Freitag 4.4.2008 / Tag 14 Heute lassen wir es gemütlich angehen – großes Programm steht nicht mehr an – „nur“ die Rückfahrt nach bzw. durch
Amman (das wird noch ein „Spässchen“ geben
) und eine kleine Stadtbesichtigung.
Die Koffer sind mal wieder gepackt und ins Auto gewuchtet, das Frühstück absolviert und so verlassen wir das nur wenige Kilometer außerhalb von Jerash gelegene Olive Branch Hotel – das wir durchaus weiterempfehlen können. Wir folgen der Beschilderung Richtung
Amman nach Süden. Bis jetzt ist Fahren und orientieren noch völlig einfach – aber das wird sich noch gravierend ändern !
Schnell sind die rund 40 Kilometer bis zu Jordaniens Landeshauptstadt zurückgelegt und die ersten Häuser dieser ständig wachsenden 2 Millionen Metropole tauchen vor uns auf. Der Verkehr beginnt hektischer zu werden, die Vororte werden dichter. Kein Wunder – in Amman leben 40 Prozent von Jordaniens Gesamtbevölkerung.
Jetzt ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Petra navigiert mit diversen Kartenausdrucken und ich fließe mit im Verkehr. Dreimal müssen wir auf Knotenpunkten der Highways Richtung Amman City Center abbiegen – dann sind wir urplötzlich in der Stadt – die Show beginnt.
Vor der Reise zu Hause beim Einlesen auf das Land hatte ich noch den Kopf geschüttelt und mich über Tipps gewundert wie „wenn du in Amman die Straße überqueren willst – engagiere ein Taxi das sich auf der Fahrbahn querstellt“.
Jetzt wo ich den Verkehr hier kenne – relativiert sich vieles .....
Wie mittlerweile gewohnt wird kreuz und quer gefahren, man weicht Passanten aus die mitten auf der Straße stehen und sich seelenruhig unterhalten, Busse überholen halsbrecherisch und zur Orientierung findet man in der Downtown bestenfalls Schilder auf arabisch (wenn überhaupt), dazu die wie immer heimtückischen Bodenwellen und Gehupe von allen Seiten – aber ganz ehrlich – es ist ein Erlebnis !
Vor allem als wir durch die belebten Straßen mit den Märkten und Geschäften fahren – es brodelt richtiggehend um uns herum – zutiefst faszinierend – und Orient pur !
Nur schade, dass ich mich so aufs Fahren konzentrieren muss – um ohne Blechschaden und Esel auf der Windschutzscheibe durchzukommen. Aber die Ecke hier unterhalb der Zitadelle sieht klasse aus – das müssen wir später noch mal zu Fuß erkunden.
Ein Verkehrpolizist versucht das Chaos zu ordnen.
Karstadt auf der Straße
Trockner der Marke L&S (Luft und Sonne)
Zunächst müssen wir die Durchschlageübung zum 3.Circle (Kreisverkehr) schaffen – nach wie vor – keine Beschilderung. Inzwischen sind wir die Umstände ja gewöhnt und behalten Ruhe. Ich fahre mittlerweile fast wie ein Jordanier (das muss ich mir zu Hause leider wieder abgewöhnen
) und Petra lotst mich mit dem Gespür eines Beduinenscouts nach Gefühl durch den dichten Verkehr und die vollgestopften Straßen tatsächlich zum 3.Circle – eine Leistung !
Von hier schaffen wir es auch im zweiten Anlauf zu unserem vorreservierten
Hisham Hotel – und sind sogar früher als erhofft, kurz vor Mittag, dort.
Touchdown - das Hisham ist erreicht
In Jordanien wird, was in anderen Ländern unmöglich wäre möglich gemacht. Zum Beispiel das noch nicht fertige Zimmer zu beziehen. Schnell wird eine Putzfrau organisiert die das Zimmer säubert und so können wir zwei Stunden früher unsere Koffer auf das Bett wuchten als normalerweise üblich.
sehr schönes Zimmer - wer hätt's gedacht
Ein Anruf bei
Reliable Car und die Bitte doch jemanden los zu schicken der das Auto wieder abholt – klappt ebenfalls bestens und nur 20 Minuten und eine Unterschrift später sind wir unseren blauen Mazda wieder los – das Auto vom Hotel abgeholt – was nichts extra kostet. Fazit zur Mietwagenfirma: das war alles erstklassig bei Reliable – der Preis - das Auto – der Service !
Nun nachdem (fast) alles erledigt ist – haben wir noch den Nachmittag Zeit
Amman zu erkunden – bevor dann noch das übliche Kofferpacken ansteht – also die vielen Einzelteile und Tüten die wir aus dem Auto zu Tage gefördert hatten wieder im Koffer verstauen – der bekanntermaßen unangenehme Teil einer Reise. Aber das verdrängen wir mal schön
– jetzt geht es in die City.
Ein letztes Mal die Kameraausrüstung geschnappt und an der Rezeption nach Taxipreis und arabischem Namen der Zitadelle gefragt (der uns freundlicherweise auf einen Zettel geschrieben wurde den wir dem Taxifahrer hinhalten können).
Für 2 Dinar sind wir dann etwa 20 Minuten später mit dem Taxi oben auf dem
Zitadellen-Hügel gelandet ...........
........ und überblicken die Stadt.
Ein sagenhafter Anblick und sehr beeindruckend wie eng hier alles zusammen gebaut wurde – ein Häusermeer das jeden Millimeter ausfüllt.
Über Amman weht die angeblich größte Flagge der Welt
Unter den modernen Häusern schlummern römische Bürgerhäuser und Pflasterstraßen .....
..... was uns zur vielfältigen Historie der Stadt bringt:
Wie Rom wurde Amman auf 7 Hügeln erbaut, die das Stadtbild prägen. Heute wäre sieben mal sieben Hügel treffender – so ist die Stadt in den letzten 20 Jahren gewachsen. Man kann die Geschichte der Stadt bis 1200 v. Chr. zurück verfolgen. Zwischendurch verfiel sie und wurde 260 v. Chr. als Philadelphia wieder erbaut und hatte ihre eigentliche Blütezeit in der hellenistischen - römischen Zeit (ca. 200-400 n. Chr.).
Aus dieser Zeit stammen auch die Zeugnisse auf dem Zitadellenhügel (hier die
Herkulessäulen).
In den 400 Jahren osmanischer Zeit versank die Stadt in Bedeutungslosigkeit bis zum Jahr 1918. Nach dem ersten Weltkrieg wurde sie Hauptstadt und die Einwohnerzahl stieg auf 25 000. Durch die erste palästinensische Flüchtlingswelle war eine Erweiterung notwendig und 1975 begann ein Bauboom durch den libanesischen Bürgerkrieg. Bankiers und Geschäftsleute aus Beirut verlegten ihren Sitz nach Amman. Seitdem wächst und wächst ..... die Stadt, ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Mehr zur Stadtgeschichte: :
http://de.wikipedia.org/wiki/AmmanGut erkennbar von hier oben ist auch das
römische Theater, das wir über etwas abenteuerliche Stufen die uns hinab zur Stadt führen, als nächstes erreichen.
Das
Theater entstand im 2. Jahrhundert n.Chr. unter griechisch-römischer Herrschaft und bot Schauspiele und Tierkämpfe. In den Hang gebaut, hat es 44 steile Reihen und 6000 Plätze. Wegen seiner hervorragenden Akustik wird es auch heute noch genutzt.
Noch mal ein kritischer Blick in die Karte...
... dann geht's abwärts
Das
Römische Theater von unten ....
.... und dann doch wieder von oben
Der Blick von den obersten Reihen ist schon klasse – zumindest so lange bis man daran denkt dass man auch wieder hinunter muss.
It's a long long way ....
Unterwegs in Jordanien Hauptstadt
Das besondere an Amman sind aber die
Suqs – die lebendigen Märkte und Geschäfte in der Downtown.
Wir gehen vorbei an der
King Hussein Moschee ....
... und stürzen uns förmlich in das Menschengewimmel – was für eine Reizüberflutung !
Noch ein Nachthemd gefällig ?
Das ganze Jahr Schlussverkauf
Gut sortiert.
Zunächst halte ich es für keine gute Idee, mich mit meinem Riesenstativ und der Kamera durch dieses Treiben zu schlängeln – aber Petra ist einfach schon losmarschiert – also muss ich hinterher.
Mit laufender Kamera und ausgeklapptem Display geht es mitten durch das bunte Treiben.
Menschen über Menschen – Obst, Gemüse, Waren, Klamotten – alles wird auf der Straße lautstark angeboten.
Ich stelle mich darauf ein, daß mir jeden Moment meine Kamera aus der Hand gerissen wird – ich angeschrieen werde, daß ich hier nicht filmen darf – oder sonst irgendwelcher Ärger droht - aber nichts passiert !
Viele sehen uns (vor allem Petra) groß an – was kein Wunder ist – wir sind beide je einen Kopf größer als die Araber um uns herum und ganz offensichtlich die einzigen Europäer hier in der Downtown.
Trotzdem stört oder belästigt uns niemand – im Gegenteil – es wird gelächelt und das obligatorische „Welcome to Jordan“ ist immer wieder mal zu hören. Um das noch einmal besonders zu betonen – während der gesamten Reise wurden wir nicht einmal angebettelt, nicht einmal belästigt, niemals unfreundlich behandelt – oder gar bedroht !
In einer Seitenstraße gibt es einen kleinen Kiosk, an dem wir uns mit einem leckeren arabischen Döner die Bäuche voll schlagen – bevor es dann per Taxi wieder zurück zum Hotel geht – ein überaus eindrucksvoller Ausflug !
Uff - aber eine tolle Erfahrung!
Im Hotel gönnen wir uns erst noch einen Milchkaffee und dann kommt der unangenehme Teil mit dem Kofferpacken. Ich bin da ja eher eine Behinderung als große Hilfe und halte mich deshalb dezent (na ja nicht wirklich) aus Petras Aktionsradius heraus.
Den Abend beschließen wir würdig mit einem vorzüglichen Essen im Hotel-Restaurant und auch mit der Fahrt zum Flughafen am nächsten Morgen und dem Heimflug klappt alles pünktlich und gut, so dass wir nach 15 Tagen wieder zu Hause sind - aber eigentlich diesmal viel länger brauchen um wirklich zu Hause anzukommen.
So intensiv war noch keine Reise – sie wird lange nachwirken ......
Ein letztes
Ma'a Salame und das war’s schon fast mit dem Reisebericht
„Jordanien - zu den 7 Säulen der Weisheit“
Fehlt nur noch unser Fazit zur Reise und das gibt es Morgen und natürlich die versprochene Zugabe und die gibt es dann gleich.