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Autor Thema: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr  (Gelesen 46044 mal)

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wuender

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Einleitung
Im Jahr 2011 waren wir in Patagonien unterwegs - also im allersüdlichsten Teil von Argentinien und Chile. Dabei haben wir wunderschöne Landschaften gesehen und unglaublich nette und gastfreundliche Menschen kennen gelernt. Nach zwei Jahren mit etwas kleineren Urlauben stand 2014 wieder eine Fernreise auf dem Programm und relativ schnell fiel die Entscheidung, dass diese wieder nach Südamerika führen soll. Von den vielen Ländern dieses faszinierenden Kontinents sind immer noch Argentinien und Chile diejenigen, die sich am unproblematischsten individuell bereisen lassen - vor allem, wenn die Reise mit dem Mietwagen stattfinden soll - also stand das grobe Reiseziel recht schnell fest.

Die typische Tour in diese Länder - vor allem von Ersttätern - enthält gerne mal ziemlich viele Flugetappen: Da wird fröhlich mit dem Flugzeug von den Wasserfällen im Osten Argentiniens zu den Wüsten im Norden Chiles gehüpft und dann weiter ganz in den Süden nach Patagonien. So etwas mögen wir nicht so wirklich - wir erfahren im wahrsten Sinne des Wortes ein Land gerne - daher sind wir auch auf unserem ersten USA-Trip einfach mal von New York nach Los Angeles quer durch gefahren. Nebeneffekt dieser Reisephilosophie: 2011 hatten wir zwar ein tolles Patagonien-Intensivprogramm. Die Erinnerungen an die vielen dadurch erst möglich gewordenen tollen Wanderungen dort wollen wir nicht missen. Kehrseite der Medaille: Unsere Liste von potentiellen Reisezielen in den beiden Ländern wies noch jede Menge nicht abgehakter Punkte auf.
 
Dieses Mal sollte es daher in den Norden Chiles und den Nordwesten Argentiniens gehen. Normalerweise stellt hat man sich, wenn man an diese Gegenden denkt, recht trockene Wüsten und Hochebenen vor. Aber in der Realität ist die Landschaft deutlich abwechslungsreicher: Es gibt die wilde Pazifikküste, die trockene Atacamawüste und die Steppenlandschaft des Altiplano. Letztere ist über weite Strecken dicht mit Büscheln des gelben Ichugrases bewachsen und wird dann Puna genannt. Weiter im Osten kommt man zu den noch deutlich höheren Gipfeln der zentralen Anden - hier handelt es sich oft um schöne Vulkane in allen möglichen Farben. Auf der argentinischen Seite schließt sich an die Hochebene eine völlig andere Gegend an: Im Norden regnen hier die an den Bergen hängen bleibenden Wolken ab und es gibt dichte Regenwälder, die sogenannten Yunga-Wälder. Weiter südlich finden sich an die USA erinnernde deutlich aridere Gegenden, voll mit Säulenkakteen. Der gesamte Bereich ist ein geologisches Wunderland voller roter, weißer, brauner und grüner Felsen.


Unsere Reiseroute durch den Norden von Argentinien und Chile.

Eine geeignete Reiseroute zusammenzubasteln, erwies sich als schwierig. Zu Beginn der Planung wollten wir uns nur auf den Norden (etwa nördlich von Copiapo) beschränken und entweder nur drei Wochen fahren oder vier Wochen, aber mit einem Abstecher über das argentinische Chaco Grande bis zu den Iguazu-Wasserfällen ganz im Osten dieses riesigen Landes. Es erwies sich allerdings, dass Flüge nach Copiapo (ähnliches gilt auch für Antofagasta, Iquique, usw.) deutlich teurer sind, als nur nach Santiago de Chile und außerdem üblicherweise extrem lange Aufenthaltszeiten in Santiago haben. Zudem sind die Mietwagen von und nach Santiago deutlich billiger als in den anderen Städten. Da denkt man sich: Lieber selber mit dem Auto nach Norden fahren, als stundenlang im Flughafen festzuhängen, um dorthin zu fliegen. Also haben wir einen Allrad-Pick-Up ab Santiago gemietet, für insgesamt vier Wochen. Unser Plan sah vor, möglichst schnell in den Norden zu kommen, aber ohne die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke allzusehr zu vernachlässigen. Im Norden Chiles angekommen, haben wir dann deutlich Tempo aus der Reise rausgenommen, um die Gegend intensiv zu genießen.

Da es an einigen schönen Stellen, vor allem handelt es sich dabei um bestimmte Örtlichkeiten auf dem Altiplano, keinerlei Möglichkeiten zum Übernachten gibt, und zudem wildes Campen in Argentinien und Chile erlaubt ist, haben wir es dieses Mal betreffend der Übernachtungen gemischt gehalten: Der Großteil der Übernachtungen fand in Hotels, Motels oder Lodges statt, es waren aber auch ein paar Nächte im Zelt vorgesehen. Im Verlauf der Vorbereitung haben wir uns leichte Sorgen betreffend der niedrigen Nachttemperaturen auf hoher Höhe gemacht und daher unsere Campingausrüstung zum Beispiel um gescheite Isomatten erweitert. Ich kann hier - glaube ich - schon verraten, dass wir nicht erfroren sind. Aber wie das Zelten auf dem Altiplano dann letztendlich wurde, könnt Ihr im Reisebericht nachlesen.

Die Tageseinteilung der Etappen sah so aus:
16.10.2014: München - Santiago de Chile
17.10.2014: Santiago de Chile - Illapel
18.10.2014: Illapel-Valle Hurtado
19.10.2014: Valle Hurtado-Punta Choros
20.10.2014: Punta Choros-Caleta Pan de Azucar
21.10.2014: Caleta Pan de Azucar-Antofagasta
22.10.2014: Antofagasta - Iquique
23.10.2014: Iquique - Codpa
24.10.2014: Codpa - Putre
25.10.2014: Putre
26.10.2014: Putre - Geiseres de Puchuldiza
27.10.2014: Geiseres de Puchuldiza - Pica
28.10.2014: Pica - Geyseres del Tatio
29.10.2014: Geyseres del Tatio - San Pedro de Atacama
30.10.2014: San Pedro de Atacama
31.10.2014: San Pedro de Atacama - Purmamarca
1.11.2014: Purmamarca - Salta
2.11.2014: Salta - Cafayate
3.11.2014: Cafayate - Molinos
4.11.2014: Molinos - Salar de Rincon
5.11.2014: Salar de Rincon - Calama
6.11.2014: Calama - Salar der Pedernales
7.11.2014: Salar de Pedernales - Fiambala
8.11.2014: Fiambala - Chilecito
9.11.2014: Chilecito - Talampaya
10.11.2014: Talampaya - San Agustin de Valle Fertil
11.11.2014: San Agustin de Valle Fertil - Barreal
12.11.2014: Barreal - Maipu
13.11.2014: Maipu - Santiago de Chile
14.11.2014: Santiago de Chile - München

Wie auch in allen unseren bisherigen Reiseberichten wird es alle zwei Tage eine neue Etappe des Berichts geben. Es geht auch gleich mit dem ersten Tag los, der Anreise und der Fahrt nach Illapel. Es wäre schön, wenn sich wieder ein paar Mitfahrer finden würden.

wuender

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Und los geht's...

16.-17.10.2014: München - Illapel
Um die Urlaubszeit zu maximieren, fliegen wir wieder - wie schon bei unserer Patagonienreise 2011 - am Donnerstagabend los. Aufgrund des aktuellen Arbeitgebers von Katharina, bzw. dessen Lage, fahren wir ausnahmsweise mal mit dem Auto zum Flughafen. Dirk verlässt um 16:15 Uhr mit sehr viel zeitlicher Sicherheit seinen Arbeitsplatz, fährt auf die A9 - und in den Stau. Auf der Bundesstraße etwas später fährt er noch hinter jeder Menge Schwertransporter mit Röhren und Fahrzeugen von älteren Fahrern her - was die Laune enorm hebt. Letztendlich brauchen wir alle Zeitpuffer auf - aber dafür sind Zeitpuffer ja auch da. Das Auto sicher verstaut, stehen wir noch gut vor der Abflugzeit am Gate. Der Flug nach Paris verläuft ereignislos. In Paris fingert unser Flugzeug dieses Mal nicht an, sondern wir werden in einen Bus verfrachtet, der uns erstmal gefühlt eine halbe Stunde quer über das Flughafengelände kutschiert. Das hat allerdings den Vorteil, dass wir nach dem Aussteigen direkt zum Bereich E2 durchlaufen können, ohne aufs Neue die Security durchlaufen zu müssen. Es reicht zeitlich wieder sehr gut - auch wenn Dirk noch auf dem letzten Drücker und zu einem miserablen Kurs Dollar eintauscht. Diese wollen wir in Argentinien zum Bezahlen einsetzen.

Auch der zweite Flug - von Paris nach Santiago de Chile - verläuft ohne größere Probleme, wenn man mal von den immer wieder auftretenden ziemlich heftigen Turbulenzen absieht. Wir fliegen wieder über Brasilien - hier können wir über dem endlos erscheinenden Regenwald einen schönen Sonnenaufgang bewundern - Paraguay und Argentinien. In Nordargentinien kennen wir nun aufgrund der Reisevorbereitung deutlich mehr der auf der Moving Map eingezeichneten Ortschaften als noch vor drei Jahren. Allgemein ist der Nordwesten Argentiniens ein geologisches Wunderland: Wir sehen faszinierende rote Felsen und Gesteinsstrukturen und freuen uns, diese Gegend in etwas weniger als einem Monat auch aus der Nähe anschauen zu können. Über den Anden kommen wir in Wolken - auf der chilenischen Seite reißt es aber wieder etwas auf und der Aconcagua - mit 6962 Metern der höchste Berg Amerikas - lässt sich erahnen.


Interessante Felsstrukturen in Argentinien aus dem Flugzeug

Nach der Landung in Santiago gehen wir zur Immigration. Hier ist dieses Mal extrem viel los und wir haben sogar noch Glück: Hinter uns kommen die Passagiere eines eigentlich vor uns gelandeten Fliegers in die Wartehalle welche schnell komplett überfüllt ist. Viel später als gedacht kommen wir zum Baggage Claim und zum Zoll. Glücklicherweise treffen wir draußen noch den Mitarbeiter unserer Mietwagenfirma an, ziehen schnell noch etwas chilenisches Geld aus dem Automaten, und laufen dann gemeinsam zum Parkplatz. Hier treffen wir den deutschsprachigen Mitarbeiter der Mietwagenfirma, über den der ganze Buchungsprozess ablief. Der Wagen ist ein fast neuer Toyota Hilux-Pick-Up mit Allradantrieb. Ein schönes Auto - und ziemlich groß.


Unser Pick-Up

Es geht los auf die Ringautobahn um Santiago und auf dieser Richtung Quilicura, wo wir einkaufen wollen. Leider tut sich unser GPS-Gerät in Kombination mit den OSM-Karten recht schwer, so dass wir doch länger als geplant sehr ziellos durch die Stadt eiern. In Anbetracht dessen, wie lange wir schon wach sind, ist es ein Wunder, dass wir dabei keinen Unfall bauen. Mit aufgefüllten Vorräten verlassen wir aber am frühen Nachmittag erfolgreich die Metropolregion von Santiago Richtung Norden auf der Panamericana, der Ruta 5, einer hier sehr gut ausgebauten vierspurigen Autobahn.


Es geht nach Norden

Links und rechts der Straße liegt - zumindest im Speckgürtel der Großstadt - sehr viel Müll herum. Wie ein - leider nicht allzu guter - Witz erscheint daher die an der ersten Mautstation betriebene penible Mülltrennung. Die Ruta 5 verläuft zunächst flach durch intensiv landwirtschaftlich genutzte Landschaften, dann steil bergauf in eine deutlich kargere Gegend mit interessanten Felsformationen und Saguaro-ähnlichen Säulenkakteen. Hier werden auch Orangen angebaut.


Landschaft entlang der Panamericana

Wir fahren immer weiter nach Norden - die Landschaft wird immer karger und irgendwann taucht vor uns tiefblau der Pazifik auf. Etwas weiter nördlich verlassen wir die Ruta 5 bei Pichidangui und schauen uns etwas in diesem sehr touristischen Fischerdörfchen um. Die Ortschaft gefällt uns sehr gut - auch und vor allem, da sie zur momentanen Nebensaison sehr leer ist. Auffällig sind die allgegenwertigen Warnschilder, welche die Evakuierungsroute im Falle von Tsunamis anzeigen.


Schlafender Hund in Pichidangui


Fischerboote in Pichidangui


Blick auf den Pazifik


Blühende Kakteen am Strand

Wir fahren wieder zurück auch die Ruta 5, auf dieser nach Norden bis Los Vilos und dann auf die Landstraße Richtung Illapel. Hier kommt nun die karge Landschaft noch besser zur Geltung. An beiden Seiten der Straße ist das braune Gras wunderschön gesprenkelt von gelben und orangefarbenen Frühlingsblumen. Illapel liegt in einem von Nord nach Süd verlaufenden Tal, welches ungefähr parallel zur Ruta 5 verläuft. Um dort hinzugelangen, müssen wir also zuerst einen Bergrücken überqueren. Die Straße führt zunächst sehr spannend bergauf - hier bieten sich tolle Tiefblicke - und dann sofort wieder hinab. Kurz vor Illapel kommen wir zu einem nur einspurig befahrbaren Baustellenabschnitt und müssen einige Zeit warten.


Straße ins Landesinnere


Rückblick ins Tal


Gebirgsbach auf dem Weg nach Illapel

Ursprünglich hatten wir überlegt, heute eventuell bis zur Reserva Nacional Las Chinchillas zu fahren, um dort zu campen. Aber aufgrund aller im Verlauf des Tages zusammengekommenen Verspätungen würden wir Gefahr laufen, die Öffnungszeiten des Parks knapp zu verpassen. Also suchen wir uns in Illapel ein Hotel und verbringen den Abend in dem zwar etwas abwechslungsarmen aber dennoch sehr hübschen Städtchen. Wir kaufen uns zum Abendessen Brot und Käse in einem Supermarkt und machen es uns auf der sehr nett modern gestalteten Plaza bequem. Da wir beide nach der langen Anreise sehr müde sind, geht es recht früh ins Bett.


Plaza von Illapel

Schöne Grüße,
Dirk

Saguaro

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Hallo Katharina und Dirk  :winke:,

ihr habt es also wieder getan  :wink: und nochmals Südamerika beehrt.

Nach den Turbulenzen musste ich mich aber erst einmal erholen und steige jetzt ausgeruht zu  :D.

Im Pick-up ist bestimmt noch ein Plätzchen auf der Rückbank für mich frei.

Ich freue mich auf eure Erlebnisse und hoffe, dass mir die Luft in den Höhenlagen vor Staunen nicht wegbleibt  :wink:.

LG

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Chrissie

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Hallo Dirk,
auf der Suche nach neuen Reisezielen habe ich mich bisher nur oberflächlich mit Südamerika beschäftigt. Vielleicht schafft es dein RB, dass ich tiefer eintauche.  :)
Deine Aussage, Südamerika sei leicht auf eigene Faust mit dem Mietwagen zu erkunden, ist schon mal ein wichtiges Kriterium. Falls es dir nicht allzu viel Mühe macht, wäre es schön, wenn du die ungefähre Länge eurer Tagesetappen angeben könntest.
VG Chrissie
Gruß Chrissie
___________

DVD USA-Südwest
Afrika-DVDs

wuender

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Hallo Ilona und Chrissie,

Nach den Turbulenzen musste ich mich aber erst einmal erholen und steige jetzt ausgeruht zu  :D.

Im Pick-up ist bestimmt noch ein Plätzchen auf der Rückbank für mich frei.

Ich freue mich auf eure Erlebnisse und hoffe, dass mir die Luft in den Höhenlagen vor Staunen nicht wegbleibt  :wink:

Natürlich ist für Dich noch ein Plätzchen frei - schön, dass Du mitfährst.

Zur Beruhigung: Nach der turbulenten Anreise bleiben Dir, ehe es hoch hinaus geht, noch ein Paar Tage Zeit zum Erholen auf Normalhöhe :wink:

auf der Suche nach neuen Reisezielen habe ich mich bisher nur oberflächlich mit Südamerika beschäftigt. Vielleicht schafft es dein RB, dass ich tiefer eintauche.  :)
Deine Aussage, Südamerika sei leicht auf eigene Faust mit dem Mietwagen zu erkunden, ist schon mal ein wichtiges Kriterium. Falls es dir nicht allzu viel Mühe macht, wäre es schön, wenn du die ungefähre Länge eurer Tagesetappen angeben könntest.

Ich kann nur empfehlen, etwas mehr einzutauchen. Wir sind nach unseren Reisen nach Nordamerika und Australien auch recht skeptisch an das Ziel Südamerika herangetreten. Aber - wie man am Bericht sieht: Wir sind wieder gekommen und würden auch gerne noch ein drittes Mal dort hinfahren. Aber erst einmal geht es dieses Jahr in eine Gegend, in der Du Dich deutlich besser auskennst :wink:

Zu Deiner Frage erstmal eine kurze Erklärung: Mit "am unproblematischsten individuell bereisen" meine ich eine Gemengelage aus hauptsächlich folgenden Faktoren: Chile und Argentinien sind politisch stabil, relativ sicher (Kriminalität) und haben eine gute Infrastruktur (Hotels, Tankstellen, Straßen, ...). Zudem ist es hier - im Gegensatz zu zum Beispiel Bolivien und Peru - sehr gut möglich, den hier im Forum üblichen Reisestil (Roadtrip von Ort zu Ort mit dem Mietwagen) umzusetzen.

Die Etappen waren dieses Mal sehr unterschiedlich lang. Gerade zu Beginn der Reise sind wir ja recht schnell in Richtung Norden gefahren - da waren dann auch Etappen mit über 400 Kilometern dabei. In der Mitte hatten wir sogar eine reine Überführungsetappe mit mehr als 700 Kilometern (ohne vorgebuchte Übernachtung - wir sind bis kurz vor die Dämmerung gefahren und haben dann das Zelt aufgebaut). In der Summe mit etlichen gemütlicheren Tagen kamen wir auf einen Schnitt von etwa 300 Kilometern pro Tag.

Soll ich die Kilometerzahlen bei den einzelnen Tagesberichten mit angeben?

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Guten Morgen allerseits - wir fahren weiter:

18.10.2014 Illapel-Valle Hurtado
Wir stehen früh auf und sind gleich zu Beginn des Frühstückzeitraums um 7:15 Uhr im kleinen Speisesaal unseres Hotels. Nach Frühstück, Bezahlen und Auschecken geht es los, auf der Ruta D-705 nach Norden. Unser erstes Ziel ist die Reserva Nacional Las Chinchillas. Hier werden die letzten wildlebenden Chinchillas in Chile geschützt. Diese niedlichen Nagetiere waren einst in Südamerika sehr stark verbreitet, wurden aber wegen ihres schönen und besonders feinen Fells gnadenlos gejagt und fast ausgerottet. Nachdem wir Illapel verlassen haben, verläuft die Straße kurz durch die Vororte und industriell genutztes Gebiet. Dann öffnet sich ein sehr schönes weites Tal - die kargen Hänge der Berge sind mit vereinzelten Büschen und Kakteen bedeckt. Das Wetter ist toll und am Himmel zeigen sich nur vereinzelte Wolkenschleier. Nach ein paar Kilometern zweigt die Straße nach links ab und direkt danach kommen wir zum Eingang und zur Rangerstation des Chinchilla-Schutzgebiets.


Vorsicht, querende Chinchillas!

Zwar sind wir etwas zu früh da (der Park macht offiziell um 9 Uhr auf), wir werden aber dennoch sehr freundlich von den netten Parkrangern begrüßt. Es gibt zwei Lehrpfade - einer davon beginnt etwa zwei Kilometer Gravelroad von der Rangerstation entfernt. Weil uns die Gegend so gut gefällt, laufen wir einfach zu Fuß zum Trailhead. Die Schotterstraße zieht sich in ein nettes Seitental und von dort aus führt der eigentliche Lehrpfad auf einen erhöht gelegenen Aussichtspunkt.


Kakteenwald in der Reserva Nacional Las Chinchillas

Die Gegend ist sehr hügelig und die Hügel sind über und über mit Gestrüpp und Säulenkakteen bedeckt. Tiere sehen wir keine - die Wahrscheinlichkeit auf ein Treffen mit Chinchillas in freier Wildbahn ist auch nahezu Null. Degus dagegen sollen sich abends und nachts ab und zu am hiesigen Zeltplatz blicken lassen. Wir laufen wieder zurück und schauen uns noch den zweiten Lehrpfad an - der sich aber im Prinzip nicht sehr vom ersten unterscheidet. Zum Abschluss gehen wir wieder zur Rangerstation und lassen uns von einem der Ranger in das Nachthaus führen. In diesem immer abgedunkelten Raum lassen sich Chinchillas, Degus und etliche andere kleine Nagetiere bewundern.


Chinchilla im Nachthaus

Wir verlassen den Park und folgen der Ruta D-705 weiter nach Nordwesten. Die Straße führt auf gutem Asphalt abenteuerlich bergauf und bergab, bis wir bei Los Pozos auf die Ruta D-71 nach Norden abbiegen. Diese Straße führt uns durch eine sehr schöne Steppenlandschaft bergauf. Kurz vor der Ortschaft Combarbala erreichen wir den höchsten Punkt - es eröffnet sich ein phantastischer Blick ins Tal - ab hier führt die Straße in vielen Serpentinen wieder runter ins Tal.


Am Horizont die Zentralanden

Entlang einer alten Schmalspureisenbahn kommen wir zum Rio Cogoti, entlang dessen wir bis zur Embalse La Paloma fahren. Übersetzt handelt es sich hier also um den Tauben-Stausee. Ursprung dieses Namens ist wohl, dass aus der Luft oder auf der Karte gesehen der Umriss des Sees im vollgefüllten Zustand tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der Silhouette einer Taube hat. Allerdings präsentiert sich der See uns alles andere als voll gefüllt - es kommt uns fast noch schlimmer vor, als das was wir am Lake Mead und Lake Powell in den USA gesehen haben.


Alte Eisenbahnbrücke


Kirche von Chanaral Alto

Den ganzen Tag über haben wir viele Tiere auf und neben der Straße gesehen - hauptsächlich Ziegen außerhalb und Hühner innerhalb der Ortschaften. Kurz vor der Embalse La Paloma dann etwas Neues - hier müssen wir wegen einer direkt hinter einer Kurve fröhlich über die Straße galoppierenden Herde Pferde in die Bremsen treten. An der Staumauer des Sees halten wir an, schauen uns um und machen einen kurzen Spaziergang.


Embalse La Paloma

Dann geht es weiter Richtung Ovalle. Überraschend schnell kommen wir aus nahezu menschenleeren Landschaften in intensiv landwirtschaftlich genutzte Gegenden und weiter in eine quirlige Kleinstadt. Der Verkehr ist sehr chaotisch. Ganz so, so wie man sich Südamerika vorstellt. Wir besorgen uns ein Mittagessen und fahren weiter. Fast genau so schnell wie wir den Einzugsbereich der Stadt erreicht haben verlassen wir ihn auch wieder. Dabei kommen wir an ein paar Neubaugebieten und auch viel in der Gegend herumliegenden Müll vorbei, erreichen aber recht schnell wieder wunderschöne Landschaften. Ein Stück fahren wir nach Norden auf der Ruta 43 Richtung La Serena, biegen dann aber auf die D-595 Richtung des Valle Hurtado ab. Dieses Tal ist zunächst sehr breit und wirkt daher auf den ersten Kilometern nicht wie das urige Bergtal, welches wir uns vorgestellt haben. Die Straße ist gut ausgebaut und hinter der Embalse Recoleta - einem weiteren Stausee - auch sehr leer. Es geht kurvig bergauf und durch einige nette kleine Ortschaften. Hier sieht Katharina im Vorbeifahren im Gebüsch einen Kolibri.

Kurz vor der Ortschaft Pichasca machen wir noch einen Abstecher und biegen nach links ab in Richtung des Monumento Natural Pichasca. In diesem Nationalmonument wurden versteinerte Bäume, Überreste von Dinosauriern und Spuren von prähistorischer Besiedlung durch Menschen gefunden. Zuerst fahren wir ein paar Kilometer auf einer sehr schmalen Asphaltstraße bergauf, das letzte Stück bis zum Eingang des Parks verläuft dann auf sehr abenteuerlichem Schotter. Am Eingangshäuschen werden wir vom Parkranger freundlich begrüßt und bekommen die verschiedenen Wanderwege im Park erklärt. Die Trailheads erreichen wir, indem wir ein kurzes Stück auf sehr rumpeliger Straße weiter fahren. Der Ranger hatte uns in ein sehr winziges Besucherzentrum geführt - auf der Fahrt zu den Trailheads kommen wir an der Baustelle zu einem - grob geschätzt - zehnmal so großen neuen Besucherzentrum vorbei. Hoffentlich kommt einer der Verantwortlichen auf die Idee, im Rahmen dieser Erweiterung auch die Zufahrtstraße ein wenig auszubessern. Wir stellen ein paar Hundert Meter weiter unser Auto auf einem kleinen Parkplatz ab und laufen los.


Kakteen im Monumento Natural Pichasca


Versteinerter Baumstamm im Monumento Natural Pichasca

Der Trail führt durch tolle Landschaften, vorbei an versteinerten Bäumen bzw. Resten davon. Dinosaurierknochen gibt es zumindest entlang des Trails keine, aber ein Modell eines Sauriers aus Beton. Am Ende wartet noch ein großer steinerner Alkoven, unter dem Steinzeitmenschen gelebt haben. Hier treffen wir zwei junge Chilenen, die uns zuerst fragen, wie lange wir für die Wanderung gebraucht haben - scheinbar warten sie auf einige ihrer Freunde, die auch unterwegs sind. Danach geht das Gespräch Richtung Small-Talk und hier merken wir, dass unser Spanisch - obwohl deutlich besser als noch vor drei Jahren in Patagonien - recht schnell an seine Grenzen stößt. Immerhin reicht es zu einer kurzen Fachsimpelei über Fußball. Die beiden freuen sich, dass wir aus dem Land des amtierenden Weltmeisters kommen - der im Endspiel ja den ungeliebten Nachbarn aus Argentinien besiegt hat.


Beton-Saurier im Monumento Natural Pichasca


Prähistorischer Siedlungsort im Monumento Natural Pichasca

Wir beenden unseren Besuch im Nationalmonument, rumpeln wieder zurück zur Hauptstraße (wenn man diese Bezeichnung überhaupt für das schmale Sträßchen verwenden kann). Nach ein paar Kilometern endet der Asphaltbelag und es geht auf gutem Ripio weiter. Für die Nacht haben wir in der Hacienda Los Andes reserviert, einem kleinen Hotel, welches hauptsächlich für Reitferien bekannt ist. Es handelt sich um eine tolle Anlage mitten in der Natur, sehr liebevoll im Kolonialstil angelegt.


Garten der Hacienda Los Andes

Wir befinden uns fast am Ende des Valle Hurtado - und uns umgibt eine beeindruckend schöne Gebirgslandschaft. Wir werden sehr freundlich von den deutschsprachigen Besitzern der Hacienda begrüßt. Vor dem Abendessen schauen wir uns noch etwas um - unter anderem laufen wir den hauseigenen Planetenweg ab, aber nur bis zum Jupiter. Wir sind die einzigen Gäste und beim Abendessen ergeben sich nette Gespräche mit den Besitzern und dem Personal. Für den späteren Abend hat sich ein Team vom chilenischen Fernsehen angekündigt, welches eine Reportage über das Valle Hurtado dreht. Wir halten uns dezent im Hintergrund, bewundern noch ausgiebig den tollen Südsternhimmel, und gehen dann ins Bett.

Schöne Grüße,
Dirk

DocHoliday

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Das klingt nach einer sehr interessanten Tour. Die Gegend rund um Altiplano und Atacama Wüste fasziniert mich schon lange. Aktuell werde ich kaum dazu kommen, regelmäßig mitzulesen, weil ich Dienstag selber in Urlaub fahre. Aber wenn ich zurück bin werde ich Euren Bericht sehr genau studieren.
Gruß
Dirk

wuender

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Hallo Dirk,

Das klingt nach einer sehr interessanten Tour. Die Gegend rund um Altiplano und Atacama Wüste fasziniert mich schon lange. Aktuell werde ich kaum dazu kommen, regelmäßig mitzulesen, weil ich Dienstag selber in Urlaub fahre. Aber wenn ich zurück bin werde ich Euren Bericht sehr genau studieren.

Dann wünschen wir Dir zuerst mal einen tollen Urlaub und danach viel Spaß beim Studieren :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

Saguaro

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Danach geht das Gespräch Richtung Small-Talk und hier merken wir, dass unser Spanisch - obwohl deutlich besser als noch vor drei Jahren in Patagonien - recht schnell an seine Grenzen stößt. Immerhin reicht es zu einer kurzen Fachsimpelei über Fußball. Die beiden freuen sich, dass wir aus dem Land des amtierenden Weltmeisters kommen - der im Endspiel ja den ungeliebten Nachbarn aus Argentinien besiegt hat.

Das ist immer so schade, wenn man sich mitteilen möchte und dann reichen die Vokabeln immer noch nicht :roll:. Das ging mir dieses Jahr auch wieder so.

Deutscher Fußball war auch bei uns meist der Türöffner :dance:.

Wie darf man sich die Unterkünfte preislich vorstellen?

Ansonsten haben mir die Besuche der Nationalparks sehr gefallen :applaus:. Die Strecken sehen doch sehr einsam aus. Wie weit muss man so im Schnitt bis zur nächsten Tankstelle fahren?

LG

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


wuender

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Hallo Ilona,

Wie darf man sich die Unterkünfte preislich vorstellen?

Wir hatten dieses Mal eine Preisspanne von 0 Euro pro Nacht (Zelten) bis zu 160 Euro pro Nacht (gesucht war ein wirklich zentral gelegnes Hotel in Antofagasta mit Parkplatz. Aufgrund der genannten Anforderungen wurde es dann fast automatisch das edelste Hotel der Stadt 8)).

Genauere Auskünfte kann ich gerade nicht geben (wir sind unterwegs und die Reiseunterlagen liegen daheim), allerdings sind Chile und Argentinien sicherlich nicht die günstigsten Reiseländer Südamerikas und wir haben uns auch nicht überall die billigsten Backpackerunterkünfte rausgesucht. Als Beispiel kostet das Doppelzimmer in der Hacienda Los Andes mit Frühstück aktuell insgesamt 82 Euro.

Ansonsten haben mir die Besuche der Nationalparks sehr gefallen :applaus:. Die Strecken sehen doch sehr einsam aus. Wie weit muss man so im Schnitt bis zur nächsten Tankstelle fahren?

Momentan sind wir im kleinen Norden Chiles unterwegs - dieser Teil ist noch halbwegs dicht besiedelt. Richtig einsam wird es dann im sogenannten großen Norden. Allerdings finde ich es auch sehr faszinierend, dass 40 Prozent der Einwohner diese Landes weder im kleinen oder großen Norden oder Süden leben sondern dicht geklumpt in der Metropolregion der Hauptstadt Santiago.

So oder so gibt es im kleinen Norden noch ausreichend Ortschaften und Städte (zum Beispiel von Ovalle haben wir nur einfach kein Bild gezeigt). Auch das Tankstellennetz (zum Großteil von der staatlichen Kette Copec) ist ausreichend. Erst auf dem Altiplano mussten wir wirklich den Benzinvorrat und die Tankmöglichkeiten vorrausplanen - dazu kommen auch noch lustige Erlebnisse im Bericht...

Morgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Hallo allerseits,

weiter gehts...

19.10.2014 Valle Hurtado-Punta Choros
Der heutige Tag begrüßt uns wieder mit tollem Wetter und blauen Himmel. Wir laden zuerst die Koffer ins Auto und wollen diese auch für die anstehende längere Ripio-Etappe bereit machen. Das bedeutet vor allem, die Koffer in große Müllbeutel zu verpacken, damit sie - auf der Ladefläche unseres Pick-Up liegend - nicht vollkommen verstauben. Unsere in Deutschland gekauften Jumbo-Müllbeutel müssten laut den angegebenen Maßen gerade groß genug für die Trolleys sein - in der Praxis jedoch sind sie ein klein wenig zu klein und beim Eintüten reißt die Tüte entzwei. Blöd - eventuell findet sich in einem chilenischen Supermarkt ja noch eine größere Alternative.


Morgenstimmung im Valle Hurtado

Wir bekommen ein sehr leckeres Frühstück und eine herzliche Verabschiedung - auch von der sehr flauschigen Katze der Hacienda - und dann geht es wieder los. Etwas rumpelig geht es bis in die Ortschaft Hurtado, schön am Talabschluss des Valle Hurtado gelegen. Auf dem Weg können wir noch einen letzten Blick zurück auf die Hacienda werfen. Am Ortsende von Hurtado knickt die Straße um neunzig Grad nach links ab und führt dann schnell recht steil nach oben. Es handelt sich immer noch um eine recht gute Gravelroad - allerdings muss man aufpassen, nicht auf die an einigen Stellen herumliegenden großen Gesteinsbrocken aufzufahren. In engen Serpentinen geht es bergauf und der Talgrund fällt schnell zurück. Um uns herum sehen wir Berge in immer neuen phantastischen Farben und es ergeben sich tolle Blicke zurück ins Tal.


Auf der Straße zum Paso Tres Cruces


Bunte Berge entlang der Straße

Ab und an sehen wir in dieser einsamen Gegend auch ein bewohntes Haus. Schnell erreichen wir den auf etwa 2000 Metern gelegenen Paso Tres Cruces. Von dieser Passhöhe aus ist vor allem der Blick zurück ins Valle Hurtado beeindruckend. Es ist unvorstellbar, welche verschiedenen Farben die Flanken von Bergen annehmen können. Auf der nördlichen Seite des Passes führt die Straße wieder herab ins berühmte Valle Elqui. Wir hätten erwartet, dass es hier ebenso steil wieder bergab geht, wie vorher bergauf. Daher sind wir überrascht, als die Straße nach einem kurzen Gefälle über weite Strecken eben ober sogar wieder bergauf verläuft. Die Straße ist hier auch deutlich besser zu befahren, als auf der südlichen Seite des Passes. Ab und an können wir auch einen Blick auf eines der auf zahlreichen Berggipfeln stehenden astronomischen Observatorien werfen. Letztendlich kommen wir über eine zweite Passhöhe und von dort aus geht es über einige letzte Serpentinen zunächst steil herab durch eine Karstlandschaft und dann durch dichte Baumhaine zur Ruta 41. Das ist die Straße von La Serena ins Valle Elqui und ab hier rollen wir wieder auf Asphalt.


Erster Blick ins Valle Elqui

Das Valle Elqui ist bekannt für seinen Weinanbau. Hier kommt der berühmte Pisco her - eine Art Weinbrand. Pisco gibt es übrigens auch in Peru und beide Länder streiten sich seit längerem darüber, wer diesen Namen verwenden darf und wer nicht. Um den eigenen Anspruch zu unterstreichen, hat Chile im Jahre 1936 die kleine Ortschaft La Union - am Ende des Valle Elqui gelegen - in Pisco Elqui umbenannt. Im Valle Elqui - in der Ortschaft Vicuna - wurde auch die erste Nobelpreisträgerin Lateinamerikas geboren, Gabriela Mistral, die im Jahr 1945 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Zudem ist das Valle Elqui ein sehr beliebter Ort für alle möglichen Esoteriker - Grund ist eine angeblich energetisch günstige Lage entlang eines der Weltmeridiane. Was uns allerdings zuerst auffällt, ist der starke Kontrast zwischen der eigentlich sehr kargen Landschaft und dem knalligen Grün der intensiv bewässerten Weinfelder.

Wir besuchen das Städtchen Vicuna - die größte Ortschaft im Tal. Unser erster Stopp hier führt uns zur schön angelegten Plaza, umgeben von interessanten Gebäuden: Der Torre Bauer ist ein sehr interessanter Uhrenturm aus Holz, dessen Design entfernt an eine mittelalterliche Ritterburg erinnert. Direkt daneben befindet sich die sehr hübsche Kirche der unbefleckten Empfängnis, in Rot und Weiß gehalten. Wir füllen in einem Supermarkt unsere Vorräte auf und fahren dann in Richtung Stadtausgang.


Torre Bauer in Vicuna

Das Gabriela Mistral-Museum lassen wir aus, aber wir wollen uns noch einen Überblick über die Ortschaft verschaffen und die kurze Wanderung auf den Cerro de la Virgen machen. Der Ausgangspunkt der Wanderung ist schnell gefunden, aber wo sollen wir das Auto abstellen? Ein paar hundert Meter vor uns parkt ein Auto einfach an der rechten Seite der Straße. Als wir es genauso machen, werden wir von einem Paar angesprochen, offenbar Bewohner eines der Häuser hier. Die beiden warnen uns, dass wir das Auto nicht an dieser Stelle abstellen dürfen - stattdessen sollen wir einfach in ihrer Hauseinfahrt parken. Sie machen einen vertrauenserweckenden Eindruck und falls jemand unser Auto plündern will, machen die zwanzig Meter zwischen den beiden Parkmöglichkeiten auch keinen Unterschied. Also bedanken wir uns, stellen den Pick-Up um und laufen los. Die Wanderung auf den Cerro de la Virgen ist deutlich kürzer als wir es erwartet hätten - der Blick von dem Aussichtspunkt auf Vicuna ist aber dennoch sehr schön. Der krasse Kontrast zwischen den Weinfeldern und den umgebenden kargen Bergen ist von hier oben besonders deutlich - zumal man im Osten die bis zu 5000 Meter hohen Berge der Zentralanden sehen kann. In dieser Richtung führt der Paso Agua Negra - eine äußerst spannende Schotterstraße - nach Argentinien. Geöffnet ist diese Route nur ein paar Monate im Hochsommer.


Ausblick vom Cerro de la Virgen

Wir verlassen Vicuna und fahren weiter Richtung Osten ins Valle Elqui hinein. Bei der kleinen Ortschaft Rivadavia biegen wir nach Süden ab. Hier verengt sich das Tal zusehends und die Landschaft wird noch spannender. Es geht steil bergan und die Straße klebt zunächst an der linken, dann an der rechten Seite des Tals. Wir erreichen die Ortschaft Monte Grande, in welcher sich neben einer schönen Holzkirche das Mausoleum von Gabriela Mistral befindet. Letzteres hat momentan aber leider geschlossen. Also schauen wir uns nur die Kirche an - auffällig ist die flache Holzdecke mit einem aufgemalten Sternenhimmel. Wir kaufen uns ein Eis und ruhen uns auf dem schönen Kirchenvorplatz etwas aus.


Statue von Gabriela Mistral auf der Plaza von Monte Grande

Ein paar Kilometer weiter im Inneren des Tals kommen wir nach Pisco Elqui. Auch hier gibt es eine schöne Kirche, direkt an der Plaza gelegen. Wir melden uns für eine Führung durch eine Pisco-Brennerei an und verbringen die Wartezeit bis zum Beginn der Führung zuerst auf der Plaza und schlendern dann etwas durch das Zentrum der netten kleinen Ortschaft.


Kirche von Pisco Elqui

Die Führung durch die Distillerie dauert etwa eine Stunde und ist sehr interessant und lehrreich. Sie ist komplett auf Spanisch, so dass wir leider nicht alle Detailaufführungen und Späße des Guides komplett mitbekommen. Dennoch erfahren wir einiges über die Historie des Valle Elqui, des Weinanbaus im Tal sowie darüber, wie früher und heute der Pisco hergestellt wurde. Zum Abschluss der Führung dürfen wir zunächst zwei verschiedene Sorten Pisco probieren und dann noch ein Glas des bekanntesten auf Pisco basierenden Cocktails - dem Pisco Sour. Pisco Sour besteht hauptsächlich aus Pisco, Limettensaft, Eiweiß und Zucker und ist das Nationalgetränk Chiles und - auch hier wird gezankt - Perus.


Pisco-Fässer in der Pisco-Destille

Nach der Besichtigung der Brennerei beenden wir unseren Kurzbesuch im Valle Elqui. Wir fahren wieder zurück nach Vicuna und weiter Richtung La Serena. Vorbei geht es an der beeindruckenden Embalse Puclaro - auch dieser Stausee macht einen recht wasserarmen Eindruck. Wir kommen zunächst recht gut voran und freuen uns - schließlich haben wir noch ein paar Kilometer vor uns.


Staumauer der Embalse Puclaro

Als wir das Valle Elqui fast schon verlassen haben, kommen wir kurz vor La Serena an das Ende eines Staus. Ein Blick auf die Karte verrät uns, dass es hier nicht ganz trivial sein dürfte, eine Umfahrung auszuknobeln. Zudem sehen wir nicht weit vor uns ein Fahrzeug mit Blaulicht und wir sind guter Hoffnung, dass es bald weiter geht. Also warten wir - letztendlich fast eine Stunde lang. Als es weiter geht, sehen wir aus dem Augenwinkel neben dem Polizeifahrzeug ein recht zerknautschtes Motorrad liegen und hoffen, dass es dem Fahrer besser geht als seinem Gefährt. La Serena selber ist eine sehr quirlige Großstadt - aufgrund der im Stau verlorenen Zeit müssen wir auf den ursprünglich angedachten Stadtbummel verzichten. Der Verkehr ist hektisch und stressig und wir sind froh, als wir ohne Unfall die Panamericana erreichen.

Die Panamericana ist zwischen Santiago und La Serena vierspurig als Autobahn ausgebaut. Richtung Norden - also in unserer Richtung - ist sie im Moment noch eine Landstraße, wird aber auch gerade zur Autobahn ausgebaut. Der Umbau findet - so wie wir das auch schon in Patagonien erlebt haben - über viele hundert Kilometer gleichzeitig statt. Die lange Baustelle ist ziemlich beeindruckend und wir sind froh, dass wir ungestört von den Bauarbeiten auf der alten Landstraße fahren können. Ebenfalls beeindruckend ist der Streckenverlauf: teilweise steil bergauf und bergab, dabei immer die beiden im Bau befindlichen neuen Straßenspuren nebenan, selbst dann, wenn die Straße abenteuerlich an einem Berghang klebt. Irgendwie wird immer ein Platz für die neuen Fahrspuren freigesprengt. Im Verlauf der Fahrt kommen wir wieder an den Pazifik, welcher hier mit viel Elan an große und flache Buchten rauscht. Etwas mehr als 20 km hinter La Serena verlassen wir die Panamericana und fahren etwas mehr als 40 Kilometer auf einer guten Erdstraße nach Westen.


Auf der Straße Richtung Punta Choros

Zum Großteil verläuft diese Straße eben. Zwischendrin geht es einmal steil in ein breites Quertal hinab und auf der anderen Seite ebenso steil wieder aus diesem Tal heraus. Wir kommen zur direkt am Pazifik gelegenen Ortschaft Punta Choros, wo wir eine Cabin auf einem nicht ganz einfach zu findenden Campground vorgebucht haben. Die Cabin selber ist zwar schön, aber leider stellenweise leicht dreckig. Dennoch machen wir uns ein leckeres Abendessen und genießen den Blick auf Pazifik und Sonnenuntergang.


Sonnenuntergang in Punta Choros

Schöne Grüße,
Dirk

Doreen & Andreas

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Oh, Südamerika mit Katharina und Dirk... da bin ich gern wieder mit dabei.
Argentinien und Chile faszinieren mich ja schon lange, aber mangelnde Spanischkenntnisse und der lange Flug haben und bisher immer davon abgehalten. Außerdem sind wir nicht sicher, ob sich diese Region überhaupt sinnvoll mit Kindern bereisen läßt. In dieser Hinsicht haben wir in den nächsten Jahren jedenfalls keine andere Opion...
Viele Grüße,
Andreas
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Chrissie

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Soll ich die Kilometerzahlen bei den einzelnen Tagesberichten mit angeben?


 :dafuer:
Gerne, wenn es für dich keine Umstände macht.
Gruß Chrissie
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wuender

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Hallo Andreas und Chrissie,

Oh, Südamerika mit Katharina und Dirk... da bin ich gern wieder mit dabei.

Schön, dass Du mit dabei bist.

Du sprichst das Reisen mit Kindern in Südamerika an: Ich denke, dass das sehr gut möglich sein sollte, denn die Südamerikaner sind ein extrem kinderfreundlicher Menschenschlag. Ich habe irgendwo im Netz den Bericht einer Mutter gelesen, die mit ihrem dreijährigen Kind nach Bolivien gefahren ist. Vorher hatten ihr alle eingeredet, wie schlimm das doch werden wird - aber es wurde eine extrem gute Erfahrung.

Allerdings muss man - das ist aber überall auf der Welt so - die Reiseroute mit Kind etwas modifizieren. Das was wir gefahren sind ist in der Reisezeit keinem kleinen Kind zuzutrauen.

Gerne, wenn es für dich keine Umstände macht.

OK, dann reiche ich das für die schon eingestellten Tage nach, sobald wir wieder in München sind. Und ab der kommenden Etappe (Mittwoch) dann immer mit dem Bericht.

Schöne Grüße,
Dirk

Schmihei

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Hallo Dirk und Katharina,

wir sind heute aus unserem Urlaub zurückgekommen, haben gleich mal ins Forum geschaut und entdeckt, dass Du mit dem Reisebericht begonnen hast. Wir sind sehr gespannt auf die Details und hoffen, dass wir noch die ein oder andere Info für unsere bevorstehende Chile/Argentinien-Tour rausfischen können.
Es ist immer nett, wenn man vor der eigenen Tour noch einen Reisebericht mit einer ähnlichen Route lesen kann. Das steigert die Vorfreude immer sehr.

Viele liebe Grüße
Heidi + Michael  :rotor: