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Autor Thema: Gletscher, Wasserfälle und die Jagd nach Polarlicht - Island im Winte  (Gelesen 8576 mal)

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Doreen & Andreas

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So, jetzt wo ich mit dem Bericht vom anderen Ende der Welt durch bin, steige ich rasch hier mit zu.
Liest sich ja sehr abenteuerlich, mit so viel Eis und Schnee.
Die Bilder sind aber wieder gewohnt klasse...  :daumen:
Viele Grüße,
Andreas
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DocHoliday

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4.2.2014

Aus Schaden (Glatteis) wird man klug?

Ich nicht! ;)

Ich halte es eher mit: Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen.
Also lächelte ich, war froh - und es kam schlimmer!  :D

Der Reihe nach: Nach einem leckeren Frühstück im Hotel machte ich mich vor Sonnenaufgang auf den Weg. Mein Etappenziel heute war Jökulsárlón, die Eislagune an der Südostküste Islands. Aber vorher wollte ich noch einen kleinen Abstecher ins Inland machen und mir 2 Wasserfälle anschauen, Hjálparfoss und Þjófafoss im Merkurhraun Lavafeld. der Straßenzustand sollte laut Infos im Netz zumindest brauchbar sein.

Daher bin ich nicht zurück zur Ringstraße gefahren sondern über die 35 und 31 zur 32, die dann weiter ins Inland führte.

Den Sonnenaufgang habe ich am Wegesrand genossen.





Den ersten Stop habe ich in Skálholt eingelegt. Der "Ort" besteht eigentlich nur aus der Skálholtsdómkirkja, dem Wohnsitz des Bischofs und einer Schule. Hier war einmal ein kulturelles Zentrum der gesamten Insel. Seit dem Mittelalter war Skálholt einer von 2 Bischofssitzen Islands. Die heutige Kirche datiert wohl aus dem 20.Jahrhundert aber die Vorgängerbauten datieren zurück bis ins 11. Jhdt.







Die 32 nach Nordosten war anfangs noch asphaltiert und gut zu fahren. Am Straßenrand habe ich die ersten Bilder von ein paar Islandpferden gemacht. Rechts und links der Straße gab es einige hübsche Berge.







Den Abzweig zum Hjálparfoss habe ich problemlos gefunden. Hier stürzt die Fossá í Þjórsárdal in 2 Armen etwa 20 m in die Tiefe.







Die Schotterpiste dorthin war schon so, dass man High Clearance gut gebrauchen konnte. Die selbe Piste sollte mich eigentlich weiter nach Südosten zum Þjófafoss führen. Aber erstens sah sie nicht wirklich vertrauenerweckend aus und 2. standen da diverse Schilder, "Durchfahrt verboten" nur für autorisierte Fahrzeuge" oder so ähnlich. Die Fälle liegen auf dem Gelände eines Wasserkraftwerks. Die Verbotsschilder hätte ich ja noch großzügig übersehen aber die Piste sah wirklich nicht so aus, als wollte ich mich da 7 oder 9 km durch kämpfen.
Umdrehen wollte ich aber auch nicht, also bin ich die 32 weiter nach Nordosten gefahren. Ca. 40 km weiter trifft sie sich mit der 26 die fast parallel wieder zurück nach Südwesten führt. Dabei fährt man durch ein großes Lavafeld, dass unter der Schneedecke ganz interessant aussah.









Inzwischen war der Asphalt längst Schotter gewichen, der trotz ordentlich Eis noch ganz gut zu befahren war.



Mit 4WD reichen ja 2 Räder, die auf dem Schotter am Rand Grip haben ;)

Dann freute ich mich kurz über dieses Motiv:



Kurz deshalb, weil es für Regenbogen 2 Dinge braucht- Sonnenschein (prima) und Regen (nicht so prima). Was soll ich sagen? Regen auf vereiste Piste führt zu etwas, das man im Allgemeinen Blitzeis nennt. Zum umdrehen war es zu spät, ich war so ungefähr am Wendepunkt der Strecke. Also Augen zu und durch. Die nächsten ca. 20 km haben mich mal wieder ca. 11/4 Stunden gekostet. Aber inzwischen habe ich ja Übung im eisrutschen ;)
Trotzdem war ich verdammt froh über diesen Anblick:



Asphalt kann schon was schönes sein ;)

Ich war so froh, endlich wieder richtig fahren zu können, dass ich prompt die Abfahrt zum Þjófafoss verpasst habe, falls die nicht sowieso wegen Eis gesperrt war.
Zurück auf der Ringstraße bin ich an den diversen Wasserfällen und Vik vorbei gefahren, die waren erst für die Rückfahrt geplant. Nur einen Wasserfall habe ich geknipst, weil er ganz gut illustriert, wie windig es war. Das Wasser der kleinen Fälle links erreichte an diesem Tag nie den Boden.



Die Fahrt führte durch diverse Lava-Landschaften. Erst schwarzer Lavasand, dann braungrün ,mit Gras und flechten , dann unter dickem Moos, wie weiche Kissen.







Das Wetter war dabei durchaus abwechslungsreich. Manchmal kam sogar die Sonne raus.



Nach einer längeren "Einbreid Brú" erreichte ich schließlich das erste Gletscherfeld.





Kurz danach konnte ich den ersten Blick auf Jökulsárlón werfen. Inzwischen war es allerdings schon nach Sonnenuntergang und eigentlich zu spät für brauchbare Bilder.



Etwa 15 km weiter hatte ich das Hali Coutnry Hotel erreicht. Das ist das Hotel, das mit Abstand am nächsten an der Gletscherlagune liegt und daher auch fast immer ausgebucht.Ich hatte noch 2 Nächte ergattern können. Auch hier war ich wieder in einem Neubau untergebracht.





Das Essen im angeschlossenen Restaurant war o.k.

Fast vergessen: Auch in dieser Nacht war ich diverse Male vor der Tür - viele Wolken, kein Polarlicht!
Gruß
Dirk

DocHoliday

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5.2.2014



Heute kein Glatteis. Aber Eis, viel Eis und blaues Eis gab es trotzdem. Morgens stand ich mit diversen anderen vor Sonnenaufgang am Strand unterhalb der Gletscherlagune. Das Wetter war nicht ideal aber so ein bisschen Farbe am Himmel kam immerhin durch.









Ich hatte viel Spaß zwischen den kleinen und großen Eisbrocken im schwarzen Lavasand herum zu turnen. Allerdings wären ein paar Gummistiefel gegenüber meinen Wanderstiefeln die bessere Alternative gewesen. DIe Wanderschuhe waren zwar Wasserdicht aber reichten halt nur bis zum Knöchel und bei den größeren Wellen stand ich auch schon mal bis zu Wade im Wasser. Egal, kleine Opfer muss man halt bringen.









Mal einer der lieben "Kollegen" als Größenvergleich



Irgendwann siegte der Kaffeedurst über die Knipslust und ich bin hoch zu Lagune, wo es ein der Kaffeebude am Parkplatz erstmal einen großen Kaffee und ein Muffin gab. Danach habe ich einen Blick auf die Lagune und den dahinter liegenden Gletscher geworfen.


Der junge Mann spielt übrigens kein Viedospiel sondern steuert so einen Quadrokopter mit Viedokamera.







Dann fing es an zu regnen und meine nassen Füße waren jetzt auch richtig kalt. Also zurück ins Hotel.



So sieht übrigens die Rezeption bzw., das Restsaurant des Hali Country House aus.



Draußen hat es sich so richtig schön eingeregnet, so dass ich es mir mit einem Buch im Bett gemütlich gemacht habe. Dabei habe ich versucht, noch einen Anbieter zu finden bei dem ich kurzfristig noch einen Platz auf einer Eishöhlen-Exkursion bekommen könnte. Das war aber leider erfolglos. Bis zum Abflugtag war nichts  mehr zu bekommen. Ich hatte vor der Abreise völlig vergessen, das man sich darum frühzeitig kümmern sollte. Mist!
Ansonsten habe ich mich aufgewärmt, gelesen, ein kleines Nickerchen und schon war es Zeit, zurück zur Lagune zu fahren ;)
Immerhin nieselte es inzwischen draußen nur noch. Und unter dem bewölkten Himmel wirkten die Eisbrocken noch blauer.









Blau, blau, blau blüht der Eiheisberg ...  :pfeiff2:





Ganz zum Schluss zeigte sich dann doch noch ein bisschen Farbe am Himmel.





Nach einem so blauen Tag hatte ich mir ein Abendessen im Hotelrestaurant verdient und natürlich auch das eine oder andere Bierchen. Man muss sich dem Tag ja anpassen ;)
Gruß
Dirk

DocHoliday

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Polarlichter gab es auch in dieser Nacht keine. Das heißt, es kann schon sein, dass es welche gegeben hat aber durch die dichten Wolken war nichts zu sehen.
Gruß
Dirk

Schmihei

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Wow, was für ein Blau. Deine Eisbilder sind einfach nur fantastisch!!!! :dankeschoen:

LG  :winke:

Wilder Löwe

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Wow, das sieht ja aus, als hätte ein Riese Glasbrocken in die Landschaft gestreut. Fantastische Bilder.
Viele Grüße
Katrin

snowtigger

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Herrliche Bilder vom Eis! Traumhaft.
Und danke für die Isländer ...  :D
September 2012: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=58760.msg798830#msg798830
September 2014: Yellowstone & the Highlights of Utah
August 2015: SFO > LAX > LAS Honeymoon USA

DocHoliday

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6.2.14

Heute war es weniger blau, dafür mehr grau und verregnet. Eigentlich war es der erste (und zum Glück auch letzte) Tag, an dem es fast durchgehend geregnet hat. Trotzdem war ich pünktlich vor Sonnenaufgang noch einmal an der Eislagune. Man weiß ja nie ;)
Es blieb aber alles grau, neblig und nass, so dass ich gar nicht erst aus dem Auto ausgestiegen bin. Dafür bin ein Stückchen weiter westlich bei der nächsten Gletscherlagune ausgestiegen.



Der Svinafelljökull ist genau wie Jöklsárlón ein Teil des Vatnajökull NP. Der Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas mit 8100Quadratkilometer Fläche und 900m DIcke. In diesem Gletschergebiet hätte ich gerne auch eine Eishöhle besichtigt aber wer sich nicht rechtzeitig kümmert, ... :zuck:

Gleich am Parkplatz wird man eindrücklich daran erinnert, das Gletscher kein Spielplatz ohne Risiko sind.



Dank tief hängender Wolken, blauem Eis, gelbem Wasser und gelegentlich durch die Wolken lugender Sonnenstrahlen bin ich fotografisch auf meine Kosten gekommen. Allerdings regnete es dabei die ganze Zeit, mal Niesel mal leichter Landregen - als ich zum Auto zurück kam war ich patschenass, aber wasserdichte Hose und Anorak haben tapfer durchgehalten, so dass eigentlich nur der Kopf und die Mütze nass sind, weil Fotografieren mit Kapuze nicht so mein Ding ist..













Eine gute Stunde habe ich mich dort herum getrieben. Auf größere Klettereinlagen habe ich wegen des Regens und des damit verbundenen Schlamms verzichtet und damit auch auf den Blick von oben auf den Gletscher. Mein nächsten Ziel war der Skaftafell-Nationalpark am Südwestrand des Vatnajökull und hier insbesondere der Svartifoss. Leider regnet es weiter stur vor sich hin. Also starte ich meine Wanderung nicht vom Besucherzentrum sondern fahre zu einem kleinen Parkplatz, von dem aus man in ca. 1,5 km bei den Fällen ankommt. Unterwegs begegnen mir 2 Wanderinnen, die mich von Glatteis auf dem letzten Stück warnen. Natürlich ist es dort eisglatt, wo es am steilsten nach unten geht - prima! Aber dank ein paar Sträuchern , deren Äste mir als Seil dienen, schaffe ich es heil bis auf die Brücke am Fuße der Fälle. Svartifoss (Schwarzer Fall) ist interessant, weil hier der Stórilækur (Großer Bach) senkrecht über eine Wand aus Basaltsäulen stürzt. Leider ist es nicht nur nass sondern auch noch recht windig, so dass die meisten Bilder verwackelt sind aber zumindest 2 brauchbare kann ich Euch zeigen.





Weiter geht es an der Küste entlang nach Westen. Die Landschaft ist hier überwiegend geprägt von schwarzem Lavasand. Vegetation gibt es nur wenig aber die sorgt für interessante Farbkontraste.







An einem Wasserfall komme ich auch noch vorbei aber den knipse ich nur aus dem Auto heraus.



Nachmittags erreiche ich Vik, wo ich mich im Hotel Vík i Myrdal einquartiert habe. Der sehr moderne Neubau ist noch nicht ganz fertig (das neue Restaurant und der Wellnessbereich sind noch in Arbeit aber die Zimmer sind sehr schön.





Da ich vergessen habe, ein Bild von außen zu machen, bediene ich mich mal auf der Webseite des Hotels. Mir hat es dort gut gefallen.



Da es ohne Pause weiter regnete habe ich erst mal ein Nickerchen gehalten. Später war ich im Ort ein paar Lebensmittel kaufen und habe es sogar geschafft, während der Öffnungszeit den Schnapsladen zu finden und meine inzwischen auf 0 geschrumpften Biervorräte aufzufüllen. So ausgestattet habe ich das Abendessen ins immer verlegt. Am späteren Abend und vor dem schlafen gehen war ich noch mal draußen die Lage checken aber wie der gleichmäßig weiter fallende Regen schon ziemlich klar gemacht hatte: Auch an diesem Tag gab es keine Polarlichter für mich.

Bisher war ich ja noch ganz entspannt aber so langsam wurde ich jetzt doch etwas stinkig. Es blieben mir ja nur noch 2 Abende auf Island. Also so gaaaanz langsam wurde es Zeit für wenigstens ein kleines bisschen Leuchten am Himmel!
Gruß
Dirk

Kirkesgaard

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Oh sehr schöne Impressionen von Jokulsarlon. Da hats uns auch sehr gut gefallen. Wir hatten auch das Glück, bei etwas besserem Wetter und wärmeren Temperaturen da zu sein. Aber deine Eindrücke sind schon auch sehr einzigartig. Vom Hotel Ranga gibt es nette Winterangebote. Da habe ich auch mal mit geliebäugelt für eine Polarlichtsafari. Bin gespannt was noch kommt ...

DocHoliday

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7.2.14

Das Wetter war an dem Tag recht abwechslungsreich. Schnee, Schneeregen, Regen und abends sogar ein paar Sonnenstrahlen sorgten für Unterhaltung. Es standen vor allem Wasserfälle auf dem Programm, genauer die rund um den Störenfried von vor ein paar Jahren, den Eyafjallajökull (inzwischen kann ich den sogar unfallfrei aussprechen ;)). Zuerst wollte ich aber nicht einem hübschen grünen Canyon einen Besuch abstatten, dem Fjaðrárgljúfur Canyon (den kann ich übrigens nicht aussprechen ohne mit die Zunge zu brechen  :D ) Die Straße dorthin war bis über die erste Höhe ganz gut zu fahren aber danach schlicht gesperrt und auch völlig vereist. Gut, dann halt kein grüner Canyon.


Zum Seljalandsfoss braucht man keine Zufahrtsstraße, der liegt direkt an der Ringstraße. Auf dem Weg dorthin hatte es noch geregnet, kurz vorher aber angefangen zu schneien, Na ja, richtiger Schnee war es auch nicht, eher so eine Art 'Schneegen'. Sehen wir es positiv: Das perfekte Wetter, um Wasserfälle zu knipsen.

Die Annäherung


Von hinter dem Vorhang


Und noch mal von der anderen Seite


Ich glaube außer mir sind alle nach einem schnellen Blick auf die Fälle wieder im warmen Auto verschwunden. Zumindest ein Paar habe ich gesehen, die nicht mal aus dem Auto ausgestiegen sind. Weicheier!

War mir ganz recht, so hatte ich die weiteren Fälle für mich alleine. Links neben dem Seljalandsfoss fällt nämlich noch an diversen Stellen Wasser die Felswand hinunter.

Zuerst habe ich 2 kleinere Fälle bewundert.




Dann kam der für mich schönste Fall, der Gljufrabui oder Glufrafoss. Der hat es mir angetan, weil er sozusagen hinter einem Slotcanyon in die Tiefe fällt und man sich daher ein wenig anstrengen (und nass werden ) muss, um ein Bild von ihm zu bekommen.

Aus der Ferne


Näher dran


Im Slot Canyon


Danach hatte ich dann auch genug und bin zurück zum Auto. Ich war unter meinen Klamotten noch halbwegs trocken aber nachdem ich Kamera und Objektiv getrocknet hatte, waren beide Mikrofasertücher patschenass und durften erstmal auf die Lüftung zum trocknen, was auf der weiteren Fahrt für angenehmes Dampfbad-Klima im Auto sorgte ;)

Ein kurzes Stück wieder zurück Richtung Vik liegen ebenfalls direkt an der Ringstraße Der Skogafoss und seine "Geschwister". An dem Trailer der oberhalb des Skogafoss beginnt, liegen insgesamt mehr als 20 Wasserfälle.
Ich bin zuerst im Flussbett auf die Basis der Fälle zu gelaufen und habe ein paar Bilder gemacht.







Wenn die Sonne mal scheint, liegt hier oft ein Regenbogen über den Fällen, wenn sie scheint. Heute gab es nur Regen ohne Bogen. Aber immerhin keinen Schnee mehr ;)
Anschließend bin ich den Trail bzw. die Treppen hoch zur Kante.



Dort kommt man zwar ziemlich nah an die Fälle dran aber das Geländer ist so blöd, dass man einige Verrenkungen braucht, um vom Stativ die Fälle knipsen zu können.



Zu dem Stärker werdenden Regen gesellte sich dort oben auch noch ein kräftiger Wind, so dass ich nach ein paar Schritten auf dem Wasserfall-Trail beschlossen habe, dass die anderen 24 Fälle unmöglich schöner sein können als dieser und schnell wieder zurück zum warmen und trockenen Auto gelaufen bin. Auf weitere Wanderungen hatte ich bei dem Wetter keinen Bock und habe daher im Hotel etwas "Augenpflege" betrieben. Nach knapp 2 Stündchen Mittagsschlaf sah die Welt vor dem Fenster schon freundlicher aus. Der Regen hatte aufgehört und es war auch deutlich heller.

Also bin ich runter zum Strand und habe mich etwas den Reynisdrangar gewidmet, den vulkanischen Felsen vor der Steilküste (der Sage nach sind es wohl versteinerte Trolle).



Ein angespülter Walknochen drängte sich als Vordergrund-Motiv geradezu auf.


Zur Abwechslung mal s/w und hochkant.

Da noch genug Zeit bis zum Sonnenuntergang war, packte ich meine Ausrüstung wieder zusammen und fuhr einmal um die die Halbinsel herum zum Cape Dyrhólaey. Das zog sich länger als gedacht, so dass ich die eine oder andere Geschwindigkeitsbegrenzung ignorieren musste, um rechtzeitig am Strand zu sein.Ich habe aber sowieso kaum ein anderes Auto gesehen.

Dyrhólaey






Und noch mal die Lavatrolle von der anderen Seite


Dann meldete sich vernehmlich mein Magen und ich bin zurück nach Vik und habe zu Abend gegessen.  Im weiteren Verlauf des Abends klarte der Himmel immer mehr auf und war schließlich komplett sternenklar. Also bin ich so gegen 21:30h noch mal los in der Hoffnung vielleicht doch noch Polarlichter zu sehen zu bekommen. Ich bin noch einmal zum Cape Dyrhólaey gefahren und dort bis auf die Zugangsstraße, die die (Halb-)Insel mit dem Festland verbindet. Dort hat man einen schönen Blick über eine Lagune mit schön klarem und stillem Wasser.





Irgendwie schreit das doch danach, dass sich Polarlichter im Wasser spiegeln, oder? Sie taten mir aber nicht den Gefallen.
Auf der Rückfahrt zeigte der Himmel an einer Stelle etwas grüne Farbe.



Ich bin dann bis kurz vor Vik zurück gefahren und habe mir ein schönes Plätzchen in den Bergen gesucht. Dort habe ich die nächsten 2 Stunden im Auto gesessen und gewartet, dass etwas passiert. Mehr als ein kaum wahrnehmbarer Hauch von grün und rot am Horizont kam aber leider nicht dabei heraus. Die Kamera mach ihn zumindest etwas besser sichtbar.





Nach Mitternacht war ich zurück im Hotel und habe mir noch irgend einen amerikanischen Film im Fernsehen angeschaut. Um 1:00 und 2:00h war ich noch mal draußen aber der Himmel blieb langweilig schwarz. Eigentlich hatte ich vorgehabt, morgens früh noch mal raus zu fahren und mir den Wecker auf 6:00h gestellt aber den habe ich wohl im Halbschlaf wieder aus gemacht, Auf jeden Fall war ich erst um 8:30h wach und bis ich geduscht und angezogen war, sah man schon den ersten schwachen Lichtstreif am Horizont, so dass das Thema Polarlichter für diese Nacht durch war. Habe ich sie jetzt verschlafen? Ich werde es wohl nie erfahren ;)
Gruß
Dirk

DocHoliday

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8.2.14

Wetter: Eintönig - Sonne, Sonne und Sonne und dazu noch ein paar fotogene Wolken, da kann man nicht meckern. Warum nicht gleich so? ;)

Zum Sonnenaufgang war ich wieder bei Dyrhólaey. Diesmal gab es Motive in allen Richtungen, so dass ich ein zweites Stativ hätte gebrauchen könne, um mit 2 Kameras in 2 Richtungen gleichzeitig zu knipsen. So musste ich halt ein bisschen rotieren. ;)

Nach links die bekannten Trolle:






Nach vorne das Meer:


Nach rechts das Kap mit Leuchtturm und Felsbogen




Und sogar ein Blick nach hinten lohnte sich:


Dann ging es über einen teilweise überspülten und vereisten Damm hinüber zum Kap und zum Leuchtturm. Nach den Rutschpartien der letzten tage war so ein bisschen Eis auf der Straße natürlich Kinderkram.


Die beiden in dem Auto im Hintergrund hatten wohl noch nicht so viel Erfahrung mit den Straßenverhältnissen hier ;)

Auf dem Kap, das eigentlich eher eine Insel ist habe ich erstmal die Aussicht genossen.



Dann bin ich neben dem Aussichtspunkt eine Art Canyon hinunter gelaufen, um der Brandung etwas näher zu kommen.



Nächstes Ziel war der Leuchtturm, der aber natürlich um diese Jahreszeit noch geschlossen war. Aber zumindest von außen konnte man ihn bewundern.



Auch von da oben gab es eine Menge Aussicht - ins Inland



und die Küste entlang



Auf dem Vogelfelsen neben dem Leuchtturm war noch nicht so viel los. Ich kann mir vorstellen, dass das hier im Sommer ganz anders aussieht. Da ich noch ein ganzes Stück zu fahren hatte (Ich wollte an diesem Tag bis Reykjavik), sollte es jetzt eigentlich bis auf die Halbinsel Reykjanes im Südwesten der Insel in einem Stück ohne Pause durch gehen. Aber es kam was dazwischen. An diesem Anblick konnte ich nicht einfach so vorbei fahren:



Island-Pferde in schönstem Sonnenlicht, die da frei ohne Umzäunung auf der Wiese standen - das musste ich mir näher ansehen. Ein Tele brauchte ich hier nicht. Gelegentlich hatte ich eher das Problem mir einzelne etwas aufdringlichere Zeitgenossen weit genug vom Leib zu halten, um überhaupt Fotos machen zu können. Scheu kannten sie zumindest alle nicht, die einen ignorierten einen, die anderen kamen neugierig immer näher.





Lustig waren die verschiedenen Frisur-Moden. Die Älteren waren allesamt im Hippiezeitalter hängen geblieben.







Bei den Jüngeren war dagegen eher Punk angesagt.





Hasse ma 'ne Krone?

Dieser freche Youngster war der Meinung das einmal kraulen bedeutet, dass man ihn nun dauerhaft zu unterhalten habe. Er hat mich regelrecht verfolgt und wenn ich nicht reagiert habe auch mal angestupst. Ein echter Stalker! ;)

Schließlich musste ich mich nach kaum 347 1/2 Bildern doch losreißen. Ein letzter Blick zurück und wieder ab auf die Bahn.





Diesmal bin ich wirklich ohne weitere Stops durchgefahren bis ich mein nächstes Ziel an der Südküste erreicht hatte - die Strandarkirkja steht hier mutterseelenallein am Strand rum (wie der Name schon sagt)


Hier bekommt man einen Eindruck davon, wie einsam sie dort steht


Die Landschaft wurde jetzt wieder "vulkaniger", erst Lava



und ein paar Vulkanhügelchen



dann schließlich Dampf, Wasser und Schwefel im Geothermiegebiet von Seltun. Hier sind wir wieder über der Stelle, wo es Europa und Amerika auseinander reißt und daher allerlei heißes Zeug nach oben drängt, als ich da war zum Glück nur Dampf und Wasser. War hübsch bunt dort und hat mir bis auf den fehlenden "Blubb" eigentlich besser gefallen als Geysir.


Winkewinke







Vorbei an einem hübschen See namens Kleifarvatn, der sich wohl zumindest teilweise aus heißen Quellen speist ging es danach weiter Richtung Norden. Rund um den See verwandelte sich die Straße in eine Lehmpiste, aus der bald eine Schlammpiste wurde, die sich wiederum in den schattigen Abschnitten in eine Eispiste verwandelte. War aber alles recht harmlos, weil immer nur kurze Stücke betroffen waren.



Danach war ich bald wieder auf trockenem Asphalt unterwegs.



In Reykjavik hatte ich zum krönenden Abschluss der Reise für zwei nächte ein Appartement am alten Hafen reserviert. War mit 126€/Nacht nicht gerade billig aber auch nicht teurer als halbwegs zentral gelegene Hotels. Und das Teil war echt der Hammer!







Aussicht vom kleinen Balkon bei Sonnenuntergang.



Dann war eine Entscheidung gefragt. Einen Abend wollte ich in Reykjavik verbringen und einen Abend noch einmal die Polarlichter jagen. Da an diesem Abend Lichterfestival in Reykjavik war und ich außerdem nichts eingekauft hatte, um mir selbst was zu essen machen zu können, war klar, dass der Samstag Abend Reykjavik gehörte.

Im Hafen vor dem Haus war ich zunächst bei Höfnin hervorragend essen. Anschließend fühlte ich mich gestärkt genug, mir ein bisschen von Reykjavik by night anzuschauen. Die Kameraausrüstung blieb dabei im Apartment, also gibt es nur ein paar technisch grottenschlechte Schnappschüsse mit dem Iphone.











Zwischendurch habe ich mich in 2 Bars innerlich und äußerlich aufgewärmt aber ich hatte, das Gefühl, noch deutlich zu früh dran zu sein. Das richtige Nachtleben schien hier erst nach Mitternacht los zu gehen. Wenn, dann tat es das ohne mich. Ich hatte ja am nächsten Tag schließlich noch einiges vor.

Was für ein geiler Tag! Ich glaube so einen Tag mit Sonne von morgens bis abends erlebt auf Island auch im Sommer nicht allzu oft.
Gruß
Dirk

DocHoliday

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Beim Suchen der Nachtaufnahmen auf dem iPhone habe ich noch was gefunden: Ein kleines iPhone-Pano vom Jökulsárlón. Gibt einen ganz guten Eindruck davon, wie viel Eis dort rum lag.


Bitte den Link anklicken und dann 2x auf die kleine Lupe rechts unten, dann gibt's das Teil in groß.
Gruß
Dirk

Wolfgang

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Hi Dirk,

trotz der widrigen Wetterverhältnisse oder vielleicht auch deswegen, hast du wieder tolle Fotos mitgebracht. Du entwickelst dich langsam zum Eis-Spezialisten. Erst die geilen Fotos aus der Antarktis und jetzt von Island.
Gruß

Wolfgang

DocHoliday

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9.2.14

Die Nacht war nicht gut. Ich bin immer wieder aufgewacht, weil ich dauernd husten musste und die Nase zu war. Außerdem habe ich das Bett ordentlich voll geschwitzt. Na Prima! so eine ordentliche Erkältung hat mir ja gefehlt! Ich habe mir einen Kaffee gemacht und bin aus dem Bett aufs Sofa umgezogen, um da weiter zu schwitzen. Vom Sofa konnte ich wenigstens fernsehen. Natürlich hat es nicht lange gedauert und ich bin wieder eingeschlafen. Das scheint gut getan zu haben, denn als ich gegen Mittag wieder wach wurde, fühlte ich mich deutlich besser. Und nach noch 2 Pötten Kaffee und einem belegten Brot als Frühstück oder Mittagessen, war ich so weit fit, das ich mich zumindest mal aufgerafft habe, zu duschen und mich anzuziehen. An den geplanten Ausflug Richtung Geysir zum Polarlichter jagen war immer noch nicht zu denken aber für einen kleine Runde durch die Stadt bei Sonnenschein sollte es reichen.

Ein Blick zurück auf das Apartment-Gebäude


links oben der Balkon und das Fenster waren meine (2. Etage von oben)

Ein Blick auf den kleinen Yachthafen



Zuerst bin ich am Wasser entlang gelaufen und habe das Denkmal der beiden Fischer besucht, die in die Bucht raus schauen.



Dann habe ich mich eine ganze Weile mit der Konzerthalle 'Harpa' beschäftigt. Tolles Gebäude! Hat mir von innen und von außen richtig gut gefallen.













Keine Ahnung, wie ein es Inselchen wie Island, das noch dazu eigentlich pleite ist, jemals die 160 Mio bezahlen will, die das Teil gekostet hat, ist mir schleierhaft aber aussehen tut es klasse.
Ein Stückchen weiter an der Küste entlang steht das Wikingerschiff, die 'Sun Voyager'.



Von dort aus bin ich den "Berg" hoch gelaufen zur Hallgrímskirkja. Ebenfalls ein beeindruckendes Bauwerk.



Der Herr davor ist übrigens Leif Erikson, der Entdecker Amerikas (also einer davon ;)). Erfolgreiche Familie! Sein Vater Erik der Rote hat Grönland entdeckt oder zumindest als erster besiedelt, er Amerika - nicht übel ;) So richtig nett war die Familie aber wohl nicht. Der Großvater floh aus Norwegen nach Island, weil er jemanden ermordet hatte, der Vater wurde aus Island verbannt, weil ... richtig - weil er jemanden ermordet hatte. Sage noch einmal jemand, dass aus Verbrechen nichts vernünftiges entstehen kann ;)







Danach bin ich noch mal zum Tjörnin hinüber gelaufen, dem Teich in der Mitte der Altstadt.









Sagte ich schon, dass ich iPhone-Panos mag? ;)



Nett fand ich in Reykjavik den Kontrast zwischen teilweise sehr moderner Architektur und monumentalen bauten auf der einen Seite und ganzen Straßenzügen, die aussahen als wäre man auf dem Dorf, auf der anderen.





Nach dem Spaziergang war ich war schon wieder knatsch kaputt aber die frische Luft hatte gut getan. Zurück im Apartment habe ich mir ein Gläschen Wein gegönnt und bin dann wieder runter zum Hafen vor der Tür gelaufen, um im Tapashusid essen zu gehen. War lustig - isländische Fisch-Tapas.
Dann habe ich noch schnell meine Klamotten gepackt und war anschließend früh im Bett. Erstens war ich schon wieder müde, zweitens sollte um 4:00h der Wecker klingeln, weil der Flieger nach Hause schon um 7 Uhr irgendwas abhob.

10.2.14

Die Fahrt zum Flughafen mitten in der Nacht war völlig problemlos, obwohl es zum Abschied unterwegs noch mal ordentlich anfing zu schneien, was die Sicht auf nahe Null senkte. Die Mietwagenrückgabe fiel sozusagen aus. Man hatte mir gesagt, ich solle den Wagen einfach auf den Parkplatz stellen, Ticket und Schlüssel ins Handschuhfach legen und die Tür nicht abschließen, sie würden ihn dann später abholen. Habe ich gemacht und es scheint funktioniert zu haben. Zumindest gab es  bis heute kein Gemecker.

Tja und damit war eine gute Woche Island auch schon wieder vorbei. Polarlichter gab es leider keine (nein das bisschen leuchten in Vik, was nur die Kamera gesehen hat, zählt nicht) aber die Insel hat mir gut gefallen. Ich bin mir recht sicher, dass ich noch mal herkomme, im Sommer auf jeden Fall und vielleicht auch noch mal im Winter. Aber dann nur mit einem Auto mit Spikes an den Reifen ;).
Wenn ich Polarlichter sehen will, fahre ich allerdings das nächste mal wohl eher nach Nordnorwegen oder Finnland, wo das Wetter stabiler ist.


Endir
Gruß
Dirk

NähkreisSteffi

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Da hattest Du doch noch ein bisschen Glück mit dem Wetter. Trotzdem wieder sagenhafte Fotos!  :dankeschoen:

Bis zum Nächsten Mal

Steffi