Donnerstag, der 24. Januar 2013"Die Natur, stark und wild, ist wie eine alte, in Schnee gemeißelte Sage, die manchmal in so feiner und zarter Stimmung ist wie ein Gedicht. Aber die Natur ist auch wie kalter Stahl, in dem sich das Licht der Farben im Licht der Sonne spiegelt."
Fridtjof NansenUm 6 Uhr klingelt der Wecker und die MS Delphin stürmt noch immer mit 16 Knoten über die Wellen. Von Land ist über die Bordkamera noch nichts zu sehen. Erst kurz vor sieben dreht sie bei und nun können wir neben dem Land der Falklandinseln auch noch dicke Regentropfen auf der Kamera sehen.
Wie das wohl heute weitergeht? Beim Frühstück schmieden wir einen Plan, denn wir wollen früh an Land sein. Bereits im März letzten Jahres haben wir bei Patrick Watts eine Tour mit dem Jeep zum Volunteer Point gebucht. Dort gibt es die einzige Königs-Pinguin-Kolonie, die wir auf dieser Reise überhaupt erreichen können und da die Anzahl der Fahrzeuge auf der Insel bei nur 2.000 Einwohnern in Stanley begrenzt ist, haben wir uns unseren Platz frühzeitig gesichert.
Leider hieß es im Katalog, dass die Delphin an einer Pier festmacht, doch diese gibt es in Port Stanley gar nicht, so dass jedes Kreuzfahrtschiff tendern muss. Das bedeutet für uns, dass erst einmal die an Bord gebuchten Touren an Land gebracht werden und erst danach, um 9.30 Uhr, der Landgang für die individuellen Entdecker beginnt. Das passt uns überhaupt nicht, haben wir doch Anweisung bekommen, so früh wie möglich an Land zu sein. Also tricksen wir etwas und reihen uns im Treppenaufgang mit unschuldigen Mienen in die Reihe der zu tendernden Ausflugspassagiere ein. Und es klappt. Zwar kommt nur noch Sandra in das erste Boot, da dieses dann voll ist aber die anderen drei folgen eine Viertelstunde später.
In der Zwischenzeit hat Sandra schon unseren Fahrer Owen gefunden, der brav einen großen Zettel mit unseren Namen hochhält und sie stellt auch fest, dass mindestens ein Drittel der im ersten Tender gefahrenen Passagiere genauso unberechtigt an Bord waren wie sie. Sie alle haben bei Patrick die Tour gebucht und als wir nun vollzählig sind, geht es los. Den ersten Kilometer über eine Teerstraße, dann folgen gute Landwege, alles noch nichts Außergewöhnliches. Nach einem kurzen Stopp an einer Farm geht es dann jedoch richtig los. Im Fernsehen würde es heißen „Die Falklands, unendliche Weiten. Wir fuhren dort, wo noch nie ein Auto vor uns gefahren ist“. Nun, so ganz richtig ist dies nicht, denn hier sind überall schon Autos gefahren. Es ist Weideland mit ziemlich morastigen Abschnitten, durchzogen von unzähligen Tracks und tiefen Rinnen. Für die letzten zwanzig Kilometer brauchen wir noch einmal 90 Minuten Fahrzeit und wir alle bewundern, dass man in diesem Terrain überhaupt ein Auto bewegen kann.
Gegen 11.30 Uhr haben wir unser Ziel erreicht. Es ist mittlerweile warm geworden und die Sonne scheint. Wir werden von einem durchdringenden Geruch begrüßt. Zwei Stunden Aufenthalt haben wir und so stürmen wir los. Vorbei an der Kolonie der Esels-Pinguine (Gentoos) und den vielen Magellan-Pinguinen geht es direkt zu den bereits aus großer Entfernung gelb leuchtenden Königs-Pinguinen. Wir sind begeistert. Welch eine Farbenpracht. Es sind mehrere hundert Tiere, die hier werben, lieben, brüten und auch schon ihre Jungen aufziehen. Es gibt so viel zu entdecken und die Zeit vergeht wie im Fluge. Zuerst widmen wir uns der Kolonie und entdecken sogar frisch geschlüpfte Junge.
Dann gehen wir hinunter an den Strand, der ebenso gut in der Karibik sein könnte. Feinster weißer Sand in einer weitgeschwungenen Bucht mit blauem und türkisfarbenem Wasser. Die Pinguine, die hier unterwegs sind, wirken irgendwie deplatziert, genau wie Pinguine in der Südsee eben. Nichts desto trotz können wir sehr gut beobachten, wie sie ins Wasser gehen oder heraus kommen. Manche stehen auch nur am Strand und bieten sich als sonnenbeschienenes Fotomotiv mit Spiegelung an.
Voller Einsatz...
Die Zeit vergeht viel zu schnell und schon bald müssen wir zurück zu den Autos. Hier gibt es noch schnell einen Kaffee und ein paar Sandwiches und dann schaukeln wir uns auf genau den gleichen nicht vorhandenen Wegen wieder zurück nach Port Stanley. Unterwegs beginnt es zu regnen, doch auch diese Wolken lassen immer wieder mal die Sonne hindurch. Die Landschaft ist karg und steinig. Zurück in Port Stanley schauen wir noch in die Souvenirshops und bummeln etwas durch die kleinen sehr englisch wirkenden Strassen.
Mit dem Tenderboot um 17 Uhr fahren wir zurück an Bord, sehen noch einen kleinen Regenbogen und freuen uns über diesen schönen Tag. Wie es wohl weitergeht?
Es soll windig werden. Und richtig, nach dem Abendessen wird bekannt gegeben, dass unsere morgige Anlandung auf Westpoint Island sehr früh stattfinden soll, da sich ein Sturmtief nähert. Ob wir überhaupt an Land können, weiß man noch nicht. Das ist schade, denn wir hatten uns sehr auf die Albatrosskolonie gefreut, doch viel mehr macht uns der angekündigte Sturm Sorgen. Und so machen wir unsere Kabine seefest, werfen noch eine Tablette gegen Seekrankheit ein und können nur hoffen, dass es nicht allzu schlimm wird.