Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel,
....geboren am 17. Oktober 1680 auf Gut Depenau in Holstein
Anna Constantia lernte (für eine Frau in ihrer Zeit ziemlich ungewöhnlich) mehrere Sprachen, Mathematik und klassische Bildung, ritt im Herrensattel und liebte die Jagd.
Sie war in ihrer Jugend sehr temperamentvoll..
1704 verliebte August der Starke sich in Anna Constantia .
Freiherr von Hoym warnte August den Starken noch vor ihr, denn er hielt sie für ungeeignet für das Amt der "Maitresse en titre". Dieser Titel war fast genauso viel wert, wie verheiratet zu sein. Wenn ich heute versuchen, diesen Titel richtig zu deuten, und es war ein zu der Zeit tatsächlich anerkannter Titel, dann denke ich, dass der wohl auch nur für die Männer von Vorteil war....
.
Anna Constantia und August bekamen zusammen drei Kinder.
Die Gräfin gewann soviel Einfluß auf die Politik ihres Geliebten, daß diese Tatsache langsam ein Dorn im Auge des Hofes wurde.
Anna Constantia erschien dem Hof deshalb mit den Jahren immer gefährlicher, auch weil ihr August heimlich die Ehe versprochen hatte. Deshalb fühlte sie sich manchmal zu sicher, schäumte über, konnte oft also ihr Temperament nicht zügeln, was die Öffentlichkeit empörte, weil sie es zu unverschämt fanden.
Für die politischen Ziele , besonders in Polen und um den polnischen Adel zu besänftigen, wählte der Sachsenkönig deshalb auf Anraten noch eine katholische Mätresse aus Polen dazu. Ich kann mir die Reaktion der "Betrogenen" so ungefähr vorstellen: (
)
1713 verbannte August Anna Constantia vorerst nach Schloss Pillnitz bei Dresden.
1715 floh sie nach Berlin, was in Sachsen als Landesverrat galt.
Anna Constantia wurde 1716 schließlich verhaftet und im Tausch gegen Deserteure nach Sachsen ausgeliefert, vom König unter Arrest gestellt und erreichte am 24. Dezember 1716 die Burg Stolpen, wo sie bis zu ihrem Tod 49 Jahre lang gefangen gehalten wurde.
NEUNUNDVIERZIG JAHRE In diesem kalten, windigen, inzwischen immer mehr verfallenden Kasten!
Auch nach Augusts Tod wurde die Inhaftierung nicht aufgehoben.
In dem einen Raum in der Burg kann man Briefe lesen, die sie immer und immer wieder geschrieben hat, um vielleicht doch frei zu kommen, oder wenigstens mal die Kinder sehen zu dürfen etc.....
Wenn man die liest, kriegt man richtig Gänsehaut!
So ähnlich haben wohl die Räumlichkeiten ausgesehen, immerhin mit ordentlichen Möbeln, einigen Büchern....
....unter anderen las sie den kleinen Katechismus von Martin Luther.....
So vergingen die Jahre und der einzige Kontakt zur "Außenwelt" war Briefverkehr, den man ihr gestattete, und von dem noch einige Briefe erhalten sind.
Man weiß bis heute auch nicht genau, warum sie die Gelegenheit zur Flucht von der Burg Stolpen (1745 und 1756) nicht nutzte. Beide Male waren die sächsischen Wache vor der anrückenden preußischen Armee geflohen.
Also blieb sie in diesen Räumlichkeiten als Gefangene....
Immerhin war für einige Bedürfnisse gesorgt.....
....während für die Soldaten mehr die einfache Variante vorhanden war:
Einige gesammelte Gegenstände aus der Zeit kann man noch in einer Etage der Burg besichtigen, von denen man aber nicht sicher ist, ob die nun im Besitz der Gräfin waren, aber man hat einen Eindruck, wie es so gewesen sein könnte, zumindest solange sie noch für einige luxuriöse Gegenstände bezahlen konnte, denn......
.....August der Starke nahm der Gräfin nach und nach ihr gesamtes Vermögen ab, sorgte damit aber immerhin für die Erziehung und standesgemäße Verheiratung der drei gemeinsamen Kinder, die ihre Mutter auch nie besucht haben auf der Burg!
Alleine wenn ich mir DAS vorstelle, dass sie nie mehr ihre Kinder wiedergesehen hat!
Die Gräfin starb einsam am 31. März 1765 in Stolpen †
Die Grabstelle hat man erst viel später gefunden und ihr dann einen Stein gewidmet.....
...und noch viel später bekam sie eine Grabplatte:
Sie wurde 84 Jahre alt, das ist für die Zeit, in der sie lebte....
....und wenn man dann noch die Lebendsumstände bedenkt, geradezu ein biblisches Alter!
Thema: Kur, Kultur und Natur pur im romantischen Elbsandsteingebirge (Gelesen 30191 mal)