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Autor Thema: Schluchten, Berge und Meer ... Reiseimpressionen aus Südfrankreich (Juni' 09)  (Gelesen 13568 mal)

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Canyoncrawler

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Schluchten, Berge und Meer ... Reiseimpressionen aus Südfrankreich (Juni' 09)

Prolog

Im Juni 2009 hatten wir 10 Tage Urlaub die wir gerne mit Zelten und Wandern verbringen wollen.

Unser Wunschziel war Südfrankreich, genauer gesagt der Luberon und die Seealpen in Südfrankreich.

Nachdem wir kurzfristig auf ein paar Tage in St. Goarshausen (Rheinsteig) umgeschwenkt waren (die Hochzeitsvorbereitungen stockten noch und vom Rhein aus hätten wir noch ein paar Dinge erledigen können) veranlasste uns die Wettervorhersage wieder zu einer Planänderung.

Für das Rheintal sollte nach einem schönen Wochenende Montags das Wetter umschlagen und der Naturgenuss durch sich wiederholende Regenschauer getrübt werden.

So was braucht man im Urlaub nicht wirklich und da wir unabhängig von der Aufenthaltsdauer für Camping ohnehin unseren halben Hausstand einpacken, packten wir für Südfrankreich noch ein paar Dinge mehr ein und starteten zum Wanderurlaub in die Provence.

Warum wir uns ausgerechnet für Bedoin entschieden haben ?

In Südfrankreich waren wir schon einige Male zum Wandern, u.a. bei den zurecht als grossartigste Schluchten der Provence gefeierten Besuchermagneten Gorges del Ardeche und Gorges du Verdon (Schluchten als Ziel - wie es sich für Canyoncrawler gehört  :wink: ).
Eine weitere atemberaubende Schlucht stand noch offen: die Gorges de la Nesque im Vaucluse Plateau.
Ganz praktisch, dass in der näheren Umgebung des Luberon zwei weitere Highlights warten: die Ockerbrüche in Roussillon und Rustrel.

Für das kleine Dorf Bedoin am Rande des Mt. Ventoux entschieden wir uns wegen des Campingplatzes.
Idyllisch gelegen, mit viel altem, schattenspendenden Baumbestand und komfortabler Ausstattung ist Camping La Garenne ein beliebtes Ziel bei deutschen und niederländischen Campern und vergleichsweise günstigen Stellplatzkosten.

Wir hatten das Ziel, es konnte los gehen.

Aber nicht nur wegen des Campingplatzes, sondern auch wegen ein paar Hoodoos in der Umgebung, schien Bedoin ein lohnendes Basislager zu werden.  :D

Über Frankfurt - Basel - Lausanne - Chambery - Grenoble erreichten wir nach 12 Stunden Fahrt unser Ziel, Bedoin und errichteten unsere komfortable Ferienwohnung.

Nach zuletzt verregneten Urlauben im Mai, haben wir uns für die Campingtripps in Europa ein neues Zelt zugelegt, mit Stehhöhe, grosszügiger Apside und - das war uns wichtig: mit einem Aluminiumgestänge und trotz der Grösse mit ansprechender Optik.



Unsere neue Behausung: Nordisk Tapio

Wer begleitet uns ?
Gruss Kate
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Tag 1

Bedoin – Suzette - Chateau le Barroux


Die mautsparende, aber zeitaufwendiger Anreise über Grenoble bescherte uns am Vortag zwar eine lanschaftlich schöne Fahrt auf verschiedenen National- und Departmentstrasse, sorgte aber auch dafür, dass wir unser Ziel Bedoin erst am frühen Abend erreichten, zu späten für einen Besuch im Ort.
Und fotofaul waren wir am Anreisetag auch noch, trotz grossartigster Landschaften, besonders entlang der Nationalstrasse 75 nd Departmentstrasse 994, blieb die Kamera ungenutz im Rucksack.  :oops:

Den Bummel durch das Ortszentrum des 40 km entfernt von Avignon gelegene 2600 Seelendorfes Bedoin holen wir heute vormittag nach.

Karte

Am Fusse des Mont Ventoux ist Bedoin ein bei Radlern beliebter Ort, die das Dorf als Ausgangspunkt für die serpentinenreiche Fahrt hinauf zum 1908 m hohen Gipfel des Mt. Ventoux nutzen.

Bereits vom Campingplatz haben wir einen schönen Blick auf das Ortszentrum mit der imposanten Kirche Saint Pierre.


Der im Jahr 998 gegründete, lebhafte Ort mit verschiedenen Bars, Bäckereien und 2 kleinen Supermärkten liegt inmitten des Weinanbaugebietes der Vaucluse. Der kahle Gipfel des Mount Ventoux sticht aus der grünen Landschaft wie ein teilrasierter Haarschopf hervor (nicht auf dem Bild).

Wir bummeln entlang der Hauptstrasse, merken uns die Lage der verschiedene Bäckereien, des Metzgers und der beiden kleinen Supermärkte. Anschliessend laufen wir über steile Treppen hinauf in die Altstadt.
Durch eng beiandergerückte Häuserfluchten

ist unser Ziel der Vorplatz der Kirche Saint Pierre.

Wir erreichen zunächst die Rückseite, wo zahlreiche Mauersegler das Gebäude umkreisen. Der Blick geht hinauf zur metallenen Kirchenkuppel, die genau wie der Rest des romanischen Bauwerks schon bessere Tage gesehen hat.



Noch bevor uns eine Ladung Vogelkot erwischt, stehen wir auf dem Kirchenvorplatz und versuchen verzweifelt die wuchtige Kirche aufs Bild zu bekommen.



Im Inneren der Kirche ist der Verfall allgegenwärtig. Durchs undichte Dacht sickert Regenwasser und hat auf dem noch immer prächtigen, himmelsblauen Kirchengewölbe hässliche Wasserflecken hinterlassen, die Buntglasfenster sind nicht mehr alle intakt, genau wie die Altäre eine Restaurierung bedürfen. Wir entzünden eine Kerze für die verstorbenen Familienmitglieder die uns am Herzen liegen und treten hinaus auf den sonnigen Vorplatz.

Nach einem weiteren Bummel durch die schmalen Häuserzeilen kaufen wir in Bäckerei und Supermarkt fürs Mittagessen ein und schlendern gemächlich zurück zum Campingplatz.

Für den Nachmittag ist eine kleine Wanderung in den Klöppelspitzen (Dentelles de Montmirail) geplant.

Karte

Die Mittagspause haben wir genutzt, um uns ein wenig einzulesen in das Wandergebiet der geschliffenen Felsspitzen im Kalksteinmassiv der Dentelles de Montmirailles. In der näheren Umgebung wird schmackhafter Muskatwein angebaut. Muskatwein ist eine der wenigen Weinsorten die in Frankreich angebaut werden, die nicht trocken oder halbtrocken sind. Genau das richtige für die Anhänger von lieblichen Weinen wie wir es sind. Die klassische Rundtour durch die Klöppelspitzen startet im Weiler Gigondas, wir möchten eine alternative Tour mit Ausgangspunkt in der Nähe des Bergdorfes Suzette laufen, da eine Rundtour unter Einbeziehung einer Forststrasse langweilig klingt. :wink:

Über das geschäftige Malaucene fahren wir auf der Route panoramica touristique hinauf nach Suzette. Die Anfahrt gestaltet sich zu einem nervenaufreibenden Unterfangen. Alle paar Meter kommt uns ein alter Rennwagen im straffen Tempo entgegen. Nach dem 30. Rennwagen kommen wir zu dem Schluss, dass dies keine private Ausfahrt eines Oldtimerclubs sein kann, sondern was Grösseres, eine organisierte Bergfahrt o.ä.

Ein paar Schrecksekunden und weitere geschätzte 40 historische Rennwagen später, erreichen wir das Zentrum von Suzette, parken das Auto und verschnaufen. Irgendwann müssen ja alle Rennwagen oben sein, denken wir. Die rasende Wagenkolonne kommt genau die Strasse in den Ort hinauf gefahren, die wir für die weitere Anfahrt zur Wanderung nutzen möchten.  :(



Wir bummeln einstweilen durch das Ortszentrum: wie in den meisten Bergdörfern gibt es ausser der Kirche nicht wirklich viel zu sehen.



Die kleine Kapelle liegt am oberen (steilen) Ende des Weilers und über ein paar Treppen gelangen wir wieder zurück zum Parkplatz. Noch immer kommen in Abständen von weniger als einer halben Minute historische Rennwagen die Strasse hinauf gebrettert. Frank verspürt wenig Lust, erneut bei so viel rasendem Gegenverkehr eine schmale, kurvige Bergstrasse entlang zu zirkeln.

In der Ferne erkennen wir die Dentelles, aber heute fahren wir nicht hin.  :heulend:



Unsere Generalkarte zeigt nicht viele Alternativen an, aber direkt neben dem Parkplatz startet eine schmale Strasse die mitten hinein in die Weinberge führt. Lass uns doch mal schauen, wo es da hin geht, meint Frank und mir ist es recht.
Die Strasse wird enger und enger und irgendwann erwarten wir das Ende der Strasse, aber sie führt weiter und weiter. Ein Wegweister kündigt eine Burg an: Chateau le Barroux.

Wir haben beide eine Vorliebe für alte Gemäuer und ehe wir uns versehen, fahren wir schon das schmale Sträßchen in Richtung Burg. Auf dem Parkplatz stellen wir das Auto ab und schauen mal, was uns erwartet. Als wir um die Biegung kommen, entweicht uns ein leiser Pfiff, eine solch grossartige Anlage hatten wir überhaupt nicht erwartet.  :staunend2:



Wir schlendern durch die ausgetretenen, gepflasterten Karrenwege und erkunden die Anlage. Wir sind schlichtweg begeistert. In unserem Provence-Reiseführer aus dem Michael-Müller Verlag wird die Anlage nicht erwähnt und unseren inzwischen schon ziemlich betagten Michelin-Reiseführer haben wir zu Hause gelassen. So gehen wir ohne Hintergrundinfos auf Entdeckungstour.



Nach einer ausgiebigen Besichtigung sind wir zurück am Auto und verlassen den Ort über eine gut ausgebaute Strasse auf die uns das inzwischen zu Rate gezogene Garmin Navi lotst.

Von der Departmentstrasse verabschieden wir uns mit einem letzten Blick von Le Barroux.



Und da uns noch der Wein und Fleisch für den Grillabend fehlen, beschliessen wir einen Abstecher nach Vaison-la-Romaine zu machen, wo wir bei der Anreise zwei grössere Supermärkte gesehen haben.

Zufrieden mit dem Tag lassen wir diesen zurück auf dem Campingplatz mit einer Runde durch den Swimming Pool und anschliessend gemütlich mit frischem Salat, Folienkartoffeln, Grillfleisch und Wein vor dem Zelt ausklingen.

Leben wie Gott in Frankreich eben.  :wink:
Gruss Kate
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Tag 2

Wanderung in der Gorges de la Nesque – Hoodoos der Demoiselles Coiffees

Dieser Tag gehört einer der spektakuläresten Schluchten der Provence. Nach Grand Canyon du Verdon und Gorges del Ardeche ist die Nesque Schlucht im Vaucluse Plateau eine der unzugänglichsten Canyons. Die Departmentstrasse D942 erschliesst mit atemberaubenden Streckenverlauf den vom Flüßschen Nesque gegrabenen Canyon. Zwischen Villes-sur-Azon und Monieux laden zahlreiche Haltepunkte ein, die Aussicht auf dieser Panoramastrasse der Extraklasse zu geniessen.

Der Belvedere (Aussichtspunkt) mit Blick auf den Rocher du Cire und in die an dieser Stelle 300 m tiefe Schlucht ist der Must Stop an der D942. Eiszeitliche Einflüsse und gewaltige Schmelzwassermassen haben eine weitläufige Schlucht geschaffen, die sich durch die spärliche Besiedelung noch heute in ursprünglicher Schönheit geniessen lässt.

Die D942 sind wir vor Jahren schon ein mal mit dem Auto gefahren und haben beschlossen zum Wandern wieder zu kommen.

Heute ist es soweit. Das Navi lotst uns auf dem schnellsten Weg von Bedoin in Richtung Sault, die Aussichtsstrasse durch die Schlucht heben wir uns für die Rückfahrt auf.

Karte

In Monieux besorgen wir uns beim Dorfbäcker zunächst das obligatorische Baguette fürs Mittagessen und folgen dann der Beschilderung zum Plan d' Eau, einem kleinen Tümpel. Heute findet auf dem Parkplatz beim Plan d' Eau ein Trödelmarkt statt, so hat man kurzerhand eine grosse Wiese zum Ersatzparkplatz deklariert. Hier parken wir unseren Wagen, tragen reichlich Sonnencreme auf und stapfen die schmale Fahrstrasse in Richtung Monieux.

Im Ort suchen wir noch nach dem Start des GR9 als eine etwa 10köpfige Wandergruppe eine steile, ausgetretene Treppe im Ort hinaufsteigt. Wir schliessen uns an und treffen schon bald auf die rot-weisse Streiffenmarkierung des Grande Randonee (Grande Randonee sind die überregionalen Fernwanderwege, die Frankreich flächendeckend durchziehen und meist durch grandiose Landschaften führen).

Der Weg verläuft zunächst schweisstreibend mit knackigem Höhenprofil oberhalb der Strasse und schnaufend kämpfen wir uns den steilen Pfad der Cote Renard nach oben. Bei einer Trinkpause geniessen wir den Blick zurück auf Monieux und die fruchtbare Kulturlandschaft der Provence.


Unter uns breitet sich die Nesque Schlucht aus, eine der unzugänglichsten Schluchten der Region. Laut unserem Wanderführer gibt es nur eine Abstiegsmöglichkeit in die Schlucht, die wollen wir später nutzen.
Nach den Anstrengungen auf den ersten Kilometern verläuft der Weg beinahe eben durch die duftend grünen Hänge der Cote Renard. Die Vegetation ist so reichhaltig, dass der Weg wohl in jedem Frühjahr von wuchernden Sträuchern und Büschen befreit werden muss.



Wir erreichen eine Weggabelung und folgen dem Sentier des Chapelles, der zur mittelalterlichen Kapelle St. Michel und damit zum Grund der Nesque Schlucht führt.

Nach einer Weile treffen wir auf die Strasse 942 und suchen den steilen Abstieg in die Schlucht. Dieser ist nicht schwer zu finden und wir folgen dem steinigen und in Passagen ausgesetzen Pfad hinunter in die Schlucht. Franks Kommentar zu diesem Pfad von alpinen Charakter: Hier können wir auch nicht jeden runter schicken, da kommt nicht jeder unverletzt unten an.

Teilweise mit Handeinsatz steigen wir den ziemlich steilen Pfad in die Tiefe. Die Aussicht ist grandios und ich muss mich zwingen, den Blick auf Füsse und Weg zu richten, sonst könnte die Wanderung böse enden. :(
Auf einem kleinen Plateau auf halben Wege nach unten eröffnet sich ein grandioser Ausblick. Ganz klein erkennen wir oben Radfahrer und Fahrzeuge auf der Fahrstrasse am Rand der Schlucht.



Obwohl heute Sonntag ist und sich der Sommer von seiner schönsten Seite zeigt, sind überraschend wenige Wanderer unterwegs und wir geniessen nach Überwindung der gröbsten Abstiege den ansprechenden Verlauf des schmalen Weges.





Mit Erreichen des Grundes der Schlucht vernehmen wir Stimmen und nähern uns der Kapelle St. Michel, dessen Umgebung viele Wanderer zur Mittagspause nutzen. Bevor auch wir uns ein Fleckchen fürs Mittagessen suchen, erkunden wir die teilweise eingestürzte mittelalterliche Kapelle. Im Inneren zeugen noch verblasste Wandmalereien von der einstigen Pracht.



Kühne Baumeister haben das steinerne Gotteshaus schützend unter einem Felsüberhang platziert. Ehemals bot ein angeschlossenes, inzwischen komplett eingestürztes Rasthaus den Reisende Unterkunft.



Rund um die Kapelle ist uns zu viel los und wir suchen uns für die Mittagsrast eine einsamere Stelle. Der Weg quert die Nesque. Der kleine Fluss trocknet in heissen Sommern vollständig aus. Heute zeugt nur ein kleines Rinnsal von der Kraft im Frühjahr, wenn Schmelzwasser aus den Hängen des Mont Ventoux den Bach nährt. Auf glitschigen Steinen überqueren wir den Wasserlauf (es gibt keine Brücke) und beginnen den Aufstieg aus der Schlucht.



Beim Abstieg haben wir relativ flott die Höhenmeter gelassen, die wir jetzt zu einem grossen Teil wieder hinaufsteigen müssen. Die Sonne hat ein Einsehen, verhüllt sich mit Wolken, sodass die Anstiege nicht ganz so schweisstreibend werden wie erwartet. Leider sind jetzt auch die Bilder nicht mehr so leuchtend und ausdrucksstark.





Als wir in der Ferne ersten Donnergrollen vernehmen, legen wir einen Zahn zu und folgen dem Weg der uns aus der Schlucht führt und dabei durch einen kleinen Märchenwald führt. Der letzte Kilometer verläuft tunnelartig durch einen Wacholderhain, den seltenen phönizischen Wacholder. Leider summt es und brummt es in den dichten Büschen, ein Schwarm Moskitos nimmt die Verfolgung auf und ein wenig unheimlich ist es hier auch, so ganz ohne Sonne die von einem dichten Wolkenschleier verhüllt, nicht durch das üppige Grün brechen kann. Wir überqueren die Brücke beim Gite de Etape am Plan d' Eau und erreichen den improvisierten Parkplatz.

Der Wanderführer hat nicht zu viel versprochen: die Gorges de la Nesque ist eine wilde, abweisende Schlucht, aber auch atemberaubend schön. Der Pfad ist in der Tat ausgesetzt und verlangt Schwindelfreiheit und Trittsicherheit und Kondition sollte man für die Anstiege auch mitbringen.

Über die Panoramastrasse D942 fahren wir zurück nach Bedoin. Bei fehlender Sonne stoppen wir nur vereinzelt an den Haltepunkten und sehen zu, dass wir zurück nach Bedoin kommen, wo ich für heute noch ein weiteres Ziel ausgemacht habe - Hoodoos. Die müssen wir allerdings noch suchen, wir haben nur die GPS-Koordinaten, keine Wegbeschreibung. :)

Karte

Zurück in Bedoin werfe ich das Garmin-GPS an und starte die Navigation zu den Demoiselles Coiffees, Hoodoo-Felsen die ich bei der Vorplanung auf Fotos von Google-Maps entdeckt habe und die mich direkt fasziniert haben. Frank brummt zwar etwas von müde nach der Fahrt, biegt im Kreisel im Ortszentrum aber dann trotzdem auf die D974 in Richtung Mont Ventoux ab. Luftlinie sind es von hier knapp 2 km und wir suchen die Abfahrt die uns am dichtesten an die Felsen heranbringt. Als die Entfernung zu den Hoodoos wieder grösser wird, wenden wir und nehmen eine der kleinen Strassen die zunächst schmal zwischen den Häusern verläuft und dann das Ortszentrum verlässt.

Kleine Begeisterungsstürme im Wagen, als das GPS brav die Entfernung nach unten korrigiert. Nachdem die Teerdecke endet, parken wir den Wagen und Frank beschliesst im Auto zu warten, während ich mit GPS bewaffnet den holprigen Fahrweg (für PKWs nicht zu empfehlen) entlang laufe und die Hoodoos suche.

Der Richtungspfeil zeigt an, dass ich genau auf die Demoiselles zu laufe, die sich wohl im Wald verstecken, man sieht jedenfalls nichts. Als ich nur noch 300 m von den Hoodoos entfernt bin und noch immer nichts erkennen kann, bietet sich eine Anhöhe neben dem Weg als Ausguck an. In der Senke im Wald schimmern zwischen den grünen Bäumen kegelförmige Felsen durch, die Demoiselles. Schnellen Schrittes laufe ich den Weg nach unten und suche einen Abstieg in den Wald. Über einen Trampfelpfad an einem eingestürzten Holzverschlag vorbei erreiche ich den Platz wo die Hoodoos stehen und bin hin und weg.


Ausser mir ist niemand zu sehen und ein bißchen unheimlich ist mir hier, alleine Mitten im Wald. Doch die Neugier siegt und ich streife umher um mir die verschiedenen Formationen anzuschauen. Am besten gefällt mir diese Hoodoogruppe:


Weiter im Wald verbirgt sich dieses Prachtexemplar, dass sicher 5 m Höhe erreicht:


Nachdem die Fotos im Kasten sind mache ich mich gut gelaunt auf den Rückweg. In Hochstimmung erreiche ich das Auto, wo Frank sich inzwischen Sorgen gemacht hat. Meine Begeisterung und die Schilderung von meterhohen Hoodoos macht in neugierig, jetzt möchte er die Hoodoos doch sehen. :) Wir suchen uns einen anderen Parkplatz, da das Fahrzeug zunächst etwas ungünstig parkte und laufen erneut die holprige Piste entlang, die wir jetzt schon früher verlassen und einem gut sichtbaren Trampelpfad in den Wald folgen.

Durch den lichten Kiefernwald erreichen wir dieses Mal direkt den Grund des Waldes. Frank ist sichtlich angetan von den Hoodoos. Genau wie mir fallen ihm die Zeichen von Zerstörung auf. In den Sandstein hat man gleich mehrfach Tritte hineingeschlagen um auf die Felsen klettern zu können. Geschwärzte Reste von Lagerfeuer findet man überall zwischen den Felsen, eingeritzte Namen und Holzkohle-Schmierereien. Offenbar wissen einheimische Vandalen diesen Naturschatz vor ihrer Haustüre nicht zu würdigen.  :x

Eine französische Gross-Familie ist inzwischen eingetroffen, die Frauen packen eine Picknickdecke aus und die Söhne beginnen mit den Väter ein Fussballspiel, mitten zwischen den Felsen. :EEK: Der Ball knallt mit Wucht gegen die schönste der Hoodoogruppen - das ist zu viel für uns wir laufen weiter und schauen, ob noch weitere Hoodoos in dem Areal zu finden sind.


Hoodoos finden wir keine mehr, dafür Slickrockflächen die ein wenig Moab-Feeling aufkommen lassen.  :D



Zurück bei den Hoodoos kraxeln die Kinder inzwischen auf den Türmchen herum und wir ziehen uns kopfschüttelnd entgültig zurück. Wer die Demoiselles sehen möchte, sollte sich beeilen, schon bald stehen sie wohlmöglich nicht mehr.  :(

Frank hatte während der Wartezeit die Umgebung der Strasse erkundet und einen schnelleren Weg auf die Hauptstrasse gefunden, diesen nehmen wir jetzt. Zurück auf dem Campingplatz schnappen wir uns Badekleidung, Buch und Handtuch und entspannen eine Weile am Pool bevor es Zeit wird das Abendessen zu Kochen.

Wer sich auf den Weg zu den Hooodoos machen möchte, hier noch die GPS-Koordinaten (WGS84):
Strassenabzweig: N44 07.192 E5 12.097
Parkmöglichkeit: N44 07.310 E5 12.092
Demoiselles Coiffees (Hoodoos): N44 07.474 E5 12.385

Den GPS-Track im kmz-Format (für Google Earth) hänge ich unten an.
Gruss Kate
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Tag 3

Ockerbrüche der Vaucluse: Colorado de Rustrel – Roussilon

Der heutige Tag soll ganz im Zeichen des Ockers stehen. Der Ockerabbau in Roussillon kann auf eine lange Tradition zurückblicken, bereits in der Steinzeit nutzte man die Pigmente zum färben und malen. In der Antike trieben die Römer mit dem Ocker einen regen Handel und verschickten über den Seehafen Marseille die Ockerpigmente in alle Welt. Zur Wanddekoration, Bemalung von Töpferwaren oder als Gesichtspuder wurde Ocker zum universellen Handelsgut.

Nachdem der Ockerabbau im Mittelalter zum Erliegen kam, wurde dieser Ende des 18. Jahrhunderts wieder aufgenommen. Ende des 19. Jahrhunderts setzte ein wahrer Ockerboom ein und die farbigen Pigmente wurden erneut in alle Teile der Welt exportiert. Aufgrund des Fortschritts in der chemischen Industrie und kostengünstigerer Lösungen erfolgte bereits vor dem 2. Weltkrieg der langsame Niedergang des Ockers. Die weltbekannten Ockerbrüche liegen brach und heute kommen Touristen um die bizarr verwitterten Ockerabbruchstellen zu bewundern.

Wir fahren heute zunächst nach Rustrel.

Karte

Die dortigen Ockerbrüche im Colorado de Rustrel sollen weitläufiger und spektakulärer sein. Doch irgendwie ist heute kein guter Tag. Die Dorfdurchfahrt in Bedoin in Richtung Mt. Ventoux ist wegen des Wochenmarktes gesperrt und wir fahren zunächst etwas planlos in eine andere Richtung bevor uns das Navi wieder findet und uns über eine Alternativstrecke nach Rustrel lotst. Eine weitere Streckensperrung einer Departmentstrasse beschert uns eine Fahrt über kleinste Departmentstrassen südlich der Nesque Schlucht die auf unserer Shell-Generalkarte nicht verzeichnet sind. Dafür kommen wir durch eine so ursprüngliche und wilde Landschaft dass wir jederzeit damit rechnen, dass uns Pferdefuhrwerke statt Autos entgegen kommen. ;)



Die Fahrt auf den schmalen und kurvigen Departmentstrassen kostet Zeit und eine alte Klosteranlage (?) tut ihr übriges dass wir Saint Saturnin les Apt erreichen, als der Zeiger der Uhr 12.00 Uhr Mittags bereits überschritten hat. Der Dorfbäcker hat bereits geschlossen und im Spar Markt wird gerade das Rollgitter für die Siesta hinuntergelassen. Oh je, unser Mittagessen wird heute dürftig ausfallen. Ein blühender Teppich aus leuchtend roten Mohnblumen nötigt uns zum stoppen.



In Rustrel folgen wir der Beschilderung zum Colorado Provencale (wie die Ockerbrüche auch genannt werden) die aber plötzlich aufhört. Etwas ratlos kurven wir auf der Strasse in Richtung Apt, wenden und nehmen eine der rechtsabgehenden schmalen Strässchen und landen auf dem Campingplatz. Die nächste Abfahrt verspricht mehr Erfolg, führt am kleinen Weiler Bouvene vorbei und nach einer längeren Fahrt durch baumbestandene Wiesen kommen wir tatsächlich zum Parkplatz. Dort verlangt man 4 Euro fürs Parken, der Eintritt in die Ockerbrüche ist noch immer kostenlos.

Leider kommt jetzt Sperrung die Dritte. Die Dame im Kassenhäuschen am Parkplatz erklärt uns, dass der Rundweg der Chemin des Fees (Feentürme) wegen eines Erdrutsches gesperrt ist - und zwar schon seit 2005. Davon steht kein Wort in unserem aktuellen Provence-Reiseführer (Neuauflage von 2009).
Sie empfiehlt uns den anderthalbstündigen Rundweg durch die Sahara. Wir sagen artig danke und stärken uns vor der Wanderung erst mal mit Müsliriegeln und Oatsnack Bars und sind ziemlich enttäuscht.

Gerade die Feentürme sollten das Highlight der Wanderung sein. In unserem Rother Wanderführer von 2001 wird eine achtförmige Rundwanderung beschrieben unter Einbeziehung von Sahara und Chemin des Fees. Nun hilft nichts, wir trotten los und suchen den Einstieg zum Sahara-Rundkurs. Dabei laufen wir erst mal in die falsche Richtung und landen auf der Strasse. :oops:

Warum folgen wir nicht einfach den Schildern "Sahara" anstatt der kleinen Karte im Reiseführer meint Frank, gute Idee finde ich und wir erreichen tatsächlich den Wanderweg,  :wink: der uns durch eine Märchenwelt aus zarten Pastelltönen und leuchtenden Ockertönen hindurchführt.





Die Landschaft verzaubert uns, bietet immer wieder neue und schöne Ausblicke.





Wir erklimmen die farbenprächtigen Hügel und toben durch den teilweise lockeren Ockersand.





Schon bald sind unsere Schuhe mit einem farbenfrohen Puder überzogen. Den empfohlenen Abstecher zu dem kleinen Wasserfall laufen wir auch, sind aber etwas enttäuscht von dem schmalen Rinnsal das dort in den kleinen Bach plätschert. Das Foto wird wegen kontrastierendem Sonnenlicht nicht mal mittelprächtig und wir fotographieren lieber die bunten Ockerabbrüche.





Zurück am Ausgangspunkt des Looptrails werden wir beide von einer Unruhe gepackt. Die Fotos der Feentürme spucken noch immer in unseren Köpfen herum. Man könnte doch zumindest mal einen Blick auf den Weg riskieren. ;)
Obwohl man alle Markierungen entfernt hat, ist der Aufstieg nicht schwer zu finden (besonders wenn man noch eine alte Auflage eines Wanderführers hat) und wie Diebe in der Nacht erklimmen wir den schmalen Pfad in den Wald. Der Weg ist bis auf eine Stelle wo er abgerutscht ist und man etwas grössere Schritte hinlegen muss, ganz passabel. Als wir fast oben sind, versperrt ein Holzgatter den Pfad. Ein kleine Inschrift im Holz ist so verwittert, dass man das Passage interedit kaum noch lesen kann. Und was heisst das überhaupt ?  8)

Das werden wir später im Wörterbuch nachschlagen  :wink: und folgen dem Trampelpfad am Gatter vorbei. Wir erreichen das Plateau, treten um eine Biegung und geraten in Entzücken. Vor uns breiten sich die Feentürme in all ihrer Schönheit aus. Majestätisch liegen sie da und wir machen uns auf, ein paar Fotos zu schiessen. Die farbenfrohen Ockerbrüche sind hier zu tonnen- und spitzenartigen Säulen, Türmchen und Zinnen verwittert und werden gekrönt von einem gewaltigen Hoodoo der wie ein Phalus am Rande der Klippen aufragt.





Wir sind schlichtweg begeistert von dieser Landschaft. Vergleiche mit dem Südwesten werden wach und den brauchen die imposanten Chemin des Fees nicht zu scheuen.





Überwältigend schön und ganz für uns alleine haben wir dieses Naturwunder im Süden Frankreichs. Das schlechte Gewissen meldet sich, eigentlich sollten wir nicht hier sein und mit einem letzten Rundgang am Rande der Ockerfelsen verabschieden wir uns von dieser betörenden Landschaft und machen uns auf den Weg zurück zum Parkplatz.

An einem eingestürzten Haus kann man noch verschiedene Gerätschaften und Maschinenteile der Ockerindustrie besichtigen.



Berauscht vom Ocker und seinen Farben und Formen, beschliessen wir, dass wir noch die Ockerfelsen in Roussillon sehen möchten und machen uns auf den Weg.

Karte

In Roussillon suchen wir die Gruben zunächst beim Konservatorium. Nachdem wir unseren Irrtum bemerkt haben, machen wir uns auf ins Stadtzentrum von Roussillon. An einer zentrumsnahen Ausfallstrasse parken wir den Wagen, da die Parkplätze im Ortszentrum hoffnungslos überfüllt sind. Der erste Weg führt in die Bäckerei. Mit leckeren Blätterteigteilchen verwöhnen wir unsere knurrenden Mägen und stärken uns für den Sentiere des Ocres. Wir folgen der Beschilderung zu den Ockerbrüchen. Mit Blick zurück auf Roussillon bietet sich diese schöne Aussicht auf die pastellfarbenen Häuser des Ortes:



Die Ockergruben schliessen im Juni um 17.30 Uhr, um 17.10 Uhr zahlen wir den Eintritt (5 Euro pro Person, wenn ich mich recht erinnere) und schlüpfen durchs Tor.

Der erste Blick entlockt uns ein Wow,



und wir beeilen uns, den mit Holzstufen gesicherten Abstieg hinter uns zu bringen. Die Farbpalette reicht von weiss, über kräftiges Gelb bis hin zu verschiedenen Rot-Tönen.





Leuchtend grüne Kiefernwälder sorgen für Kontrast zu den intensiven Ockerfarben. Birzarr verwitterte Klippen und steilaufragende, bunte Felswände begeistern uns.


Ockerne Felsmonolithen ragen im lichten Wald auf.



Auf dem markierten Rundweg erreichen wir immer neue, schöne Aussichten auf die bizarr verwitterten Türmchen.



Leider versteckt sich die Sonne hartnäckig hinter dichten Wolken und die Farben bleiben etwas dunkel und blass.



Nachdem die rote Wegmarkierung wieder zurück zum Ausgangspunkt weist, schliessen wir die blau markierte Wegschleife an, die uns tiefer hinab in die Ockergruben führt. Im dichteren Wald summt und brummt es, und kaum dass wir stehen bleiben sind wir von einem Mückenschwarm belagert. Dummerweise haben wir das Autan zu Hause vergessen und in den Supermärkten in Frankreich kein uns bekanntes Insektenschutzmittel auftreiben können.

Da hilft nur die Flucht und wir gelangen über eine metallene Brücke zurück zum Ein- und Ausstieg in die Ockerbrüche.



Nach 18.00 Uhr verlassen wir das inzwischen mit einem Metalltor abgesperrte Gelände durch ein Drehkreuz und machen uns auf in die Altstadt von Roussillon, wo wir bei der Ankunft schon einige vielversprechende Gassen ausgemacht haben.

Der Ocker-Tourismus hat der Gemeinde zu einigem Wohlstand verholfen und so sind die Bauten der Altstadt in exzellentem Erhaltungszustand. Das Rathaus und die angeschlossene Bücherei präsentieren sich gar prächtig.



Ein weiteres Highlight ist der Uhren-/Glockenturm mit einem bogenförmigen Durchgang. Frank lässt es sich nicht nehmen, vor dem Turm für ein paar Fotos zu posieren.



Durch die schmalen Gassen bummelnd kommen wir an zahlreichen Ladengeschäften vorbei wo alles rund um den Ocker angeboten wird, dazu der übliche Touristenkitsch. Roussillon gefällt uns ausgesprochen gut und wir erkunden beinahe jeden Winkel der Altstadt, steigen über steile Treppen und durch schmale Durchlässe. Auf dem Weg zurück zum Rathaus kommen wir noch an der schmucken Kirche vorbei.



Geschafft aber glücklich von diesem Tag mit wundervollen Eindrücken fahren wir zurück nach Bedoin, wo wir uns nach längeren Überlegungen für die Weiterfahrt in die Seealpen am morgigen Tag entschliessen. Die Entscheidung fällt nicht leicht, gibt es doch vom Basislager Bedoin noch einige interessante Wanderungen, u.a. in den Dentelles de Montmirail die wir am 1. Tag wegen des vielen Gegenverkehrs haben ausfallen lassen. Auch die etwas abenteuerliche Wanderung durch die Veroncle Schlucht und der Aufstieg auf den Mont Ventoux. Ebenso wird die Tour durch die Venasque, Toulourenc und Regalon Schluchten und der Besuch der Römerstadt Vaison-la-Romaine auf den nächsten Besuch in dieser Gegend verschoben.

Das wir irgendwann wieder kommen werden für weitere Touren in dieser noch ziemlich ursprünglichen und bezaubernd wilden Landschaft, davon sind wir überzeugt. Doch zunächst sind wir neugierig auf die Schluchten und Berge der Seealpen - besonders auf den Mercantour National Park.
Gruss Kate
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Tag 4:

Panoramafahrt entlang der Gorges de la Nesque – Sault – Lac de Castillon – Seealpen – Sospel

Karte

Das Zeltlager ist nach dem Frühstück schnell abgebrochen und im Wagen verstaut und nach einer Dusche sind wir startklar und verlassen die Provence in Richtung Hochgebirge.

Für die Weiterfahrt in die Seealpen haben wir uns eine Route überlegt, die uns fast ausschliesslich über grün umrandete Panoramastrassen in das Département Alpes Maritimes führen soll.

Zunächst fahren wir über die bekannte D942 in Richtung Sault - durch die Gorges de la Nesque, jene unzugängliche Schlucht die wir am 2. Tag erwandert haben. An den schönsten Aussichtspunkten stoppen wir für ein paar Fotos.





Die Strasse wurde so kühn in die Felswände gebaut, dass einige Tunneldurchbrüche nötig waren.



Das Weitläufigkeit und der ursprüngliche Charme diese Landschaft begeistern uns auch heute wieder, bei der 3. Befahrung der Nesque Schlucht (die 1. Befahrung war 1998, die 2. vor 2 Tagen).



Im Hintergrund sieht man den kahlen Gipfel des Mont Ventoux.



Nachdem die Speicherkarte kurzzeitig viele Bilder aufnehmen musste, hat sie jetzt Pause, wir müssen sehen dass wir voran kommen. Von Sault geht es zunächst noch auf der D942 nach Norden, bevor wir auf die D946 einbiegen und der "Route de la Lavendel" am Jabron Fluss entlang nach Osten folgen. Für die Lavendelblüte sind wir noch zu früh dran, wir sehen einzelne Felder, die sich aber mehr braun-grau als leuchtend lavendelfarben präsentieren. Bei Sisteron nehmen wir die Nationalstrasse 85 (N85) die uns über Digne-les-Bains zur Route Napoleon bringt. Die Nationalstrasse 85 folgt im Verlauf der Marschroute Napoleons vom Golfe-Juan über Grasse, Digne, Sisteron und Gap bis nach Grenoble. Auf einer der schönsten Panoramastrassen Frankreichs erreichen wir die türkisblauen Wasser des Lac de Castillon.



Der Stausee am Oberlauf des Verdon ist von so unglaublich intensiver türkisblauer Farbe, dass man stundenlang am Wasser entlanglaufen und darauf starren könnte. Angler und Badegäste nutzen die kühlen Fluten an diesem heissen Sommertag.



Vom Lac de Castillon ist es nicht weit bis zu einem der wohl spektakuläresten Naturwunder Südfrankreichs, der Gorges du Verdon, auch Grand Canyon du Verdon genannt. Für uns ist das die schönste und eindrucksvollste Schlucht in Südfrankreich und wir haben bereits 2x einige Tage mit Wanderungen dort verbracht. Heute fahren wir brav weiter nach Osten und fahren über so einige Cols und passieren verlockende Abfahrten, wo kleine Departmentstrassen zu weiteren Schluchten (z.b. Gorges de Saint Pierre) und in Gemeindewälder und zu schön gelegenen Seen führen. Aber so ganz ohne Schluchten möchten wir heute nicht weiter fahren. Geplant war die Fahrt durch zwei der schönsten Schluchten der Seealpen, Gorges de Daluis und Gorges du Cians, wo wir uns einen Eindruck von den wilden Landschaften der Seealpen am Rande des Mercantour National Parks verschaffen wollten. Eine Strassensperre der D2202 (die durch die Gorges de Daluis) zwingt uns zur Weiterfahrt auf der N202. Den Grund für die Sperre auf dem Schild konnten wir nicht verstehen, einige Worte standen nicht im Französisch Duden.  :(

Mit der Gorges de Daluis fällt leider auch die Gorges du Cians aus, da diese uns zurück zur N202 bringen sollte, die wir jetzt gar nicht verlassen. Dfür kommen wir an Entrevaux vorbei, ein kleines Städtchen mit einer imposanten Befestigungsanlage. Leider steht die Sonne ziemlich fotoungünstig über den turm- und zinnenbewehrten Bauten der Zitadelle. Aber Entrevaux merken wir uns vor, dahin wollen wir irgendwann noch mal zurück.

Inzwischen ist es schon Nachmittag, die Fahrt auf den kleinen Departmentstrassen und kurvigen Nationalstrassen hat Zeit gekostet und bis nach Sospel, dem Ort den wir für die nächsten Tage als Basislager ausgewählt haben, ist es noch ein gutes Stück zu fahren. Bei Levens fahren wir durch die Gorges de la Vesubie und über den Col de Turini und die Gorges de Piaon möchten wir zu unserem Campingplatz bei Sospel fahren. Am Col de Turini angekommen, erfahren wir, dass die Strasse D2566 komplett gesperrt ist. Wir sind ziemlich sauer, dass man die Sperrung nicht weiträumiger angekündigt hat, dann hätten wir uns die Auffahrt sparen können und wären die Südroute über den Col de Braus nach Sospel gefahren.

Leider zeigt das Display der Uhr bereits 18.00 Uhr an, wir fürchten um unseren Campingplatz. Wenigstens lässt uns der Handyempfang hier am Col de Turini nicht im Stich und mit dem Handy versuche ich den Betreiber des Campingplatzes  Domaine Sainte Madeleine zu erreichen. Es klingelt und meine Frage, ob derjenige Englisch spricht wird mit einem Yes beantwortet. Erleichtert berichte ich, dass wir am Col de Turini festsitzen und den ganzen Weg nach Süden fahren müssen und erst spät auf dem Platz eintreffen werden. Dies ist kein Problem, wir sollen uns einfach einen freien Platz aussuchen und am nächsten Morgen einchecken.

Wir fahren die D2566 nach Süden in Richtung Luceram, biegen aber vorher auf eine kleine Strasse ein, die als dünne weisse Linie mit grüner Umrandung wie eine schöne Abkürzung aussieht. Schön ist die Strasse, geradezu idyllisch, aber so schmal, dass wir einige Stoßgebete loswerden, man möge uns vor Gegenverkehr verschonen. Die Strasse wird schlechter, mehrmals liegen Felsbrocken die auf die Strasse gerutscht sind ungünstig in der Fahrspur, sodass ich aussteigen und diese auf die Seite kicken muss.

Franks Miene verdüstert sich immer mehr, über Luceram und die D2204 wären wir wahrscheinlich längst am Col de Braus, so kurven wir noch immer über die schlecht ausgebaute Strasse. Am Col de Braus atmen wir erleichtert auf, wir erreichen die D2204. Die Strasse wird breiter, aber zieht sich noch immer in endlosen Kurven und Kehren durch die gebirgige Landschaft. Die schönsten Panoramen können wir heute nicht mehr geniessen, für die grandiose Landschaft haben wir keinen Sinn mehr. Wir wollen nur noch ankommen. Irgendwann erreichen wir Sospel und biegen auf die D2566 ein, die uns zum im Reiseführer empfohlenen Campingplatz Domaine Ste Madeleine bringt.

Die Stellplatzsuche gestaltet sich langwieriger als gedacht. Es stehen viele alte Linden auf dem weitläufigen Gelände und die sondern eine harzige Flüssigkeit ab, die wir nicht unbedingt am Gewebe unseres neuen Zeltes kleben haben möchten. Erschwerend kommen noch Kirschbäume hinzu, die voll hängen mit überreifen Kirschen. Wenn die auf die Zeltplane klatschen, bleiben dunkelrote Flecken zurück. Schliesslich finden wir einen Platz wo wir das Zelt beinahe unbehelligt von Bäumen aufstellen können. Das Auto parkt unter einem Kirschbaum an dem noch einige Fürchte hängen, sodass der Nachtisch nach dem Abendessen gesichert ist.   :D


Gruss Kate
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Susan26

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Hallo Kate,

wie schön!!! Hier steig ich natürlich besonders gern mit ein :-) Die ersten Tage kenne ich ja bereits, bin aber immer wieder fasziniert von den Landschaften ... bin gespannt auf den Rest eurer Reise, den ich ja noch nicht kenne!
Susan
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SusanW

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Hallo Kate,

oops, da musste ich ja schon einiges hinterherlaufen  :wink: Aber bei der gegend und den Bildern
konnt ich nicht wiederstehen
Liebe Grüße 
Susan

Canyoncrawler

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Hallo Susan und Susan,

schön dass ihr dabei seit.  :D

Wir erholen uns jetzt erst mal kurz in Sospel, damit noch andere uns einholen und aufschliessen können.   :)

Ich hatte heute Morgen im Neujahrsrausch vielleicht doch ein paar Tage zu viel auf einmal eingestellt.  :wink:
Gruss Kate
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Edmund

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Hallo Kate, ich schließe mich mal an. Das Gute liegt gar nicht so weit entfernt - wenn du deine Erlebnisse nicht in diesem Reisebericht geschildert hättest, wäre es auch möglich gewesen, die Bilder als aus den USA stammend zu verkaufen. Und mach doch bitte etwas langsamer - na ja, hast du ja versprochen.
Gruß
Edmund
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Es ist ein großer Trost, andere dort scheitern zu sehen, wo man selbst gescheitert ist. (William Somerset Maugham)

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Hallo Edmund,

ja, Südfrankreich hat schon herausragende Landschaften. Frankreich ist ein ungemein abwechslungsreiches Land, da kann man Jahre seinen Urlaub verbringen.

Ich stelle mal den nächsten Tag ein.
Gruss Kate
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Tag 5

Seealpen – Mercantour National Park – Tende – Sospel

Der erste Tag in den Seealpen begrüsst uns mit bedecktem Himmel und wir beschliessen den Tag für eine Erkundung zu nutzen. Nachdem die Formalitäten auf dem Campingplatz erledigt sind und wir uns mit einem Frühstück aus unseren Vorräten gestärkt haben, machen wir uns über die D2204 auf den Weg in Richtung Breil-sur-Roya und Tende. Wir fahren durch eine malerische Berglandschaft, über den Cold de Brouis, die Gorges de Saorge und Gorge de Bergue. Die Sonne die sich zunächst so hartnäckig in Wolken hüllte, bricht durch und nach und nach löst sich die Wolken suppe auf. Die Seealpen begeistern uns schon jetzt.

Karte

In Saint Dalmas-de-Tende biegen wir auf die kleine Nebenstrasse zum Lac de Mesches ein um uns dem Mercantour National Park zu nähern. Kurvenreich schrauben wir uns immer weiter hinauf ins Gebirge und stoppen zunächst am Stausee Lac de Mesches.



Im Val Casterino rauscht tosend der Gebirgsbach zu Tale. Wir haben unsere Freude an der stiebenden Gicht und kleben mit nassen Gesichtern direkt oberhalb des etwas glitschigen Abgrundes.



Anschliessend steht eine kleine Operation an der Kamera an, die ein paar Wassertropfen abbekommen hat.

In der schönen Gebirgslandschaft laden zahlreiche Wandertafeln zur Erkundung ein und wir bedauern, dass wir wegen des trüben Morgens der auf Regen hindeutete, die Wanderschuhe im Zelt haben stehen lassen.



In Casterino stoppt uns zunächst eine unübersichtliche Beschilderung. Bis zum Wanderparkplatz des Fontanalbe Tales müssten wir noch etwa 2 km zurücklegen, aber an der schmalen Strasse steht ein Durchfahrt verboten-Schild mit einem weiteren Schild darunter in französisch. Der Blick ins Wörterbuch bringt weiterhin ratlose Gesichter und erst als ein anderer Wagen achtlos das Schild passiert tun wir es ihm gleich. An der Wandertafel parken trotz des eher schlechteren Wetters am Morgen etliche Fahrzeuge und es juckt uns in den Füssen. Eine Bergerie ist noch geschlossen, dafür stehen viele Blumen auf den Wiesen rund um die kleine Hütte.



Mit der langen Anfahrt ab Sospel sind wir schon einen halben Tag unterwegs und langsam macht sich ein Hungergefühl breit und wir suchen uns ein idyllisches Fleckchen zum Kochen. Frank übernimmt das Kochen und da wir heute nicht zum Einkaufen gekommen sind, köcheln ein paar Gemüse-Ravioli aus der Konserve im Topf.



Frisch gestärkt, laufen wir doch ein wenig in der Natur herum



und am Lac de Mesches gehen wir ein kurzes Stück zu ein paar Ruinen, deren Bedeutung uns aber wegen der französischen Hinweisschilder verborgen bleibt.



In Tende möchten wir uns im Besucherbüro des Nationalparks noch ein paar Informationen einholen und bei der Gelegenheit gleich die historische Altstadt besuchen. Die Fahrt hinab durchs Val Casterino nach Saint-Dalmas-de-Tente verläuft abwechslungsreich und so mancher Ausblick bringt unser Wanderherz zum Hüpfen. Morgen werden wir, sofern das Wetter mitspielt, mit Rucksack und Wanderschuhen zurückkehren.

Karte

In Tende parken wir unseren Wagen am Bahnhof und laufen zum Besucherzentrum der Nationalparkverwaltung Mercantour.

Nebenan findet man die futuristischen Betonpfeiler des Musee des Merveilles, aber für die Besichtigung haben wir bei dem schönen Sommertag keine Lust.



Im Besucherbüro gibt es Infomaterial in englischer Sprache nur für den Ort Sospel (eine Beschreibung der Sehenswürdigkeiten mit Plan für einen Stadtrundgang). Für den Nationalpark sind nur Informationen in Französisch und Italienisch verfügbar, aber die junge Frau spricht Englisch und wir erkundigen uns nach den Wanderwegen in der Monte Bego Region. Viele Panels mit den Felsgravuren aus der Bronzezeit sollen noch unter einer Schneedecke verborgen liegen, auch auf dem Wanderweg ins Fontanalbe Tal muss in den höheren Lagen mit Schnee gerechnet werden. Sie empfiehlt uns eine geführte Tour, da einige Panels nur mit Führer zugänglich sind.

Wir schauen uns noch die kleine Ausstellung an und brechen auf um die sehenswerte Altstadt von Tende zu erkunden.

Vom Standort der Nationalparkverwaltung steuern wir zunächst einen Outdoorstore an. Für die Wanderung am nächsten Tag sind wir noch auf der Suche nach der Wanderkarte #9 von Didier-Richard Verlag. Dieses Kartenblatt im Maßstab 1:50.000 deckt den gesamten Nationalpark Mercantour ab, während der Park auf den topographischen Karten des IGN im 1:25000 Maßstab sich auf verschiedenen Blättern verteilt. Didier-Richard Karten führt das Geschäft nicht und wir erwerben das IGN-Kartenblatt zum Vallee de la Roya.
Beim Dorfbäcker lachen uns leckere Teilchen an und wir laufen mampfend durch die schmalen Gassen der Altstadt.

Von einer Art Balkon bei einem prächtigen Brunnen blicken wir auf das Dorfzentrum das mitten hinein in die hügelige Landschaft gebaut ist und über dem sich die schmucke Kirche der Kirche Notre Dame de l’ Assomption erhebt.



Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Eingebettet in die malerische Berglandschaft hat das kleine Städtchen einen ganz besonderen Charme.



Nach wechselvoller Geschichte und Zugehörigkeit zu Italien seit 1860 sprachen sich die Einwohner 1947 für eine Angliederung an Frankreich aus. Seitdem ist das ganze Royatal wieder französisch.



Wir schlendern durch die engen Gassen, steigen über ausgetretene Steinstufen von schmalen Treppen und durch gewölbeartige Durchgänge. Die Häuser hat man aus Platzmangel ineinander verschachtelt und zum Teil übereinander gebaut. Die Bausubstanz bröckelt allenthalben, viele Häuser stehen leer. Uralte Holztüren hängen windschief in den Angeln und die alten Gemäuer in manchen Gassen verströmen einen leichten Modergeruch und erzeugen so eine Atmosphäre von ehrwürdigem Alter.

Die Kirche Notre Dame de l’ Assomption (auch Sainte Marie du Bois) zeigt sich mit einer schmucken restaurierten Fassade.



Neugierig treten wir ein und sind begeistert von der Pracht des Gotteshauses: Wandmalereien, ein prächtig leuchtendes blaues Gewölbe spannt sich über dem Hauptaltar, liebevoll restaurierte jahrhundertealte Seitenaltäre, düstere sakrale Gemälde und ein steinernes Grab eines Herzog von Savoyen in einem Seitenschiff. In ehrfürchtigem Staunen besichtigen wir das Gotteshaus und beschliessen dabei, bei nächster Gelegenheit mal nach Rom zu fahren.  :wink:

Nach dem Besuch treten wir blinzelnd auf den Kirchenhof und suchen uns einen Abstieg aus dem Gewirr der engen Gassen um noch einen Blick auf die Brücke zu werfen die sich vor der Bergkulisse spannt.



Auf der kurvenreichen Fahrt durchs Royatal zurück nach Sospel stoppen wir noch kurz im Städtchen Breil-sur-Roya, das uns trotz seines mediterranen Looks mit vielen pastellfarbenen Häusern nicht mehr so recht begeistern kann – die prächtige Kirche und die pittoreske Altstadt von Tende sind nicht so leicht zu toppen. Gegen 19.00 Uhr laufen wir in Sospel ein und Parken unser Auto beim Dorfplatz wo sich die männlichen Dorfbewohner zum Boule-Spiel versammelt haben. Unser Ziel ist die Hauptsehenswürdigkeit von Sospel, die mittelalterliche Brücke aus dem 11. Jahrhundert.



Über dem Flüsschen Bevera spannt sich der turmbewehrte Bau der in vergangenen Zeiten als Zollhaus diente. Während des 2. Weltkrieges wurde die Brücke in 1944 nahezu vollständig zerstört, sodass der Wiederaufbau bis 1953 im mittelalterlichen Look beinahe einen Neubau bedeutete.



Im Spar-Markt entscheiden wir uns für grobe Putenwürstchen und frischen Salat, bei einem der Dorfbäcker besorgen wir Baguette. Anschliessend flanieren wir ein wenig durch die mittelalterlichen Gassen der Altstadt von Sospel und lassen den Tag auf dem Campingplatz bei Bratwürstchen aus der Pfanne (auf dem Platz sind Holzkohlefeuer verboten  :( ) und einer Flasche Wein ausklingen.
Gruss Kate
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Wir haben in diesem Jahr eine WoMo-Schnupperreise durch Frankreich gemacht. Nun zeig mir mal, was wir alles verpasst haben.  :wink:
Viele Grüße
Heinz

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Na, das trifft sich ja bestens. Wir wollen in diesem Jahr in Südfrankreich Urlaub machen und in den ersten Tagen Deines Berichtes entdecke ich vieles wieder, was ich schon in Reiseführern gelesen habe. Da bin ich natürlich neugierig, was den Rest Eurer Tour betrifft, denn noch haben wir keinen festen Plan...
Deine Beschreibungen sind jeden falls sehr anschaulich und Eure Route läßt sich gut nachvollziehen. Bisher ein klasse Bericht, Kate. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
Viele Grüße,
Andreas
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Hallo Zusammen,

Zitat
Nun zeig mir mal, was wir alles verpasst haben. 
:)
Frankreich ist ein spitzenmässiges Campingland.

Zitat
Wir wollen in diesem Jahr in Südfrankreich Urlaub machen und in den ersten Tagen Deines Berichtes entdecke ich vieles wieder, was ich schon in Reiseführern gelesen habe. Da bin ich natürlich neugierig, was den Rest Eurer Tour betrifft, denn noch haben wir keinen festen Plan...
Schön dass ihr dabei seit. Aber bedenkt dass dies nicht unsere 1. Südfrankreich-Reise war sondern die Vierte.
Unsere 1. Reise war eine Rundreise mit Gorges del Ardeche, Pont du Gard, Avignon, Weiterfahrt über Gorges de la Nesque zum Grand Canyon du Verdon (Gorges de Verdon), Weiterfahrt über Grasse an de Cote A'azur, Cannes, St. Tropez, Nizza, Antibes, Monaco und wieder nach Hause. Da ist der Funke übergesprungen.
Die 2. Reise waren dann die Grands Causses und Causses de Mejan Regionalpark, Gorges du Tarn, Gorges del Jonte und Cevennen Nationalpark. Dort gibt es viele Steinbögen und interessante Felsen, wobei Vieles nur im Michelin beschrieben sind. Reise Know How, Michael Müller schweigen sich z.B. über die wunderschönen Arcs de Saint Pierre aus.

Die 3. Reise: Gorges du Verdon (weils so schön war), Alps de Haute Provence, Camargue Naturpark, Massif de Esterel, Le Grau du Roi (sehr schöner langer Sandstrand).

Über die 4. Reise schreibe ich gerade und ich schweife ab, wir sind in den Seealpen.  :wink:

Gruss Kate
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Tag 6

Karte

Nach der langen Anfahrt von Sospel starten wir gegen 9.00 Uhr an der Wandertafel 395 oberhalb von Casterino an der D91 unsere Wanderung zu den bronzezeitlichen Felsgravuren im Fontanalbe Tal des Mercantour National Park.



Über die ansteigende Jeeppiste geht es hinauf zum Refuge Fontanalbe, in der Ferne die schroffen Gipfel der Region um den Mont Bego. Ein Blick zurück offenbart eine liebliche, grüne Gebirgslandschaft.



Zwischen Casterino und der Fontanalbe Hütte lockt der Lac de Grenouilles,



ein malerischer Bergsee, an dessen Uferzone wir ein wenig herumschlendern und dabei Murmeltiere beobachten.



Der Wanderweg führt jetzt weniger steil an Bergwiesen vorbei. Mehrere Gämsen treten die Flucht an.



Die Sonne versteckt sich inzwischen hartnäckig hinter Wolken, sodass die Wiesen und der Gebirgszug etwas trostlos wirken.



Das Refuge Fontanalbe hat um diese Jahreszeit noch wenige Gäste.



Gerade als wir vorbei gehen, bricht eine Gruppe Franzosen auf die etwas von „Nesche“ erzählen. Sie wollen uns offensichtlich was mitteilen, aber da wir kein Französisch sprechen und sie kein Englisch (sprechen wollen  :wink: ) bleibt es ein Rätsel, was sie uns mitzuteilen haben.  :verwirrt:

Kurze Zeit später treffen wir auf das tag zuvor von der Besucherinformation angekündigte Schneefeld.



Der Weg führt zunächst daran vorbei, je höher wir steigen, desto breiter wird das Altschneefeld und schliesslich stapfen wir mitten durch die sulzigen Schneereste am Hang. So schlimm dass wir an Umkehr denken müssen, ist es aber nicht.



Das Tal öffnet sich, wird zu einem breiten Kessel.



Der Lac Vert ist noch mit einer Eisschicht überzogen und von Schneeresten bedeckt. Da wir nicht wissen, wo genau der Rundweg um den See verläuft und wir nicht versehentlich im Eis einbrechen wollen, bleiben wir weiter auf der Hauptroute Richtung Lacs Jumeaux, passieren eine im Sommer bewirtschaftete Schäferei



und mehrere kleinere Tümpel wo sich Schneereste hartnäckig halten.



Nach dem passieren einer noch geschlossenen Hütte des National Parks teilt sich der Weg.



Hinweisschilder fordern dazu auf, die Trekkingstöcke wegzupacken um nicht die Felsritzungen zu zerstören. Wir entscheiden uns für den Weg entgegen dem Uhrzeigersinn, was sich im Nachhinein als schlechte Wahl herausstellt. Wir klettern wieder durch ein Schneefeld einen steilen Hang hinauf.

Dort oben sind die Felsplatten mit den Gravuren, davon trennt uns noch rutschiger Altschnee und wir dürfen die Stöcke nicht zur Hilfe nehmen. Irgendwann haben wir es auch ohne Stöcke geschafft und stehen vor den stark verwitterten Felsplatten.



Deutlich erkennen wir die bronzezeitlichen Ritzungen.





Auf Hinweistafeln (in Französisch :( ) werden die Motive und deren Bedeutung erläutert.





Nachdem wir die Zeugnisse aus der Vergangenheit ausgiebig bewundert haben, suchen wir uns einen Platz für unsere verspätete Mittagsrast.



Unten sehen wir eine weitere Hütte - an einem See und steigen über einen Pfad durch sumpfige Wiesen ab.



Es ist die Rangerhütte des National Parks, um diese Jahreszeit ebenfalls noch geschlossen.



Die Holzbank ist noch feucht, so wählen wir einen grossen Felsbrocken als Sitzgelegenheit und schauen auf den noch von Schneeresten umgebenen kleinen See



und gegenüberliegend auf eine Wiese wo Murmeltiere frech zwischen Felsbrocken herumtollen. Als wir unsere Mahlzeit beendet haben und mit der Kamera anrücken, verschwinden sie in den Höhlen zwischen den Steinhaufen und zeigen sich nicht mehr.

Wir laufen noch ein Stück auf den Wegen rund um die Rangerhütte, kommen an weitere Seen deren Ufer schneegesäumt sind. Hier oben verbergen sich noch weitere Felsgravuren die man nur mit Führer besuchen darf.



Als der Pfad sich schliesslich im Schnee verliert, kehren wir um. Der Abstieg erfolgt zunächst auf bereits bekanntem Weg bevor wir schliesslich beim Jeepparkplatz des Refuge Fontanalbe den unteren Weg einschlagen der Ortsausgang Casterino auf die D91 trifft.

Leider stellt sich diese Variante als wenig abwechslungsreich heraus. Wir gehen überwiegend auf steilem Pfad durch dichten Kiefernwald, ohne Aussicht auf die Berge. Daher würde ich beim nächsten Mal auf gleichem Weg zurück zum Auto wandern, zumal man ab Casterino auf der steilen, geteerten Fahrstrasse noch etwa 2-2,5 km zum Parkplatz an der Wandertafel wieder aufsteigen muss.

Die Fahrstrasse laufen wir in zügigem Tempo und kommen ziemlich erledigt am Auto an. Das GPS weisst unsere Wanderstrecke mit 16,1 km aus und die 660 Höhenmeter Differenz in der dünnen Luft der Seealpen spüren wir in den Beinen, die sind müde.

Für heute wollen wir uns nur noch ausruhen und fahren die vielen kurvigen km zurück zum Campingplatz in Sospel.

Ich hänge noch den GPS Track der Wanderung (Google Earth File) an.
Gruss Kate
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