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Autor Thema: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt  (Gelesen 35702 mal)

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Sandra33

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #210 am: 18.05.2013, 22:22 Uhr »

So, nachdem nun mein erster Versuch eines Cheesecake-Factory Käsekuchens aus dem Ofen ist, kann ich mich wieder diesem Reisebericht widmen...

Dienstag, der 29. Januar 2013 (Fortsetzung)

Eigentlich steht nun die komplette Passage des Neumayer Kanals bevor, einem der szenischen Highlights, doch unsere Sichtweite beträgt nur 30 Meter, bei Windstärke 12 schneit es waagerecht. Mit verkniffenen Gesichtern stehen wir in der Kälte…

Der Neumayer Kanal besitzt eine Länge von 26 km in NOsw-Richtung und ist etwas 2,4 km breit. Er hat majestätische Klippen, eine Attraktion für Touristen, die in diese Region kommen. Es wird gesagt, er sei wie ein Labyrinth mit nicht sichtbaren Ausgängen wegen seines S-förmigen Verlaufs.







Da diese Starkwinde hier unten sehr lokal auftreten, stellen wir wahrscheinlich einen neuen Rekord bei der Durchfahrt des Neumayer Kanals auf, denn hier gibt es für uns leider nichts zu sehen. Erst als sich der Kanal zur Gerlache Strait weitet, einem eigentlich auch sehr schönen Plätzchen, lichtet sich der Nebel soweit, dass man zumindest ein paar hundert Meter weit sehen kann. Da auch der Wind hier verschwunden ist, stoppt das Schiff, um nach Walen Ausschau zu halten, doch nicht einmal diese lassen sich jetzt sehen. So schön das sonnige Zwischenspiel heute Morgen auch war, wir wollen mehr davon und die Stimmung ist schon wieder am Boden.

Bei mieser Sicht laufen wir pünktlich zum Abendessen unser nächstes Ziel für heute an. Paradise Bay. Eine Bucht, umgeben von über 2000 Meter hohen schneebedeckten Bergen und gewaltige Gletscherzungen mit Walen und Eisbergen.



Beim Abendessen springen Jürgen und Sandra auf, als neben dem Schiff ein Eisberg mit Pinguinen vorbeischwimmt. Gleichzeitig werden Wale gesichtet und ein wenig bereuen wir es, heute das formale Abendessen im Restaurant gewählt zu haben. Aber was sollen wir bei dem Wetter schon verpassen? An schönen Tagen kann man hier mit spiegelglattem Wasser und von der Sonne beschienen Bergen rechnen, doch heute hat das Paradies geschlossen und dort, wo sich die Wolken ein wenig heben, können wir bei einem Blick durch das Schaufenster ahnen, wie schön es sein könnte.







Da wir heute Morgen die erste Gruppe bei der Zodiac-Tour waren, sind wir nun die letzten. Unser Termin ist 22.30 Uhr, also nach Sonnenuntergang und wir sind nicht begeistert. Nun liegen wir also hier in der Paradiesbucht, sehen blauweiße Eisberge und Wale in der Entfernung und warten auf die Dinge, die da kommen könnten. Und sie kommen… in Form kleiner heller Flecken am Himmel, die immer größer werden und sich zu blauen Himmelslöchern zwischen den dichten grauen Wolken entwickeln. Auf einmal sind die Zodiacs gar nicht mehr so wichtig, denn von Bord haben wir den besten Blick auf die sich bildende tolle Lichtstimmung.











Und trotzdem es nicht für ein direktes Sonnenlicht auf den Gletschern reicht, scheint es doch so, als hätte man das Paradies extra für uns doch noch geöffnet. Nur Sigrid möchte noch die Zodiac-Tour machen, Sandra, Andrea und Jürgen wollen lieber an Bord bleiben und die Lichtstimmung genießen. Doch plötzlich kommt Unruhe an Bord auf. Einer der Wale in der Bucht ist dicht neben einem der Zodiacs aufgetaucht und taucht direkt darunter hindurch. Danach nähern sie sich dem Schiff und tauchen daneben ab.





Da zur gleichen Zeit das Licht nun verschwindet und unsere Zodiac-Gruppe aufgerufen wird, entscheidet sich Sandra blitzschnell um, rennt in die Kabine um sich Gummistiefel anzuziehen und begibt sich zur Zodiac-Pforte in der Annahme, schon recht spät zu sein. Dort rutscht sie einfach in eines der Zodiacs hinein und später stellen wir fest, dass sie wohl noch in die Vorgruppe geraten ist. Aber was macht das schon. So sitzen wir also dieses Mal in getrennten Zodiacs, betreten zum ersten und einzigen Mal das Festland der antarktischen Halbinsel und cruisen vor dem Gletscher, wo es gerade vor einigen Minuten kleinere Abbrüche gab.













Auch wenn es schon etwas schummerig wird, ist die Stimmung am Gletscher toll. Das Wasser ist spiegelglatt und darin schwimmen kleine Eisstücke. Nun müsste nur noch der Wal kommen. Als plötzlich etwas neben dem Zodiac auftaucht, gibt es ein bisschen Verwirrung, bis wir feststellen, dass es „nur“ ein Pinguin ist.
Glücklich zurück an Bord, gibt es mit Jürgen und Andrea in der Lido Bar noch viel zu erzählen, keiner will nach diesen Eindrücken ins Bett.

Kurz vor Mitternacht lichtet die MS Delphin die Anker im Paradies und manövriert sich vorsichtig durch die Eisberge, die sich in den letzten Stunden in der Ausfahrt festgesetzt haben. Draußen ist es immer noch recht hell und wie es scheint, möchten alle Passagiere heute gar nicht ins Bett. Bis 0.30 Uhr steht Sandra vorne am Bug, winkt Walen und Eisbergen zu, bevor auch sie dann in die Kabine geht. Kann es so viel Wetter an einem Tag geben?




Angie

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #211 am: 18.05.2013, 23:14 Uhr »
Ich hatte schon damit gerechnet, dass die zweite Hälfte des Tages so undurchsichtig bleibt, wie sie begonnen hat. Wie auch vermutlich ihr, hatte ich keinerlei Hoffnung, dass sich das Wetter noch bessert. Wie man sich täuschen kann! :D Das wurde ja noch richtig schön, aber ehrlich gesagt, hätte es das die ganze Zeit  schon sein können.

Die Bilder, nachdem man etwas sieht :wink:, sind wie üblich der Hammer! :D :D
Viele Grüße,
Angie

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Sandra33

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #212 am: 18.05.2013, 23:45 Uhr »
Ich hatte schon damit gerechnet, dass die zweite Hälfte des Tages so undurchsichtig bleibt, wie sie begonnen hat. Wie auch vermutlich ihr, hatte ich keinerlei Hoffnung, dass sich das Wetter noch bessert. Wie man sich täuschen kann! :D Das wurde ja noch richtig schön, aber ehrlich gesagt, hätte es das die ganze Zeit  schon sein können.

Die Bilder, nachdem man etwas sieht :wink:, sind wie üblich der Hammer! :D :D

Danke, Angie  :)
Für Deine andere Einschätzung kriegst Du 100 Punkte...

Angie

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #213 am: 19.05.2013, 00:17 Uhr »
Jetzt könnte sich das Wetter aber wirklich zum Guten wenden, hoffentlich wird es so.
Viele Grüße,
Angie

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captsamson

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #214 am: 19.05.2013, 09:14 Uhr »
Eine Frage drängt sich mir nach dem letzten Beitrag auf:
Wie ist der Käsekuchen gelungen? Schmeckt er wie in der Cheesecake Factory? Gibt es Bilder? Ein Rezept?

 :lol:  :nixwieweg:
2010 NY,NV,AZ,CA
2011 NY,WY,UT,AZ,NV
2011 NY,DC
2012 NV,AZ,CO,UT
2014 WY,MT,AB,BC,WA
2015 WA,OR,CA,NV

Sandra33

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #215 am: 19.05.2013, 21:21 Uhr »
Eine Frage drängt sich mir nach dem letzten Beitrag auf:
Wie ist der Käsekuchen gelungen? Schmeckt er wie in der Cheesecake Factory? Gibt es Bilder? Ein Rezept?

 :lol:  :nixwieweg:

Also Bilder gibt's nicht, das Rezept gibt es hier:

http://www.chefkoch.de/forum/2,35,399870/Original-Cheesecake-wie-in-der-Cheesecake-Factory.html

Es haben zwar alle gesagt, dass er toll schmeckt aber ich glaube, er hat noch Potential nach oben  8)
Irgendwie etwas künstlich durch das Vanille-Aroma. So habe ich den Original Cheesecake nicht in Erinnerung.  :roll:

Sandra33

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #216 am: 19.05.2013, 21:47 Uhr »

Mittwoch, der 30. Januar 2013

Jeder, den es in die Antarktis zieht, spürt eine gewaltige
Anziehungskraft, eine unvergleichliche Mischung aus Erhabenheit,
Schönheit, Weite, Einsamkeit und Feindlichkeit – Begriffe, die jeder für
sich schrecklich melodramatisch klingen – die aber das tatsächliche Gefühl
für die Antarktis wirklichkeitsgetreu wiedergeben. Wo sonst in der Welt
treffen alle diese Beschreibungen wirklich zu?
Kapitän T. L. M. Sunter in „The Antarctic Century Newsletter"


Um 3 Uhr klingelt der Wecker und Sandra quält sich wieder aus dem Bett. Draußen ist es tatsächlich ziemlich hell und das Schiff liegt still zwischen den Bergen und Gletschern. Beim Warten auf das Morgenrot und den Sonnenaufgang wird es ganz schön kalt. Nur zwei Buckelwale und ein weiterer Reisender genießen diese frühe Stunde. Als dann gegen 4.20 Uhr das erste Licht auf die Berge in der Entfernung fällt, es rund um das Schiff aber dunkel bleibt, nimmt die Delphin Fahrt auf zu ihrem nächsten Ziel. Da der Kurs wegführt von den Bergen im ersten Sonnenlicht, geht Sandra zurück in die Kabine, um sich aufzuwärmen.









Der Wecker wird auf 5 Uhr gestellt, denn bereits um 7 Uhr soll die Delphin in den Lemaire Kanal einfahren. Doch irgendwie klingelt der Wecker nicht und wir wachen erst um 6 Uhr auf. Also schnell anziehen und nach oben an Deck. Dort erwartet uns das altbekannte Bild, denn es ist grau und feucht. Trotzdem haben sich bereits viele Passagiere versammelt, um die Durchfahrt durch diesen engen Kanal mitzuerleben.



Der Lemaire Kanal ist eine Meerenge zwischen der antarktischen Halbinsel und der vorgelagerten, acht Kilometer langen Booth-Insel. Diese wurde im Jahr 1873 vom deutschen Kapitän Eduard Dallmann entdeckt. Der Kanal wurde 1873 erstmals entdeckt. Er ist etwa sechs km lang und an der schmalsten Stelle rund 720 m breit. Die umgebenden Berge erheben sich bis 1.000 Meter Höhe. Am nördlichen Eingang des Kanals befindet sich der Doppelgipfel von Kap Renard. Der Berg führt seit 2008 auch offiziell den Namen „Una Peaks“ nachdem er schon seit etwa 1955 die inoffizielle Bezeichnung „Una's Tits (Unas Titten)“ in Erinnerung an Una Spivey, eine Betreuerin des Personals des Falkland Islands Dependencies Survey (FIDS), des späteren British Antarctic Survey, in den 1940er Jahren auf den Falklandinseln trägt.





Die Schiffspassage durch den Kanal zur oder von der Petermann-Insel gilt als einer der Höhepunkte einer Antarktisreise mit einem Kreuzfahrtschiff. Der Lemaire-Kanal wird wegen der Vielfalt an Fotomotiven auch als „Kodak Gap“ bezeichnet. Die geschützten Gewässer des Kanals bilden einen großen Kontrast zum stürmischen Südpolarmeer. Die Gletscher und Klippen spiegeln sich in den stillen Wasserflächen am südlichen Ende des Kanals. Wenn Eisberge die Weiterfahrt nach Süden blockieren, sind die Kreuzfahrtschiffe gezwungen umzukehren und die Booth-Insel zu umrunden um die Petermann-Insel zu erreichen.





Auch wir stehen vorne am Bug, sehen viele Eisberge und überlegen, wie der Kapitän das Schiff da wohl durchbringen will. Gerade an der engsten Stelle des Kanals liegen zwei große Eisberge und wir haben so unsere Zweifel, ob das große Schiff da noch durch passt.  Was uns jedoch freut ist, dass die Wolkendecke vor uns aufgerissen ist und wir auf ein großes blaues Loch zusteuern.







Langsam schiebt sich MS Delphin vorbei an den beiden Eisbergen und hinein in ein Eisskulpturenwunderland. Hier gibt es viele bizarre Eisberge, viel schönere als wir bisher in der Antarktis gesehen haben. Dazu ist der Himmel jetzt überzogen von hübschen kleinen Wölkchen und wir sind wieder einmal überglücklich.

















Nach den ersten hundert Aufnahmen von den Eisbergen begeben wir uns kurz in die Kabine, denn heute sind wir erst die dritte Gruppe bei der Zodiac Anlandung und haben Zeit. An Deck vergeht die Zeit sehr schnell, denn immer wieder schwimmen Wale vorbei und die Eisberge im Sonnenlicht sind auch viel zu verlockend für unsere Kameras. Doch wie schon gestern verschwindet die Sonne bald wieder hinter den Wolken. Wir können nur hoffen, dass es heute windstill bleibt, so dass wir unsere Anlandung noch absolvieren können.









Das heutige Ziel heißt Petermann-Island.
Die Insel wurde 1873 vom deutschen Walfänger Eduard Dallmann entdeckt und nach dem deutschen Geographen August Petermann benannt. Die höchste Erhebung der etwa 1 km langen Insel beträgt 150 m. Die Insel ist relativ eisfrei. Sie ist der südlichste Punkt vieler Antarktis-Kreuzfahrten. Das gilt auch für uns.

Auf der Insel befinden sich Kolonien brütender Esels-Pinguine und Adelie-Pinguine. Prima, denn diese fehlen uns bisher noch. An Land angekommen, werden wir jedoch erst einmal von Esels-Pinguinen mit ihren Jungen begrüßt. Sie laufen überall und wir bahnen uns mühsam unseren Weg über Steine und durch grün gefärbten Schnee. Je länger der Sommer in der Antarktis dauert, desto mehr verwandeln sich die Pinguinkolonien von schneebedeckten idyllischen Inseln in braune Kot- und Schlammhaufen. Doch noch geht es und wir können die Pinguine über den Schnee laufen sehen.









Leider finden wir nur wenige Adelie-Pinguine, die bereits große dicke Jungtiere haben. Stattdessen sind die Esels-Pinguine mal wieder die Stars der Insel. Jungtiere liegen faul auf den Steinen, Eltern kommen und gehen zum Füttern. Auch eine Robbe und ein paar Königskormorane können wir sehen.















Auf der Rückfahrt zum Schiff umkreist unser Zodiac-Fahrer noch den großen tollen Eisberg und alle Fotografen an Bord sind ihm dankbar. Dann genießen wir die letzten Minuten unserer letzten Zodiac-Fahrt schweigend. Die MS Delphin kommt immer näher und beim Aussteigen brauchen wir schon etwas Geschick, um im richtigen Moment den Absprung zu schaffen. Es geht ganz schön hoch und runter.

An Bord schauen wir weiter nach Walen und winken einem Buckelwalpaar zu, welches ruhig zwischen unserem Schiff und Petermann-Island seine Bahn zieht. Das letzte Zodiac kommt gerade zurück zum Schiff und das Mittagessen wird angekündigt. Wie friedlich es doch alles wirkt.











Als wir beim Mittagessen Platz nehmen, wird bereits der Anker gelichtet und die MS Delphin nimmt Fahrt auf. Bald erfahren wir den unschönen Grund dafür, den man uns bisher verheimlicht hat. In der Drake Passage braut sich ein neuer Sturm zusammen und um das Schlimmste zu vermeiden, will man versuchen, mit Volldampf noch vor dem Sturmzentrum Ushuaia zu erreichen.

Unsere plötzliche überstürzte Abfahrt wirkt ein bisschen wie eine Flucht aus dem Paradies. Die MS Delphin pflügt mit 17 Knoten durch die Dünung, die wie aus dem Nichts Höhen von zwei bis drei Metern erreicht. Draußen scheint noch die Sonne und die schönsten Eisberge sausen an uns vorbei. Noch einmal unterbrechen wir das Essen, um draußen einen letzten Blick auf die weißen Riesen im Sonnenlicht zu werfen. Dann machen wir unsere Kabine sturmfest und werfen Antiseekrankheitsdrogen ein. Hoffentlich ist es dafür nicht schon zu spät und hoffentlich wird es nicht allzu schlimm.





Den Nachmittag verbringen wir dann, indem wir dreimal das stark schwankende Schiff umrunden, um Platz für ein bisschen Kuchen zu schaffen, lesen und Reisebericht schreiben. Die Seekrankheitstabletten oder auch der Schlafmangel der letzten Tage sorgen für eine bleierne Müdigkeit, so dass wir viel Zeit mit Schlummern im Bett herumbekommen. Die Wellenhöhe bleibt bei knapp vier Metern und es ist ganz gut auszuhalten. Doch das Sturmtief kommt ja erst noch und allein der Name Drake Passage sorgt für Respekt.

Zum Abendessen ist heute das Shackleton Dinner angesetzt und wir alle entscheiden uns für Forschersockensuppe mit arktischen Wollflusen und andere Delikatessen wie Pinguinbrust usw.
Der Abend endet früh und wir rollen ins Bett.



Angie

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #217 am: 19.05.2013, 22:38 Uhr »
Wie kann solch ein wunderschöner Tag mit einer überstürzten Flucht enden? Das passt doch gar nicht zusammen und damit hatte ich - wie auch ihr - nicht gerechnet. Hoffentlich entkommt ihr dem Sturm wenigstens.

Sandra, was ist denn eine Forschersockensuppe? Ich könnte mir vielleicht schon etwas darunter vorstellen, aber ich weigere mich :lol:

Und noch eine Frage: Weißt du, wofür dieses rote Gebäude gedacht war oder immer noch gedacht ist? Falls es zum Verkauf steht... :pfeifen: :wink: :lol:



Viele Grüße,
Angie

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Sandra33

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #218 am: 19.05.2013, 23:03 Uhr »
Wie kann solch ein wunderschöner Tag mit einer überstürzten Flucht enden? Das passt doch gar nicht zusammen und damit hatte ich - wie auch ihr - nicht gerechnet. Hoffentlich entkommt ihr dem Sturm wenigstens.

Sandra, was ist denn eine Forschersockensuppe? Ich könnte mir vielleicht schon etwas darunter vorstellen, aber ich weigere mich :lol:

Und noch eine Frage: Weißt du, wofür dieses rote Gebäude gedacht war oder immer noch gedacht ist? Falls es zum Verkauf steht... :pfeifen: :wink: :lol:


Aus Wikipedia:
"Auf der Petermann-Insel gibt es eine argentinische Schutzhütte aus den 1950er Jahren, die von der Besatzung der ukrainischen Antarktis Station Wernadski auf der Galindez-Insel instand gehalten wird."

Da musst Du wohl mal Deine diplomatischen Kontakte bemühen ;-)


Das ganze Dinner an diesem Abend bestand aus ausgesuchten verbalen Scheusslichkeiten... ähmm oder so ähnlich  :lol: Keine Angst, der Geschmack der Speisen war ausgezeichnet. Leider können wir uns nur noch an den Namen der Suppe erinnern aber nicht mehr an den Inhalt.


Tja, die Flucht aus der Antarktis. Ich glaube, man wollte uns diese letzte Anlandung nicht vermiesen, was ja auch sehr ok war. Vielleicht wäre man ansonsten eher in Richtung Ushuaia aufgebrochen (...wenn wir vorher schon vier Tage Traumwetter gehabt hätten)

Angie

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #219 am: 19.05.2013, 23:15 Uhr »
Aus Wikipedia:
"Auf der Petermann-Insel gibt es eine argentinische Schutzhütte aus den 1950er Jahren, die von der Besatzung der ukrainischen Antarktis Station Wernadski auf der Galindez-Insel instand gehalten wird."

Das ist ein Service, danke schön! :D

Da musst Du wohl mal Deine diplomatischen Kontakte bemühen ;-)

Du meinst sicher die Insel-Kontakte, richtig? :wink: :lol:

Das ganze Dinner an diesem Abend bestand aus ausgesuchten verbalen Scheusslichkeiten... ähmm oder so ähnlich  :lol: Keine Angst, der Geschmack der Speisen war ausgezeichnet. Leider können wir uns nur noch an den Namen der Suppe erinnern aber nicht mehr an den Inhalt.

Im Inet ist kein einziger Hinweis zur Forschersockensuppe, das stimmte mich nachdenklich, deswegen fragte ich nach. Und ihr wisst auch nur, dass sie gut geschmeckt hat, aber nicht, ob sie aus Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst (ok, kann man bei einer Suppe ev. weglassen :wink:) oder Brot bestanden hat :lol: Wie soll man da jemals an das Rezept kommen? :wink:

Tja, die Flucht aus der Antarktis. Ich glaube, man wollte uns diese letzte Anlandung nicht vermiesen, was ja auch sehr ok war. Vielleicht wäre man ansonsten eher in Richtung Ushuaia aufgebrochen (...wenn wir vorher schon vier Tage Traumwetter gehabt hätten)

Erst jetzt wird mir dein (geänderter) Threadtitel richtig bewusst: Wetterküche, passender könnte das Wort nicht sein. Hattet ihr Bedenken oder ev. sogar unterschwelige Angst wegen des Sturmes? Ich weiß nicht mehr, wann es war, entweder 1 oder 2 Jahre vor euch, aber ein Schiff musste die Reise unterbrechen und umdrehen, Stürme waren die Ursache.
Viele Grüße,
Angie

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Sandra33

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #220 am: 20.05.2013, 14:37 Uhr »

Im Inet ist kein einziger Hinweis zur Forschersockensuppe, das stimmte mich nachdenklich, deswegen fragte ich nach. Und ihr wisst auch nur, dass sie gut geschmeckt hat, aber nicht, ob sie aus Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst (ok, kann man bei einer Suppe ev. weglassen :wink:) oder Brot bestanden hat :lol: Wie soll man da jemals an das Rezept kommen? :wink:


Also wenn nicht Jürgen evtl. die Karte abfotografiert hat, wirst Du wohl Deine Fantasie für das Rezept bemühen müssen  :lol: ... und wenn Dir nichts einfällt, musst Du wohl tatsächlich Wollsocken kochen  8)



Erst jetzt wird mir dein (geänderter) Threadtitel richtig bewusst: Wetterküche, passender könnte das Wort nicht sein. Hattet ihr Bedenken oder ev. sogar unterschwelige Angst wegen des Sturmes? Ich weiß nicht mehr, wann es war, entweder 1 oder 2 Jahre vor euch, aber ein Schiff musste die Reise unterbrechen und umdrehen, Stürme waren die Ursache.


Soweit ich weiß, gab es in jedem der vergangenen Jahre irgendwelche Zwischenfälle. Vom Sinken, über Maschinenschaden, Sturmschäden... Klar hat man das irgendwo im Hinterkopf aber in dem Moment, wo ich die Reise gebucht habe, wusst ich, worauf ich mich einlasse.
Auf der Delphin fühlten wir uns schon sicher... soweit das eben geht bei einem richtigen Sturm  :wink:

Sandra33

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #221 am: 20.05.2013, 14:56 Uhr »

Donnerstag, der 31. Januar 2013

Für die Abenteuerlust moderner Reisenden kommt es darauf an, dass viel passiert, aber nichts passieren kann. (Hans-Armin Weirich)

Nach unserer „Flucht“ von Petermann Island, um rechtzeitig dem zu erwartenden Sturm zu entgehen, einer sehr unruhigen und schaukeligen Nacht klingelt heute Morgen um 8 Uhr der Wecker. Wir stehen auf, machen uns für das Frühstück fertig. Das ist eine schwierige Aufgabe, denn unser Körper will immer anders als das Schiff. Mal fallen wir nach hinten, dann geht es im Laufschritt voran. Das Frühstück schmeckt und Sandra sieht am Himmel ein Stück Sonne. Bewaffnet mit Laptop, Lesebuch und dem Buch für den Reisebericht machen wir uns auf den Weg zum Lido-Deck. Hier setzen wir uns an einer windgeschützten Stelle in die Sonne. Ca. zwei Stunden genießen wir diese noch, dann zieht es sich zu. Nun geht es wohl richtig los. Das Personal entwickelt eine gewisse Betriebsamkeit und sichert alle Gegenstände, was  auf die Nähe des Sturms schließen lässt. Wir werfen auf dem Weg zu unserer Kabine einen Blick auf die Wetterkarte an der Rezeption.

Das Sturmtief hängt nun dicht vor Kap Hoorn. Der Kapitän kann noch so viel Haken schlagen, irgendwie, irgendwo und irgendwann erreicht uns der Sturm doch. Wir legen uns bis zum Mittagessen noch etwas aufs Bett und lesen aber bald fallen uns bei der Schaukelei die Augen zu.

Trotz Sturm und hohen Wellen schmeckt uns das Mittagessen. Schaukelnd bewegen wir uns wieder in unsere Kabine und schauen im Bordfernsehen einen Bericht über die Geschichte der Forschungsstation von Port Lockroy. Danach wird noch ein Film über Eisbären in der Arktis gesendet, den wir uns dann auch noch ansehen. Draußen kann man eh nichts machen.

Die MS Delphin stampft durch das Wasser der Drake Passage. Unten in unserer Kabine ächzt und knarrt es. Es hört sich schlimm an. So verbringen wir die Zeit bis zum Abendessen im Bett. Ausgerechnet heute Abend soll es ein Gala Dinner mit festlicher Garderobe geben. Die armen Stewards haben ihre liebe Not, das Essen ohne „Unfall“ heil und sauber an den Tisch zu bringen. Unsere Gläser und die Bestecke rutschen immer von einer Tischseite zur anderen, so dass wir immer eine Hand zum Festhalten brauchen. Sieben Gänge stehen heute auf der Speisekarte. Trotz nun schon acht Meter hoher Wellen schmeckt es uns aber sehr gut... wie auch den meisten anderen Passagieren. Die hohen Wellen spritzen bis an die Fenster des Restaurants und trotzdem schafft es die Crew, die Eisbomben mit Wunderkerzen hinein zu tragen.

Nach dem Verzehr dieses letzten Ganges lösen wir die Tischrunde schnell auf und begeben uns in unsere Kabinen und fallen im wahrsten Sinne des Wortes ins Bett.
 
Es schaukelt, stampft und knarrt, die Wellen schlagen an die Breitseite des Schiffes.
Wir mag wohl die Nacht werden?



PS: Irgendwie gibt es von diesem Tag keine Bilder. Im Nachhinein habe ich mich darüber etwas geärgert  :( :oops: :(

lor-mon

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #222 am: 20.05.2013, 15:47 Uhr »
Ne, ich habe das Menü leider auch nicht abfotografiert.... und Bilder vom 31.01. hab' ich auch nicht  :(. Aber die Bilder vom 30. waren wie immer toll! Ganz besonders nett fand ich den Pinguinbiss in den Pinguinzeh - das habe ich gar nicht gesehen  8)
Viele Grüße
Jürgen

Angie

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #223 am: 20.05.2013, 22:31 Uhr »
Also wenn nicht Jürgen evtl. die Karte abfotografiert hat, wirst Du wohl Deine Fantasie für das Rezept bemühen müssen  :lol: ... und wenn Dir nichts einfällt, musst Du wohl tatsächlich Wollsocken kochen  8)

Da Jürgen, wie ich las, die Karte nicht abfotografiert hat, ziehe ich es vor, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen, aber nur deswegen, weil ich keine Wollsocken habe :lol:

Soweit ich weiß, gab es in jedem der vergangenen Jahre irgendwelche Zwischenfälle. Vom Sinken, über Maschinenschaden, Sturmschäden... Klar hat man das irgendwo im Hinterkopf aber in dem Moment, wo ich die Reise gebucht habe, wusst ich, worauf ich mich einlasse.
Auf der Delphin fühlten wir uns schon sicher... soweit das eben geht bei einem richtigen Sturm  :wink:

Großartig Bedenken hätte ich nicht, auch wenn mir etliche Zwischenfälle bekannt wären. Passieren kann immer und überall etwas, so gesehen ist man nicht mal in einem Glashaus sicher :wink:

Ob mir bei 8 m hohen Wellen das Essen noch geschmeckt hätte, wage ich zu bezweifeln, aber mit der dreifachen Dosis mit Antiseekrankheittabletten wäre es vielleicht möglich.
Gab es eigentlich während des Sturms bei anderen Leuten Verletzungen durch Stürze o. ä.?
Viele Grüße,
Angie

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Re: Kurs Süd – Die Wetterküche am Ende der Welt
« Antwort #224 am: 20.05.2013, 23:26 Uhr »
Ne, ich habe das Menü leider auch nicht abfotografiert.... und Bilder vom 31.01. hab' ich auch nicht  :(. Aber die Bilder vom 30. waren wie immer toll! Ganz besonders nett fand ich den Pinguinbiss in den Pinguinzeh - das habe ich gar nicht gesehen  8)

Und dabei standet Ihr sogar dicht bei uns. Aber bei den vielen Pinguinen gab es bestimmt auch in andere Richtungen viel zu sehen  :rotierend2: