Montag, der 14. Januar 2013Für die Abenteuerlust moderner Reisenden kommt es darauf an, dass viel passiert, aber nichts passieren kann. (Hans-Armin Weirich)Schon um 5.20 klingelt der Wecker. Ein Blick aus dem Fenster verrät, dass es wieder windstill und die Laguna Verde spiegelglatt ist. Deswegen steht Sandra schnell auf und läuft hinunter zum Ufer. Ein paar rötliche Wolken und das erste Licht auf den Bergspitzen, dazu die Spiegelung im Wasser. Ein sehr ruhiger Tagesbeginn.
Der Blick aus unserem Fenster
Zurück im Zimmer wird dann etwas gepackt bevor wir zum Frühstück in das Haupthaus gehen. Hier sitzt bereits eine kleine Gruppe von Engländern, die ebenfalls gestern angekommen sind und heute wohl wandern wollen. Wir können zwischen Pfannkuchen und Rührei wählen, dazu gibt es Toast, Marmelade, Wurst und Käse. Alles sehr lecker.
Bevor wir uns auf den langen Weg zurück zur Hauptstraße machen, müssen noch unsere Pässe kopiert werden und wir bezahlen die Rechnung. Dann holpern wir den Weg südlich des Lago Sarmiento zurück. Mittlerweile ist es das vierte Mal, dass wir hier langfahren und wir kennen bereits jedes Schlagloch. Da auch der Lago Sarmiento mal wieder spiegelglatt ist, wollen wir dort noch einmal anhalten.
Kurz vor diesem Stopp springen plötzlich Guanakos über die Straße und als Sigrid diese filmen will, merkt sie, dass ihre Brille fehlt. Auch das gründlichste Suchen hilft nichts, sie liegt wohl doch noch im Bad auf der Estancia. Nur gut, dass wir es nicht eilig haben, dass wir noch keine 100 Kilometer weg sind und dass wir genügend Diesel im Kofferraum haben. Also begrüßen wir jedes Schlagloch zwei weitere Male bis wir dann samt Brille an der Hauptstraße ankommen. Hier ist viel Verkehr, alle 10 Minuten kommt uns ein Auto entgegen
Auch diese Strecke ist nur Schotter und durch die vielen Autos haben sich viele Wellblechabschnitte gebildet. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen, so dass es keine Sonne mehr gibt. Die Berge sind aber trotzdem noch sehr gut zu sehen. Wir folgen dem Wegweiser zur Laguna Azul und auf dem Weg dorthin landen wir inmitten einer Guanakoherde, die sich durch uns überhaupt nicht stören lässt. Es wird gefressen, gespielt, gerannt und gerammelt. Wir bleiben eine Weile und sehen dem Treiben zu.
An der Laguna Azul sind wir etwas enttäuscht aber das liegt wahrscheinlich am grauen Wetter. Wir gehen ein kleines Stück und fahren dann schnell weiter. Nun steuern wir die Laguna Amarga an, ein potentielles Ziel für Sonnenauf- und -untergänge. Am Strand versorgen wir erst einmal wieder unsere Benzinkanister bevor wir am Rand der Lagune entlanggehen, da in der Ferne Flamingos zu sehen sind.
Bei der Weiterfahrt stoßen wir auf eine Eingangsstation des Nationalparks und dürfen unseren Eintritt bezahlen, natürlich wieder mal mit Passnummern und allen Angaben. Hier auf dieser Reise würde es sich wirklich lohnen, die Passdaten auswendig zu lernen. Nachdem wir unsere 30 Euro pro Person gezahlt haben, folgen wir der Straße zu unserer heutigen Unterkunft. Sandra hat am Fuße der Las Torres eine Übernachtung im Iglu gebucht und Sigrid ist sehr gespannt. Außer einem eigenen Bad sollen die Zeltunterkünfte alles Notwendige haben, z.B. richtige Betten.
Die Straße dorthin ist jedoch sehr schlecht. Riesige Schlaglöcher und große Steine behindern alle hier fahrenden Autos. Uns vergeht jede Lust, diese Straße freiwillig noch einmal zu fahren, um den Sonnenauf- oder -untergang zu fotografieren. Zum Glück haben wir ein großes Auto, so dass wir einigermaßen gut die 7,5 Kilometer bewältigen. Hier suchen wir nun das Ecocamp und können keinen Wegweiser finden. Also fährt Sandra einfach mal gerade aus zum Hotel Las Torres und wir sprechen gerade über Jürgen und Andrea, mit denen wir uns heute Abend hier treffen wollen, als wir auf dem Parkplatz einen kleinen roten Fiat sehen mit einem Mann davor. Bei näherem Hinsehen ist dies Jürgen. Welch ein Zufall. Wir begrüßen uns erst einmal und werden dann einen der Benzinkanister los, den wir als Tankwagen für ihn mitgebracht haben.
Dann suchen wir weiter unsere Unterkunft, doch erst nach drei Versuchen und Nachfragen finden wir die halbrunden Zelte auf einem kleinen Bergplateau. Der Check In geht schnell, auf die Frage nach dem Schlüssel teilt man uns mit, dass es keine gibt. Alles bleibt offen. Die Iglus sind ziemlich klein, man kommt nur gebückt durch die Tür. Drinnen ist es, bedingt durch die sommerlichen Temperaturen, ganz schön warm. Wir sind nicht begeistert, richten uns aber für eine Nacht so gut es geht ein.
Nach einem kleinen Imbiss in der offenen Zelttür, laufen wir den Weg zurück zum Hotel Las Torres, wo wir uns mit Jürgen und Andrea verabredet haben. Mit den beiden werden wir auch die Kreuzfahrt zusammen machen und wir haben viel zu erzählen.
Mittlerweile ist die Sonne wieder hervor gekommen und es ist brütend heiß. Bei gefühlten 28 Grad warten wir gegen 17.30 Uhr vor dem Hotel, als sich plötzlich ein Pferdewagen, der gerade vor dem Hotel gehalten hat, selbständig macht. Das Pferd geht durch und rast mit der Kutsche über den Parkplatz. Nachdem mehrere Autos ramponiert sind und der Fahrer fast noch unter die Kutschenräder gekommen wäre, kann das Pferd endlich gestoppt werden. Außer ein paar Blechschäden und leichten Blessuren beim Kutschenfahrer ist zum Glück nichts passiert, das hätte auch schlimmer enden können.
Dann sehen wir Jürgen wieder. Andrea hat bereits einen Picknicktisch reserviert und bei reichlich Rotwein vergehen die nächsten Stunden wie im Fluge. Es gibt ja soviel zu erzählen. Anreise, Torres del Paine, Ushuaia, Kreuzfahrt, Grönland und so weiter und so fort. Auch ein paar Regenschauer zwischendurch stören uns nicht.
Es ist schon fast 21 Uhr als wir aufbrechen zu unserem Camp. Untergehakt gehen wir die zwei Kilometer… da merkt man das Schwanken nicht so
Der Sonnenuntergang findet heute mal wieder nicht statt und so sind wir schon kurz nach 22 Uhr in den Betten. Diese sind mollig warm und durch die Fenster kann man vom Bett aus die Felsspitzen von Las Torres sehen. Gute Nacht!