Danke Heidi,
ja man kann nicht überall gleichzeitig sein, klar ist es am Abend auch immer schön in den Dünen.
7. Tag
Donnerstag, 12. AprilDie Nacht war nicht so gut, zum einen war es sehr warm, man brauchte sich nicht zudecken, das war aber nicht das Problem. Die Windböen, die immer wieder durch das Tal zogen rüttelten so stark am Zelt, das nur auf der Fronstseite aufgespannt war, dass wir ständig aufwachten. So ging das die ganze Nacht und an einen erholsamen Schlaf war nicht zu denken. Als es um kurz vor sechs hell wird, stiegen wir auch aus den Schlafsäcken, die man bis zum Morgen nicht schließen musste und beginnen den Tag.
Natürlich mit Kaffee, der sofort, quasi wörtlich Instant jeden Morgen bereit steht . Wir füllen jeden Abend die Isolierflasche mit heißem Wasser und haben am Morgen sofort Kaffee, das hilft. Dann gibt es heute auch mal wieder ein volles Frühstück, will heißen Müsli, das am Abend zuvor schon hergerichtet wurde mit Joghurt und danach Marmalde- und Honigbrote. So kann der Tag gemütlich beginnen und man vertrödelt nicht viel Zeit.
Nachdem alles wieder eingpackt ist, verlassen wir den schönen Platz und fahren in der Morgensonne von der Hochebene wieder hinab ins Tal. Elke muss dabei wieder alle Farmtore öffnen und schließen. Einmal ist eine riesengroße Herde mit Springböcken vor uns und die nehmen nun alle Reißaus über die Strasse hinweg, die meisten springen über den Weg und das nur ein paar Meter vorm Auto, was für ein Anblick.
Auf der D707 geht es weiter nach Süden und der Zustand ist anfangs so gut, dass man meint auf Teer zu fahren. Das ändert sich aber bald, da tiefe Auswaschungen die Strasse arg demoliert haben. Wie wir später erfahren hat es vor einer Woche ungewöhnlich viel geregnet, so dass etliche Straßenschäden entstanden sind und auch die Bahnlinie bei Aus hat es unterspült und weggerissen.
Bis wir allerdings nach Aus kommen sind es noch einige Kilometer, die durch eine sehr schöne Landschaft führen. Vor Aus kommen wir dann endlich wieder auf eine richtige Teerstraße, die dazu noch neu ist. Bis Lüderitz sind es noch 125 km, die aber durch eintönige Wüste führen. Der Sand hat die Farbe von rot in beige gewchselt, ansonsten gibt es nicht viel interessantes zu sehen.
Als wir die Ghosttown Kohlmannskuppe erreichen, biegen wir links ab und bezahlen den Eintritt. Um elf ist eine Führung und wir haben gerade noch Zeit, den kleinen Shop samt Ausstellung anzusehen und ungefasste aber geschliffene Diamanten gäbe es hier zu kaufen. Hier wurden und werden noch Diamanten gefunden, das hat den Ort überhaupt entstehen lassen. Die Gebäude sind, nachdem der letzte Bewohner in den 50er Jahren abgezogen ist, dem Verfall, bzw. der Wüste preisgegeben. Einige Gebäude wurden und werden noch renoviert, das Zentrum der ehemaligen Stadt bildet das Kasino mit Turnhalle.
Da außer uns nur ein weiteres deutsches Paar bei der Führung anwesend ist, haben wir quasi eine Privatführung. Es gibt immer eine Führung in englischer und deutscher Sprache sowie in afrikaans. Unser Führer ist ein junger Mann aus Südafrika, der mit starkem holländischen Akzent sehr gut deutsch spricht. Er studiert noch Musik und möchte Sänger werden. In der ehemaligen Turn- und Festhalle spielt er uns auf dem Klavier erst mal das Südwester Lied vor und singt dazu. Dann gehen wir recht schnell durch die einzelnen Gebäude wie, Krankenhaus, Kaufladen und das Haus des Kaufladenbesitzers, Bäckerei, Eisherstellung und Schlachterei.
In Kohlmannskuppe war das Wasser das kostbarste Gut, Lüderitz hat keine eigenen Wasservorkommen, so musste man Wasser von Aus herbeischaffen, was nicht reichte und zusätzlich kam einmal im Monat ein Tankschiff aus Südafrika in Lüderitz Bucht an. Jeder Einwohner hat täglich kostenfrei 20 Liter Wasser bekommen, dazu 5 Brötchen und einen Block Eis. Der Ort war sehr wohlhabend, das sieht man auch in den Häusern, es gibt keine Wand die einfach nur weiß gewesen war. Jedes Zimmer hat eine andere Farbe, die Räume sind sehr hoch und es gibt immer eine Bordüre unterhalb der Decke, in den besten Häusern gab es sogar Tapeten. Die Architektur der Häuser ist manchmal sehr ungewöhnlich, zumindest für unsere Verhältnisse. Es gab einen Architekten, der ein eigenes großes Haus bewohnte. Außergewöhnlich finde ich auch die sehr zahlreichen Elektroinstallationen, es gibt viele Steckdosen und Leitungen für Lampen, das würde ich in so alten Häusern nicht vermuten.
Solange Fensterscheiben noch intakt sind, ist auch das Haus in gutem Zustand, aber sobald eine Tür oder Fenster kaputt oder offen ist, dringt die Wüste ins Haus und es türmen sich Sandberge in den Zimmern, das ist manchmal schon sehr skuril, denn durch die hohen Räume kann man zwar in den Zimmern stehen, aber durch die Türe muss man sich bücken. Alles in allem ein lohnendes Ziel und es gäbe sicherlich noch viel hier zu entdecken und zu erfahren. Wir haben heute leider nicht die Zeit und wollen noch nach Lüderitz Bucht um einige Einkäufe zu erledigen und eine Bleibe finden.
Lüderitz ist keine große Stadt, so findet man relativ schnell die gesuchten Geschäfte. Zunächst schauen wir bei Cymot rein und kaufen Sicherungen fürs Auto und eine Kartusche Campingaz. Dann holt Elke auf der Post Briefmarken und im Spar Markt, der wohl gerade irgendwie umgebaut wird, kaufen wir Lebensmittel. Da wir dort nicht alles bekommen, fahren wir noch zum OK Markt und erhalten dort das Gesuchte. Fleisch zum Grillen nehmen wir natürlich auch wieder mit, das muss aber an der Metzgereitheke bestellt werden. Es gibt nur noch Gamsbock, also probieren wir halt das mal aus. Bis wir das allerdings bekommen dauert es etwas, da es erst noch geschnitten werden muss. Der Preis ist dafür sehr günstig, wir zahlen für 1,5 kg nur ca. 60 N$, dazu nehmen wir noch Rinderfiltes mit die auch super günstig sind. Der Ort scheint auch nicht gefährlich zu sein, da es keine Parkplatzwächter gibt.
Nachdem alles gekauft ist, wissen wir nicht genau auf welchen Campingplatz wir fahren sollen, auf Shark Island, das am Hafen liegt oder zum Diaz Point an den Leuchtturm. Da es bis auf Shark Island nicht weit ist, schauen wir uns den Platz an und bleiben auch da. Es soll in Lüderitz oft ein starker Wind wehen, was zum Zelten nicht so optimal ist, jetzt ist es jedoch ganz angenehm, obwohl es merklich kühler und auch feuchter ist. Vor der Küste liegt ein großes Schiff vor Anker. Es handelt sich möglicherweise um Bohrungen die da gemacht werden und dazu hört man einen Dieselmotor bis hierher, das stört ein wenig, aber Elke meint, wenn das Geräusch gleichmässig ist, dann macht das nichts. Also stellen wir auf dem Felsenhügel unser Camp auf und die üblichen Arbeiten werden dafür erledigt. Strom gibt es auch, so können wir den Kühlschrank, der jetzt mit viel Kühlgut bestückt ist und dauernd am laufen ist, an den Strom anschliesen und auch das Notebook laden.
Zum Essen gibt es heute ein kleines Stück Oryx und zwei Rinderfilets mit einer Gemüspfanne und Brot dazu. Das Fleisch schmeckt hervorragend und ist butterzart, was angesichts des Preises noch mehr gelobt werden muss. Ich glaube das werden wir in Deutschland arg vermissen. Bei Licht der Gaslampe schreiben wir noch den Bericht und schauen uns die heutigen Bilder an. Andy geht dann noch zum duschen und Elke macht später den Abwasch.