Freitag, der 11. Januar 2013
Wenn es uns gelingt,
den Weg so wichtig zu nehmen
wie das Ziel,
dann wird uns die gesamte Reise erfüllen,
nicht nur das AnkommenAls um 3 Uhr der Wecker klingelt, fühlen wir uns frisch und bereit für den nächsten Teil der Anreise. Schnell alles zusammengepackt und ausgecheckt, noch einen Kaffee und zwei kleine Muffins und dann geht es mit dem Hotel Shuttle zurück zum Flughafen. Da wir nur einen Inlandflug haben, geht das Einchecken schnell voran. Auch die Taschen passen nun vom Gewicht her, alles Überflüssige ist im Handgepäck gelandet, auch die Sonnen- und Kältecreme. Da die Flüssigkeitsbestimmungen in Südamerika nicht gelten, ist das kein Problem.
Leicht verspätet startet unser Flieger von LAN Airlines. Draußen ist es noch dunkel aber bald können wir im Osten die Sonne aufgehen sehen, die alle Wolken um uns herum rot färbt. Leider haben wir keine Fensterplätze und so können wir weder diesen Sonnenaufgang noch die Berge und Gletscher auf der anderen Seite betrachten. Ein freundlicher Passagier der gegenüberliegenden Seite macht ein Foto für uns von dem schönen Sonnenaufgang. Der Flug ist sehr ruhig und die 3,5 Stunden vergehen recht schnell. Bei der Landung heißt uns dann jedoch, genau wie befürchtet, der patagonische Wind sehr herzlich willkommen. Das Flugzeug tanzt Tango aber wir erreichen die Landebahn zum Glück schon beim ersten Versuch. Zurück in Patagonien…
Als wir unser Gepäck haben, machen wir uns auf den Weg zum Shuttle, welches wir vom letzten Mal noch kennen. Auf dem Weg dorthin werden wir von einem Taxifahrer angesprochen und für nur 1,50 Euro mehr als das Shuttle werden wir nun direkt und ohne Umwege zu unserem Hotel gefahren. Dabei entdecken wir viel Bekanntes und die Lupinen sind mal wieder eine Schau. Der Taxifahrer spricht etwas englisch und will wissen, ob wir zum ersten Mal da sind. Im Best Western Finis Terrae ist man um 10.30 Uhr leider noch auf keine neuankommenden Gäste eingerichtet aber wir dürfen unser Gepäck abstellen. Prima, mehr wollen wir ja gar nicht. Noch schnell die dünnen Jacken aus den Taschen gefischt und dann geht es los. Die Orientierung fällt uns natürlich leicht und irgendwie fangen wir an, genau die gleiche Route zu gehen wie vor zwei Jahren an unserem letzten Tag. Der große Unterschied ist, dass heute die Sonne scheint und es selbst mit der dünnen Jacke manchmal recht warm wird. Schnell erreichen wir den Aussichtspunkt über die Stadt, wo wir die ersten Fotos machen.
Dann haben wir Hunger und mit zwei Mini Muffins seit 4 Uhr ist das nicht verwunderlich. Wir stürmen das Lomito’s, immer noch auf unserer Route von vor zwei Jahren, und bestellen für jeden einen Lomito, so ähnlich wie ein Riesenburger. Ganz ist es nicht das, was wir wollten, da sich statt des Gehackten richtiges Schweinefleisch zwischen den Brötchenhälften befindet, zusammen mit Salat, Tomate, Sauerkraut und Mayo. Aber es schmeckt sehr gut und wir merken nun, wie hungrig wir wirklich waren. Danach laufen wir rund fünfzehn Minuten und erreichen den Friedhof der Stadt, der uns damals so gut gefallen hatte. Und auch heute verbringen wir viel Zeit hier. Die Namen erzählen so einiges über die Geschichte der Stadt, es blühen viele Blumen und die weißen Grabsteine leuchten in der Sonne. Nicht wenige Deutsche sind hier begraben. Wir finden eines dieser Gräber mit einem schwarzen Kreuz und der Aufschrift „ Grab der Deutschen Krankenkasse“. Die Inschrift lautet: „Zum Gedanken der Deutschen, die ihre Arbeit aus Liebe zu diesem Land geleistet haben und hier in Frieden ruhen“. Das ist schon sehr interessant. Nach einem kleinen Regenschauer kommt die Sonne wieder raus und wir gehen zurück zum Hotel, um endlich unser Zimmer zu beziehen. Leider ist das nicht so einfach, denn es ist immer noch kein Zimmer fertig und auch der Zimmerpreis entspricht nicht unserer Reservierung. Nach rund 45 Minuten ist dann alles geklärt und wir beziehen unser schönes Zimmer im dritten Stock. Viel Aus- bzw. Umpacken, wie wir es sonst am Urlaubsbeginn machen, können wir hier gar nicht, da die Reise alle paar Tage zusammengepacktes Gepäck erfordert. Bis wir am Schiff ankommen, muss es so gehen.
Nach einer kleinen Pause machen wir uns um 15 Uhr wieder auf, dieses Mal in die andere Richtung zum Dreams Hotel. Viele schöne Erinnerungen sind mit diesem Hotel verknüpft und wir wollen mal unten an der Magellanstraße nach dem Rechten sehen. Da der Wind inzwischen noch viel stärker geworden ist, sind unsere Augen bald voller Sand. Trotzdem werfen wir einen Blick hinüber nach Feuerland und stemmen uns dann den Naturgewalten entgegen in Richtung Hotel. Danach wird es dann Ernst. Wir wollen den gebuchten Mietwagen abholen und Sandra hat in den letzten Tagen vor der Abreise viele schlechte Dinge über die Verleihfirma ALAMO in Chile gelesen. Zum Glück hat sie auch gelesen, dass sich das Büro versteckt hinter einer Tankstelle befindet, denn sonst hätten wir es wohl nie gefunden. Um fair zu sein, hätten wir die schlechten Beurteilungen vorher nicht gelesen, wäre es genau so gewesen, wie erwartet. Natürlich nicht zu vergleichen mit den USA aber für südamerikanische Verhältnisse ganz ok. Man spricht etwas Englisch und wir erhalten einen großen roten Mitsubishi Pick Up, der schon einige Dellen und Kratzer hat. Mit 108.999 Kilometern auf dem Zähler hat er bestimmt schon Einiges erlebt. Die Reifen haben noch Profil, nur das Reserverad ist komplett abgefahren. Wir reklamieren das und es wird angeboten, das Rad zu wechseln. Also warten wir 50 Minuten und haben nun ein anderes Reserverad montiert. Ob es zu diesem Auto passt? Wir wissen es nicht und hoffen, es nicht zu brauchen. Dann tuckern wir los. Das große rote Auto bewegt sich schwerfällig auf die Straße. Da wir uns ja etwas auskennen, fahren wir gleich zum großen Supermarkt der Stadt. Abu Gosch befindet sich in der Zona Franca, der Freihandelszone der Stadt. Da es Freitagabend ist, scheinen alle Chilenen heute einkaufen zu wollen. Wir versuchen unsere Shoppingliste abzuarbeiten aber so richtig begeistert sind wir vom Angebot dieses Mal nicht. Irgendwann geben wir es auf und nachdem wir nebenan noch die Kartusche für unseren Gaskocher bekommen haben, fahren wir zurück in die Stadt. Hier im Supermarkt bekommen wir alle restlichen Sachen und mittlerweile ist es auch schon nach 21 Uhr. Der Wind tobt und die ganze Magellanstraße ist ein einziges Meer aus Gischt, in das die Sonne scheint. Ein beeindruckendes Schauspiel. Doch wir sind müde und fahren zum Hotel. Hier gibt es wenige Parkplätze und wir suchen uns eine Stelle in einer Nebenstraße. Da es schon so spät ist, wird wohl keiner mehr abkassieren.
Gegen 22 Uhr sind wir im Hotel und wollen noch das Nationalgetränk der Chilenen ausprobieren. Beim Check In erhielten wir Gutscheine für zwei Pisco Sour, einen Cocktail mit Zitrone und Eiweiß. Ihgitt sagt Sandra aber zum Glück schmeckt es trotzdem ganz gut. Dann geht es schnell ins Zimmer, wo wir nach einer kurzen Rundmail an Deutschland müde ins Bett fallen.