Sonntag, der 20. Januar 2013"Die Menschen zieht es aus verschiedenen Gründen zu den unentdeckten Plätzen der Welt. Einige werden
einfach von Abenteuerlust getrieben, andere haben einen unstillbaren Durst nach wissenschaftlichen
Erkenntnissen, und wieder andere werden durch verlockende Versprechungen flüsternder Stimmen, der
geheimnisvollen Faszination des Ungewissen, von den ausgetretenen Pfaden weggezogen." (Roald Amundsen)
Und wieder klingelt um 5 Uhr der Wecker. Während Sigrid liegen bleibt, überlegt Sandra noch, ob sie wirklich aufstehen soll. Doch plötzlich sind aus dem Fenster ein paar rote Wolken zu sehen. Also schnell die Jeans an und den Fleecepullover und dann ab an das Ufer des Beagle Kanals. Es ist ziemlich windstill und das gestern Abend ausgesuchte Motiv gibt es nicht mehr. Anscheinend ist der Einfluss von Ebbe und Flut so groß, dass der Stein im Wasser jetzt 10 Meter den Strand hinauf liegt. Aber die Wolkenfarben und die Spiegelung im stillen Wasser sind auch so sehr schön.
Gegen 6 Uhr ist alles vorbei und es geht zurück ins Bett, bis um 7 Uhr dann das offizielle Aufstehen beginnt. Draußen ist mittlerweile die Sonne durch die Wolken gebrochen und nach dem Frühstück müssen wir als erstes die Lupinen vor dem Haus mit Blick auf den Beagle Kanal fotografieren.
Ein Taxi bringt uns dann zum Flughafen, wo wir unseren Mietwagen bei Avis übernehmen. Wir bekommen einen Opel Meriva mit nur 3600 Kilometern auf dem Zähler. Sandra meint beim Losfahren, dass dieses Auto ganz von alleine fährt, sie ist noch auf unseren roten Pick Up eingestellt.
Blick vom Flughafen auf Ushuaia
Die ersten Orientierungsversuche in Ushuaia scheitern ohne Karte kläglich. Zum Glück ist es am Sonntagmorgen recht leer aber wir finden nicht den Weg zum Supermarkt. Stattdessen erwischen wir die Straße zum Tierra del Fuego Nationalpark, wo wir sowieso danach hinwollten. Also hoffen wir, dort auch etwas zu Trinken zu bekommen und folgen der Straße zur Eintrittsstation. Hier ist es schon recht voll und wir müssen rund fünfzehn Minuten warten, bis wir unser Eintrittsgeld bezahlen können und im Park sind. An diesem sonnigen Tag erleben wir wohl einen der recht seltenen echten Sommertage hier am Ende der Welt. Überall haben es sich bereits Einheimische gemütlich gemacht, große Feuer brennen und viele Autos sind auf den staubigen Straßen unterwegs. Zuerst fahren wir zum Lago Roca, wo wir auf dem Campingplatz Wasser kaufen können. Der See selbst liegt tiefblau vor uns zwischen den Bergen und dient als Fotomotiv für viele Busladungen von Touristen. Hatten wir uns Feuerland immer eher trist und grau und nass vorgestellt, könnte dieser Anblick heute auch in Kanada sein.
Danach fahren wir weiter zur Laguna Lapataia, wo wir eine kleine Wanderung machen. Mit uns unterwegs sind viele Kreuzfahrttouristen eines deutschen Schiffes und wir belauschen sie ein wenig, ohne uns selbst als Deutsche zu outen.
Nachdem wir dann in einem Shop noch ein bisschen bei den Souvenirs gekramt haben, wollen wir noch einen letzten Punkt im Park anfahren. Die Bahia Ensenada entpuppt sich als kleiner netter Strand mit einem Steg in einer Bucht. Das Wasser leuchtet blau und türkis und Sandra kann es mal wieder nicht lassen und muss ein Fußbad nehmen. Damit ist sie jedoch nicht allein. Wir lassen uns am Ufer nieder und kochen den letzten Schokoladenpudding. So schön kann Feuerland sein.
Auf dem Steg entdecken wir einen kleinen Shop und hier gibt es Stempel vom Ende der Welt. Diesen müssen wir in unserem Pass haben als Souvenir.
Dann wird es immer voller im Park und wir beschließen weiter zu fahren. Am Ausgang des Parks sehen wir, dass sich mittlerweile ein Stau von rund zwei Kilometern gebildet hat, alle diese Autos wollen noch in den Park und das gute Wetter nutzen. Zum Glück waren wir früher dran. Auch uns verlockt das Superwetter zu weiteren Aktivitäten. Direkt an unserem Hotel tummeln sich jede Menge Einheimische am Ufer und da gerade Ebbe ist, kann man auf kleinen Sandbänken ein Stück in den Beagle Kanal hineinlaufen. Wir können es noch immer kaum glauben, dass es hier solch ein Wetter geben kann.
Bei der darauf folgenden Kaffeepause im Hotel finden wir eine E-Mail von Jürgen vor, der leider unsere heutige Verabredung zum Abendessen absagen muss, da es Andrea nicht gut geht. Wie schade! Also planen wir kurz um und fahren in die Stadt. Direkt im Zentrum am Hafen gibt es viele kostenfreie Parkplätze und so sind wir bald zu Fuß unterwegs, schauen in ein paar Läden und werfen einen ersten Blick auf „unser“ Schiff. Daneben liegen noch einige weitere Kreuzfahrer im Hafen, wie wir ja heute im Nationalpark schon gemerkt haben. Die Amadea, die Fram von Hurtigrouten, die L’Austral und die Silver Explorer, der vor ein paar Tagen in einem Sturm eine Welle die Fensterscheibe der Brücke zertrümmert hat. Deswegen musste das Schiff vorfristig nach Ushuaia zurückkehren und die nächste Reise absagen. Hoffentlich passiert uns so etwas nicht!
Das von uns zum Abendessen ausgesuchte Restaurant Tia Elvira hat heute am Sonntag leider geschlossen und so improvisieren wir ein wenig und finden per Auto zu dem Restaurant, welches wir für heute Abend mit Andrea und Jürgen sowieso ins Auge gefasst hatten. Wir scheinen die einzigen Gäste zu sein und um es vorweg zu nehmen, wir bleiben auch die einzigen Gäste. Dafür, dass es das am besten bewertete Restaurant bei Tripadvisor ist, ist hier im „Küar“ recht wenig los. Wir bekommen einen tollen Tisch direkt am Fenster mit Blick auf das Wasser und können beobachten, wie ein Kreuzfahrtschiff nach dem anderen den Hafen verlässt. Unser gewähltes Essen ist sehr lecker und reichlich. Sigrid schmeckt der Lachs und Sandra genießt die Königskrabben in Parmesansauce. Danach fahren wir schnell nach Hause und nach einem kurzen Abstecher an den Strand zum Sonnenuntergang kehrt schnell Ruhe ein.