14. Tag, Freitag, 27.05.2011
Kangaroo IslandHeute steht zunächst die Seal Bay auf dem Programm. Wir fahren also wieder ein ganzes Stück westlich über die Insel. Am Visitor Centre angekommen buchen wir die nächste Tour, denn ohne Ranger darf man leider nicht an den Strand. Der Preis für die Tour hat es ganz schön in sich, wenn man bedenkt, dass wir nur den Strand auf und wieder ablaufen, aber wir wollen uns dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.
Die Tour beginnt mit dem sogenannten Broadwalk, ein Holzsteg von dem aus man erste Blicke über den Strand und die Seehunde erhaschen kann und den man auch ohne Ranger betreten darf. Überall am Strand liegen Seehunde herum, einer davon sitzt direkt unter dem Holzsteg und sieht uns verschmitzt an. Es bieten sich uns tolle Blicke über den Strand mit den Seehunden. Teilweise scheint zu unserer Freude sogar die Sonne.
Seehund unter dem Steg
Strand mit Seehund Vom Steg aus kann man auch das Skelett eines jungen Buckelwals erblicken. Eine Infotafel verrät uns, dass dieser bei einem Sturm vor vielen Jahren hier gestrandet ist.
Buckelwalskelett Als die geführte Tour beginnt, finden wir uns wieder am Visitor Centre ein. Außer uns ist niemand für die Tour angemeldet. Auch an der Tour vor uns, die gerade beendet wird, haben nur zwei Personen teilgenommen. Wir kriegen also unsere eigene kleine Privatführung; nur wir beide und ein Ranger
. Da relativiert sich der Preis doch wieder. Unser Ranger ist schon älter und ich habe zunächst den Eindruck, dass er die Tour schon gefühlte 10.000 Mal gemacht hat und nicht wirklich viel Engagement zeigt, aber als wir loslaufen fängt er doch an, eine ganze Menge zu den Seehunden zu erklären. Überall am Strand liegen welche herum, es sind sogar erstaunlich viele Jungtiere dabei.
Seal Bay Interessant finde ich zum Beispiel den Lebensrhythmus der Mütter. Der Ranger erklärt uns, dass die Muttertiere jeweils drei Tage an Land verbringen, sich ausruhen und die Jungen säugen und dann für drei Tage nur im Wasser bleiben und sich mit Fischen vollfressen. Tatsächlich sind viele Jungtiere ohne Mutter zu sehen. Unglaublich, dass die kleinen drei Tage lang alleine ganz ohne Milch am Strand auf ihre Mütter warten müssen und sich Mutter und Baby überhaupt wiederfinden. Er erzählt auch, dass die kleinen jämmerlich verhungern, wenn der Mutter bei ihrem Streifzug etwas passiert, da keine andere Mutter ein fremdes Baby mit säugen würde. Ich will gar nicht dran denken, die kleinen sind einfach zu niedlich.
Baby-Seehund Auch die größeren Seehunde sind wunderbar anzusehen. Ein junger Bulle und ein Weibchen kabbeln sich spielerisch vor unseren Augen. Der Ranger erklärt es mit "he just wants to annoy her"; für mich scheint er sie eher anzubaggern und ein Mal sieht es so aus, als würden sie sich Küsschen geben
. Ein Stück weiter liegt ein anderes Seehundpärchen einträchtig nebeneinander und einer der beiden hat liebevoll seine Flosse auf den Partner gelegt. Einfach nur süß.
*knuuuuutsch**umarm* Nach einer Weile am Strand laufen wir zum Steg zurück. Wir müssen allerdings einen anderen Aufgang wählen, da dort, von wo wir gekommen sind, sich nun zwei kleine Seehunde eingenistet haben und auf dem Treppenaufgang miteinander spielen. Da wir nicht zu nah an die Tiere herangehen dürfen, nehmen wir die andere Treppe.
Zwei Babys auf der Treppe Kurz vor dem Ende der Tour sehen wir im Gebüsch eine Mutter liegen, die gerade ihr Junges säugt. Das kleine schmatzt lautstark beim Nuckeln. Im Anschluss an die Führung laufen wir noch einmal den Broadwalk und genießen die Aussicht über den wunderschönen Strand und Küstenstreifen.
Beim SäugenDie Küste Die Seal Bay ist wirklich ein tolles Erlebnis und meiner Meinung nach ein unbedingtes Muss für jeden Kangaroo Island Besucher, denn so nah kommt man sonst kaum an die Tiere heran. Auch bei der Tour nach uns nehmen wieder nur zwei Leute teil. Es hat wirklich seine Vorteile, außerhalb der Saison unterwegs zu sein.
Eigentlich war nach der Seal Bay noch ein Stopp in Little Sahara geplant, allerdings hat es offenbar nachts doch stärker geregnet als gedacht, jedenfalls ist eine riesige Pfütze auf der Zufahrtsstraße, die mir auch recht tief zu sein scheint, nicht umfahrbar ist und wir mit unserem nicht wirklich geländegängigen Fahrzeug wollen sie lieber nicht durchqueren.
Wir fahren also wieder zurück in Richtung Penneshaw, biegen allerdings vorher links ab zu unserem nächsten Ziel, der Emu Bay. Hier soll es einen schönen einsamen Strand geben und wir werden nicht enttäuscht. Wir unternehmen einen ausgiebigen Strandspaziergang und treffen auf dem ganzen Weg nur einen einzigen Einheimischen mit Auto und Hund. Der Strand ist unglaublich schön, hell und flachabfallend, einer der schönsten, die ich je gesehen habe. Die vorbeischwimmenden Pelikane sind die Krönung. Leider spielt das Wetter nicht mehr so ganz mit und es bewölkt sich. Bei Sonne wäre es bestimmt noch schöner.
Emu BayPelikane Erstaunlicherweise ist an der Emu Bay im Gegensatz zur Seal Bay nicht eine Welle zu sehen. Am Strand liegen allerhand interessante Muscheln, Schneckenhäuser und gestrandete Seesterne unterschiedlicher Farben herum. Bei letzteren kann ich mal wieder nicht anders und werfe jeden zurück ins Wasser, der noch nicht gänzlich ausgetrocknet zu sein scheint, auch wenn es vermutlich zu spät zu einer Rettung ist.
SeesternSchneckenhaus Bevor wir zurück auf den Campingplatz fahren, statten wir Kingscote, der Hauptstadt von Kangaroo Island, einen Besuch ab. Hier gibt es jeden Abend zur gleichen Uhrzeit eine Pelikanfütterung, aber auch schon einige Zeit vor der Fütterung haben sich Pelikane am Hafen eingefunden. Wir bestaunen die großen Vögel, doch hier gibt es nicht nur Pelikane sondern auch Komorane und andere Wasservögel. Wir bleiben eine Weile am Hafen und beobachen die Tiere.
PelikanKomorane Auch Kingscote selbst wollen wir noch eines kleinen Spaziergangs würdigen und völlig unerwartet entdecken wir in einem Baum einen ganzen Schwarm Rainbow Lorikeets, jene Papageien, die wir gestern schon am Koala Walk bewundert hatten, aber nicht fotografieren konnten, weil sie zu weit oben in den Wipfeln saßen. Der Schwarm hier ist lautstark und ziemlich unruhig, aber ein paar Aufnahmen sind machbar. In meinem Tierlexikon werden diese Loris als "eine der schönsten Papageinearten" beschrieben und dem kann ich mich anschließen; die leuchtenden Farben sind ein Traum.
Regenbogen Loris in Kingscote Zurück in Penneshaw fangen wir so langsam an mit Koffer packen und putzen den Camper noch etwas, denn morgen müssen wir ihn schon wieder abgeben. Als es dämmert unternehme ich noch einen kleinen Spaziergang zur nahegelegenen Bucht und genieße den Sonnenuntergang in vollen Zügen.
Sonnenuntergang in Penneshaw Später am Abend spazieren wir nochmals zu der Stelle, wo wir gestern die Pinguine beobachtet hatten. Das eingezäunte Grundstück darf man ohne Begleitung zwar nicht betreten und mangels roter Taschenlampe sehen wir sowieso keinen der Pinguine, aber dafür lauschen wir ihren Lauten. Die Gelegenheit Pinguingeschnatter vor dem Schlafengehen zu hören, hat man schließlich nicht jeden Tag
.
Leider bricht nun schon unsere letzte Nacht auf Kangaroo Island an.
Übernachtung: Kangaroo Island Shores Caravan and Camping
Gefahrene Kilometer: ca. 130
Wetter: teils Sonne, teils Wolken, kurzzeitig Regen