Sonntag, Tag 4Viel Schlaf haben wir nicht bekommen. Die Zelte liegen in einer Windschneise und die Zeltwände schlugen ziemlich laut in der kurzen Nacht. Um 03.50 Uhr mussten wir wieder im Hauptgebäude am Treffpunkt sein. Unserem Sohn war sein Schönheitsschlaf wichtiger als die Eiablage der Schildkröten und er war nicht zum frühen Aufstehen zu bewegen. Unsere Tochter, die in dieser Nacht übrigens 12 Jahre alt wurde, dagegen war mit von der Partie. Verschlafen fuhren wir runter zum Hauptgebäude und trafen auf ein kleines Häuflein anderer müder Gestalten. Von den Guides war niemand zu sehen. Bis 04.15 Uhr mussten wir warten, dann ging es endlich los. Da wir nur wenige Teilnehmer waren, wurden wir mit zwei Minibussen vor zum Strand gefahren. Die Schildkröten hatten inzwischen die Eiablage beendet und waren auf dem Weg zurück ins Wasser. Leider war es immer noch stockfinster und wir durften nicht mit Blitzlicht fotografieren. Aber irgendwann ging dann die Sonne auf
und wir konnten noch zwei Nachzügler ins Meer zurückbegleiten.
Um die Schildkröten auf ihrem Weg ins Meer nicht zu stören, durften wir uns ihnen nicht in den Weg stellen und frontal fotografieren.
Endlich konnten wir auch sehen, wo wir uns überhaupt befinden. Der Strand ist eine einzige Hügellandschaft.
Die Schildkröten haben den gesamten Strand umgepflügt und ein Krater reiht sich an den nächsten. Außerdem ist nun erst zu erkennen, wie viele Schildkröten in der Nacht wohl an den Strand gekommen sind, überall befinden sich dicke Spuren, wie von Panzerketten.
Diese Spur lässt darauf schließen, dass die Schildkröte sich gestört gefühlt hat (vielleicht von den Besuchergruppen auf dem Strand?) und wieder ins Meer zurückgekehrt ist.
Es wird immer heller und alle Schildkröten sind ins Meer zurückgekehrt. Bis auf diesen kleinen Nachzügler, dem ich dann ein wenig auf die Sprünge helfe
unsere Guides
Unten das Hotelgebäude, das auch das Forschungs- und Informationszentrum beherbergt. Das Hotel hat zum Meer hin keine Fenster bzw. nur kleine Schlitze, so dass kein Licht Richtung Schildkröten strahlt und diese vom Pfad abbringt
Todmüde kehren wir gegen 06.00 Uhr ins Zelt zurück, wo unser Sohn selig schläft. Wir tun es ihm gleich und stehen erst um 09.00 Uhr wieder auf. Nach einem Geburtstagsständchen für unsere Tochter geht es dann zum Frühstück. Das Büffet ist ok, besser als es die Kritiken vermuten lassen. Gegen 10.30 Uhr sind wir dann auf der Straße und fahren an der Küste entlang Richtung Al Ashkhabar.
Hier noch ein Link zum Turtle Research Center mit weiteren Informationen.
http://www.rasaljinz-turtlereserve.com/Auf der nun folgenden Strecke sehen wir die ersten Kamele (Dromedare), vor denen wir schon per Bild gewarnt wurden.
So hatten wir sie uns allerdings nicht vorgestellt:
Die Müllbeseitigung ist im Oman ein echtes Problem. Wenn man der englischsprachigen Presse glauben darf, gibt es zwar etliche Kampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung in Bezug auf Müllvermeidung und ordnungsgemäße Entsorgung, aber viel war davon nicht zu sehen, Plastik- und sonstiger Abfall findet sich überall.
Wir fuhren über längere Strecken parallel zum Meer.
Die Gegend, in der wir uns befanden, war im Vergleich zum Rest des Oman, den wir zu sehen bekamen, äußerst ärmlich. Die Häuser machten einen verfallenen Eindruck, die Geschäfte waren bescheiden. Angenehm waren allerdings die Temperaturen, frische 26 Grad.
Trotz der scheinbaren Armut sind die Türen, wie überall im Oman, reich verziert
Ein seltenes Bild in der Öffentlichkeit, zwei Frauen
Irgendwann geht es dann von der Küste ab ins Landesinnere, das sehr an den Südwesten der USA erinnert
Wenn da nicht immer wieder diese Kameraden wären, die so gar nicht nach USA aussehen
Irgendwann kamen wir dann mal wieder in eine größere Ortschaft, Bani Bu Hassan, die offensichtlich etwas wohlhabender war als die Küstenorte, es gab sogar einen Supermarkt, in dem wir uns mit ein paar Snacks eindeckten.
Die Kassiererin war eine tief verschleierte Frau, nur die Augen waren sichtbar, aber die Augenpartie war so farbenfroh geschminkt als wäre die Dame in einen Farbtopf gefallen. Keine Ahnung wer wen mehr bestaunt hat, aber wir hatten den Eindruck, dass hier noch nicht viele Touristen eingekauft hatten. Der Reichtum zeigte sich auch an den Moscheen im Ort
Überhaupt sind die Moscheen im Oman von außerordentlicher Schönheit und Vielfalt. Selbst in den kleinen, ärmlichen Dörfern standen ansehliche Moschee-Bauten, jede von ihnen individuell gestaltet mit einer bunten Kuppel und schönen Minaretten.
Unser Ziel für heute war das 1000 Nights Camp in der Wahiba Sands Wüste. Da das Camp nur über eine Sandpiste zu erreichen ist, mussten wir in Mintrib, im letzten Ort vor Einfahrt in die Wüste, den Reifendruck von 2,8 psi auf 1,8 psi senken. Die örtliche Shell-Tankstelle ist darauf eingestellt und hat einen entsprechenden Automaten.
Diese Benzinpreise sind nicht zu unterbieten und sie sind an allen Tankstellen im Oman gleich.
Unser 4WD schluckte Super und davon nicht zu knapp, aber trotzdem machte das Tanken Spaß, selten haben wir mal mehr als 10€ gezahlt.
Nachdem der Reifendruck gesenkt war, konnte das Abenteuer beginnen. So nebenbei fragte ich meinen Mann, ob er schon jemals off-road mit einem 4WD gefahren sei. Die Antwort: "klar, Iltis bei der Bundeswehr" überzeugte mich nicht wirklich. Es ging noch ein kurzes Stück durch den Ort, dann begann erst einmal eine recht gute Schotterpiste,
die aber nach einiger Zeit in Sand überging
Aufgrund der vielen Fahrspuren konnte man sich allerdings nicht verfahren, es ging einfach immer geradeaus. Einmal ging eine Abzweigung nach links weg, die wir aber ignorierten, bis wir auf einmal vor einer riesigen Düne standen, auf der deutlich Fahrspuren zu erkennen waren
Auf dem Bild sieht sie nicht sehr beeindruckend aus, aber glaubt mir, sie war SEHR steil und SEHR hoch. Also 4WD zugeschaltet, kleinen Gang eingelegt, Anlauf genommen und richtig Gas gegeben. Wir sind gerade bis zur Hälfte hoch gekommen.
Wenden ging nicht, also haben wir uns rückwärts runterrollen lassen. Wieder Anlauf genommen und diesmal mit mehr Schwung hoch. Ok, drei Viertel haben wir geschafft. Wieder rückwärts runter rollen lassen, was übrigens nicht ganz einfach war, weil die Spurführung s-förmig war. Das Spiel haben wir 6x wiederholt und mein armer Mann war schon ganz deprimiert und zweifelte an seinen Fahrkünsten. Die Kinder zeterten und unsere Tochter bestand darauf, dass wir bei den Fahrspuren vorher links hätten abbiegen müssen, was wir weit von uns wiesen, denn schließlich hatten wir eine Karte und wollten uns nicht in der Wüste verfahren (das Navi kannte das Camp nicht). Nachdem wir beim letzten Versuch fast stecken geblieben waren und uns nur mit großer Mühe wieder befreit hatten, beschlossen wir aufzugeben und zum letzen Ort an der Strecke zurückzufahren. Unterwegs sagte unsere Tochter wieder, wir müssen abbiegen, da wären Schilder. Wir haben keine Schilder gesehen. Unterwegs begegnen uns zwei Wagen, in dem ersten sitzt offensichtlich ein Einheimischer, dahinter fahren zwei Touristen. Sofort machen wir kehrt und fahren denen hinterher. Der Führer hält an und fragt, ob wir Hilfe bräuchten. Ja brauchen wir, wir kommen nicht über die dämliche Düne! Kein Problem, wir sollten hinterher fahren, er hilft uns, kostet allerdings 20 OR, also 40 Euro. In den sauren Apfel müssen wir wohl beißen und überreichen ihm zähneknirschend das Geld. Kurz bevor wir wieder vor unserer Monsterdüne stehen und die Fahrspuren links abgehen, hält er wieder an und erklärt meinem Mann, das wir jetzt links abbiegen würden und er sollte erst im 1. und dann im 2. Gang da hoch fahren. Hätten wir mal auf unsere Tochter gehört! Es war genau die Stelle, bei der sie bereits zweimal gesagt hatte, wir müssten da hoch und ZWEI !!!! riesige Schilder standen da auch noch. Wer die weggenommen hatte, als wir da vorbei gefahren sind, ist uns heute noch ein Rätsel.
An der Stelle war die Überquerung der Düne überhaupt kein Problem, das hätten wir auch ohne Führer hinbekommen. Aber Doofheit muss bestraft werden, in unserem Falle mit 40€ Bußgeld.
Nach ca. 20 Minuten Fahrt im Konvoi
kamen wir dann im Camp an. Es ist nur ein 2* Camp und entsprechend rustikal, um nicht zu sagen abgewirtschaftet, jedenfalls auf den ersten Blick. Der Pool war geschlossen (wurde allerdings gerade renoviert) und die Zelte waren sehr bescheiden. Decken aus Wolle bildeten die Wände und das Bad bestand aus einer oben offenen, ummauerten Fläche mit WC, Dusche und Miniwaschbecken. Da über dem Bad ein Baum wuchs, war das Bad entsprechend voll mit Blättern u.ä., kein sehr netter Anblick. Für meinen Mann und mich gab es je ein Queensize-Bett, damit wäre das kleine Zelt (ca. 20 qm) eigentlich schon voll gewesen. Aber man hatte auch noch ein Einzelbett sowie eine Matratze auf dem Boden für die Kinder sowie einen Campingtisch und zwei Stühle hineingequetscht. Dementsprechend konnte man darin kaum treten, außerdem war es unerträglich heiß. Wir haben erst einmal Tisch und Stühle nach draußen befördert und sind dann ins luftige Restaurantgebäude geflohen.
Das Camp:
http://www.1000nightscamp.com/Die Zeltdecke. Leider habe ich es versäumt, das Zelt insgesamt mal von innen zu fotografieren
Es waren mehrere neue, modernere Zelte mit verglasten Terrassen im Bau, das Camp wird anscheinend von Grund auf modernisiert.
Das Restaurant- und Aufenthaltsgebäude war im Gegensatz zu den Zelten wunderschön gestaltet, wir haben uns da sehr wohl gefühlt. Man konnte einfach in den Polstern hängen und lesen oder dösen.
Kurz vor Sonnenuntergang machten wir uns dann zu Fuß auf den Weg auf eine Düne nahe dem Camp, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Das war aber leider eine Enttäuschung, denn hinter der Düne lag noch eine große Düne, so dass man quasi nichts sah, außer viel Sand. War aber trotzdem ganz nett. Die Kinder gingen dann noch Sand boarden, während wir uns wieder in die Polster warfen. Gegen 07.30 Uhr wurde dann das Büffet eröffnet. Der Übernachtungspreis enthielt Halbpension, inkl. aller Getränke während des Aufenthaltes. Das Büffet war ganz ordentlich, es gab Salate, Brot, Fleisch. Als ich den Koch bat, ihn fotografieren zu dürfen, winkte er ab, rannte in ein ca. 30 m entferntes Nebengebäude, holte seine Kochmütze, setzte diese und ein breites Grinsen auf und dann endlich durfte ich das gewünschte Foto machen
Diese beiden Schönheiten ließen sich auch ohne Mütze bereitwillig fotografieren
Leider war an diesem Abend eine größere Gruppe Skandinavier im Camp, wahrscheinlich eine Incentive-Veranstaltung. Diese Herrschaften feierten sehr laut und ausgiebig, man hörte sie auch noch lange in unserem Zelt. Die Geräusche oder auch die Stille der Wüste konnten wir daher nicht wirklich genießen. In dem Zelt war es auch nach wie vor unerträglich warm, obwohl wir alle Luken offengelassen hatten. Zu allem Überfluss gab es auch noch dicke Steppbetten als Zudecken. Wir haben uns dann mit den Duschlaken als Decken beholfen, denn unter den Steppbetten wäre man glatt weggeschmolzen. Trotz dieser etwas widrigen Umstände war der Aufenthalt in dem Camp eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.