Mittwoch, der 16. Januar 2013Die Landschaft erobert man mit den Schuhsolen
Nicht mit den Autoreifen
Georges DuhamelSchon um 4.30 Uhr klingelt heute der Wecker. Schnell machen wir uns fertig und fahren die sechs Kilometer zum Parkplatz des Salto Grande. Hier sind wir ganz allein unterwegs. Sandra sucht sich einen Platz unten an den rauschenden Stromstellen und Sigrid beobachtet das Leuchten der Berge rund herum. So richtig perfekt ist der Sonnenaufgang nicht, das Licht wird wohl durch Wolken im Osten blockiert und das große Leuchten auf den Hörnern bleibt mal wieder aus. Trotzdem entstehen einige stimmungsvolle Aufnahmen vom Wasserfall im frühen Morgenlicht.
Dann geht es erst einmal zurück zum Hotel, das Frühstück wartet. Man hat uns einen Tisch direkt am Fenster mit Blick auf den See reserviert. Perfekt. Wir sind gerade die einzigen Gäste und langen kräftig zu.
Nach einer kleinen Packpause im Hotel machen wir uns dann auf. Wir wollen zum Mirador Los Cuernos wandern. Das sind vier Kilometer bis zum Lago Nordenskjöld vorbei an Seen und Wiesen mit Wildblumen. Wir scheinen die einzigen Wanderer heute zu sein, dabei ist es schon 10 Uhr. Der Weg führt an vielen abgebrannten Baumskeletten vorbei und die Sonne brennt schon wieder vom Himmel. Ist das wirklich das windgepeitschte, feuchte Patagonien, von dem immer erzählt wird?
Hier hat im Januar 2012 ein großes Feuer gewütet, wegen dem der ganze Park geschlossen wurde. Wir kennen zwar die Landschaft von vorher nicht, merken aber in den nächsten Tagen beim Vergleich mit anderen Parkgebieten, welcher Schaden hier entstanden ist. Da die Bäume fehlen, gibt es auch keine Vögel mehr. Dafür haben sich viele Wildblumen durchgesetzt und auch kleine Sträucher sind schon wieder zu sehen, Die Natur hilft sich selbst. Als wir am Mirador ankommen, suchen wir uns ein paar schöne Sitzsteine und genießen die Stille und die Sonne um uns herum. Bis plötzlich ein lautes Donnern unsere Ruhe stört. Suchend schauen wir uns um und entdecken bald den Auslöser des Lärms. Oben am Gipfel des schneebedeckten Admirante Nieto Gipfels gehen Lawinen ab. Diese fallen im freien Fall auf eine tieferliegende Felsbank und dieser Knall hallt kilometerweit. Alle paar Minuten ist dieses Schauspiel nun zu beobachten.
Als nach ca. 40 Minuten die nächsten Wanderer eintreffen, machen wir uns auf den Rückweg. Nun wird es voller und ständig kommen uns neue Wanderer entgegen. Wir laufen schon wieder nur im T-Shirt, da der Wind schlafen gegangen ist. Zwischendurch müssen immer mal wieder Blümchen geknipst werden. Zurück am Auto reicht es dann auch erst einmal. Nach dem frühen Start heute haben wir uns eine kleine Pause im Hotel verdient. Und immer noch bestaunen wir den Ausblick. Wie viele Bilder wir wohl schon aus dem Fenster gemacht haben?
Nach dem Kaffee fahren wir noch einmal los in Richtung Norden. Bisher haben wir keine Guanakos im Sonnenschein fotografiert und das soll sich nun ändern. Leider sind die Guanakos anderer Meinung, denn außer einem Tier in großer Entfernung ist der ganze Park plötzlich tierfrei. Das gibt es doch nicht. Bisher standen sie überall und plötzlich sind sie verschwunden? Wir wundern uns, doch ändern können wir es nicht. Nach einer halben Stunde warten und zwei Kondoren in großer Höhe geben wir es auf und fahren zurück in Richtung Lago Pehoe. Hier schauen wir uns noch das Gelände des Campingplatzes an auf der Suche nach Fotostandorten und dann gehen wir zurück auf unsere Insel. Hier gibt es heute einen recht schönen Sonnenuntergang vom Hügel hinter dem Hotel. Wieder ist es fast 23 Uhr, bis wir im Bett sind.