiden um den Platz. Wir machten uns auf den Weg zur Pyramide der Sonne entlang der Straße der Toten.
Diese Pyramide ist rund 70 Meter hoch und hat eine Basis von 225 x 222 Metern. Ein mächtiges Bauwerk.
Sie kann bis zur Spitze über ca. 250 Stufen bestiegen werden. Die Treppen sind aber bei weitem nicht so steil, wie bei der Mondpyramide.
Dafür sind hier viele Leute unterwegs.
Eine endlose Karawane zieht sich in einem Einbahnsystem die Pyramide hinauf und wieder herunter. Von oben hat man natürlich einen genialen Ausblick auf die gesamte Anlage und Umgebung.
Mondpyramide:
Templo de Quetzalcoatl:
Die Spitze der Pyramide soll ein Energieplatz sein. Jeder versucht diesen Punkt zu berühren. Diese Pyramide war die Höchste, die wir in Mexico bestiegen haben.
Wieder auf der Straße zurück spazieren wir weiter Richtung dem untersten Eingang.
Wir waren schon spät dran, ignorierten aber die Uhr und gingen trotzdem noch zum Templo de Quetzalcoatl. Zuerst wandert man über einen großen Vorplatz um danach eine unscheinbare kleine Pyramide zu besteigen.
Hinter dieser Pyramide eröffnet sich aber der Blick auf dem Tempel. Er ist mit Schlangenköpfen verziert und sehr imposant.
Bevor wir das Gelände verließen, noch ein letzter Blick auf die Pyramiden.
Nach fast 4 Stunden kamen wir zum Parkplatz. Die beiden deutschen Frauen waren schon da. Eine war völlig fertig. Sie hat sich nach dem Flug und der Aufregung um ihre Koffer überanstrengt und war dem Kreislaufkollaps nahe. Enrique versorgte sie mit Cola und wir fuhren gleich zum nahegelegenen Restaurant zur Stärkung. Der Inhaber war „a friend“. Aber was mich verwundert hat, ich bin in Enriques Hierarchie wohl inzwischen aufgestiegen, er stellte mich als „He is my friend“ vor. Im Restaurant gab es ein Buffet, mit interessanten Speisen.
Das außergewöhnlichste war der Kaktussalat, natürlich geschält. Alles wieder sehr köstlich.
Zurück in der Stadt begann zum ersten Mal das Bankomatproblem zuzuschlagen. Beim ersten Bankomaten, den wir anfuhren, bekamen nur wir Geld. Beim zweiten niemand. Beim dritten nur die deutschen Frauen. Beim Bankomaten in der Nähe von unserem Hotel bekamen nur Dietmar und wir Geld – System konnten wir keines erkennen, quasi Zufallsprinzip.
Die Koffer unserer Begleiterinnen waren noch immer nicht eingetroffen, die waren nun der Verzweiflung nahe. Enrique hat sich auch ungeschickt verhalten, er tat so, als wenn ihn das nichts anginge, obwohl der Flug über seine Auftraggeber gebucht wurde.
Es war noch früher Abend und wir spazierten zum Parque de Alameda, hier fand ein Markt statt bei dem es wieder alles Mögliche an Krimskrams zu kaufen gab. Alles roch nach heißem Fett von den Frittierbuden. Ein müdes Kind unter einem Verkaufsstand.
An zwei Plätzen wurde laute lateinamerikanische Musik gespielt und dazu getanzt. Dietmar und ich gingen zu einem Lokal. Beim Bier bestellen wurden wir gleich von zwei nicht mehr ganz nüchternen Burschen angesprochen. Es entwickelte sich ein lustiges Gespräch mit Händen und Füßen, am Ende waren wir alle „best friends“.
Das Wetter war heute angenehm. Maximal 25 °C bei meist bewölktem Himmel und geringer Luftfeuchtigkeit.