Das ist ja irre,Ihr habt in Kanada einen deutschen Reiseführer bekommen ? ....
Aber Du hast Recht, hier in Deutschland gibt es unglaublich schöne Ecken.
"Sogar John Wayne interessierts!"
Na dann.....
....wollen wir doch gleich mal unsere Kahnfahrt starten!
Gestern Abend, als wir in Lubolz/Lübben ankamen, hatte ja sowohl bei Walter als auch bei mir je eine Flasche (allerdings 0,5l !) Radeberger ausgereicht, uns ins Koma fallen zu lassen....
....also waren wir schön früh mit den Hühnern ausgeschlafen und tauchten schon um 8.30 Uhr im Frühstücksraum auf. Kirsten war auch gestern Abend noch eingetrudelt und hat dafür gesorgt, daß wir nicht die ganze Nacht auf dem Sofa verbracht haben!
Das ist aber auch gefährlich, so ein gemütliches Sofa, dazu ein Bierchen und eine schöne kuschelige Wolldecke....schlimm!
Der Fernseher dazu als Schlafmittel.....
Wie gesagt, wir werden alt!
Jetzt wollten wir aber keine Zeit verlieren und nach Lübbenau fahren. Wir kätten auch in Lübben mit einem Kahn fahren können, meinte unsere Gastgeberin, aber in Lübbenau würde es ausführlichere, längere Fahrten geben, bei dem es bis ins nächste Dorf gehen würde! Das klang gut! So machten wir's.
Kaum waren wir in Lübbenau angekommen, hatten unser Auto gut und sicher geparkt, da rief uns auch schon eine Gruppe Leute aus einem der Kähne zu, ob wir mitwollten! Na, wenn das nicht schnell ging! Und noch schneller hatte man uns den kleinen Korb mit verschiedenen Likören und Schnäpschen gereicht! Wir sollten uns einen rausnehmen und das mit dem Bezahlen sollten wir später am Ende der Fahrt machen.
Meine Wenigkeit, Walter und seine Schwester Kirsten sind startbereit!
Wir hatten nicht nur Decken unter uns auf den sonst harten Bänken, sondern auch noch eine zum Zudecken. Es war zwar sonnig, aber das Auto-Thermometer hatte bisher nur 8°C gezeigt! Da kamen uns die Decken gerade recht!
Angeblich sollten es ja am Nachmittag bis zu 21°C werden, aber bestimmt nicht hier auf dem Wasser! Wir hatten aber vorgesorgt und dicke Jacken mitgenommen. Schließlich sind wir die Nordseeküste gewohnt, da sollte man sich mit sowas auskennen!
Kaum fuhr der Käpt'n los, begleiteten uns etliche Stockenten , die hofften, etwas von uns Touristen zu erhaschen.Sie begleiteten uns den gesamten Weg.
Wenn niemand sprach, war eine unglaubliche Ruhe an Bord und um uns herum.
Kein Motor, keine Abgase, kein Lärm störte, während wir durch diese unglaubliche Landschaft fuhren, denn der Kahn wurde handgestakt.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren diese Kähne Einbäume, in wendischer Sprache „Plawnik“ oder, hergeleitet von Eiche, auch „Dubrownik“ genannt. Hergestellt wurden sie aus einem Eichenstamm, der entweder mit einer Rundaxt ausgehöhlt oder mit Feuer ausgebrannt wurde.
Größere Lasten ließen sich damit jedoch nicht transportieren, so baute man vor rund 150 Jahren die flachen Spreewaldkähne, wie wir sie heute auch überall am Ufer gesehen haben. Hergestellt werden sie aus Längs- und Quer- oder nur aus Längsbrettern, hauptsächlich aus dem harzreichen und damit haltbaren Holz von Kiefern oder Lärchen.
Durch die Fließe gestakt wird der Kahn mit dem "Rudel", einer ca. vier Meter langen Stange, die zur Wasserseite mit breiter Fläche zum Steuern (Rudelblatt) ausgestattet ist
Auch heute noch werden die Spreewaldkähne vorwiegend in Handarbeit gebaut. Sie dürfen nicht länger als 9,50 Meter und nicht breiter als 1,90 Meter sein. Nach alter Tradition werden die notwendigen Rundungen der Seitenbretter durch langsames Biegen über offenem Feuer erreicht, wobei das Holz ständig mit Wasser besprüht wird. Der fertige Kahn wird geteert und am Ende gewässert, eine Prozedur, die sich nach jeder Kahnsaison wiederholt:
Der Kienteer macht das Holz widerstandsfähig gegen Fäulnis. Beim Wässern quellen alle offenen Stellen zu, so dass man in einem gepflegten Kahn keine nassen Füße bekommt. Deshalb auch sieht man im Spätherbst die hölzernen Spreewaldkähne auf dem „Trockenen“ an Land und im zeitigen Frühjahr „unter Wasser“ in den Fließen. Wir hatten zuerst gedacht, daß dort "alte" Kähne lagen, die ausgedient hatten, aber nein, das Gegenteil war der Fall!
Lange war der Kahn im Spreewald einziges Transportmittel.
Mit ihm wurde zur Arbeit aufs Feld gefahren, die Ernte eingebracht, Vieh transportiert und alles zum Leben Notwendige in die Spreewaldgehöfte gestakt.
"Mit dem Kahn kamen die Familien zum Gottesdienst, der Nachbar zum Nachbar, Liebende zueinander, die Brautleute in die Kirche, die Hebamme zur Gebärenden, die Kinder in die Schule, der Verstorbene auf den Gottesacker, der Postbote, wie heute noch in Lehde, zum Briefkasten." „Seelenverkäufer“ wurden die ganz kleinen Kähne genannt, die etwas größeren Fischerkähne. Kähne für große Lasten hießen „Klafterkähne“ und die für den Viehtransport „Ochsenkähne“.
Wie viele andere Landschaften bildete sich der Spreewald während und nach einer Eiszeit
Als Schmelzwasser bei Lübben aus einem Gletscher geflossen kam und nach Norden strömte, wurde langsam die Niederung des Unterspreewaldes geformt. Nach der Eiszeit entstand dann das Wasser-Labyrinth. Durch das Zusammenspiel von leichtem Gefälle, ebener Landschaftsoberfläche und Moorbildung kam es dazu, dass sich die Spree in die vielen kleinen Bäche und Flüsse, die sogenannten Fließen teilte. Es entstand ein richtiger Urwald, der im Mittelalter für Äcker und Wiesen gerodet wurde.
Hier eine alte Dreschmaschine:
Über 100 Wehre und Schleusen, die quer zur Fließrichtung gebaut wurden, machte die Fließe in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch in Trockenzeiten befahrbar.Trotz der Mischung aus Dörfern, Wiesen, Wald und den Fließen sieht der ganze Spreewald immer noch aus wie ein großer Naturpark..
Damit der Spreewald noch lange eine an Tier- und Pflanzenarten reiche Auenlandschaft bleibt, die in Mitteleuropa einzigartig ist., wurde der Spreewald am 12. September 1990 zum „Biosphärenreservat“ erklärt und im März 1991 in die Liste der UNESCO-Biosphärenreservate aufgenommen.
See- und Fischadler gibt es hier, Kraniche, Schwarzstörche und Fischotter.585 der in Roten Listen aufgeführten Pflanzen wachsen am und im Wasser, auf Wiesen und im Wald!
Informationszentren des Biosphärenreservates: " Haus für Mensch und Natur" in Lübbenau, " Schlossberghof "in Burg und dann gibt es noch ein Informationszentrum in Schlepzig.
Meine Informationen habe ich vorwiegend aus Prospekten des Tourismusverband Spreewald e.V. und von unserem Kahnfahrer aufgeschnappt und habe sie hier gerne weitergegeben. Ich muß sagen, daß ich vorher schon neugierig gewesen bin auf den Spreewald, aber der hat meine Erwartungen noch übertroffen. Man befindet sich mitten in Deutschland plötzlich in einer anderen Welt!
Ich habe nicht nur darüber gestaunt, daß "Alteingesessene" dort wendisch und sorbisch sprechen... (davon hatte ich noch nie gehört), ....
http://www.spreewald-urlaub.de/GeschichteTradition/WendenSorben_/wendensorben_.html.....sondern mich auch gewundert, daß es hier, eine Dreiviertelstunde von einer Millionenstadt weg noch so einen unberührten Fleck Erde gibt, wo die Welt stehengeblieben zu sein scheint. Natürlich ist das wie in ähnlichen Gebieten auch hier so, daß die jungen Leute abwandern und "Das Durchschnittsalter so bei 67 Jahren liegt!", wie unser Kahnfahrer meinte.
Hier ist die einzige Poststelle in Deutschland, die mit einem Kahn beliefert wird:
Unser Haltepunkt, die Hotelanlage Starick, das Gasthaus Quappenschänke und Europas einziges Gurkenmuseum erwarteten die Touristen!
Dort hat uns vor allem, und erst nach einem ausgedehnten Spaziergang der am Ufer aufgebaute Bauernmarkt interessiert, als wir zurückkamen. Wir verspürten richtig Hunger!
Wir zogen es vor, uns die Beine zu vertreten, denn eine Stunde hatten wir auf dem Hinweg im Kahn festgesteckt und dann muß man mal wieder seine Beinmuskeln beanspruchen!
Als wir zurückkamen, hatten wir eine kurze Schrecksekunde, da wir dachten, wir hätten unseren Kahn verpaßt. Aber dann erzählte uns die Verkäuferin, daß der nur um die Ecke im Nachbar-Fließ geparkt sei!
Nun konnten wir in Ruhe was essen! Es gab Zwiebelbrot, Gurkenbrot, Bauernbrot, mit Hilfe von Walters Messer, einem original Leatherman wunderbar in Scheiben geschnitten, dazu eingelegte Knoblauchzehen, Schmalz, Hausmacher Leberwurst und natürlich ein paar Gurken. Das hat unglaublich gut geschmeckt!
Nun ging es über einige ander Fließen zurück nach Lübbenau, satt und zufrieden. (Jetzt ein Mittagsschläfchen....das wärs ja...
)
Als wir den Kahn verlassen hatten, meinte ich, daß jeder Berliner mindestens einmal im Halbjahr hierher kommen sollte, um seine gestresste (Stadt-) Seele in einem Kahn im Spreewald baumeln zu lassen! Das ist wie eine Therapie!
Die ganzen Gärten am Ufer waren unglaublich liebevoll hergerichtet!
http://i46.photobucket.com/albums/f103/CrimsonTide62/Sonstiges/comp_2008-10-08SpreewaldKahnfahr-12.jpgAch ja, und Halloween KANN NICHT aus den USA stammen, das muß von hier aus rübergeschwappt sein:
http://i46.photobucket.com/albums/f103/CrimsonTide62/Sonstiges/comp_2008-10-08SpreewaldKahnfahr-6.jpghttp://i46.photobucket.com/albums/f103/CrimsonTide62/Sonstiges/comp_2008-10-08SpreewaldKahnfahrt14.jpgDiese Oma ist doch klasse, oder?
http://i46.photobucket.com/albums/f103/CrimsonTide62/Sonstiges/comp_2008-10-08SpreewaldKahnfahr-4.jpgDer "Sherlock Holmes" wird bestimmt, je mehr er zusammenfällt, umso grimmiger dreinblicken:
http://i46.photobucket.com/albums/f103/CrimsonTide62/Sonstiges/comp_2008-10-08SpreewaldKahnfahr-5.jpgUnd schließlich fand ich noch eine komplette Kürbis-Familie:
Vom Kahnhafen aus gingen wir zum Schloß, das zu einem 4-Sterne-Hotel umgebaut worden ist und in die kleine historische Altstadt, davon morgen mehr!