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Autor Thema: Gestrandet in Patagonien  (Gelesen 17365 mal)

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Angie

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #45 am: 31.12.2011, 00:12 Uhr »

Sandra, dein Reisebericht ist fantastisch!!! Ich genieße das Geschriebene und natürlich auch die Bilder :D Das Blau der Gletscher ist so unwirklich, so unvorstellbar... Noch nie habe ich so etwas in natura gesehen. Mein eingebauter Magnet ist gerade sehr unruhig :wink:


LG, Angie
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Angie

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Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #46 am: 31.12.2011, 14:41 Uhr »
Ich freue mich, dass ihr alle weiter mitreist  :D

@ Angie: Die nächsten Tage sind gletscherfrei, da kannst Du Deinen Magneten etwas beruhigen ;-)

Mittwoch, den 12. Januar  -  El Calafate

Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker und um 5.00 Uhr fahren wir los zum Sonnenaufgang in  Richtung Punta Bandera. Es ist mild und klar und wir sind ganz allein unterwegs. Alle anderen schlafen wohl noch. Nur die argentinischen Hasen beweisen ihre Dummheit, indem sie auf das Auto zu laufen anstatt weg. Trotz vieler Bremsmanöver schafft es einer dann doch, unser Auto zu treffen. Als die Berge in Sichtweite kommen, halten wir am Straßenrand. Es weht natürlich wieder ein kalter Wind und wir frieren. Vor uns das Wasser des Lago Argentino und dahinter die schneebedeckten Berge. Direkt am Straßenrand blühen gelbe Blumen. Trotzdem es noch dunkel ist, sind alle schon geöffnet. Nach mehreren Fotos vom Sonnenaufgang fahren wir weiter  in Richtung Punta Bandera. Hier haben sich einige Flamingos an den Rand des Sees gesetzt. Als wir anhalten und aussteigen, laufen sie eilig davon. Wir sind enttäuscht und machen uns auf den Rückweg, unser Frühstück im „Lindavista“ winkt.







In unserem Guesthouse erwartet uns ein schmackhaftes Frühstück mit Croissants, Brötchen, Toast, Butter, Käse, Wurst und Marmelade. Die koreanische Familie gibt sich wirklich alle Mühe, uns den Aufenthalt hier angenehm zu machen. Da es noch früh ist, werden die letzten Postkarten geschrieben. Gegen 10.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Ufer des Lago Argentino, um Flamingos zu beobachten. Wir haben Glück und es stehen welche nahe zum Ufer. Der Wind bläst so stark, dass wir die Kameras wieder einmal nicht halten können. Als uns der Wind so richtig durchgepustet hat, fahren wir in den Ort. Hier gehen wir noch einmal  durch einige Geschäfte, geben die Postkarten bei der Post ab und gönnen uns dann das erste argentinische Eis im Sonnenschein. Nahe bei unserem geparkten Auto entdecken wir eine Bäckerei, hier kaufen wir noch einige Facturas für später. Da  den gesamten Vormittag im Gebiet der Gletscher dicke Wolken und Dunst gelegen haben, wollen wir nicht noch einmal 200 Pesos für den Eintritt in den Nationalpark ausgeben und fahren so noch ein bißchen in der Gegend herum bis es anfängt zu regnen.









Danach machen wir uns stadtfein. Wir wollen doch mal sehen, wie es in einem argentinischen Casino zu geht. Vorher holen wir noch schnell Geld von der Bank für die nächsten Tage, bevor der Automat wieder leer ist. Im Casino ist es nicht voll. Störend wirkt sich aus, dass die Automaten weder Geld noch einen Voucher rausgeben. Man muss jedes Mal wenn man die Maschine wechseln will jemanden vom Casino warten. Es läuft aus diesem Grunde auch eine Menge Personal mit dicken Brieftaschen und Schreibblocks durch die Gegend.  Das Casino sieht von außen fast neu aus aber innen wird nach alten Methoden gearbeitet. Es hat uns trotzdem Spaß gemacht. Die Zeit verging wie im Fluge und als wir gegen 19.00 Uhr wieder rauskommen, scheint überall die Sonne. Na das ist ja komisch. Also laufen wir noch einmal zum Seeufer und schauen auf die Berge.




Saguaro

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #47 am: 31.12.2011, 15:17 Uhr »
Auch wenn es im Casino etwas altmodisch zuging, habt ihr wenigstens (außer an Erfahrung :zwinker:) was gewonnen?

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Anti

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #48 am: 01.01.2012, 13:44 Uhr »
Was die Blumen angeht, habt ihr wohl genau die richtige Jahreszeit erwischt.... :D :D :D

Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #49 am: 02.01.2012, 11:26 Uhr »
Was die Blumen angeht, habt ihr wohl genau die richtige Jahreszeit erwischt.... :D :D :D

Ja, auf jeden Fall  :D
Obwohl wir auf die Reisezeit ja keinen Einfluss hatten  :wink:

Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #50 am: 02.01.2012, 12:18 Uhr »
Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen und wünsche Euch Viel Glück und Gesundheit!

Donnerstag, den 13. Januar  El Calafate - El Chalten

Heute wird „ausgeschlafen“ Um 7.00 Uhr klingelt der Wecker. Es muss mal wieder alles eingepackt  werden, denn wir verlassen El Calafate und fahren weiter Richtung Norden nach El Chalten. Bevor wir losfahren genießen wir noch einmal das Frühstück im „Lindavista“. Die koreanische Familie ist so etwas von nett und herzlich. Jeder hat ein paar liebe Worte für uns. Gerade sind wir beim Einsteigen, da kommt auch der Papa noch angelaufen, gibt uns die Hand und wünscht uns alles Gute. Unser erster Stopp gilt dem Supermarkt, denn in El Chalten soll es wenige Möglichkeiten zum Einkaufen geben. Wir brauchen einen Vorrat für zwei Tage, denn in dieser Zeit sind wir Selbstversorger. Mit all unseren Einkäufen ist unser Auto schön vollgepackt. Um 9.45 Uhr machen wir uns auf den Weg. Kurz hinter dem Ort gibt es eine Polizeikontrolle, die nur spanisch spricht und wir wieder nichts verstehen. Als wir El Chalten sagen, dürfen wir weiter fahren. Jetzt erobern wir ein neues Stück Straße. Vor nicht langer Zeit musste man die 220 km von El Calafate bis El Chalten noch auf einer Schotterpiste fahren. Nun gibt es hier eine asphaltierte Straße, sogar mit Haltebuchten zum Fotografieren. Wir überqueren den Rio Santa Cruz und sehen am Ufer ein Guanako stehen. Links von uns ist immer noch das türkisblaue Wasser des Lago Argentino.



Auf halber Strecke stoßen wir auf die Gastwirtschaft und Landherberge La Leona. Hier ist der Treffpunkt aller Reisenden. Seit 1894 diente das Gasthaus für Ansiedler mit ihren Schafherden, für Bergsteiger und anderen Reisenden als Unterkunft. Im Jahre 1905 hatten sich  auf dem Weg zur chilenischen Grenze hier einen Monat lang Butch Cassidy, Sundance Kid und seine Frau Ethel Place unter fremden Namen niedergelassen nachdem sie in Rio Gallegos eine Bank ausgeraubt hatten.










Der Ort El Chalten ist ein kleines Dorf in Patagonien im Süden Argentiniens. Der Ort wurde am 12. Oktober 1985 gegründet und bietet den direktesten Zugang zu den Bergmassiven. Im Winter wohnen hier nur 100 Einwohner. Durch den zunehmenden Tourismus rund um die ausgedehnten Trekking- und Bergsteiggebiete erfährt der Ort einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Überall wird gebaut.





Wir fahren zuerst zur Rezeption unserer Wohnungsvermietung. Hier erhalten wir die Schlüssel, nähere Angaben zur Wohnung und Vorschläge zu Wanderungen. Dann machen wir uns auf die Suche nach dem Apartment. Trotz Beschreibung ist es gar nicht so einfach. Dreimal fahren wir durch die Straße, leider gibt es keine Hausnummern o.ä.  Endlich finden wir es etwas zurückversetzt und können das Auto entladen. Dann geht es gleich weiter, denn bei dem schönen Wetter wollen wir unterwegs sein. Gleich hinter dem Ort beginnt eine Schotterpiste durch die herrliche Landschaft. Die Straße ist eine ziemliche Aufgabe für unser kleines Auto. Große Steine, grobes Wellblech. Wir quälen uns 17 km voran und stellen dann das Auto einfach ab. Wir beschließen erst einmal zu dem Fluss zu gehen, der uns an der Straße die ganze Zeit begleitet hat. Die Aussicht ist sehr schön, das hellblaue Wasser rauscht dahin, es gibt kleine Blümchen und die hohen Berge mit Schnee. Wir beschließen hier unseren Kaffee zu trinken. Schnell wird der Gaskocher angeschmissen. So sitzen wir auf den Steinen des Flusses und genießen unseren Kaffee.



Beim letzten Schluck kommen der ersten Regentropfen auf plötzlich  herangezogenen Wolken. Nun aber schnell alles einpacken, Fotoausrüstung sichern, Regenjacken anziehen und zurück zum Auto. Bei dem Wetter lohnt es sich nicht, weiterzufahren. Wir quälen uns langsam zurück auf der Schotterstraße und bald lässt der Regen wieder nach.  Also machen wir Halt am Wasserfall „Chorillo del Salto“. Und nehmen uns Zeit hier für ein Sonnenbad, schließlich ist ja Urlaub  :D
Gleich beim Erreichen des Ortes beschließen wir noch einmal zum Aussichtspunkt am Beginn des Ortes zu fahren, da sich die Wolken um den Fitz Roy verzogen haben. Dort stehen schon mehrere Autos, die alle den schönen Ausblick bewundern. Der Wind tobt  wieder so sehr, dass wir die Kameras nicht halten können. Nur mit Winterjacke, Mütze und Handschuhen ist es jetzt auszuhalten. Dann geht es ins Warme. Zum  Abendessen kochen wir gefüllte Tortellini mit Rotwein-Tomatensoße.




DocHoliday

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #51 am: 02.01.2012, 12:54 Uhr »
Habe gerade diesen Reisebericht entdeckt und bis hierhin in einem Zug durchgelesen.
Zuerst mal Hut ab, dass Ihr es geschafft habt, so auf die Schnelle eine Tour durch ein unbekanntes Reiseland zu planen. Der Bericht liest sich sehr interessant und Deine Fotos sind wie gewohnt klasse!

Ein Frage habe ich noch: Du hast geschrieben, Euer spanisch wäre nicht so doll bis nicht vorhanden. Wie weit kommt man denn dort unten mit englisch oder vielleicht sogar deutsch? Die fehlenden Sprachkenntnisse waren bisher ein Grund, der mich von einer Individualreise in diese Ecke abgehalten hat.
Gruß
Dirk

Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #52 am: 02.01.2012, 13:18 Uhr »
Hallo Dirk, englisch geht da unten in Patagonien sehr gut. Der Rest ist dann Zeichensprache, Geduld und Kombinationsvermögen. Es gab nur sehr wenige Situationen, wo es dann wirklich gar nicht ging und man sich kopfschüttelnd und lächelnd trennte.

Um ehrlich zu sein, hat mich der gleiche Grund bisher auch abgehalten  8)  Im Nachhinein würde ich es jederzeit wieder machen und mein spanischer Wortschatz hat sich während der Reise immens erhöht (von 5 auf 50 Worte  :wink:)

DocHoliday

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #53 am: 02.01.2012, 14:11 Uhr »
Das macht mir Mut!

Beim Ausgangswortschatz haben wir ähnliche Voraussetzungen ;)
Gruß
Dirk

AndyOne

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #54 am: 02.01.2012, 15:21 Uhr »
Hallo Sandra,

auch ich möchte noch mit und hab mich grad eingelesen. Sehr schön was es bis jetzt zu lesen und sehen gab, weiter so.
bye
Andy

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Angie

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #55 am: 02.01.2012, 15:42 Uhr »

Hallo Sandra,


momentan ist dein Reisebericht zwar gletscherfrei :wink:, aber du präsentierst ein schönes Bild nach dem anderen, dazu deine Erzählungen, sodass ich eure Reise beinahe real erlebe - der Magnet kommt einfach nicht zur Ruhe :wink:

Weißt du übrigens, was bei uns im Wohnzimmer an der Wand hängt? Ein immer währender Kalender aus Holz aus Patagonien! Den haben unsere Nachbarn mitgebracht, als sie vor 3 J. ihre Hochzeitsreise dort verbrachten.


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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stephan65

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #56 am: 02.01.2012, 15:45 Uhr »
In chilenischen Teil von Nordpatagonien, also im Raum Puerto Montt, Osorno, der chilenischen Schweiz kann man unter Umständen sogar mit Deutsch Glück haben. Bei mir war es in Summe in Chile auch so, mein Startwortschatz ca. 10 Wörter sowie etwa 3-4 komplette Sätze, dazu eine Liste mit wichtigen Wörtern, z.B. Speisen  :lol: dazu eben englisch. Das reichte, um gut klarzukommen.

@Angie, inwiefern gletscherfrei? Hast du wirklich alle Bilder gesehen?  :grins:

Flicka

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #57 am: 02.01.2012, 19:14 Uhr »
Ich habe jetzt wieder aufgeholt und futtere gerade einen Teller Tortellini. Lecker! Die letzten zwei Tage haben richtig Hunger gemacht!

Ich mag die Landschaft und finde die Fotos klasse. Der Kontrast zwischen den Blüten und der windumtosten Landschaft ist toll.

Aber sag mal, wie warm / kalt war es denn während der Tour? Wart ihr immer dick eingepackt unterwegs? So stürmisch wie du es beschreibst, kann ich mir jedenfalls kein T-Shirt-Wetter vorstellen.


Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #58 am: 02.01.2012, 20:28 Uhr »
Ich glaube, dass wir sehr viel Glück hatten mit dem Wetter. Allerdings habe ich als Vergleich nur Reiseberichte von anderen. Während der gesamten Reise hatten wir nur einen richtigen Regentag, ansonsten ständig dramatisches Wolkenkino mit viel Sonne. Sobald der Wind nachliess, was ca. die Hälfte der Tage so war, konnte man ohne Jacke gehen. Frühmorgens und abends mit Wind konnte man aber auch Winterjacken, Mützen und Handschuhe brauchen.

Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #59 am: 03.01.2012, 12:13 Uhr »
Freitag, den 14. Januar  -  El Chalten

Um kurz nach 4.00 Uhr klingelt der Wecker, wieder mal viel zu früh. Ein erster Blick aus dem Fenster in Richtung Fitz Roy zeigt ein paar Wolken um den Gipfel aber ansonsten gutes Wetter. In die andere Richtung, wo die Sonne aufgehen soll, sieht es nicht ganz so gut aus. Es gibt viele Wolken und nur einen schmalen hellen Streifen am Horizont. Wir versuchen unser Glück. Aufgrund der geringen Chancen, die wir uns für das Gipfelleuchten ausrechnen, belassen wir es bei dem Aussichtspunkt neben der Straße kurz vor der Einfahrt nach El Chalten. Zum Glück haben wir warme Sachen an, denn es ist lausig kalt. Wie schon befürchtet findet die Sonne ihren Weg nicht auf die Gipfel, dafür ist der Himmel in Richtung Südosten ein rotes Flammenmeer… nur schade, dass dort der Fitz Roy nicht steht.





Durchgefroren fahren wir um 6.45 Uhr zurück in unser Apartment und bereiten ein schönes Frühstück vor. Nebenbei werden die Emails aus der Heimat gelesen und neue verschickt. Erst 9.30 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg. Da der Wind immer noch um die Häuser pfeift, fahren wir erst einmal aus dem Ort hinaus an den Lago Viedma. Dorthin führt eine 8 Kilometer lange Schotterpiste, auf der wir immer wieder schöne Ausblicke auf die Berge und den See sowie ein paar Greifvögel haben. In Bahia Tunel erreichen wir den See im schönsten Sonnenschein. So kommt die milchig türkise Farbe des Wassers besonders gut zur Geltung. Wir sind alleine hier. Nur ein paar Autos stehen herum, deren Insassen bestimmt auf der Bootstour zum Viedma Gletscher sind und ein Hase hoppelt am Strand entlang. Der Himmel ist wieder voller wunderschöner Wolken.







Zurück in El Chalten weht der Wind immer noch ziemlich stark und die Sonne versteckt sich. Wir starten trotzdem. Da der Cerro Torre komplett in Wolken verhüllt ist, entscheiden wir uns für den Weg hoch zum Fitz Roy. Unser Ziel liegt 350 Höhenmeter und sechs Kilometer entfernt und heißt Mirador Fitz Roy. Gleich zu Beginn geht es steil bergan durch einen Wald mit vielen knorrigen Bäumen, die schon mit Moos bewachsen sind. Als wir höher kommen, haben wir schöne Blicke in das Tal. Auch die Bäume verschwinden so langsam und wir wandern nun über blühende Bergwiesen. Sogar die Sonne kommt heraus und am Berghang sehen wir zwei Bergsteiger klettern. Immer höher hinauf geht es, jetzt wieder durch einen knorrigen Wald. Viele Leute sind unterwegs. Fast alle grüßen auf spanisch, englisch oder schweizerdeutsch. Endlich kommen wir an eine Tafel und nun sind es nur noch 10 Minuten. Es ist so warm geworden, dass wir nur noch das T-Shirt anhaben, wer hätte das gedacht. Und dann sind wir da. Da liegt er nun vor uns, der Fitz Roy und um seine Spitze wehen ein paar weiße Wolken. Hier oben pfeift es nun wieder mächtig und schnell ziehen wir die Jacken über. Wir genießen den Ausblick und schaffen es sogar, mit unserem Kocher einen Schokoladenpudding zu zaubern. Der schmeckt hier oben besonders gut.







Nach einem letzten Blick geht es dann zurück ins Tal. Nach zwei Drittel der Strecke hören wir vor uns Vögel und ein paar Menschen stehen auf dem Weg. Leise gehen wir näher heran und sehen einen großen schwarzen Specht mit rotem Kopf. Eifrig klopft er am Baum herum und scheint nicht der einzige Vertreter seiner Art hier zu sein. Um uns herum sind die Vogelstimmen überall zu hören. Ein Weibchen, welches eine andere Kopffarbe hat, bearbeitet einen Baumstamm dicht am Weg und lässt sich von den Wanderern überhaupt nicht stören. Die Sägespäne fliegen in alle Richtungen, während sie mit voller Wucht auf das Holz hämmert. Als sie eine dicke Larve findet, schaut sie noch einmal stolz in die Runde und fliegt davon.



Auch wir sind nun fast wieder am Auto und freuen uns über diese schöne Wanderung. Zur Feier des Tages und da heute Bergfest ist, beschließen wir, heute Abend essen zu gehen. Wir haben uns für ein kleines Restaurant mit dem Namen La Tapera entschieden, welches sehr empfohlen wird und nicht weit von unserem Apartment entfernt ist. Als wir um 19:00 Uhr dort ankommen sind wir die Ersten. Alles wirkt sehr gemütlich und die Karte liest sich gut. Wir bestellen eine Flasche Rotwein, Kürbissuppe, Pasta, gefüllt mit Kürbis in einer Zwiebelsahnesauce und ein Bife de Chorizo mit Kartoffelgratin. Das Steak ist wirklich riesig und butterzart und die Pasta sehr gut. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Wahl und genießen das gute Essen.