21.02.2013Nachdem wir heute lange geschlafen haben, führt unser Weg als erstes zum Aushang der Wettervorhersage, die täglich aktualisiert wird. Leider wird jetzt auch der Sonntag Abend mit Wolken angegeben. Unsere Hoffnung auf Polarlichter schwindet und ich bin mir mittlerweile fast sicher, dass das in diesem Urlaub nicht klappen wird.
Trotzdem versuchen wir, uns den Urlaub nicht vermiesen zu lassen und machen uns um die Mittagszeit auf den Weg in den Ortskern von Levi, wo wir von einer Organisation, die Hundeschlittenfahrten anbietet, mit einem Auto abgeholt werden. Wir fahren raus aus Levi und biegen schließlich in einen Waldweg ab, wo man es schon bald aufgeregt bellen hört.
Es sind insgesamt 9 Schlitten mit je 6 Hunden, die teilweise gerade erst eingespannt werden und schon ungeduldig in ihren Geschirren hängen und warten.
Bei den Hunden handelt es sich größtenteils Siberian Huskys, allesamt wunderschöne, schlanke und sportliche Tiere, gar kein Vergleich zu so manchem fettgefressenen Husky bei uns. Teilweise heulen sie vor Vorfreude wie Wölfe.
Hoooooil!!!
Wir bekommen nun erklärt, wie man das Gespann fährt. Vorne weg fährt ein Leitschlitten, dem die Leithunde von den anderen Schlitten jeweils folgen, wir müssen uns also schon mal nicht um die Richtung kümmern. Das wichtigste Utensil ist die Bremse, denn von selbst oder auf Kommando bleiben die Hunde nicht stehen, sondern nur wenn man wirklich bremst. Wichtig ist, dass man etwas Abstand zum Vorderschlitten hält, aber auch nicht zu viel, damit die Hunde noch dem vorderen Schlitten folgen können.
Ansonsten ist gar nicht viel zu beachten und wir können uns direkt einen Schlitten aussuchen. Vorne am Schlitten ist Platz für eine Person zum Hinsetzen und hinten steht eine weitere Person auf den Kufen, wo sich auch die Bremse befindet.
Das ist unser Leithund. Ganz außergewöhnlich mit einem blauen und einem blau-braunen Auge.
Sobald die Hunde merken, dass sich die Bremse lockert, stürmen sie los. 5 Hunde rennen, während Hund Nr. 6 sich beim Warten im Geschirr verheddert hat und kurz auf drei Beinen mitgeschleift wird. Ich muss leider eine Vollbremsung machen bis jemand den Hund entwirrt, weil vom Schlitten absteigen kann ich nicht selbst, da sich die Bremse sonst löst und die Hunde mit samt Schlitten weg wären.
Dann gibt es kein Halten mehr...
Nach vielleicht einem Kilometer gibt es plötzlich Stunk unter unseren Hunden; die beiden in der Mitte bilden nur noch ein wildes Knäul und prügeln sich. Die beiden vorderen und hinteren Hunde sind nun auch irritiert und wir halten kurz an. Irgendwie packt aber alle 6 dann doch wieder der Laufinstinkt und die Fahrt geht weiter.
Kurz darauf hält der Leitschlitten ganz vorne an und die Musherin kommt zu uns nach hinten, um einen der beiden Streithähne abzuleinen und mit einem Hund von dem Schlitten hinter uns auszutauschen. Ich bin wirklich erstaunt, dass die Frau das überhaupt mitbekommen hat und noch dazu genau wusste, welche Hunde sich gestritten haben, da sie bestimmt 300 Meter vor uns gefahren ist und noch 3 Schlitten dazwischen waren.
Der neue Hund scheint sich nun aber besser mit dem Rudel zu verstehen und es geht endlich weiter. Die Strecke führt abwechslungsreich durch die lappländische Landschaft. Mal durch einen Wald, mal durch verschneite Felder.
Hin und wieder werden kurze Pausen eingelegt, um sicher zu gehen, dass auch der letzte Schlitten noch da ist. Sobald die Hunde merken, dass ich abbremse, drehen sie sich sofort fragend um und schmeißen sich erst recht in ihr Zuggeschirr, weil sie keine Pause machen wollen. Es kosten wirklich richtig Kraft, die Bremse nach unten zu drücken so eine Meute von 6 zugwilligen Hunden zum Stehen zu bringen, obwohl der Schlitten mit uns beiden Menschen und allem anderen schätzungsweise bestimmt 180 kg wiegt.
Die Hunde schauen während der Pausen ständig zurück, als wollten sie sagen "Nun geh' schon runter von der Bremse!!".
Sobald wir dann stehen, geht das ungeduldige Gebell und Gejammer los und die besonders wilden Exemplare schmeißen sich auch schon mal übermütig in den Schnee. Hier mal ein kleines Video:
Nach 10 km wirklich toller Fahrt und viel Spaß kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Die Hunde sind happy und würden am liebsten noch weiterlaufen. Die Schlitten müssen am Baum festgebunden werden, da die Hunde wahrscheinlich sonst bis heute abend laufen würden. Ich knuddele noch mal alle 6 Hunde aus unserem Team als Dank, dass sie uns so motiviert gezogen haben.
Dann schauen wir uns noch ein paar Junghunde an.
Anschließend gibt es heißen Saft in einem traditionellen Zelt und die Hunde werden von den Helfern wieder eingeladen.
Wir werden zurückgefahren nach Levi. Die Schlittenhundefahrt war wirklich eine super tolle Erfahrung!
Da wir heute Abend trotz der Wettervorhersage optimistischerweise wieder auf Polarlichtfang gehen wollen, legen wir uns am späten Nachmittag etwas hin und schlafen ein bisschen vor. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu letzt...
Fortsetzung folgt...