Donnerstag, den 20. Januar El Calafate - Punta ArenasUm 5 Uhr klingelt mal wieder der Wecker in der Hosteria Cauquenes de Nimez. Wir machen uns fertig und genehmigen uns noch einen letzten Sonnenaufgang an der Lagune. Dieser ist heute besonders schön, denn neben dramatischen Wolken gibt es auch noch einen Vollmond als Fotoobjekt. Um 6.40 Uhr gehen wir zum Frühstück und stärken uns für die lange Reise, die vor uns liegt. Etwa 600 km sind es bis Punta Arenas. Von den Kilometern her kein Problem. Es ist alles Asphaltstraße aber wir wissen nicht, was sich an der Grenze tut. Hier in El Calafate müssen wir noch tanken. Nachdem gestern Abend der Tankwagen neues Benzin gebracht hat, sollte sich die lange Schlange aufgelöst haben und wir bekommen hoffentlich noch etwas ab. Ansonsten ist es Sch…
Ja wir haben Glück. Es gibt noch Benzin. Wir tanken unser Auto voll. Beide sind wir aufgeregt. Was ist, wenn die Grenze wieder zu ist und wir davor stehen? Jedes entgegenkommendes Fahrzeug wird gemustert. Wir sind wahrscheinlich das einzige chilenische Auto auf argentinischem Boden. Gleich hinter dem Abzweig nach El Chalten sehen wir auf der linken Seite eine große Grube, an deren Rand sich viele Guanakos (über 20 Stück) aufhalten. Ein Pärchen war gerade bei der Liebe. Wie aufregend, Sex am Straßenrand! Das Umschlingen der Köpfe und Hälse erinnerte uns an die Giraffen im Etosha Nationalpark.
Dann geht es weiter. Einen letzten Blick können wir noch auf den Lago Argentino werfen. In La Esperanza machen wir Toilettenstopp. Hier ist eine Busgruppe aus den USA unterwegs. Sie wollen zum Nationalpark „Torres del Paine“. Die haben es gut! Wir unterhalten uns mit dem Busfahrer und der Reiseleiterin bzgl. des besten Grenzüberganges nach Chile. Sie geben uns einige Ratschläge und damit kommen wir nach 180 km asphaltierter Straße der Grenze näher. Nun wird es spannend. Es tauchen Schilder mit dem Namen „Rio Turbio“ auf. Das soll der Grenzort sein. Die Reiseleiterin des Busses hatte noch „Mina 1“ gesagt. Wir sehen schon einige Industrieanlagen. Längst des Weges stehen farbige Loren, wie man sie im Bergwerk benötigt. Wir tasten uns langsam vorwärts, denn Schilder gibt es wieder mal nicht. An einer Tankstelle tanken wir noch schnell unser Auto mit dem billigen Benzin voll, dann fragen wir nach dem Weg. Während unsere Frage auf spanisch gut verstanden wird und wir auch den ersten Satz der Antwort verstehen können, folgt danach eine lange Erklärung, aha… dankeschön. In dem Moment fährt auf der Straße ein umgebauter Truck vorbei, der sehr nach Reisegruppe aussieht. Die wollen bestimmt auch zur Grenze und wir fahren einfach hinterher. Den Weg hätten wir allein nie gefunden. An der Grenze steigen wir schnell aus, denn wir wollen vor den vielen Touristen des großen Trucks am Schalter sein. Es klappt. Wir bekommen einen Stempel in unseren Reisepass und die Papiere des Autos werden ebenfalls abgestempelt, dann fahren wir über die Grenze und befinden uns nun im Niemandsland.
Nach einigen Kilometern werden wir am Grenzpunkt von Chile empfangen. Hier geht es anders zu. Große Schilder am Straßenrand weisen darauf hin, dass keine Lebensmittel nach Chile eingeführt werden dürfen. Zuerst kommen wir als Personen dran, dann die Papiere des Autos und dann müssen wir eine Zollerklärung ausfüllen. Nachdem das alles fertig ist, kommt ein Mitarbeiter, der das Auto überprüft, ob wir uns an das Einfuhrverbot von Lebensmittel gehalten haben. Als alles geprüft ist, können wir alles wieder einpacken und weiterfahren. Wir sind erleichtert, die Grenze ist geschafft. Chile hat uns mit drei Tagen Verspätung wieder.
Es ist 13.15 Uhr. Die Sonne scheint und wir werden gleich mit Lupinen am Straßenrand begrüßt. Etwas weiter kommen zwei Gauchos mit Kühen auf der Straße uns entgegen. Die Kühe laufen „muhend“ an uns vorbei, die beiden Gauchos und drei Hunde bleiben auf der Straße neben dem nachfolgenden Auto stehen und machen einen Schwatz. Ein lustiges Bild!
Etwas weiter kommt die nächste Kuhherde, die aber viel größer ist. Die beiden Gauchos winken uns zu. Einer trägt sogar einen gestrickten oder gehäkelten Poncho. Auf der Hinfahrt hatten wir ein ganzes Dorf voller Lupinen gesehen, leider hatte es da geregnet. Nun nutzen wir den Sonnenschein und suchen uns die schönsten Blumen zum Fotografieren aus. Die Farben sind einmalig schön.
Danach geht es weiter. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Es ist fast 18 Uhr bis wir Punta Arenas erreichen und als erstes sehen wir ein großes Kreuzfahrtschiff auf Reede liegen. Wir sehen auf den Straßen aber auch die Reste der Barrikaden vom Generalstreik. An den Laternenpfählen sind schwarze Flaggen gebunden und auf dem Asphalt sind schwarze Brandstellen zu sehen. Hier soll es während des Streiks ja auch zwei Tote gegeben haben. Im Hotel erhalten wir ein Zimmer im 7. Stock mit Blick aufs Meer. Im Zimmer angekommen, stürzen wir beide zum Fenster und ziehen die Gardinen ganz weit zurück. Wo hat man so etwas schon mal. Wir sitzen mit Kaffee und Kuchen im Zimmer und vor uns liegt riesengroß ein Kreuzfahrtschiff.
Den Abend verbringen wir im Casino und danach genießen wir noch einmal den Blick aus unserem Zimmerfenster bei einem Glas Rotwein.