Hallo an alle alten Mitfahrer und an aa_muc und stephan65,
Wobei mir aufgefallen ist, daß in der Stadt offensichtlich nur Frauen unterwegs sind. Das mag einerseits daran liegen, daß die Männer in Japan wohl den ganzen Tag arbeiten, andererseits vielleicht auch nur an Deiner persönlichen Auswahl der Fotomotive
Die Großaufnahmen der Typen mit Handys und langen Haaren sind aber alles Jungs, sonst hast du recht, auffallend viele Frauen waren unterwegs - wobei wir eh überrascht waren das da jetzt an einem Mittwochnachmittag so der Bär los war. Aber abends schon gegen 18:00 Uhr, fast wie ausgestorben. Da wirds dann abends bestimmt am Wochenende voller sein.
Als erstes bin ich über den Straßenverkehr überrascht. Auf den Fotos kein Stau zu sehen.
Der Straßenverkehr in Osaka und Tokyo ist für asiatische Städte wirklich völlig ungewöhnlich, kein Hupen, kaum Verkehr, alles sehr angenehm. Der Grund für die wenigen Autos liegt darin, die Japaner müssen einen Parklplatz nachweisen bevor sie ein Auto zulassen dürfen, und die sind Mangelware. In Tokyo kommen wir noch zu sehr skurilen Parkplätzen. Einzig die Radfahrer sind nicht unproblematisch, die dürfen auf dem Fußweg fahren und sind verdammt schnell unterwegs, vor allen Dingen auf der ungewohnten linken Seite.
Osaka hatte ich eigentlich auch als uninteressant abgehakt, so kann man sich irren.
Verblüffend finde ich den spärlichen Autoverkehr in Osaka, das wird in Tokyo wohl nicht so sein.
Eine klitzekleine Bitte, könntest du vielleicht zu den Hotels dazu schreiben, wieviel du
bezahlt hast? Sind da meist zwei Betten in den Zimmern oder ist das nicht üblich?
In den Reiseführern klang Osaka auch ziemlich langweilig, aber um so besser wenn es dann vor Ort viel interessanter ist als man erwartet. In Tokyo gibt es schon mehr Autos, aber auch kein Vergleich zu normalen Großstädten.
Mach ich, im Osaka Kinki kostete der Western Style Room 80 Euro pro Zimmer
http://hotelkinki.com/en/ . Für japanische Verhältnisse fand ich das in Ordnung. War sogar wirklich ein Nichtraucherzimmer, wie gewünscht. In Western Style Rooms sind zwei oder auch drei Betten, in japanese rooms schläft man dann auf Matrazen auf dem Boden. In Osaka und Tokyo hatten wir western rooms. Ganz normale Hotelzimmer.
A propos essen... Von was ernährt man sich wenn man a) weder Speisekarten lesen kann und ggf. b) das Konzept von Sushi eher irritierend findet....?
Achim
Hallo Achim, die Japaner haben da ein tolle Sache, alle Gerichte kann man sich draußen eins zu eins als Plastikmodell anschauen. Man weiß dann zwar nich genau, was exakt drin ist, aber schon mal wie es aussieht. Es gibt aber auch einfachere Restaurants, die ähneln dann eher unseren Chinarestaurants, da kann man auf großen Bildern sich die Gerichte ansehen und da steht dann auch meist die englische Beschreibung. Sweet sour pork usw. Und für zwischendurch gibt es im 7eleven super leckere Hühnerspießchen in soja/terryiaki Sauce, was auch immer, schmeckt aber klasse.
ich lache mich gerade kaputt Dein Schreibstil ist einfach köstlich!
Hallo Angie, vielen Dank fürs Kompliment - hängt auch immer vom Tag ab, was man so zu erzählen hat.
Noch ein Tip zu den Panoramabildern, wahrscheinlich weiß es aber eh jeder außer mir, ich habe es gestern erst rausgefunden: Wenn man mit der linken Maustaste in die Antwort klickt, in der das Panoramabild ist, dann kann man mit den Pfeiltasten rechts/links der Tastatur schnell mal nach rechts scrollen und wieder zurück.
Okay dann kann es jetzt weiter gehen, heute kommt das Kontrastprogramm zur Großstadt.
Donnerstag 11.11.2010Heute steht der Ausflug zum heiligen Berg Koyasan inklusive Shukubo (Tempelübernachtung) auf dem Programm. Damit wir dort möglichst viel Zeit haben wollen wir früh los, die erste Ubahn geht um 5:25 und bringt uns zur Namba Station, von dort fährt um 6:00 der Koyasan Express der privaten Nankai Railway. Die unterirdische Verbindung von Ubahnstation zum Bahnhof sind wir gestern schon mal Probe gelaufen, wäre schlecht wenn wir heute da unten herumirren bis der Zug weg ist. Das Ticket haben wir ebenfalls gestern schon gekauft, nennt sich Koyasan World Heritage Ticket und beinhaltet Hin und Rückfahrt mit dem Zug, die Standseilbahn und die Busfahrt + plus einen Rabatt auf den Eintritt in die Tempel.
Etwa 90 min dauert die Fahrt durch immer enger werdende Täler, immer höher klettert der Zug bis er schließlich die Endhaltestelle Gokurakubashi erreicht, dort heißt es umsteigen in die Standseilbahn. Jetzt geht’s steil nach oben und ein paar Minuten später erreichen wir die 800 m hohe Bergstation. Hier oben ist es ziemlich frisch, um 0 Grad, das haben wir einem Kälteeinbruch in ganz Japan zu verdanken. Aber kalte Nächte sind ideal für die Herbstfärbung in Kyoto, also nicht beklagen und rein in den Bus, der uns in die Stadt Koyasan bringt.
Koyasan Stadt liegt inmitten der Berge und besteht fast nur aus Tempeln, altes Japan wie aus dem Bilderbuch. Wir steigen an der Haltestelle Ichinohashi-guchi aus, direkt gegenüber unseres Tempels. Die Übernachtung hab ich schon von Deutschland aus übers Internet in einem japanischen Reisebüro gebucht, das erschien mir am sichersten.
Wer jetzt glaubt, Tempelübernachtung bei Mönchen, das klingt doch nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit – falsch. So ein Leben als Bettelmönch ist ein hartes Brot und wenn man Zimmer vermieten kann dann lässt man sich das gut bezahlen. Unser kleines Zimmer ohne Bad kostet 150 Euro, größere Zimmer mit privatem Bad gibt es natürlich auch aber dann kann man hinterher gleich den Antrag auf Aufnahme zum Bettelmönch unterschreiben.
Also erst mal rein in den Tempel und sehen, ob wir vielleicht unsere Koffer loswerden können, ist ja erst halb neun. Niemand zu finden, sieht ziemlich ausgestorben aus. Aber von irgendwo hör ich Geschirr klappern, da muss also jemand sein. Ich finde ein paar Gänge weiter zwei Leute, die fleißig Geschirr spülen, die informieren einen Mönch, wir können einchecken. Der Mönch führt uns gleich zu unserem Zimmer, und das ist mal eine Überraschung, es ist ein riesengroßes mit eigenem Bad, Zugang zum Garten, einfach Klasse.
Japanische Tempel sind schön. Schön kalt. Es gibt nur einen kleinen Gasofen im Zimmer, Flur, Toilette und Bad sind unbeheizt. Aber wenigstens muss man nicht raus auf den eiskalten Gang das Gemeinschaftsbad benutzen, vielleicht der Grund für das Upgrade. Oder auch weil wir eh die einzigen Gäste sind. Stimmt aber nicht ganz, eine Gruppe Japaner ist auch noch da aber die sind woanders untergebracht. Ist ein sehr großer Tempel.
Nun aber los, der Koyasan will erkundet werden. Wieso stehen hier oben überhaupt so viele Tempel, früher sogar mal an die 1500 ? Der Mönch Kukai oder auch Kobo Daishi genannt, Dichter, Kalligraph, Universalgenie, weilte zu Studienzwecken um das Jahr 800 in China. Von dort soll er einen Ritualgegenstand nach Japan geworfen haben, das Ding landete auf dem Koyasan und Kobo Daishi gründete hier seine Religionsgemeinschaft des Shingon Buddhismus. Im Laufe der Zeit durch Machtkämpfe dezimiert, stehen heute noch etwa 120 Tempel in dem malerischen Städtchen. Sie alle bieten Unterkünfte für Pilger an, im Sommer herrscht hier Hochbetrieb. So läuft man denn von einem Tempel zum nächsten, alle mit schönem Eingangsbereich, Toren und Gebäuden.
Der wichtigste Tempel auf dem Koyasan ist aber der Kongobu-ji, Hauptsitz der Shingon Schule.
Der Tempel ist berühmt für seine bemalten Schiebetüren aus dem 16.Jh. (no photos), aber auch für den größten Steingarten Japans, den darf man fotografieren. Die Steine sollen Gläubige darstellen, die erstarrt und andächtig der Predigt des Mönchs lauschen.
Ein paar Schritte entfernt liegt der heilige Bezirk, der Danjogaran. Die Laubfärbung hat auf dem Koyasan gerade ihren Höhepunkt erreicht, überall leuchten die Ahornbäume um die Wette. Hier wirkt sich die Verspätung der Herbstfärbung mal positiv aus, normalerweise ist hier Mitte November schon das meiste Laub unten.
Im Danjogaran landete einst der aus China geworfene Gegenstand, hier stehen heute die bedeutendsten Gebäude des Koyasan. Die riesige, rot gestrichene Daito Pagode, die große Haupthalle und noch viele mehr. Alles mitten im Wald gelegen, kaum Besucher, ein eindrucksvoller Ort.
Vom Danjogaran laufen wir noch zum Mausoleum des ersten Togukawa Shoguns, Togukawa Ieyasu (der Fürst Toranaga aus „Shogun“) und seines Sohnes Hidetada.
Das Mausoleum ist im prächtigen Stil des Toshu-gu Schreins in Nikko erbaut worden und dort ruht er dann auch wirklich, das hier ist nur ein Zweitgrab. Klein aber fein. Wir machen uns langsam auf den Rückweg zu unserem Tempel, unterwegs begeistern wieder die „normalen“ Tempelanlagen mit ihren bunten Ahornbäumen, Fotomotive en masse.
Unser Tempel hat nämlich den Vorteil unmittelbar an der eigentlichen Hauptattraktion des Koyasans zu liegen, des Okunoin. Der Okunoin ist Japans ältester und größter Friedhof, mitten in einem Wald aus Sicheltannen und Zedern gelegen. Hier verbringt auch Kobo Daishi die meiste Zeit des Tages meditierend in seinem Mausoleum, jeden Morgen servieren ihm die Mönche ein Frühstück.
Aber so weit sind wir ja noch gar nicht, wir stehen erst noch vor der Ichi-no-Hashi Brücke, der „ersten Brücke“, die die Grenze zum Friedhof markiert. Aus Respekt vor Kobo Daishi ist hier eine kleine Verbeugung angebracht, wenn man denn dran denkt (mit anderen Worten vergessen).
Ein 2 km langer Weg schlängelt sich immer tiefer in den Wald vorbei an uralten Grabanlagen, mit Moos überwuchert, zum Teil verfallen, zum Teil immer noch gepflegt. Viele berühmte Mönche, Feudalherren, Fürsten haben sich hier über die Jahrhunderte ihre Grabbauten errichteten lassen. Insgesamt sollen es an die 200000 Grabsteine sein.
Auf diesem Friedhof hat man sich schon seit ewiger Zeit gerne bestatten lassen, und sei es auch nur eine Haarsträhne, weil genau hier die Rückkehr des Buddhas der Zukunft, Miroku, erwartet wird. Hier wartet man so zu sagen in der ersten Reihe. Die ganzen Grabmäler, Figürchen, Statuen geben eine Unmenge an tollen Motiven ab, wir kommen auf dem Weg kaum voran.
Aber irgendwann erreichen wir die letzte Brücke, die Gobyono-hashi. Wieder verbeugen, wieder vergessen. Hier steht eine Reihe von Statuen des Jizo Bodhisattva, der sich um kleine Kinder und Reisende kümmert. Er sorgt für eine sichere Reise verstorbenen Kinder durch die Unterwelt, ist ein sehr beliebter Schutzpatron, Jizostatuen mit kleine Lätzchen um findet man überall.
Hinter der Brücke liegt der heiligste Bereich des Friedhofs, fotografieren ist ab jetzt verboten. Man betritt den Torodo, die Halle der Lichter, angefüllt mit 10000 kleiner Laternen, die schon zum Teil seit 900 Jahren brennen sollen. Die eindrucksvolle Szenerie wird untermalt von dem Gesang der Mönche, jedes zweite Wort ist Kobo Daishi. Hinter der Torodo Halle befindet sich dann auch Kobo Daishis Mausoleum, das Ziel der ganzen Pilger auf dem Koyasan.
Langsam müssen wir uns auf den Rückweg machen um rechtzeitig zum Abendessen wieder im Tempel zu sein und wir verlassen diesen einzigartigen Ort.
Im Tempel wartet dann auch schon gleich das Abendessen, zubereitet nach den strengen Regeln der Mönche. Kein Fleisch, kein Fisch, kein dies, kein das, aber was übrig bleibt wird optisch herrlich angerichtet serviert.
Geschmacklich interessant, viele Geschmacksrichtungen sind einem komplett neu. Aber doch schon gewöhnungsbedürftig. Vor kurzem hab ich einen netten Ausspruch über den Geschmack der japanischen Salzpflaume gehört: Ungefähr so lecker wie ein Tritt vors Schienbein aber viel gesünder. Das wäre jetzt etwas hart aber richtig lecker war es auch nicht.
Während des Essens haben die Mönche unser Zimmer zum Schlafen hergerichtet, den Tisch beiseite geschoben und die Matratzen aufgebaut, eine Zeit schnurrt noch der Gasbrenner vor sich hin, dann wird es Nacht. Und kalt.