25. Tag, Dienstag, 07.06.2011
Hong KongHeute müssen wir früh aufstehen, denn bereits um 7:50 Uhr sollen wir laut Voucher im Royal Plaza Hotel für den Ausflug abgeholt werden. Obwohl ein Taxi hier spottbillig ist, entscheiden wir uns, die etwa 2,5 Kilometer zu Fuß zu gehen, um das morgendliche Hong Kong auf uns wirken zu lassen. Auch so früh am Morgen ist es schon unerträglich schwül. Die Scheiben in der Lobby sind triefend nass wie nach einem Gewitterschauer, obwohl die Lobby außen komplett überdacht ist. Das kann nur von der hohen Luftfeuchtigkeit kommen. Zwischen Schulkindern und Chinesen, die zur Arbeit müssen, laufen wir durch Hong Kong.
Morgendliches Hong Kong Im Royal Plaza Hotel setzen wir uns in die Lobby und warten auf den Bus. Um 8 Uhr hat uns immer noch niemand abgeholt. In einem arabischen Land würde ich mir vermutlich nichts dabei denken, aber die Chinesen sind sehr pünktlich. Beim Concierge lassen wir uns mit dem Veranstalter verbinden. Dort kriegen wir zu hören, dass die uns im Regal Oriental Hotel abholen wollten. Eigentlich hatte ich extra im Reisebüro gefragt und man sagte mir, dass keine Abholung in unserem Hotel stattfindet und der Veranstalter uns dann im nächstgelegenen Hotel von der Liste der Abhol-Hotels aufgabeln würde, sprich im Royal Plaza Hotel. Dem ist offenbar doch nicht so. Wir vereinbaren nun, uns mit dem Bus am Holiday Inn Hotel zu treffen. Für 40 HKD fahren wir mit dem Taxi schnell dort hin; zum Glück sind die Taxi-Preise so günstig, sonst hätte ich mich wahrscheinlich etwas mehr aufgeregt
. Nach großem Chaos sitzen wir schließlich doch noch im richtigen Bus. So ein Stress am frühen Morgen
.
Mit dem kleinen Bus und sechs weiteren Gästen fahren wir zum Fähranlegen und steigen dort in eine moderne Fähre um, um nach Lantau Island überzusetzen. Lantau Island ist mit 146 km² die größte Insel der Sonderverwaltungszone Hong Kong. Während der Fahrt kann man die Skyline von Hong Kong wunderbar sehen.
Skyline von Hong Kong Auf Lantau Island angekommen, sehen wir am Hafen erstmal hunderte von Fahrrädern angekettet - typisch China.
Unzählige Fahrräder Mit einem kleinen Bus fahren wir nun über die Insel. Es ist unglaublich bewaldet und naturbelassen, das erwartet man so gar nicht von einer Großstadt wie Hong Kong. Der Reiseleiter erzählt uns, dass es an Tieren sehr viele Schlangen in den Wäldern gibt und ansonsten jede Menge Wasserbüffel und Kühe die Insel bevölkern. Früher haben die Menschen als Bauern die Büffel und Kühe gehalten, aber mittlerweile haben die meisten diese Arbeit aufgegeben und die Tiere einfach frei gelassen. Unser Reiseleiter, der auf Lantau aufgewachsen ist, erzählt uns, dass die Kühe daher als "unemployed cows" bezeichnet werden. Überall an der Straße liegen sie herum und ein paar Mal muss der Fahrer abrupt abbremsen, weil eine Kuh auf der Straße steht.
Arbeitslose Kühe Unser erster Halt ist ein Strand. Um diese Tageszeit ist allerdings niemand im Wasser außer ein paar einsamen Rettungsschwimmern. Wieder bin ich überrascht, was für schöne Strände es in Hong Kong gibt. Auffällig ist, dass das Gebiet, in dem man schwimmen darf, mit einem Netz eingezäunt ist. Es scheint in den Gewässern hier sehr viele Haie zu geben. In einer Schautafel, die erklärt für was die einzelnen Flaggen stehen, sehen wir, dass es extra eine Flagge gibt, die gehisst wird, wenn Haie im Wasser gesehen wurden.
Strand auf LantauFlagge, die vor Haien warnt Weiter geht die Fahrt über die Insel in ein kleines Fischerdörfchen namens Tai O. Unser Reiseleiter bezeichnet das Örtchen mehrfach als "quiet and peacefull" und als wir ankommen, weiß ich, was er damit meint. Der Ort wirkt zwar heruntergekommen und unaufgeräumt, überall im Wasser schwimmt Müll. Die Fischer scheinen sehr arm zu sein, aber dennoch haben sie alle eine ausgeglichene und zufriedene Ausstrahlung, wie auch schon der Chinese, der uns vor rund 3 Wochen durch Aberdeen geschippert und mich so fasziniert hatte.
Mit einem kleinen Boot fahren wir einmal durch das Dorf. Kaum zu glauben, dass sich hinter dem Hügel ein hochmoderner Flughafen befindet und hier die Menschen noch leben wir vor 100 Jahren. Die Häuser sind wegen Hochwassergefahr auf Stelzen gebaut, deshalb wird Tai O auch als "Venedig Hong Kongs" bezeichnet.
Tai O Nach der Bootsfahrt laufen wir noch durch den Fischmarkt von Tai O. Überall hängen getrocknete Meerestiere herum, sowas kennt man bei uns gar nicht. Wir finden sogar eine Schüssel mit getrockneten Seesternen und ich frage mich, wie das wohl schmeckt, aber dann ist es mir doch zu suspekt, so etwas zu essen
.
FischmarktGetrocknete Seesterne Bevor wir in Tai O angekommen waren, hatte uns unser Reiseleiter versprochen, dass er uns auf dem Fischmarkt zeigen wird, was ein Chinese unter "frischem Fisch" versteht. Genau das tut er dann auch - frischer Fisch heißt hier lebendiger Fisch und davon gibt es jede Menge in Plastikschüsseln mit Wasser. Gleichzeitig hatte er uns aber auch schon darüber aufgeklärt, dass es in den meisten Hotels verboten ist, Fische in der Badewanne zu halten, damit keiner auf dumme Gedanken kommt.
Frischer Fisch auf Chinesisch Wir laufen weiter über den Markt und dann entdecke ich an einem Stand etwas von der Decke baumeln, das auf den ersten Blick aussieht wie ein Hai aus Pappe. Schnell stelle ich allerdings fest, dass das ein echter Hai ist, den man ebenfalls getrocknet hat. Jetzt wird mir auch klar, warum es Hainetze an den Badestränden gibt. Dieser Hai baumelt von der Decke und reicht fast bis zum Boden; damit dürfte er rund 2 Meter lang sein. Hätte ich nicht gedacht, dass es hier so riesige Haie gibt.
Getrockneter Hai Weiterhin hängen überall in den Läden getrocknete Kugelfische, diese dienen allerdings eher zu Deckozwecken und nicht zum Essen. Allerhand anderen teilweise undefinierbare Fischprodukte werden zum Verkauf angeboten.
Decko-KugelfischSonstige Fischprodukte Nun geht die Fahrt weiter zu dem Hauptziel des Tages, dem Po Lin Kloster im kleinen Bergdorf Ngong Ping. Das Kloster ist eines der zehn wichtigsten Klöster des Buddhismus und zieht jedes Jahr unzählige Buddhisten aus aller Welt an. Zum Kloster gehört die größte, freisitzende, bronzene Buddha-Statue der Welt. Der Tian Tan Buddha, oder auch Big Buddha genannt, ist 34 Meter hoch und 250 Tonnen schwer. Schon von Weitem haben wir ihn auf dem Berg thronen gesehen. Bei guter Sicht soll man ihn bis nach Macau sehen können.
Tian Tan Buddha In der Plattform unterhalb des Buddhas befindet sich ein kleines, interessantes Museum zum Buddhismus. Oben auf der Plattform kann man die Statue umrunden und den Ausblick auf den umliegenden Wald genießen. Es ist ein recht wolkiger Tag und die Berge rundherum sind mystisch mit Wolken behangen. Um den großen Buddha herum stehen acht kleine Statuen von Göttern, die rituelle Gegenstände in Richtung des Buddhas halten.
Blick auf die umliegenden BergeStatue einer Gottheit Die Anlage ist wunderschön angelegt und überall blühen bunte Blumen in den Beeten.
Nach der ausführlichen Besichtigung steigen wir die genau 268 Stufen hinunter, um den Buddha von unten zu bewundern. Auf dem Klostergelände unterhalb des Buddhas sitzt ein Mönch und betet die Buddha-Statue an.
Im Eintrittspreis inklusive ist ein von Mönchen zubereitetes, vegetarisches Mittagessen plus Tee und Suppe. Ich bin sehr überrascht, was für abwechslungsreiche und leckere Speisen man ganz ohne Fleisch zubereiten kann. Das Essen schmeckt unglaublich gut, obwohl ich teilweise nicht so genau weiß, aus was es eigentlich zubereitet worden ist. Beim Essen kommen wir ein wenig mit den anderen Gästen ins Gespräch und stellen fest, dass auch zwei Australier aus Melbourne darunter sind und die restlichen Leute aus Schottland stammen.
Nach dem Essen gehen wir weiter durch ein Meer an überdimensionalen Räucherstäbchen zum direkt nebenan gelegenen Haupttempel des Po Lin Klosters. Das Innere des Tempels ist reich geschmückt mit den tollsten Blumen, Statuen, Deckengemälden und verzierten Lampen. Im Tempel befinden sich drei goldene Buddha-Statuen, die die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft Buddhas repräsentieren.
Haupttempel des Po Lin KlostersGoldene Buddha-Statuen im Tempel Nachdem wir uns lange auf dem Gelände verweilt haben, treten wir mit dem Bus den Rückweg an. Zurück im Hotel buchen wir für morgen schon einmal das Shuttle zum Flughafen, checken im Business Centre online für unseren Flug ein und gehen dann in der Einkaufsstraße noch etwas zu Abend essen. Der Ausflug heute war wirklich toll und wir haben viel gesehen, dementsprechend kaputt sind wir aber auch.
Übernachtung: Regal Oriental Hotel
Gefahrene Kilometer: ?
Wetter: heiß und sehr hohe Luftfeuchtigkeit