Und weiter gehts...
26.10.2014 Putre - Geiseres de PuchuldizaNach einem erneut sehr guten und reichlichen Frühstück checken wir aus und bedanken uns bei Flavio nochmal für die Versorgung mit Diesel. Dann geht es los - zunächst, wie gestern, wieder auf die Ruta 11 in Richtung Bolivien - dann aber nicht nach links in Richtung Quebrada de Allane, sondern geradeaus. Am Bofedal de las Cuevas, wo wir gestern auf der kleinen Wanderung jede Menge Viscachas aus nächster Nähe beobachten können, sehen wir aus dem Auto heraus wieder einige dieser netten Nagetiere - süß. Ein paar Kilometer weiter biegen wir nach rechts ab, auf eine Schotterpiste in Richtung des Salar de Surire. Dieser große Salzsee liegt zwar mitten in einem Naturschutzgebiet, dem Monumento Natural Salar de Surire, wird aber dennoch intensiv industriell genutzt: hier wird Borax abgebaut, das in der Natur recht selten vorkommende aus Natrium und Bor gebildete Salz. In der Folge handelt es sich bei der Strecke zum Salar, zuerst durch den Parque Nacional Lauca und die Reserva Natural Las Vicunas führend, zwar um eine recht gut ausgebaute Schotterpiste, allerdings wird diese leider auch extrem stark von LKW genutzt. Weil über weite Strecken rechts und links der Piste vom Grader aufgeworfene Schotterhaufen liegen, hat das die paradoxe Folge, dass wir in einer der eigentlich einsamsten Gegenden der Welt nicht einfach zum Schauen und Fotografieren anhalten können, da ein paar Sekunden später garantiert von hinten mit Vollgas ein Laster angebraust kommt.
Grinsendes Lama am Straßenrand Naja, ganz so schlimm ist es nicht immer und wir haben genügend Zeit, die traumhafte Landschaft zu bewundern. Deren herausstechendstes Merkmal sind natürlich die Vulkane: Zuerst links von uns ganz prominent der von uns schon gestern ausführlich beobachtete Parinacota mit seiner perfekten Kegelform. Als der Parinacota langsam hinter dem Horizont verschwindet, steht vor uns schon längst der nächste beeindruckende Vulkan, der Guallatire, mit 6071 Metern Höhe der dritthöchste aktive Vulkan der Erde. Der Guallatire hat zwar nicht die perfekte Form des Parinacota, dafür aber ein anderes interessantes Merkmal: Um zu demonstrieren, dass er noch recht aktiv ist, begrüßt er uns mit einer über dem Krater hängenden recht großen Dampfwolke.
Rauchender Vulkan Guallatire Die erste Ortschaft, durch die wir kommen, ist direkt unterhalb des Vulkans gelegen und heißt auch Guallatire. Es handelt sich um ein nettes kleines Dorf mit hübscher Kirche und Polizeistation. In unseren Reiseführern haben wir die Information gefunden, dass man sich bei der Polizeistation für die Weiterfahrt registrieren lassen muss. Also schauen wir, ob wir einen Carabiniero sehen. In der Tat - ein freundlicher Polizist kommt winkend auf uns zugelaufen, bittet uns in das Gebäude und schreibt unsere Namen und die Nummer unseres Autos auf ein leeres A4-Blatt.
Kirche von Guallatire Der Vulkan Guallatire Hinter Guallatire kommen wir an mehreren langgezogenen Bofedalen vorbei und können auf diesen Feuchtgebieten wieder recht viele Tiere beobachten. Allgemein ist die Straße durch die Reserva Natural Las Vicunas ein Paradies für alle tierbegeisterten Reisenden. Hauptsächlich sehen wir viele Alpakas und - dem Namen des Schutzgebietes entsprechend - noch viel mehr Vicunas. In Anbetracht dessen, dass Vicunas noch vor wenigen Jahrzehnten nahezu ausgerottet waren, hätten wir nicht damit gerechnet, diese Tiere hier in solchen Mengen zu sehen. Die Landschaft wechselt ihren Charakter ständig: Zwar ist der steppenartige Charakter des Altiplano ständig vorhanden, aber ansonsten sehen wir spannende kleine Canyons, weiße Gesteinsstrukturen, die so auch im Südwesten der USA stehen könnten, und am Horizont immer wechselnde Berge in schwarz, braun, rot und weiß.
Nachdem wir eine kleine Anhöhe überquert haben, sehen wir vor uns den großen Salar de Surire als große Salzpfanne ausgebreitet im Tal vor uns liegen. Mitten darauf stehen viele Vögel, interessanterweise auch lamaartige Tiere (hauptsächlich Vicunas) und eine lange Kolonne von LKW, die von einem Kran mit Salz beladen werden. Wir wollen den See an seiner Ostseite umrunden und müssen uns dazu wieder bei einer Polizeistation registrieren. Wieder das gleiche Spiel: Unsere Daten und die des Autos werden nicht in ein amtliches Formular eingetragen, sondern nur auf ein leeres Blatt Papier geschrieben. Was mit den Daten wohl passiert? Vermutlich ist die Registrierung nur eine Maßnahme, um die Langeweile der Polizisten etwas aufzulockern und die Zettel werden am Abend weggeworfen...
Salar de Suririe mit Flamingos und Lastwagen Vicunas am Salar de Surire Die Straße um den Salzsee herum führt mal nahe an die weiße Fläche heran und ist an einigen Stellen auch wieder recht weit von dieser entfernt. Beeindruckender Hintergrund sind immer die bis fast direkt an den See heranreichenden Berge, zumeist Vulkane, und über 5000 Meter hoch. Am nördlichen Ufer finden wir neben der Salzpfanne auch stehendes Wasser und in diesem jede Menge Wasservögel, vor allem verschiedene Arten von Flamingos. Hier kommen wir über eine kleine Stichstraße bis fast direkt an das Wasser, und damit eine perfekte Stelle zum Tiere beobachten, heran. Nach ungefähr drei Vierteln der Fahrt entlang der östlichen Seite des Salar de Surire kommen wir zu den Thermalquellen von Polloquere, Hier befinden sich nahe des Ufers der großen Salzfläche eine intensiv blau gefärbte runde Wasserfläche, welche von unterirdischen heißen Quellen gespeist wird und in der Folge fröhlich dampft und nach Schwefel stinkt. Direkt an das natürliche Becken haben nette Leute ein kleines Badehaus gebaut. Wir schauen uns das Ganze erst einmal von einer leicht erhöhten Stelle an der der Straße aus an. Optisch erinnert das Ganze irgendwie an den Yellowstone Nationalpark in den USA. Dann schauen wir uns die heißen Quellen natürlich noch aus der Nähe an, verzichten aber auf ein Bad.
Termas de Polloquere Wir verlassen den Salar de Surire nach ungefähr einer dreiviertel Umrundung und biegen nach Süden auf die A-95 ab. Die Straße hier ist deutlich rauer und rumpeliger und wir sind froh, gute All Terrain-Reifen zu haben. Nun sind wir auch völlig alleine unterwegs - die Salzlaster sind nur auf der Strecke nördlich des Salzsees unterwegs. Das hat zur Folge, dass der folgende Streckenabschnitt zu einem der einsamsten und schönsten zählt, auf denen wir je unterwegs waren. Nach Überquerung eines kleinen Passes geht es wieder herab in die Ebene des Altiplanos, recht grün und immer wieder gesprenkelt mit Herden von Vicunas. An einer Stelle kommen wir nahe an einer rechts der Straße stehenden steilen Felswand vorbei und können zwei Viscachas beobachten - diese sind wieder relativ unbeeindruckt von unserer Gegenwart. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es auch zwei Furtdurchquerungen. Trotz der guten Reifen unseres Pick-Ups tasten wir uns jedes Mal zwar zügig aber auch sehr vorsichtig durch das nicht allzu tiefe Wasser, denn einen Reifenwechsel auf dieser großen Höhe wollen wir uns ersparen. Bei jeder der Bachdurchquerungen werden wir neugierig von jeder Menge Lamas und Alpakas beäugt, die am Grünzeug neben dem Wasser knabbern. Einige Kilometer hinter dem Salar de Surire kommen wir in den Parque Nacional Isluga, benannt nach dem gleichnamigen Vulkan, welcher im Moment eine recht dünne und schüchterne Dampfwolke ablässt.
Einsame Steppenlandschaft Baby-Alpaka Kurz vor der Ortschaft Enquelga biegt nach rechts eine direkte Verbindung nach Puchuldiza ab. Da wir uns die beiden Ortschaften Enquelga und Isluga anschauen wollen, fahren wir geradeaus weiter und kommen auf eine absolut üble Piste mit sehr vielen großen Felsbrocken, um die man nicht herum fahren kann, sondern - sehr vorsichtig und langsam - darüber hinweg. Unsere Reifen halten immer noch und wir kommen problemlos nach Enquelga, einem Aymaradorf mit einer schönen weißen Altiplano-Kirche. Auf diesem Abschnitt der Strecke begegnen wir auf der Straße mehrfach Radlern, die zumeist in Zweiergruppen unterwegs sind. Wir versuchen jeweils, möglichst staubarm vorbei zu fahren und sind voller Respekt vor der Leistung dieser Sportler - man darf nicht vergessen, dass die gesamte Gegend über 4000 Meter hoch ist und der Sauerstoffgehalt in der Luft dementsprechend gering ist. Isluga unterscheidet sich nicht groß von Enquelga: Wieder ein kleines Dörfchen mit schlichten Häusern und einer wunderschönen Kirche.
Kirche von Isluga Fünf Kilometer hinter Isluga stoßen wir auf Asphalt, und zwar auf die perfekt ausgebaute Ruta 15, die Verbindung von Huara nach Colchane und weiter nach Bolivien. Wir sind ja vor drei Tagen auf unserem kurzen Abstecher zum Gigante de Atacama ein kurzes Stück auf dieser Strecke unterwegs gewesen. Jetzt biegen wir nach Westen ab und folgen der Ruta 15 für gut 30 Kilometer nach Westen. Die Hauptstraße führt dabei durch tolle Felsformationen, ein Traum für jeden Geologen und teilweise irgendwie ähnlich den Dingen, die im Südwesten der USA von Menschenmassen besucht und bewundert werden. Um unser heutiges Etappenziel, die Geysire von Puchuldiza, zu erreichen, müssen wir dann nach rechts auf die kleine A-487 abbiegen. Diese ist etwas rumpelig, aber gut zu befahren. Etwas übler wird es, als wir ein paar Kilometer später auf die noch kleinere Zufahrtsstraße zu den Geysiren abbiegen.
Um zu den Geysiren zu gelangen, müssen wir einen kleinen Pass überqueren. Von dort oben haben wir einen tollen Blick auf das in einem Talkessel liegende Geothermiegebiet mit einem großen Geysir neben vom Wasser des Geysirs erzeugtem großen Eisblock sowie unzähligen Fumarolen und Blubberquellen. Auf dem Weg weiter ins Tal sehen wir direkt neben der Straße drei Suris - das ist ein anderer Name für den Nandu, die südamerikanische Variante des Vogel Strauß. Bisher haben wir diese Vögel nur in Patagonien gesehen, haben aber auch auf dem Altiplano nach ihnen Ausschau gehalten. Denn schließlich ist der Salar de Surire, an dem wir heute vorbei gekommen sind, nach dieser Vogelart benannt.
Drei Nandus Geysier mit Mini-Gletscher An den Geysiren sind wir völlig alleine, wir können uns völlig frei bewegen, es gibt auch kein Eingangshäuschen. Nicht weit weg vom Geysir steht ein Thermalbecken mit tollem Blick auf den tiefer gelegen Teil des Geysirfeldes. Hier wollen wir unser Zelt aufbauen. Wir passen auf, das nicht allzu nahe an heißem Wasser oder auf möglicherwiese instabilem Untergrund zu tun. Was uns allerdings einen Strich durch die Rechnung macht, ist der doch recht steife Wind. Also fahren wir ein Stück weiter und finden eine schöne und windgeschützte Stelle hinter einem kleinen Hügel. Hier kochen wir uns ein Abendessen, bewundern noch den phantastischen Sternenhimmel (die nächste wirklich größere Ortschaft dürfte mehr als hundert Kilometer entfernt sein) und gehen dann ins Bett.
Gefahrene Strecke: 303 km
Schöne Grüße,
Dirk