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Autor Thema: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr  (Gelesen 46065 mal)

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Doreen & Andreas

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Die Gegend erinnert uns wechselweise an Landschaften auf dem Mond oder den Mars.
Unglaublich, wo Ihr überall schon gewesen seid...  :zwinker: :knockout:
 :nixwieweg:
Viele Grüße,
Andreas
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wuender

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Hallo Andreas,

Die Gegend erinnert uns wechselweise an Landschaften auf dem Mond oder den Mars.
Unglaublich, wo Ihr überall schon gewesen seid...  :zwinker: :knockout:
 :nixwieweg:

Besteht Interesse an einem Reisebericht dazu? :wink: :hand:

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Hallo allerseits,

heute schauen wir uns nocheinmal in der sehr abwechslungsreichen Umgebung von San Pedro de Atacama um. Ein sehr nettes Städtchen übrigens, aber extrem touristisch und schon in der Nebensaison sehr voll. Das Moab Chiles quasi - und damit ein extremer Kontrast zu den einsamen Landschaften weiter nördlich.

30.10.2014 San Pedro de Atacama
Das leckere Frühstück gibt es auf der sonnenbeschienenen Pergola des Hotels - sehr stilvoll. Unser erstes Ziel für heute ist das Valle de la Muerte - das Tal des Todes - nur wenige Kilometer westlich von San Pedro de Atacama gelegen. Wir haben ja schon gestern vom Aussichtspunkt oberhalb der Pukara de Quitor auf dieses die Cordillera del Sal durchschneidende Tal schauen können. Der Name des Tals hat seinen Ursprung übrigens nicht in dem Schicksal von Siedlern die dort verdurstet sind oder ähnlichen Schauergeschichten. Nein, hier wurden einfach historische Gegenstände und auch menschliche Knochen gefunden. Wir fahren ein Stück auf der asphaltierten Ruta 23 Richtung Calama nach Westen. Auf dieser Straße wären wir nach San Pedro gekommen, wenn wir nicht den äußerst interessanten Schlenker über die Geiseres del Tatio gemacht hätten. Nur zwei Kilometer hinter dem Ortsausgang von San Pedro kommen wir in einer langgezogenen Linkskurve auf die nach rechts abgehende kleine Schotterstraße zum Valle de la Muerte. Diese führt lustig und rumpelig durch eine kleine Schlucht mit nahezu senkrechten Wänden stetig nach oben. Bei näherem Hinschauen offenbart sich, dass das Gestein stark salzhaltig ist. Wir wissen, dass die Straße nach ungefähr zwei Kilometern das eigentliche Tal des Todes erreicht, dieses durchquert und dann in einem Bogen zurück zur Ruta 23 führt. Das eigentliche Tal lässt sich nach aktuellen Informationen wohl nicht mehr durchfahren, also wollen wir einfach versuchen, mit dem Auto so weit wie möglich zu kommen und ab dort zu laufen.


Ein Tourbus mit Sandboardern rumpelt in Richtung des Valle de la Muerte

Der Charakter des Sträßchens ändert sich stetig von gut fahrbar zu leicht sandig zu extremer Rumpelei über große Felsbrocken und wieder zurück. Uns kommen zwei Kleinwagen entgegen und wir fragen uns, wie diese die Felsabschnitte überstanden haben. Wir selbst sind jedenfalls sehr froh über unser hochbeiniges Auto mit seinen All Terrain-Reifen. Kurz vor einem längeren und schlecht einsehbaren extrem felsigen Abschnitt stellen wir schließlich unseren Pick-Up an einer Kurve ab und laufen zu Fuß weiter. Kurz darauf überholt uns ein Tourbus mit Sandboardern und nur wenige Meter weiter erreichen wir das Valle de la Muerte, mit großen Sanddünen und faszinierenden Gesteinsstrukturen. Bis hierher wären wir mit viel Vorsicht wohl auch mit dem Auto gekommen, aber auch das Laufen in dieser Landschaft macht Spaß. Die Straße wird sandig, aber immer noch OK, und zieht sich im Laufe des Tals an dessen rechten Seite gut nach oben. Dort ist die Strecke teilweise von einer dicken und abschüssigen Sandschicht bedeckt. Diese Sandschicht hätten wir niemals durchfahren können. Von oben nach unten sollte es mit Allrad und eventuell einer Differentialsperre gehen, aber die Schräglage ist wirklich kriminell und es will ja niemand sein Auto in dieses schöne Tal schmeißen.


Im Valle de la Muerte

Wir laufen zu zweit den sandigen Weg nach oben und bewundern den Blick auf die skurrilen Gesteinsformationen und zurück nach Osten in Richtung San Pedro, wo in der Entfernung der perfekte Kegel des Licancabur steht. Am oberen Ende des Tals führt der Weg wieder in einer Schlucht weiter. Wir entscheiden, uns aufzuteilen: Katharina will durch diese Schlucht bis zur Ruta 23 weiter laufen, während Dirk zurück zum Auto geht, um Katharina letztendlich am Ende des Trails wieder abzuholen. Gesagt, getan. Während Katharina schneller als erwartet an der Bundesstraße ankommt, beobachtet Dirk noch kurz die Touristengruppe, die gerade Sandboarden beigebracht bekommt. Es scheint ziemlich schwierig zu sein - zumindest für Anfänger - auf Sand mit einem Snowboard überhaupt ins Rutschen zu kommen. Und wenn das einmal geklappt hat, passiert recht schnell genau dasselbe, wie man es von Anfängern in den Skigebieten der Alpen kennt: Batsch! Nach etwa 30 Minuten ist Dirk am Auto, nach zehn weiteren Minuten auf der Ruta 23 und kann schon bald die am Straßenrand fröhlich winkende Katharina ins Auto laden.


Valle de la Muerte von oben

Wir fahren zurück Richtung San Pedro de Atacama. Die Straße verläuft hier eindrucksvoll durch die Cordillera del Sal, deren Strukturen von Farbe und Form her teilweise sehr an das Monument Valley in Arizona und Utah erinnern. Unser nächstes Ziel ist die Aldea de Tulor, eine im Südwesten von San Pedro gelegene Ruinenstadt, die schon um 800 vor Christus errichtet wurde. Hier ist bei der Besichtigung die Begleitung durch einen Führer Pflicht. Wir sind zunächst wegen unserer nicht perfekten Spanischkenntnisse etwas skeptisch, aber die Verständigung klappt relativ gut und wir kommen mit unserem netten Guide sogar etwas zum Small-Talk. Er zeigt und erklärt uns zunächst die Ausstellungsräume zur Atacama-Kultur sowie zur Flora und Fauna der Wüste hier. Dann laufen wir zu den Ruinen, von denen bisher nur ein kleiner Teil ausgegraben ist. Das soll vorerst auch so bleiben, wie uns der Guide auf Nachfrage erklärt. Grund ist, dass die Bauwerke vor dem Einfluss von Wind und Wasser geschützt werden sollen. Direkt neben den Ruinen gibt es den Nachbau von zwei Rundhäusern, beeindruckend in ihrer schlichten aber energieeffizienten Adobe-Bauweise. Alle Baumaterialien sind aus der Gegend - selbst einzelne Bäume für das für die Dachstühle verwendete Holz lassen sich hier in der Wüste finden. Nach Besichtigung der Rekonstruktionen ist der Blick auf die originalen Ruinen sehr beeindruckend, auch wenn man außer ein paar niedrigen Mauerüberresten nicht wirklich sehr viel sieht. Aber dabei handelt es sich ebene um fast 3000 Jahre alte Mauerüberreste. Am Horizont steht wieder der Licancabur und daneben die sich steil nach oben ziehende Straße zum Paso Jama und weiter nach Argentinien, die wir morgen unter die Räder nehmen wollen.


Ruinen von Tulor

Nach einer herzlichen Verabschiedung von unserem Guide fahren wir wieder zurück in die Stadt, um zu tanken und eine kurze Mittagspause einzulegen. Die einzige Tankstelle in San Pedro ist bekanntermaßen sehr versteckt und trotz guter Vorausrecherche haben wir leichte Probleme, die im Hinterhof eines Hotels versteckten Zapfsäulen zu finden. Mit vollem Dieselkanister geht es zurück zu unserem Hotel und nach einer kurzen Siesta weiter zu Fuß in die Innenstadt von San Pedro mit der schönen Plaza. Hier steht die Kirche San Pedro de Atacama, erbaut im siebzehnten Jahrhundert und seitdem immer wieder umgebaut und erweitert. Die Kirche ist im Adobestil errichtet, verputzt und weiß gestrichen. Leider kommen wir nicht ins Innere, da momentan renoviert wird. Im Rahmen dieser Renovierung werden neue Adobeziegel gefertigt - und zwar in der Originaltechnik: Wir sehen zwei Arbeiter, die in einem mit Stroh versetzten Matschbad herumwüten - und direkt daneben das Resultat ihrer Mühen, zwei nagelneue Adobeziegel.


Kirche von San Pedro de Atacama - in Renovierung

An der Plaza gibt es auch zwei Banken mit Geldautomaten. Das wäre im Prinzip sehr praktisch, da unser chilenisches Geld langsam zur Neige geht. Leider hat eine der beiden Banken komplett zu und die zweite gibt uns kein Geld, trotz Einsatz von insgesamt drei Maestro-Karten an zwei Automaten. Na ja, ein bisschen Geld haben wir ja noch und morgen geht es sowieso weiter nach Argentinien. Weiter geht es zum archäologischen Museum, welches ursprünglich vom belgischen Pfarrer Gustavo Le Paige gegründet wurde und heute auch nach ihm benannt ist. Le Paige lebte seit den 50er-Jahren des 20ten Jahrhunderts in San Pedro de Atacama und beschäftigte sich intensiv mit der Historie und der Kultur der hier lebenden Menschen. Das Museum bietet einen schönen Überblick über die Geschichte der Besiedelung dieses Teils der Atacamawüste, beginnend mit den aus Richtung der Beringstraße sich auf den amerikanischen Doppelkontinent verbreitenden Ureinwanderern vor über 10000 Jahren bis zur Verbindung mit der bolivianischen Tiwanaku-Kultur, den Inka und natürlich den Spaniern.


Der Licancabur hinter Salzfelsen

Nun ist es später Nachmittag. Wir laufen zurück zum Hotel und fahren mit dem Auto zum Valle de la Luna, einem Tal im südwestlich von San Pedro de Atacama gelegenen Ausläufer der Cordillera del Sal. Hinter dem Parkeingang führt eine Straße in einem Halbbogen um die Berge herum bzw. durch diese hindurch. Wir legen diverse Stopps ein und laufen diverse kurze Trails: Der erste führt durch einen sehr schönen Canyon, mal breit mal eng. Teilweise erinnert das Ganze ein wenig an den Little Wildhorse Canyon in Utah. Allerdings ist das Material der Wände stark salzhaltig, und immer wieder sehen wir herausragende glitzernde Salzkristalle - faszinierend. Der Trail endet wieder an der Parkstraße, aber ein paar hundert Meter hinter dem Trailhead und auch etwas höher. Also laufen wir das kurze Stück über die Straße zurück zum Auto. Dort angekommen, nehmen wir gleich den nächsten Trail in Angriff. Dieser ist mit "Cuevas" betitelt und verläuft zunächst durch einen weiteren interessanten Canyon. Recht bald aber kommen wir zu den namensgebenden Höhlen - recht eng und auch dunkel. Hier hätten wir besser eine Stirnlampe mitgebracht, kommen mit etwas Glück und Geschick aber auch so durch. Nach Durchqueren der Höhlen führt der Weg an die Oberfläche, wo er entlang faszinierender Salzformationen wieder zurück zum Auto führt, am Schluss noch mittels einer kurzen und leichten Kletterei bergab.


Salzstrukturen


Sanddünen im Valle de la Luna

Am Parkplatz stehen nun sehr viele Autos, zumeist Tourbusse. Wohl alles Leute, die sich den Sonnenuntergang - wie wir auch - von der bekannten großen Düne aus anschauen wollen. Bis zum Sonnenuntergang ist es aber noch etwas hin, also fahren wir die Parkstraße zunächst bis an deren Ende und kommen dabei durch ein Red-Rock-Wonderland. Am Ende der Straße steht die bekannte Gesteinsstruktur Tres Marias - also die drei Marias - samt großem Parkplatz und es gibt eine Stichstraße zur ehemaligen Salzmine Crisanta. Eine ehemalige Salzmine - das hört sich interessant an. Da einige Autos in diese Richtung unterwegs sind, fahren wir einfach hinterher. Die Straße entpuppt sich als übelstes Gerumpel über große Steine mit zig Zentimeter tiefen Löchern dazwischen. Die meisten der anderen Autos scheinen wesentlich schneller drüberzuheizen. Wir probieren das auch aus und in der Tat tritt bei höherem Tempo ein etwas glättender Effekt ein, wie man ihn auch von normalem Waschbrett her auch kennt.


Las Tres Marias

Die Ruinen der Salzmine sind nicht allzu beeindruckend - irgendwie halt doch nur ein altes Haus. Aber die umgebende Salzebene ist einfach genial. Wir laufen mindestens eine Stunde umher und bewundern Salzkristalle, diverse faszinierende Gesteinsstrukturen (welche in den USA wohl alle einen Namen hätten) und den Blick auf die umgebenden Berge.


Alte Salzmine im Valle de la Luna

Rechtzeitig für den Sonnenuntergang rumpeln wir wieder zurück zur Parkstraße und zum Parkplatz unter der großen Düne. Dieser ist schon recht voll und ein Ameisenstrom an Menschen windet sich den Trail herauf. Der Weg ist nicht sonderlich schwierig und in ein paar Minuten zu schaffen. Oben befinden wir uns auf einem langgezogenen Grat und es bietet sich eine schöner Blick auf ein sich nach Osten öffnendes schüsselförmiges Tal, dahinter die Berge des zentralen Andenkamms mitsamt dem Licancabur. Bis zum Sonnenuntergang ist es noch etwa eine halbe Stunde und wir beobachten während dieser Zeit, wie immer mehr Menschen eintreffen, bis der Grat nahezu komplett mit Besuchern gefüllt ist. Während des Sonnenuntergangs leuchten zuerst die Felsen im Tal immer röter auf - und in einer zweiten Stufe die Anden. Da wir uns ganz knapp in den Tropen befinden (23 Grad südlicher Breite), ist das Ganze recht schnell vorbei.


Sonnenuntergang im Valle de la Luna

Kein absolutes Aha-Erlebnis wie der Sonnennutergang am Uluru in Australien oder am Delicate Arch in den USA, aber dennoch sehr schön. Der Abstieg bzw. das Herabrutschen von der Düne verläuft - zumindest im ersten Teil - dank Sand sehr fix. Zurück in San Pedro de Atacama laufen wir nochmal in die Innenstadt und suchen uns dort ein Restaurant für das Abendessen. Nun hat auch die am Nachmittag geschlossene Bank den Zugang zu ihren Automaten wieder geöffnet, so dass wir unsere Reserven an chilenischem Bargeld wieder auffrischen können.


"Andenglühen" am Licancabur

Gefahrene Strecke: 75 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Hallo allerseits,

heute verlassen wir San Pedro de Atacama vorerst wieder, nicht ohne uns die Gegend im Osten dieser Ortschaft genauer anzuschauen. Dabei kommen wir in deutlich einsamere Gegenden und erreichen letztendlich zum ersten Mal im Verlauf dieser Reise Argentinien.

31.10.2014 San Pedro de Atacama - Purmamarca
Wir frühstücken um acht Uhr, wieder auf der Pergola unseres Hotels. Dann checken wir aus und los geht's - bei wieder perfektem Wetter. Zuerst fahren wir zum Zollgebäude am Ortsrand von San Pedro de Atacama. In einem Reiseforum haben wir während der Reisevorbereitung erfahren, dass die chilenischen Zollformalitäten für den Paso Jama, den wir heute fahren wollen, seit neuestem nicht mehr in San Pedro de Atacama stattfinden, sondern am Pass selber. Da wir das Risiko minimieren wollen, einer Fehlinformation aufgesessen zu sein und vom Pass aus 160 Kilometer zurück geschickt zu werden, wollen wir sicherheitshalber nachfragen. Offizielle Schilder zu einer Verlegung der Grenzstation gibt es keine, aber auf einem Zettel am Schalter der Einwanderungspolizei steht eine Liste von Pässen, auf der der Jama nicht auftaucht. Ein angesprochener Polizist schickt - bzw. scheucht beinahe - uns weiter. OK, mal schauen, wie es am Pass selber ausschaut.


Licancabur, leicht schüchtern hinter dem Juriques

Wir verlassen San Pedro de Atacama auf der direkt nach Osten führenden Ruta 27 und gewinnen sehr schnell an Höhe. Links neben uns steht majestätisch der Licancabur. Der Rückblick auf die nun schon tief unter uns liegende Ebene mit San Pedro de Atacama und dem Salar de Atacama ist beeindruckend. Es sind auch viele LKW unterwegs, die sich in Schneckentempo die Steigung hochquälen. Kamen diese an der Ruta 11 bei Putre noch größtenteils aus Bolivien, so sind es nun hauptsächlich Trucks aus Paraguay. Schnell sind wir auf der über 4000 Meter hoch gelegenen Ebene der Puna und überqueren dort den ersten der insgesamt sechs Pässe, die heute auf dem Programm stehen. Der Paso Jama ist der höchste und prominenteste dieser Pässe. Die Straße führt uns durch stetig wechselnde Landschaften. Während wir uns zunächst wie auf den Mars versetzt vorkommen, ist es am Rio Quepiaco bzw. der Laguna Quepiaco deutlich farbenfroher: Das Wasser des Flusses sorgt für einen fröhlichen gelbgrünen Pflanzenbewuchs und der See ist ein leuchtend blaues Auge in der Wüste.


Wasser auf dem Mars

Auf beiden Seiten der Straße stehen - mehr oder weniger nahe - über 5000 Meter hohe Vulkane. Hinter denjenigen direkt an der rechten Seite der Straße müsste sich die Hochebene mit dem ALMA befinden. Tatsächlich sehen wir auf einem Berggrat ein menschengemachtes Objekt, eventuell ein kleines Haus, welches sicherlich nicht direkt mit der Funktion des Radioteleskops in Verbindung steht, aber eventuell eine Art Aussichtspunkt für die Astronomen oder etwas ähnliches darstellt. Hinter der Laguna Quepiaco zieht sich die Straße nach links und nach oben, die Landschaft wird deutlich steppenartiger. Hier geht nach links eine Allradpiste zum Salar de Tara ab, die wir uns aber sparen. Zusätzlich stehen auf der Ebene jede Menge riesiger brauner Steingebilde herum, die Monjes - also Mönche - de la Pacana.


Einer von den Monjes. Im Hintergrund: Unser Auto

Vor allem der größte dieser Mönche - ein großer Steinfinger - ist schon von der Straße aus gesehen ziemlich beeindruckend. Während der Reiseplanung haben wir uns gefragt, wie genau man zu den in einiger Entfernung von der Straße stehenden Steinformationen hinkommt. Die Antwort ist ganz einfach: Man folgt einfach einer der zahlreichen querfeldein verlaufenden Reifenspuren. Als wir nach ausgiebiger Besichtigungszeit auf diese Art und Weise wieder querfeldein zurück in Richtung des Asphalts der Ruta 27 rumpeln, haben wir noch eine sehr nahe Begegnung mit einer Herde Vicunas - die hier ganz offensichtlich nicht mit einem Auto gerechnet hat und uns sehr neugierig anschaut.


Grasende Vicunas

Von den Monjes aus konnten wir schon Salar Aguas Calientes und die in diesem Salzsee gelegene Laguna Negra sehen. Nur kurz nachdem wir wieder die Asphaltstraße erreicht haben kommen wir zu einem Viewpoint auf Salzsee und See. In dem blauen Wasser der Lagune spiegeln sich schön die dahinter stehenden Vulkane. Kurz hinter uns trifft ein Tourbus mit deutschsprachigen Touristen unterwegs Richtung Argentinien am Aussichtspunkt ein. Wir sind neugierig - ein Tagesausflug von San Pedro de Atacama wird das ja wohl nicht sein - und sprechen die Gruppe an: Eine relativ kleine Reisegruppe, die eine zweiwöchige geführte Reise durch den Norden von Chile und Argentinien macht. Sicherlich auch eine angenehme Art zu Reisen.


Die Laguna Negra

Ein paar Kilometer weiter kommen wir am Salar de Quisquero vorbei, an dem wir fast achtlos vorbei gefahren wären, hätten wir nicht auf dem Wasser dieses Salzsees einige Flamingos gesehen. Also wird ausgiebig beobachtet und erst dann zur argentinischen Grenze weiter gefahren. An dieser gibt es in der Tat - so wie uns ja schon mitgeteilt wurde - ein neues gemeinsames Abfertigungsgebäude von Chile und Argentinien. Dummerweise ist scheinbar kurz vor uns ein großer Reisebus angekommen, so dass die Warteschlangen ziemlich lang sind. Hinter uns reiht sich die deutschsprachige Reisegruppe in die Reihe, so dass sich die Wartezeit gut mit dem Austausch von Erfahrungen überbrücken lässt. Als wir an die Reihe kommen, sind wir froh, dass wir das Prozedere drei Jahre nach unserer Patagonienreise noch halbwegs hinbekommen. Im Gegensatz zu den Insassen der kleinen und großen Busse müssen wir unser Gepäck auch nicht ins Gebäude und zum Durchleuchtungsapparat schleppen, sondern werden individuell am Auto selber kontrolliert. Wir müssen unsere Reisetasche öffnen, aber der Blick auf die darin gelagerten Schlafsäcke und Isomatten scheint den Zöllnern zu genügen. Also weiter.


Grenze nach Argentinien

Wir fahren vorbei an den Salzseen Laguna Ana und Salar de Cauchari. Dahinter zeigt sich die Landschaft deutlich farbenfroher als wir es auf dieser Höhe erwartet hätten. Wenn nicht die immer noch sehr hohen Andengipfel am Horizont wären, könnten wir auch irgendwo im Westen der USA unterwegs sein. Irgendwo auf diesem Teil der Strecke treffen wir auch einige ältere Einheimische, die mit ihrem äußerst betagten PKW liegen geblieben sind, uns anhalten und dabei mit wilden Gesten auf einen leeren Wasserkanister zeigen. Der Wagen scheint aufgrund zu wenig Kühlwasser heiß gelaufen zu sein. Auch wenn wir vom Spanisch der Herren nahezu nichts verstehen, holen wir einen unserer großen Wasserkanister raus, das Kühlwasser ist schnell aufgefüllt, die Stimmung sehr dankbar und wir fahren weiter. Dirk grübelt nach dem gemeinsamen Aufbruch noch eine Weile darüber nach, warum nach Auffüllen des Wassers der Ölmessstab kontrolliert wurde - aber das wird schon seinen Sinn gehabt haben.


Eine Vicunaherde rennt über einen Salzsee

In der winzigen Ortschaft Susques kreuzen wir die Ruta 40, die berühmteste Straße Argentiniens. Die Ruta 40 führt über 5300 Kilometer von einer der nördlichsten Stellen des Landes bei La Quiaca an der bolivianischen Grenze bis ganz in den Süden des Landes, an das Cabo Vírgenes bei Rio Gallegos an der Atlantikküste. Wir sind im Rahmen unserer Patagonienreise 2011 schon weite Abschnitte dieser legendären Straße gefahren. In der Gegend von Susques fühlen wir uns auch endgültig in den Westen der USA versetzt: Saftige Wiesen in den Tälern, farbige Felsen in rot, braun, weiß und lila und eine Straße, die sich lustig über die Berge schlängelt. Etwas später kommen auch noch Säulenkakteen dazu. Diese stehen entlang der Straße in einer tollen Schlucht aus braunem Gestein, vom Rio Congelado gegraben, in der sich die Straße steil nach unten in eine flache Ebene schlängelt.

Hier befinden wir uns "nur noch" auf knapp 3500 Meter Höhe und fahren relativ ereignislos und gerade durch eine Graslandschaft. Ab und zu steht am Straßenrand ein Esel. Wir fragen uns schon, wo der in den Karten eingezeichnete Salar Grande bleibt, als uns auffällt, dass das Gras eine leicht hellgrüne Farbe angenommen hat und es zwischen den Büscheln weiß schimmert. Wir befinden uns schon seit einiger Zeit auf dem gesuchten Salzsee - und bei der von uns erwarteten grellweißen Salzfläche handelt es sich um die sogenannten Salinas Grandes, die wir kurz darauf erreichen. Wir halten an einem Rasthaus, welches ganz aus Salz gebaut ist.


Las Salinas Grandes

Hier kann man auf die blendend weiße Salzfläche laufen, wo sich eine beeindruckende Salzhalde befindet sowie mehrere rechteckige Vertiefungen in der ansonsten ebenen Fläche. Diese Vertiefungen wurden genutzt, um Salz abzubauen. Schön sind auch die Strukturen, die durch den Einfluss von verdunstenden Regen auf der Salzoberfläche entstanden sind: Die ansonsten spiegelglatte Oberfläche des Salzsees ist überzogen von einem Netz aus Polygonen, kleinen vom Wasser gebildeten Salzanhäufungen. Neben dem Rasthaus gibt es einen kleinen Andenkenstand, an dem man jede Menge Zeug aus Salz kaufen kann, zum Beispiel echt süße Mini-Lamas.


Bunte Hügel in Argentinien

Wir fahren weiter. Die Straße verlässt die Salinas Grandes und den Salar Grande und führt in lustigen Serpentinen wieder steil nach oben, bis auf den Abra de Porterillos, auf 4170 Meter gelegen. Von hier aus geht es steil herunter, ebenfalls über abenteuerliche Serpentinen - diese erinnern entfernt an den berühmten Trollstigen in Norwegen - in die Quebrada de Purmamarca, ein Seitental der bekannten Quebrada de Huahuaca.


Cuesta de Lipán

Die Quebrada de Purmamarca entpuppt sich als wahres geologisches Wunderland. Wir sehen Berge in allen nur erdenklichen Farben, interessante Schichtstrukturen und über viele Kilometer auf der linken Talseite dunkelbraune Felsstrukturen, die verdächtig an die Nadeln des Bryce Canyon in den USA aussehen. Am Talgrund angekommen - hier stehen wieder links und rechts der Straße viele Säulenkakteen - fahren wir nur noch ein kleines Stück, ehe wir unser Tagesziel Purmamarca erreichen. Diese Ortschaft ist bekannt für den Cerro de los Siete Colores, den Berg der sieben Farben. Unser Hotel liegt am Ortsrand und wir erreichen es nach einer etwas rumpeligen Fahrt durch die geschotterten Straßen der Ortschaft mit mehrfachen Routenänderungen wegen zahlreicher Baustellen.

Wir checken ein, machen uns frisch und brechen dann zur letzten Aktivität des Tages auf. Das Hotel liegt am Beginn eines 3.3 Kilometer langen Rundwegs, mehr oder weniger eine gute Forststraße - um den farbigen Berg herum. Eigentlich hatten wir gehofft, dass nun - am späten Nachmittag - die Farben des Berges durch die tiefstehende Sonne gut zur Geltung kommen. Nun hängen leider auf der argentinischen Seite der Anden deutlich mehr Wolken, als es noch in Chile der Fall war. In der Folge steht nun in der Tat die Sonne tief, sie hat aber geringe Schwierigkeiten, durch die Wolken durchzukommen. Dennoch strahlen die verschiedenfarbigen Felsen gut auf und man kommt auch, je nach Zählweise, auf sieben verschiedene Farben. Wir nehmen uns vor, je nach Wetter und Lichtverhältnissen morgen früh noch einmal wiederzukommen.


Der siebenfarbige Berg (bitte nachzählen;-))

Am Ende des Rundweges kommen wir am Friedhof von Purmamarca vorbei in die Innenstadt. Die Hotels und Geschäfte hier sind teilweise deutlich edler als von uns erwartet - es ist gut zu erkennen, dass Purmamarca eine sehr touristisch geprägte Ortschaft ist. Zentraler Punkt ist die Plaza. Hier findet momentan ein Markt statt, auf dem Handwerkswaren - größtenteils sehr touristisches Zeug - verkauft werden. Direkt an der Plaza befindet sich auch die schöne Kirche der Ortschaft - die 1648 errichtete Iglesia de Santa Rosa.


Straßenszene in Purmamarca

Nachdem wir uns ausgiebig umgeschaut haben und auch dem einzigen - und äußerst widerspenstigen - Geldautomaten in Purmamarca einige argentinische Geldscheine entlockt haben, brauchen wir noch ein Abendessen. Hierbei müssen wir zum ersten Mal im Verlauf unserer diesjährigen Reise beachten, dass es in Argentinien üblich ist, das Abendessen extrem spät zu sich zu nehmen. Es geht allerfrühestens um 20 Uhr los - viele Restaurants öffnen sogar erst um 21 Uhr - so dass unsere Mägen ein klein wenig länger warten müssen, als sie es von Chile her gewöhnt sind.

Gefahrene Strecke: 408 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Hallo allerseitsa,

weiter gehts...

1.11.2014 Purmamarca - Salta
Das Wetter ist im Vergleich zu gestern Abend deutlich besser und der Himmel zeigt sich blau mit vereinzelten Wolken. Daher machen wir uns direkt nach dem Frühstück - dieses wird vom Wirt direkt an die Cabana gebracht - nochmal kurz auf, um über eine kleine Abkürzung eine besonders schöne Stelle des Weges um den Cerro de las Siete Colores zu erreichen. In der noch tiefen Morgensonne leuchten die verschiedenen Farben des Berges richtig schön auf. Wir genießen den Anblick eine Weile, laufen dann zurück, checken aus und brechen auf. Hinter Purmamarca verläuft die Ruta 52 noch etwa 3 Kilometer nach Osten und trifft dann auf die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Ruta 9. In nördlicher Richtung führt diese durch die Quebrada de Humahuaca. Diese etwa 150 Kilometer lange Schlucht beginnt knapp außerhalb der Stadt San Salvador de Jujuy und endet ungefähr 40 Kilometer nördlich von Humahuaca. Dabei geht es gewaltig bergauf: Von etwa 1400 Metern Höhe bis auf 3600 Metern Höhe. Humahuaca, die wichtigste Ortschaft des Tals liegt auf knapp unter 3000 Metern. Die Quebrada de Humahuaca gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hier verlief ein Teil des Inka-Straßensystems und es finden sich viele Überreste von Ortschaften und Bewässerungssystemen.


Kakteen und Felsen in der Quebrada de Humahuaca

Wir wollen uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Tals anschauen und biegen daher nach Norden ab. Wie wir feststellen, ist die Quebrada de Humahuaca nicht nur kulturell sehr interessant, sondern auch vom landschaftlichen Gesichtspunkt her. Gut, das - zumindest in den tieferen Lagen - intensiv landwirtschaftlich genutzte Innere des Tals könnte sich so ähnlich auch irgendwo in Norditalien oder Südfrankreich befinden, aber die steilen Felswände links und rechts sind einmalig. Hier wiederholt sich mehr oder weniger das intensive Farbenspiel des Cerro de las Siete Colores: Während an manchen Stellen rote Felsen sehr an den Südwesten der USA erinnern, sieht das Ganze nur ein paar hundert Meter weiter ganz anders aus. Und wo im Südwesten gibt es komplette Berge aus grünen Felsen?


Maimara

Etwas mehr als 20 Kilometer, nachdem wir auf die Ruta 9 abgebogen sind, erreichen wir die Ortschaft Tilcara. Hier verlassen wir die Hauptstraße und fahren in den zunächst ziemlich unübersichtlichen erscheinenden Ort. Alles ist sehr verwinkelt mit einigen leicht unübersichtlich angelegten Einbahnstraßen. Mit etwas Geschick finden wir den richtigen Weg zur am südwestlichen Rand der Ortschaft gelegenen Ruinenstadt Pukara de Tilcara. Diese Festung geht zurück auf den Stamm der Omaguaca und datiert ursprünglich etwa auf das 12te Jahrhundert. Die Omaguaca wurde erst gegen Ende des 15ten Jahrhunderts in das Inkareich integriert. Die Herrschaft der Inka dauerte dann nur etwa 50 Jahre, bis im Jahre 1536 die Spanier hier eintrafen. Die Historie dieser Festungsanlage erinnert uns ziemlich an diejenige der Atacama-Kultur auf der chilenischen Seite der Anden mit der wir uns in San Pedro de Atacama ausführlich beschäftigt haben.

Die strategisch wertvoll auf einem Hügel gelegene Anlage befindet sich in einem sehr guten Zustand. Dieser ist allerdings nicht irgendwelchen günstigen Witterungsverhältnissen oder ähnlichem geschuldet, sondern den hier durchgeführten Restaurierungsarbeiten: Die Pukara de Tilcara wurde zu Beginn des 20ten Jahrhunderts wiederentdeckt und damals waren von den meisten Gebäuden nur noch die Grundmauern erhalten. Diese wurden bis auf eine Höhe von etwa einem Meter wieder errichtet, einige ausgewählte Gebäude wurden auch komplett restauriert. Trotzdem oder gerade deshalb bietet die Pukara de Tilcara einen tollen Eindruck in die Lebensweise der präkolumbianischen Kulturen. Wir laufen den Rundweg ab und kommen dabei unter anderem an Wohnhäusern, religiösen Anlagen und einem Friedhof vorbei. Der Blick von dem Hügel in die umgebende Landschaft der Quebrada de Humahuaca ist toll und zwischen den Gebäuden stehen jede Menge Säulenkakteen. Auf dem Gelände befindet sich zusätzlich ein kleiner botanischer Garten, den wir uns ausgiebig anschauen, insbesondere den Teil der verschiedene Kakteenarten zeigt. Dann brechen wir wieder auf.


Blick von der Pucara del Tilcara ins Tal


Rekonstruierte Indiobauten in der Pucara del Tilcara

Ein paar Kilometer nördlich von Tilcara, in der Ortschaft Uquia legen wir den nächsten Stopp ein. Hier gibt es eine kleine Kirche, deren weiße Mauern einen schönen Kontrast zur Farbe der umgebenden Bäume sowie den roten und brauen Felsen der Quebrada darstellt. Bei dieser Kirche handelt es sich um eine der ältesten hier im Tal - sie wurde 1691 erbaut - der barocke Altar im Inneren ist der älteste der Region. Sehr interessant finden wir auch die Bilder der Erzengel - ausgerüstet mit spanischen Gewändern und Gewehren. Leider ist im Inneren der Kirche das Fotografieren verboten.

Nur etwa zehn Kilometer nördlich von Uquiqa erreichen wir Humahuaca. Hier parken wir unseren Pick-Up an der schönen grünen Plaza San Martin und laufen die paar hundert Meter durch enge Kopfsteinpflastergassen bis zum Stadtzentrum. Humahuaca erscheint uns stellenweise sehr touristisch - aber ein klein wenig abseits vom Trubel auch sehr schön und interessant. Nahezu sämtliche Gebäude im Zentrum sind im Kolonialstil errichtet. Das häufigste Baumaterial ist Adobe - wenn man genauer hinschaut kann man erkennen, dass an der einen oder anderen Stelle auch Kaktusholz verwendet wurde. An der zentralen Plaza befinden sich die schöne Kathedrale sowie das Rathaus mit seinem modernen Uhrenturm. Auch in der Kathedrale finden wir wieder viele Stellen, an denen Kaktusholz verarbeitet wurde. Da auch hier das Fotografieren verboten ist, können wir davon nur die Eingangstüre dokumentieren. An der Plaza finden sich auch zahlreiche Verkaufsstände von einheimischen Händlern - unterwegs in farbenfroher Kleidung, teilweise auch mit den runden Hüten, die man hauptsächlich aus Bolivien kennt.


Rathaus von Humahuaca

Von der Plaza aus ist es nur ein paar Schritte weit bis zum Unabhängigkeitsdenkmal. Dieses lässt sich über eine monumentale Treppe erreichen und von oben bietet sich uns ein toller Blick auf den Ortskern von Humahuaca. Das Denkmal selber besteht aus einer überdimensionalen Indio-Figur und soll an den Anteil der Ureinwohner am Unabhängigkeitskampf Argentiniens gegen die spanischen Kolonialherren erinnern. Wir halten das für ein klein wenig verlogen, denn schließlich hat kaum ein Land seine indianische Bevölkerung und deren Kultur so gnadenlos verfolgt wie Argentinien.


Unabhängigkeitsdenkmal in Humahuaca

Nach einem ausgiebigen Stadtbummel verlassen wir Humahuaca wieder und folgen der Ruta 9 nun nach Süden, wieder zurück durch die Quebrade de Humahuaca. Die Eindrücke, die die atemberaubende Landschaft bietet sind genauso toll, wie sie es auf der Hinfahrt waren und wir legen jede Menge Stopps zum Staunen und Fotografieren ein. Ein weiterer Halt führt uns zu einem riesigen Andenkenladen - vor dessen Tür ganz stilecht ein noch riesigeres überlebensgroßes Lama steht. So etwas würde uns auch irgendwo in den USA nicht überraschen. Hier decken wir uns mit Mitbringseln für daheim gebliebene Freunde ein. Im weiteren Verlauf unserer Fahrt müssen wir zwei Mal kurz hintereinander an Polizeikontrollen halten. Unser chilenisches Nummernschild macht die Polizisten offensichtlich leicht misstrauisch. Aber den Hinweis darauf, dass wir Touristen aus Deutschland in einem Mietwagen sind, wirkt jedes Mal sehr schnell und zuverlässig.


Souvenirshop in Lamaform

Das südliche Ende der Quebrade de Humahuaca ist mit dichten und tiefhängenden Regenwolken komplett zugehängt und wir fahren mitten in diese Wolkenwand. Die Sichtweite beträgt nun nur noch wenige Meter und strömender Regen klatscht an die Scheiben unseres Pick-Ups. Der erste Regen im Verlauf unserer Reise. Immerhin wird dadurch das Auto ein klein wenig entstaubt. Es geht noch ein Stück steil bergab und dann - durch eine für unsere Augen ungewohnt grün erscheinende Landschaft - in Richtung San Salvador de Jujuy. Wir umrunden diese Stadt auf der autobahnähnlichen Umfahrungsstraße - der Verkehr ist ziemlich dicht. Nach Salta - unserem Tagesziel - könnten wir auch direkt auf der großen Straße gelangen. Wir entscheiden uns aber für eine deutlich spannendere Alternative: Die alte Verbindung zwischen Jujuy und Salta über den Camino de Cornisa. Der zentrale Abschnitt dieser Straße führt durch dichten Yunga-Regenwald in vielen Kehren und Serpentinen steil bergauf. Da wir keine Zeit haben, im Verlauf der Reise einen der drei argentinischen Yunga-Nationalparks anzuschauen, nehmen wir die Fahrt durch den dichten grünen Wald sehr gerne mit. Die Straße ist zwar asphaltiert, aber sehr schmal. Sehr schmal bedeutet vier Meter - und zwar für beide Fahrtspuren. Theoretisch müssten also zwei entgegen kommende Autos gerade so aneinander vorbei passen - in der Praxis ergeben sich aber doch hektische Abbrems- und Ausweichmanöver. Wir halten mehrfach an, schauen uns um und unternehmen kurze Spaziergänge in den Wald. Dabei sind wir sofort umgeben von den seltsamen und exotischen Geräuschen des Regenwalds.


Yunga-Wald

Kurz vor Salta verlässt die Straße den Wald und verläuft deutlich ebener als vorher. Interessanterweise behält sie aber noch über eine weite Strecke ihre Breite von vier Metern bei - obwohl hier auch ausreichend Platz für eine breitere Strecke wäre. Das ist bei dem mit abnehmender Entfernung nach Salta deutlich zunehmenden Verkehr nicht immer ganz entspannend für die Fahrer. Salta ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat etwa eine halbe Million Einwohner. Wir kommen von Nordwesten in die Stadt, wechseln über eine Umfahrungsstraße auf die östliche Seite und erreichen relativ unkompliziert die Plaza 9. de Julio, den zentralen Platz von Salta, wo wir in unser vorgebuchtes Hotel einchecken.

Nach einer kurzen Pause im Hotelzimmer schauen wir uns kurz im Innenstadtbereich von Salta um, zuerst an der netten Plaza mit der daran befindlichen Kathedrale und weiteren schönen historischen Gebäuden. Im Inneren der Kathedrale finden wir unter anderem das Grab von Martín Miguel de Güemes, einem General des argentinischen Unabhängigkeitskampfes, der mit seinem berühmten Gauchoheer in der Gegend von Salta gegen die Spanier und ihre Verbündeten kämpfte.


Ehrengrab für Güemes und seine Gauchos

Salta ist die erste größere argentinische Stadt im Verlauf unserer Reise - daher wollen wir probieren, unsere mitgebrachten US-Dollar günstig in argentinische Pesos umzutauschen. Also marschieren wir auf eine direkt an der Plaza befindliche Wechselstube zu - die am späten Nachmittag natürlich schon geschlossen hat. Wie erhofft spricht uns jedoch ein vor der Wechselstube wartender Mensch an. Ob wir Dollar tauschen wollen? Natürlich - und wir bekommen sogar einen ziemlich guten Kurs. Zwei Blöcke östlich der Plaza kommen wir zur Iglesia San Francisco, einer Kirche mit einer wunderschönen rot-weiß-gelben Fassade. Im schönen Innenraum können wir einen Blick auf zahlreiche liebevoll gestaltete Heiligenfiguren werfen - sowie durch einen vergitterten Seitenausgang die Gärten des direkt nebenan gelegenen Konvents bewundern.


Arkardengang an der Plaza von Salta


Franziskuskirche von Salta

Zum Abschluss unseres Spaziergangs durch Salta laufen wir zurück zur Plaza und besuchen das MAAM, das Museo de Arqueología de Alta Montana, das Museum für Hochgebirgsarchäologie. Der Name dieses Museums klingt sehr weitumfassend und ist damit ein klein wenig irreführend: Die gesamte Ausstellung dreht sich um drei Kindermumien, die im Jahre 1999 auf dem Gipfel des Vulkans Llullaillaco entdeckt wurden. Dieser Vulkan ist in der Luftlinie etwa 315 Kilometer von Salta, direkt an der Grenze zu Chile gelegen. Die Mumien sind etwa 500 Jahre alt und waren Opfer der Inka an ihre Gottheiten. Aufgrund der kalten Temperaturen auf dem Gipfel des 6739 Meter hohen Llullaillaco sind die Mumien hervorragend erhalten. Sie werden hier im Museum in speziellen Kühlkammern und in einer Atmosphäre mit reduziertem Sauerstoffgehalt aufbewahrt. Das Museum erzählt kurz über die Geschichte und Kultur der Inka, dann wird über die von den Inka dargebrachten Menschenopfer allgemein und über die drei Kindermumien vom Llullaillaco im Speziellen berichtet. Zuletzt kann eine der Mumien - es wird immer nur eine ausgestellt - angeschaut werden. Diese befindet sich in einem ebenfalls gekühlten Ausstellungskasten. In Anbetracht dessen, wie lange es her ist, dass die drei Kinder geopfert wurden, ist der Zustand der ausgestellten Mumie erstaunlich gut. Ein sehr lohnenswertes Museum.


Kathedrale von Salta

Zum Abendessen gehen wir in eine hippe Sportbar. Wir sind scheinbar die allerersten Gäste, die Abendessen bestellen - das wundert uns aber in Anbetracht der absonderlichen Abendessenszeiten der Argentinier gar nicht. Unser Tisch befindet sich unter einem Fernseher auf dem Fußball läuft - bestimmt etwas Südamerikanisches, denken wir. Und sind erstaunt, als wir (nicht live sondern zeitversetzt) mit anschauen dürfen, wie Bayern München knapp gegen Borussia Dortmund gewinnt. Nach dem Abendessen geht es die paar Hundert Meter zurück ins Hotel und dort ins Bett.

Gefahrene Strecke: 293 km

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Weiter gehts...

2.11.2014 Salta - Cafayate
Da wir noch einen kleinen Stadtspaziergang machen wollen, stehen wir früh auf. Das Wetter ist geringfügig besser als gestern, aber es hängt noch eine dichte Wolkendecke über der Stadt. Nach dem Frühstück laufen wir wieder in Richtung Kirche San Francisco, aber von dort aus weiter Richtung Osten zum Konvent San Bernardo, und von dort zum kleinen Park unterhalb des Cerro San Bernardo, den 1472 Meter hohen Hausberg von Salta. In diesem Park erinnert eine große Statue an General Güemes, den lokalen Unabhängigkeitshelden, dessen Grab wir gestern in der Kathedrale besucht haben.


Convento San Bernardo

Nun befinden wir uns in einem properen und schönen Stadtviertel, auch wenn - wie wohl fast überall in Südamerika - das eine oder andere Autowrack herumsteht. Hier beginnt direkt neben dem Anthropologischen Museum ein Kreuzweg, der bis hinauf zum Gipfel des Cerro San Bernado führt. Diesen Weg wollen wir laufen. Theoretisch würden auf den Gipfel auch eine Seilbahn und eine Straße führen, aber für die Bahn sind wir deutlich zu früh unterwegs und das Auto hat mal eine Pause verdient. Außer uns sind nur ein paar Frühsportler unterwegs. Der Weg führt über viele Stufen unschwer durch dichten Wald den Berg hinauf.

Kurz vor dem Gipfel kommen wir leider in tiefhängende Wolken, so dass wir vom Gipfelplateau aus die Stadt nur schemenhaft erahnen können. Wir warten ein wenig und schauen uns auf dem Plateau um, inklusive der Gipfelstation der Seilbahn, einem Gipfelkreuz und einer überlebensgroßen Statue des wiederauferstandenen Jesus Christus als letzte Station des Kreuzwegs. Wir haben tatsächlich das Glück, dass sich die Wolkendecke im Verlauf unserer Wartezeit ein wenig lichtet. Wir bekommen zunächst einen klaren Blick auf die südlichen Teile von Salta und bald darauf auch auf die Innenstadt.


Blick vom Cerro San Bernardo auf Salta

Wir bewundern den Ausblick eine Weile und brechen dann wieder nach unten auf. Dort angekommen, wandern wir durch ein äußerst wohlhabendes Wohnviertel zur Talstation der Seilbahn, im östlichen Zipfel des Parque San Martin. Dieser Park führt wie ein grüner Keil in die Innenstadt. Leider wird er in weiten Bereichen momentan umgebaut und ist dort nicht zugänglich. Wir laufen bis zum Ende des Parks - hier stehen Statuen von Leonardo da Vinci und Christoph Columbus - und von dort aus in einem Bogen über die Plaza zurück zu unserem Hotel.

Wir checken aus und begeben uns wieder auf die Straße. Die Innenstadt zu verlassen, fällt mit Hilfe unseres GPS-Geräts und auch dank des sehr spärlichen Sonntagvormittags-Verkehrs sehr leicht. Wir tanken noch den Pick-Up auf und verlassen dann Salta endgültig auf der Ruta 68 nach Süden. Diese Straße durchquert zunächst noch einige Salta vorgelagerte kleinere Städtchen, dann wird es immer ländlicher. Die Straße ist dicht gesäumt von saftig dunkelgrünen Bäumen und Sträuchern. Je weiter nach Süden wir kommen, desto trockener wird die Gegend, der Pflanzenbewuchs wird leicht spärlicher.

Knapp 100 Kilometer südlich von Salta, kurz vor dem Eingang in die berühmte Quebrada de las Conchas, das Tal der Muscheln, machen wir einen Stopp in der kleinen Ortschaft Alemania. Diese hat sowohl ihren Aufstieg Anfang des 20. Jahrhunderts als auch ihren Niedergang nur wenige Jahre später der Eisenbahn zu verdanken: Im Jahre 1912 entstand der Ort als Zwischenstation der im Bau befindlichen Eisenbahnlinie von Salta nach Cafayate.


Am Eingang der Quebrada de las Conchas

Seinen Namen hat Alemania am Eisenbahnbau beteiligten deutschen Arbeitern zu verdanken. Der Ort wuchs schnell und bald lebten über 200 Familien dort. Die Bahnlinie wurde allerdings nur bis Alemania gebaut und im Jahre 1920 wurde entschieden, den Weiterbau abzublasen. Obwohl der Zug von Salta nach Alemania noch bis 1971 verkehrte, war der Niedergang von der Ortschaft nicht mehr aufzuhalten. Heute leben dort nur noch ein paar Menschen. Zentraler Punkt ist der schön restaurierte Bahnhof, von dem aus die teilweise überwucherten bzw. überwachsenen Gleise nach Norden Richtung Salta führen. Nach Süden strecken sich die Gleise zwar hoffnungsfroh, enden aber ein paar Meter weiter im Nichts.


Bahnhof von Alemania

Die Berge südlich von Alemania und somit auch der Beginn der Quebrada de las Conchas dienen als natürliche Wetterscheide: War im bisherigen Verlauf der heutigen Strecke der Himmel relativ dicht mit Wolken bedeckt, kommen wir hier nahezu übergangslos in eine Gegend blauem Himmel und nur noch vereinzelten Wolken. Im Verlauf der Quebrada führt die Ruta 68 über ungefähr 50 Kilometer sehr kurvig entlang des Rio de las Conchas und entlang fantastischer Gesteinsstrukturen, wieder in allen möglichen Farben.


In der Quebrada de las Conchas


Rote Felsen in der Quebrada de las Conchas

Zusätzlich zu den unzähligen Stellen, an denen man anhalten und staunen kann sind mit kleinen Holzschildern besonders interessante oder auffällige Gesteinsformationen markiert. Die ersten beiden an denen wir vorbei kommen sind auch die bekanntesten: Die Garganta del Diablo und das Anfiteatro. Beim ersten handelt es sich um eine riesige, sich ungefähr im Winkel von 45 Grad eine hohe Bergflanke hochziehende Rinne. In diese Rinne kann man unten hineinlaufen und der Blick entlang der gigantischen Seitenwände aus rotem Stein nach oben ist atemberaubend.


Garganta del Diablo

Ungefähr einen Kilometer weiter kommen wir zum Anfiteatro, dem Amphitheater: Hier ist der Fels so erodiert, dass man durch eine schmale Öffnung in einen nahezu komplett von Felswänden umringten und nach oben hin offenen Raum eintreten kann. Der Bekanntheitsgrad der Garganta del Diablo und vom Anfiteatro wird von zahlreichen fliegenden Händlern ausgenutzt, die jede Menge Gerümpel, zumeist Schmuck, anbieten. Am Anfiteatro will zusätzlich ein Gesangsduo mit seinen Künsten Geld erspielen, hat aber bei uns kein Glück, denn wir finden an diesem schönen Ort die Musik eher störend.


El Anfiteatro

Wir kommen an einer Stelle vorbei, an der ein Teil der Straße durch die Quebrada de las Conchas vor ein paar Jahren offensichtlich im Rahmen einer Begradigung durch eine direktere Streckenführung ersetzt wurde. Die Argentinier haben recht pragmatisch denkend - wohl um Geld zu sparen - den alten Streckenbelag nahezu komplett liegen gelassen und nur an beiden Enden ein paar Meter des Asphalts weggebaggert. Das Resultat - eine knapp neben der Straße aus dem Nichts entspringende zweite Fahrbahn - erscheint reichlich skurril. Obwohl wir zur Nebensaison unterwegs sind, ist deutlich zu erkennen, dass der Bogen von Salta nach Cafayate und zurück über Molinos und Cachi ein sehr beliebter Bestandteil von Mietwagentouren in Argentinien ist: Auf der Strecke und den Parkplätzen sehen wir viele der kleinen Mietwägen, die für Argentinien typisch sind. Unser großer Pick-Up fällt da etwas aus dem Bild und fällt dementsprechend auch auf. Als wir vom kurzen Trail zum Anfiteatro zurückkommen, treffen wir einen Touristen aus den USA, der unser Auto fotografiert. Hauptsächlich, wie er uns erklärt, wegen des Nummernschilds aus Chile.


In der Quebrada de las Conchas

Wir fahren weiter und kommen an unzähligen weiteren interessanten Punkten vorbei, wie einem großen Felsen in Form einer Kröte, einem Felsen in Form eines Mönchs, einer Felswand mit Löchern, in denen Papageien nisten, einem großen Obelisken und einer beeindruckenden roten Felswand, welche Los Castillos - die Schlösser - genannt wird. Diese Schlösser liegen ganz am Ende der Quebrada de las Conchas und somit kommen wir nach mehreren Stunden im Wunderland der Steine wieder in deutlich flachere Gegenden.


Die Kröte


Los Castillos

Flacher ist relativ, denn wir fahren zwar durch eine Ebene, aber vor uns stehen die hohen Berge der Anden. Unser Tagesziel ist nun nur noch wenige Kilometer entfernt: Der für Weinanbau bekannte Ort Cafayate. Kurz vor Cafayate kommen wir an vielen edlen Weingütern vorbei, umgeben von großen Weinfeldern. Ähnlich wie wir es vor vier Jahren schon in Australien beobachtet haben, ist die Sonnenstrahlung hier so intensiv, dass der Wein nicht an Hängen angebaut werden muss.

Cafayate - aus 1680 Metern Höhe gelegen und mit knapp 12000 Einwohnern - ist eine gemütliche kleine Ortschaft und sehr touristisch geprägt. Das lässt sich an der hohen Anzahl an Hotels, Hostals und Restaurants ablesen. Fast alle Gebäude der Ortschaft sind im Kolonialstil errichtet. Wir fahren zu unserem vorgebuchten Hotel, checken ein und verbringen den Rest des Tages bei einem kleinen Stadtrundgang sowie bei der Siesta im sehr gemütlichen Innenhof des Hotels. Höhepunkt der Stadt ist die hübsche Plaza mit der Kathedrale Nuestra Señora del Rosario. Dabei handelt es sich um die einzige Kirche mit fünf Schiffen weit und breit. Am Abend gehen wir in die Casa de las Empanadas - das Haus der Empanadas - und essen uns mit diesen äußerst leckeren und in verschiedenen Sorten gefüllten Teigtaschen satt.


Kirche von Cafayate

Gefahrene Strecke: 186 km

Schöne Grüße,
Dirk

Schneewie

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Hallo,

nun bin ich auch hier vorbeigesurft. Drucke mir den Bericht jetzt erstmal soweit aus, damit ich auf dem laufenden bin.

Weiteres dann, wenn Du weiterschreibst.  :wink:
Gruß Gabriele

Schneewie

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Schon mal eine Zwischenfrage.

Wenn Ihr Euch etwas angeschaut habt, was habt Ihr denn dann mit den Koffern hinten auf dem Pick up gemacht?
Gruß Gabriele

wuender

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Wenn Ihr Euch etwas angeschaut habt, was habt Ihr denn dann mit den Koffern hinten auf dem Pick up gemacht?

Das Auto hatte eine abschließbare Laderaumabdeckung, so dass das Gepäck zumindest nicht zu sehen war. Wer wirklich hätte drankommen wollen, hätte die Klappe mit Gewalt sicher schnell aufbekommen. Aber Chile und Argentinien sind von der Kriminalitär her vergleichsweise harmlose Länder, so dass wir uns selbst in den wenigen Städten entlang der Reise keine größeren Sorgen gemacht haben.

Witzigerweise war ich 2011 bei der Buchung für Patagonien sehr irritiert, als es auf einmal hieß, eine Laderaumabdeckung wäre für diese Strecke zwingend vorgeschrieben (frag' bitte keiner, warum) und würde noch so etwa 100 Euro extra kosten. Damals wollte ich so ein Teil gar nicht haben.

Wir fanden es dann so praktisch (zum Beispiel konnten wir so damals das Gepäck während dem mehrtägigen Trekking im Torres del Paine-Park sicher auf der Ablagefläche lassen), dass es dieses mal (neben dem zweiten Reservereifen und dem Reservekanister) als essentielles Extra sofort mitgebucht wurde.

Hier das beste Bild welches ich gefunden habe (ich musste das Bild extrem zuschneiden - das sieht man auch an der Qualität):


Unser Pick-Up mit Laderaumabdeckung

Schöne Grüße,
Dirk

Schneewie

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Der Wagen sieht gut aus und danke für die Erklärung.

Einige Deiner Bilder machen richtig Lust auf dieses Land. Da wir aber  gar kein Wort spanisch können, würden wir uns wohl sehr unwohl fühlen. Da wäre es sicherlich hilfreich, ein paar spanische Wörter/Sätze zu können.

Wir könnten wohl gerade ein Bier und einen Wein bestellen. :wink:
Gruß Gabriele

wuender

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Wir könnten wohl gerade ein Bier und einen Wein bestellen. :wink:

Das sollte fürs Erste doch gut ausreichen :bier: :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Hallo allerseits,

weiter gehts...

3.11.2014 Cafayate - Molinos
Nach dem Frühstück und Auschecken aus dem Hotel verlassen wir Cafayate. Eigentlich wollen wir nach Norden fahren, um über San Antonio de los Cobres und den Paso Sico wieder nach Chile zurückzufahren. Allerdings nehmen wir uns die Zeit, um wegen einer besonderen Sehenswürdigkeit einen Bogen nach Süden zu fahren. Die Straße, welche Cafayate in Nord-Süd-Richtung durchquert, ist die Ruta 40 und zum ersten Mal seit unserem Patagonien-Urlaub vor drei Jahren sind wir wieder auf dieser legendären Straße unterwegs. In Patagonien war die Ruta 40 größtenteils geschottert - auch wenn es sich dort über hunderte Kilometer um eine geschotterte Parallelstraße handelte, während die eigentliche Ruta 40 gerade frisch asphaltiert wurde und somit ihrem ursprünglichen Charakter beraubt wurde. Asphaltiert ist das erste Stück der Ruta 40 von Cafayate aus nach Süden auch. Dennoch gibt es immer wieder Stellen - teilweise alle paar hundert Meter - an denen der Verkehr mittels Tempolimits auf sehr geringe Geschwindigkeiten abgebremst wird. Hier wird die Straße von betonierten Senken, sogenannten Baden, unterbrochen. An diesen Stellen quert ein Fluss oder Bach die Straße und über diese künstlichen Furten soll das Wasser in der Regenzeit die Straße queren, ohne größeren Schaden anzurichten.

Direkt außerhalb von Cafayate kommen wir an einigen sehr edlen Weingütern vorbei, danach werden die Gegend und die an der Straße stehenden Häuser etwas profaner, aber keineswegs ärmlich. Das System der Täler um Cafayate herum wird Valles Calchaquíes genannt - eines dieser Täler, die Quebrada de las Conchas, haben wie ja gestern schon besucht. Nun sind wir unterwegs im breiten Tal des Rio Santa Maria, rechts und links von uns stehen hohe Berge.


Weinfelder bei Cafayate

Knapp 50 Kilometer hinter dem Ortsausgang von Cafayate kommen wir zur Abzweigung zu den in Fahrtrichtung rechts von uns gelegenen Ruinen von Quilmes. Hier lebte ab etwa 800 nach Christus der Stamm der Quilmes-Indianer, die Ansiedlung hatte bis zu 15000 Einwohner. Im 14ten Jahrhundert wurden die Quilmes in das Inka-Reich integriert. Im 16ten Jahrhundert trafen die spanischen Eroberer in dieser Gegend ein und die Quilmes leisteten über mehr als hundert Jahre erbitterten Widerstand. Erst im Jahre 1667, nach über 35-jähriger Belagerung konnte die Festungsanlage von den Spaniern erobert werden. Danach wurde der größte Teil der Überlebenden Quilmes in einer Art Todesmarsch über mehr als tausend Kilometer nach Buenos Aires umgesiedelt. Ein großer Teil der Indianer starb auf dem Marsch oder danach an Krankheiten. Heute heißt ein Vorort von Buenos Aires Quilmes und - bitterböse Ironie der Geschichte - das dort gebraute Bier, die wohl meist getrunkene Biersorte Argentiniens.

Von der Ruta 40 führt eine etwa 5km lange Schotterpiste zu den Ruinen. Nachdem wir Eintritt bezahlt haben, werden wir am Parkplatz freundlich begrüßt und bekommen die Regeln erklärt: Wir dürfen eigentlich überall frei herumlaufen, wenn wir auf den Wegen bleiben. Das ist leichter gesagt als getan, denn richtig ausgezeichnete Wege gibt es hier nicht: Die sehr beeindruckenden Ruinen bestehen aus etwa einen Meter hohen Mauerresten, doppelt gemauert, sehr dick und im Inneren mit der grauen Erde dieser Gegend aufgefüllt. Das ergibt grau aufgefüllte Mauern und graue Landschaft mit grauen Wegen dazwischen. Dazu gibt es in der gesamten Anlage vielleicht zehn bis zwanzig blaue Wegweiser, die die erlaubten Wege symbolisieren wollen. Das funktioniert nicht wirklich - wir landen einige Male, einem vermeintlichen Weg folgend, auf irgendeiner Mauer, von der wir leicht verschämt wieder runter hüpfen müssen.


Ruinen von Quilmes

Die Ruinenanlage schmiegt sich in einen Talkessel und zieht sich sehr interessant einen Berghang hoch. An beiden Flanken des Talkessels führen Wege zu hoch gelegenen Aussichtspunkten herauf, von denen aus man die Größe der Pukara sehr schön in Augenschein nehmen kann. Es gibt auch einen - sehr lohnenden Weg - über den die Aussichtspunkte auf beiden Seiten miteinander verbunden sind. Auf dem Weg zurück zum Auto freunden wir uns noch mit zwei Lamas und einer Katze an und verlassen dann, beeindruckt von der hier stattgefundenen Geschichte, die Ruinen wieder.


Quilmes von oben


Lama in Quilmes

Wir fahren auf der Ruta 40 zurück nach Cafayate, wo wir eine kleine Mittagspause in einem Café an der Plaza einlegen und dabei einige der verfügbaren sehr guten Eissorten durchprobieren. Dann geht es, frisch vollgetankt, weiter nach Norden. Auch hier sind wir auf der Ruta 40 unterwegs und kommen zuerst zur kleinen Ortschaft San Carlos, mit einer wunderschönen Plaza und der an der Plaza stehenden Kirche San Carlos de Borromeo. Hier gefällt es uns mindestens ebenso gut wie in Cafayate. Es ist aber an der geringeren Anzahl an Restaurants und Cafés deutlich zu merken, dass San Carlos weniger vom Tourismus entdeckt und geprägt wurde als Cafayate. Ob wohl die Einheimischen darüber glücklich oder unglücklich sind? Wir schauen uns kurz um und fahren dann weiter.


Skulpturen auf der Plaza von San Carlos

Hinter San Carlos ist die Straße nur noch für einige Kilometer asphaltiert. Die Landschaft und die Vegetation werden deutlich karger. Grund ist, dass die Straße langsam aber stetig an Höhe gewinnt. Bald endet auch der Asphalt und wir sind auf Schotter unterwegs. Die Qualität des Straßenbelags wird sich im Verlauf der folgenden Strecke von sehr gut über leichtes Waschbrett bis zu mit ein paar größeren Steinen versetzt ändern - immer hin und wieder zurück. Im Grunde ist aber alles leicht und problemlos zu fahren - vor allem mit unserem hochbeinigen Pick-Up mitsamt seinen robusten Reifen. Auf der von uns aus gesehen rechten Talseite zeigen sich wieder farbige Felsen, vor allem in Grün und allen möglichen Rottönen. Auf unserer Seite dagegen sind die Felsen in einer helleren Farbe gehalten, einer Art Beige bis Creme. Wir kommen vorbei an ein paar kleinen Ortschaften, teilweise mit hübschen Kirchen. Einige Male sehen wir über uns hinwegfliegende Gruppen von grünen Papageien.


Ein Papagei

Grob geschätzt 60 Kilometer nördlich von Cafayate endet mehr oder weniger plötzlich jegliche Besiedlung oder landwirtschaftliche Nutzung der Flächen entlang der Straße. Wir kommen in die Quebrada de las Flechas - das Tal der Pfeile - einen Bereich, der für seine skurrilen Felsformationen bekannt ist. Diese bestehen aus teilweise um 90 Grad gedrehten, größtenteils aber lediglich schräg geneigten Schichten aus hellem Gestein. Letztere sehen teilweise so aus wie sich in die Erde bohrende riesige Pfeile aus Stein - und hier kommt wohl auch der Name der Schlucht her.


Felsstrukturen in der Quebrada de las Flechas

Die um 90 Grad gedrehten Schichten bilden stellenweise Felsrippen. Wenn zwischen diesen Felsrippen Erosion stattfindet, erinnert das Ganze teilweise sehr an die Vorform der Arches im gleichnamigen Nationalpark in den USA. Wir fahren einige Zeit durch das geologische Wunderland der Quebrada de las Flechas und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. An einer Stelle gibt es auch einen kurzen Trail zu einem leicht erhöhten Aussichtspunkt, von dem aus sich diese Formationen noch schöner betrachten lassen.


Friedhof in der Quebrada de las Flechas


Aussichtspunkt in der Quebrada de las Flechas


Blick auf die Nevados de Cachi vom Talausgang der Quebrada de las Flechas

Hinter der Quebrada de las Flechas kommen wir wieder in landwirtschaftlich genutzte Gegenden und fahren an einigen bewohnten Häusern vorbei. Auch der Rio Calchaqui lässt sich wieder neben der Straße blicken. Das Staunen hat jedoch kein Ende, denn wir sehen auf beiden Seiten des Tals jede Menge rote, braune und orangefarbene Felsstrukturen, die an anderen Stellen der Welt wohl jede für sich benannte Sehenswürdigkeiten wären. Nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt durch diese schöne Landschaft, insgesamt etwa 110 Kilometer  hinter Cafayate, erreichen wir Molinos, unser Tagesziel für heute. Diese Ortschaft wirkt etwas ärmlicher als die anderen, durch die wir heute gekommen sind, ist aber trotzdem recht hübsch. Wir haben in der Hacienda de Molinos gebucht. Diese Anlage war der Wohnsitz von Nicolás Severo de Isasmendi (1753-1837), dem letzten spanischen Vizegouverneurs hier in der Gegend. Die Anlage ist sehr ruhig und gepflegt. Direkt gegenüber befindet sich die Kirche des Ortes, San Pedro de Nolasco. In dieser befinden sich auch die sterblichen Überreste von Herrn Isasmendi. Nach einer kurzen Besichtigung der Kirche verbringen wir den Rest des Nachmittags im Schatten des großen Baumes im Innenhof der Lodge und schauen uns vor dem Abendessen noch kurz im Dorf um.


Kirche von Molinos


Innenhof der Hacienda de Molinos

Gefahrene Strecke: 223 km

Schöne Grüße,
Dirk

Schneewie

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Wir könnten wohl gerade ein Bier und einen Wein bestellen. :wink:

Das sollte fürs Erste doch gut ausreichen :bier: :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

Ha ha......  :wink:
Gruß Gabriele

Schneewie

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Hattet Ihr alle Unterkünfte vorgebucht?
Über ein spezielles Reisebüro oder direkt selbst über das Internet (spanische Sprahche)?

Die Route, die Ihr bis jetzt gefahren seit, ist super interessant!!! Gern würde ich das auch sehen, aber wie ja schon geschrieben, nicht alles ist machbar.  :wink:
Gruß Gabriele

wuender

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Hattet Ihr alle Unterkünfte vorgebucht?
Über ein spezielles Reisebüro oder direkt selbst über das Internet (spanische Sprahche)?

Ja, wir hatten einen großen Teil der Unterkünfte vorgebucht. Ausnahme waren die Zeltübernachtungen sowie die beiden Übernachtungen in Illapel und in Pica - weil wir hier nicht sicher waren, wie wir fahren wollen bzw. wie weit wir am jeweiligen Tag kommen.

2011 für Patagonien haben wir noch alle Buchungen über ein spezielles Reisebüro machen lassen. Mit dem Effekt, dass wir zwar tolle Unterkünfte hatten und auch alles gut geklappt hat, das Ganze aber auch eine Spur teurer war als eigentlich nötig. Daher haben wir dieses Mal alles selber gemacht. Etwa 80 Prozent aller Unterkünfte haben wir über ein Buchungsportel bekommen, der Rest musste über e-Mail-Kontakt laufen. Das lief erstaunlich gut, selbst die eigentlich nötigen Vorauszahlungen (eigentlich über sündhaft teure Auslandsüberweisungen) ließen sich entweder anders abwickeln oder wurden uns erlassen.

Auch das Suchen der beiden vor Ort gesuchten Unterkünfte war kein Problem - hier haben wir gemerkt, dass sich unser Spanisch seit 2011 verbessert hat: Damals hatten wir exakt eine Unterkunft nicht vorgebucht, in der Ortschaft Villa Cerro Castillo. Damals sind wir dort in das vom Reiseführer empfohlene Hotel spaziert und haben auf spanisch nach einem Zimmer gefragt. Die ablehnende Reaktion der Wirtin war ungefähr so, als hätte ich gefragt, ob ich mit ihrer Tochter etwas unartiges anstellen darf. Wir haben nie herausgefunden, was der Grund für diese Reaktion war. 2014 dagegen war das größte sprachliche Problem, als ich in Fiambala nach einem Stellplatz für das Zelt gefragt habe und dabei das spanische Wort für Zelt verwendet habe. Der Herr an der Schranke kannte aber nur das südamerikanische Wort für Zelt - was sich dann nach einigen Minuten glücklicherweise aufklären ließ...

Schöne Grüße,
Dirk