Also ich dachte ja bisher, in Sachen Laubfärbung ist der Indian Summer im Nordosten Amerikas das Nonplusultra. Aber Deine Bilder belehren einen mal wieder eines Besseren: Japan muß es sein
Vor allem die Kombination mit den sehenswerten Tempelanlagen und den akkurat angelegten Gärten sind einfach traumhaft.
Mein Lieblingsbild des letzten Tages ist aber das vorletzte, das vom Goldenen Tempel, auch wenn da kein farbiges Laub mit drauf ist... grandios
Stimmt. Japan und Herbst ist wirklich die passende Kombination. Was mir auch gut gefallen hat ist das man so nah dran ist am Geschehen. Alles spielt sich ja in "greifbarer" Nähe ab, man steht immer mitten in der Laubfäbung. Der Goldene Pavillon ist schon wirklich das beeindruckenste Bauwerk in Kyoto, die Bilder gefallen mir auch ausgezeichnet. Da fiel die Auswahl der Bilder auch nicht leicht.
Wie ist das Wetter denn so. Ich sehe zwar oft blauen Himmel, aber irgendwie
sind die Leute doch recht "herbstlich" gekleidet, so warm scheint es nicht zu
sein oder?
Das Wetter ist nicht so einfach, der November dort entspricht wohl unserem Spätseptember-Oktober. Mit Glück hat man es warm, so bis 16-18 Grad, scheint dann noch die Sonne ist es fast sommerlich. Aber man kann auch Temperaturen um 10 Grad haben plus eisigen Nordwind, dann wird es ungemütlicher. Morgens ist es auch meistens noch recht kühl, deshalb sind warme Sachen unbedingt angebracht. Man ist ja den ganzen Tag draußen, die Tempel wärmen auch nicht unbedingt und wenn man auf den Tatamimatten sitzt sollte man schon so angezogen sein, das man nicht friert - das macht dann keinen Spaß. Am besten das Zwiebelprinzip befolgen, das macht in Japan wirklich Sinn. Aber ich fand das Wetter ideal, man läuft den ganzen Tag herum und bei Hitze wär das kaum möglich. Ganz wichtig sind warme Socken, weil man in den Tempeln immer die Schuhe ausziehen muß. Manchmal kriegt man Hausschuhe gestellt um darin herum zu laufen, aber oft ist man auch nur auf Socken unterwegs. Räume mit Tatamimatten darf man nur auf Socken betreten.
Wo frühstückt ihr eigentlich, im Hotel oder im Restaurant und was gibt es da so?
Reis mit ..?..
Wir hätten in unserem Ryokan morgens frühstücken können, wahlweise western Style oder japanisch (aber beides nicht im Zimmerpreis enthalten). Das war für uns aber zu spät, wir haben uns im 7Eleven oder ähnlichen Läden (die gibt es an jeder Ecke) mit Backwaren eingedeckt, Wasserkocher war auf dem Zimmer, also relativ problemlos. In Tokyo hatte unser Hotel ein Frühstücksbuffet, das haben wir dort auch genutzt.
Hallo Frank,
Egal wie früh man ist, es sind immer schon ein paar Japaner vor einem da, scheint ein Volk von Frühaufstehern zu sein.
wundert dich das? Wer kann schon zig Stunden am harten Boden liegen?
Das wird es sein
. Obwohl die Matrazen gar nicht mal so übel sind, ab der dritten Nacht hatten wir auch ein japanisches Zimmer ohne Betten. Die Matrazen sind vielleicht etwas härten als die Betten aber man kann gut drauf schlafen, hatte ich mir schlimmer vorgestellt.
Heute habe ich aber ein Problem mit deinen Bildern Nein-nein, keine Angst, alle sind sichtbar, keines wird durch ein rotes X angezeigt, das Problem ist ein anderes - ich kann mich nicht entscheiden, welches mein persönliches Bild des Tages werden soll
Somit habe ich beschlossen, es gibt heute 7 Bilder des Tages Das sind aber nur die 7 Bilder, die alle auf Platz 1 stehen, ganz dicht gefolgt von allen anderen
Wieso sollst du es auch leichter haben als ich?
Ich muß mich bei der Auswahl der Bilder entscheiden und das ist verdammt schwierig, deshalb sind es auch immer ein paar mehr als ich gedacht hatte. Heute wird es aber etwas leichter, der Tag war jetzt nicht so spektakulär.
Mittwoch 17.11.2010Ein dritter sehr beliebter Ausflug in Kyoto sind die Täler von Kurama und Kibune, die sich beide mit einer Wanderung über den Mount Kurama verbinden lassen. Wir machen uns früh am Morgen mit der Eidan-Eizan Line auf den Weg, dann hat man mal einen Zug fast ganz für sich alleine. Die Sitze sind übrigens beheizt, Komfort überall.
Etwa 30 min dauert die Fahrt bis Kibune-Guchi, der vorletzten Haltestelle der Bahnlinie. Vom Bahnhof läuft man etwa 25 min die Landstraße nach Norden, immer entlang des Flusses Kibune-Gawa. Gegen halb acht erreichen wir das nette Dörfchen Kibune, das besteht hauptsächlich aus Ryokans und Restaurants, in denen man im Sommer auf Plattformen über dem Fluss essen kann.
Erstes Ziel ist der kleine Schrein Kibune-jinja, den man über eine mit vielen Laternen gesäumte Steintreppe erreicht. Zwei Pferdestatuen erwarten einen dort, hier kann man etwas gegen das Wetter unternehmen. Opfert man dem weißen Pferd, wird es schön – das schwarze Pferd bringt Regen.Wir spenden dem weißen Pferd was, sicher ist sicher, vielleicht kommt nachher noch ein Bauer, der sich über die lange Dürre ärgert, auf dumme Gedanken.
Der Schrein ist schnell besucht, man könnte allerdings noch den Berg rauf zu einem älteren Teil wandern. Das schenken wir uns, es geht heute noch genug den Berg hoch. Wieder im Dörfchen überqueren wir den Fluss über die rote Brücke, den Weg kann man nicht verpassen.
Eigentlich muss man hinter der Brücke bezahlen, der Weg kostet 200 Yen, aber das kleine Häuschen ist so früh noch nicht besetzt, keine Wegelagerer weit und breit. Also steht dem 3 km langen Kurama-Kibune Hiking Trail nichts mehr im Wege, es geht nach oben.
Und das nicht zu knapp, der Anstieg ist schon ziemlich heftig (für Normalos), aber der Weg ist sehr schön und originelle Bäume bereichern die Landschaft. Irgendwann erreichen wir das Ende des Anstieges und werden mit dem Anblick eines stillen Bergschreins belohnt.
Jetzt wird der Weg leichter, malerische Wurzeln wollen fotografiert werden, und langsam geht es auch wieder ins Tal. An den Bergschreinen stehen immer wieder Wegweiser, die sind hier aber alle auf japanisch. Verlaufen kann man sich trotzdem nicht, es gibt nur den einen Hauptweg.
Irgendwann öffnet sich der Blick auf ein schönes Bergpanorama und den großen Tempel Kurama-dera.
Der Kurama-dera ist schnell erreicht, am interessantesten ist hier das Innere der Haupthalle, die ist mit unzähligen kleinen Lichtern in ein mystisches Halbdunkel getaucht, schemenhaft kann man Altäre und Figuren ausmachen (aber no photos).
Nicht verpassen sollte man auch die Drachenquelle an der großen Steintreppe,sie ist eine der schönsten Quellen in Kyoto.
Noch ein paar lange Steintreppen runter und durch ein paar Tempeltore dann erreicht man das Dörfchen Kurama. Hier liegt ein bekanntes Onzen, eine Art japanische Badeanstalt. Da fehlt uns die Zeit für, wir laufen zum Bahnhof Kurama und mit der Bahn geht es Richtung Kyoto. Diese Bahnstrecke ist im Herbst sehr schön, sie führt quasi durch einen Tunnel von feuerroten Ahornbäumen. Die Herbstfärbung ist hier aber noch nicht ganz soweit, braucht noch ein paar Tage.
Wir steigen an der Haltestelle Iwakura aus und laufen zum nahen Jisso-in, der Tempel entpuppt sich aber als nicht so berauschend, ganz nett aber mehr nicht. Die Besonderheit ist hier ein auf Hochglanz polierter schwarzer Dielenboden, in dem sich durch die offenen Schiebetüren die roten Ahornbäume spiegeln. Dafür müsste aber wohl die Sonne scheinen, die will aber gerade nicht und es wirkt eher mäßig. Fotografieren darf man eh nicht. Der Garten ist aber ganz OK.
Zurück zur Bahnstation, jetzt fahren wir zur Endstation Yase-yuen am Fuße des Berges Hieizan. Der Hieizan ist der Schutzberg Kyotos, mit seinen 848 m ist er der dominierende Berg in Kyotos Nordosten. Und da geht es jetzt hoch, erst mit einer Standseilbahn, dann umsteigen in die Seilbahn die uns in ein paar Minuten auf den Gipfel bringt. Der Sicht ist heute fantastisch, Kyoto liegt einem zu Füßen. Erstaunlich ist die fehlende Zersiedelung der Landschaft, die Berge ragen selbst mitten in der Stadt völlig intakt aus dem Häusermeer heraus. Vielleicht liegt es daran, das am Fuße der Berge sich meist die Tempel befinden.
Nach Osten geht der Blick über den großen Biwasee und reicht fast bis Hikone.
Auf dem Hieizan befindet sich seit dem Jahr 788 eine große Tempelanlage der Tendai Schule, der Enryaku-ji. Gebaut um die Hauptstadt Kyoto vor bösen Geistern aus dem Nordosten, dem Dämonentor, zu beschützen, entwickelte sich der Tempel schnell zu einem starken Machtzentrum mit über 3000 Gebäuden und eigenen Soldatenmönchen, die offen gegen andere Tempelschulen und den Kaiser zu Felde zogen. 1571 war damit Schluss, der Tempel wurde niedergebrannt. Heute stehen noch etwa 120 Gebäude auf dem Berg, aufgeteilt in drei Abschnitte. Wir schauen uns zwei davon an, die Saito und die Todoregion.
Von der Bergstation bringt uns ein Shuttlebus zur Saito, dem westlichen Pagodenbereich. Mitten in einem Zedernwald liegen hier verschiedene Hallen, verbunden durch kleine Bergpfade, alles sehr atmosphärisch.
Von der Saito Region führt ein etwa 1,5 km langer Weg über diverse Steintreppen den Berg hoch und runter. Die Steintreppen müssen für Riesen angelegt worden sein, die kleinen Japaner brauchen wohl eine Trittleiter um die Stufen zu erklimmen. Im Enryaku-ji warten die Mönche seit Jahrhunderten auf die Erleuchtung, das wird auf diversen Bildern immer wieder künstlerisch dargestellt.
Auf unserem beschwerlichen Marsch durch den Wald und über die mörderischen Stufen folgt die Belohnung dann aber postwendend:
Also wenn das keine Erleuchtung ist dann weiß ich auch nicht.
Müde aber erleuchtet, zumindest beleuchtet kommen wir dann irgendwann im Todo – dem östlicher Pagodenabschnitt an. Hier stehen die wichtigsten Gebäude, vor allem die Kompon-Chudo, die Mittelhalle, mit einem mystischen Altarraum in dem drei Dharma-Lampen seit mehr als 1200 Jahren brennen.
Die Sonne steht mittlerweile ziemlich tief, hier oben wird es richtig kühl und wir machen uns auf den Rückweg. Ein Nachteil ist der ziemlich spärliche Shuttlebusverkehr, man wartet gerne mal fast eine Stunde auf den nächsten Bus, obwohl hier oben eigentlich viel los ist. Mit der Seilbahn geht es dann wieder retour. Ein schöner, aber auch zeitraubender Ausflug auf den Hieizan. Bei guter Sicht aber allemal lohnend.