24.10. Mittwoch
Gott sei Dank hat es über Nacht aufgehört zu regnen und wir beschließen, heute ins ungefähr 50 km weiter nördliche Camp Shingwendzi und von dort unmittelbar an der Grenze zu Mozambik entlang wieder Richtung Mopani zu fahren. Erst einmal gibt es jedoch Frühstück auf der Terrasse. Da wir keinen Toaster haben, rösten wir das Toastbrot in einer großen gusseisernen Bratpfanne, was erstaunlich gut funktioniert. Auch beim Frühstück haben wir Zuschauer und zwar unseren Freund Toko (einen Gelbschnabeltoko), der uns schon gestern immer mal wieder besucht hatte. Toko sitzt auf einem großen Ast im Baum und guckt uns zu - denken wir.
In Wirklichkeit aber beobachtet er die dicken Motten, die an den Steinen unseres Hauses sitzen. Plötzlich hebt er ab, streift meinen zu Tode erschrockenen Mann am Kopf und stürzt sich auf eine besonders dicke Motte an der Wand. Alles geht rasend schnell. Wie er es mit seinem großen Schnabel schafft, die Motte von der Wand zu picken, ohne selbst gegen die Wand zu prallen, ist mir ein Rätsel, aber offensichtlich hat er Übung, der Vorgang wiederholt sich mehrmals. Hier sieht man Toko beim Frühstück:
Weitere Gäste beim Frühstück waren diese Hühnchen:
Nach dem Frühststück beschließen wir erst einmal den kleinen Rundwanderweg im Camp entlang des Zauns zum Fluß zu laufen. In der Ferne sehen wir einen Elefanten, der ein Bad nimmt und am gegenüberliegenden Ufer tummeln sich zwei Wasserböcke, das war es aber auch schon. Da wir gerade unterwegs sind, erkunden wir schnell noch den "Waschsalon", der aber nur aus einer kaputten Waschmaschine besteht. Wir hoffen, dass es in Skukuza besser aussieht, denn unsere Wäschevorräte gehen langsam zur Neige. Nach diesem kleinen Erkundungsgang geht es dann endlich auf die Piste. Über die gut ausgebaute Teerstraße fahren wir Richtung Norden und machen immer mal einen Abstecher zu Wasserlöchern oder Aussichtspunkten.
im Norden allgegenwärtig: Termitenhügel
Büffel, Impala, Antilopen und sehr viele Elefanten sind unsere ständigen Begleiter. Am Anfang haben wir noch jeden Elefanten fotografiert, aber nach einer Weile wurde es dann langweilig.
Ich war immer wieder überrascht, wie gut die Tiere an ihre Umgebung angepasst sind. Keine Ahnung, wie oft wir an dem einen oder anderen gut getarnten Tier vorbei gefahren sind.
Wer hat sich da versteckt?
Ein gut getarnter Büffel!
auch gut an die Umgebung angepasst ist dieser Bock:
und diese männliche Nyala-Antilope:
unterwegs sahen wir noch diese sehr grimmig guckende Schildkröte
In einem Gebüsch entdeckt unsere sehr tierliebe Tochter plötzlich diese "Babyantilope" ,
ohne dass ein Muttertier in der Nähe war und wurde hysterisch. Würde das Baby ohne Mutter überleben können, können wir es nicht zu einem Ranger bringen, wir sollten warten, bis die Mutter auftaucht usw..??? Wir haben ihr zwar versichert, dass das Tier alleine überleben könnte bzw. dass wir glaubten, dass das eine Miniantilope sei, die nicht größer wird. Aber nichts half, wir hatten das perfekte Drama im Auto, einschließlich Tränen. In diesem Moment waren wir wirklich nicht sicher, ob das Tier ein Baby oder eine ausgewachsene, kleinwüchsige Antilope war, aber wir konnten nichts tun und fuhren schließlich weiter. Später stellte sich dann raus, dass es sich tatsächlich um eine kleinwüchsige Antilopenart handelt, ein Rotducker (red duiker). Wir haben später noch viele Rotducker gesehen, aber bei uns heißt diese Antilopenart seitdem nur noch "die Mutterlosen"
Kurz vor Shingwendzi machen wir noch einen Abstecher zum Red Rocks Viewpoint. Auf den ersten Blick war nichts Besonderes zu entdecken, aber bei genauerem Hinsehen, entdeckten wir ein Krokodil
und diesen Sattelstorch:
unser junger Fotograf:
Es ist schade, dass die Bilder alle grau in grau sind, aber das düstere Wetter gab leider nicht mehr her.
Natürlich warten wir sehnsüchtig auf Löwen, Leoparden und Nashörner, um die Big Five (Elefant, Büffel, Nashorn, Leopard, Löwe) komplett zu machen, aber so sehr wir auch Ausschau hielten, wir haben auf dieser Strecke keine entdeckt, wahrscheinlich waren wir aber nur einfach zu spät dran. Die Landschaft ist übrigens recht langweilig, man fährt durch mannshohe dürre Büsche, sog. Mopanibäume. Über große Strecken waren die Bäume durch kontrollierte Feuer abgebrannt, was auch nicht gerade zum Charme der Landschaft beitrug. Kurz vor Shengwendzi sehen wir dann zum ersten Mal auf dieser Reise eine Gruppe Paviane, die es sich auf der Straße bequem gemacht hat.
auch gut an die Umgebung angepasst sind diese Paviane:
Als wir kommen wird langsam und ohne große Eile die Straße geräumt. Im Krügerpark haben eindeutig die Tiere das Sagen.
Im Camp Shingwendzi essen wir dann zu Mittag. Hier wird uns trotz Streik eine vollständige Speisekarte vorgelegt und so bestellen wir wonach uns der Sinn steht. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass hier das Angebot genauso eingeschränkt ist, wie in Mopani, so dass wir alle einen Chickenburger essen müssen.
Immer dabei war diese Amsel (korrekt: Burchells Glanzstar):
Während des Essens hören und sehen wir eine Bande Paviane, die laut schimpfend am Zaun des Camps entlang zieht. Was sie so aufgeregt hat, wissen wir nicht, aber es war eine ganze Zeit lang ein ziemliches Gezeter zu hören. Da wir für den Nachmittag eine ziemlich lange Strecke über eine nicht befestigte Straße geplant haben, halten wir uns in Shingwendzi nicht allzu lange auf. Nach Verlassen des Camps müssen wir erst einmal wieder warten, bis die Affen wieder die Straße geräumt haben, dann geht es auf der S50 Richtung Süden. Die ersten 30 km führen entlang des Ufers des Shingwendzi River. Landschaftlich ist diese Strecke viel interessanter als die Route, auf der wir gekommen sind und wir sehen im Fluß und am Ufer viele Tiere:
ausgewachsener, männlicher Wasserbock:
ein Fischadler:
Während uns auf der Hinfahrt nach Shingwendzi mindestens 5 Autos begegnet sind und wir vielleicht noch 5 andere auf dem Parkplatz des Camps gesehen haben, ist auf dieser einsamen Strecke überhaupt nichts los. Genau zwei Privatfahrer und ein Rangerfahrzeug begegnen uns auf den gut 50 km bis Mopani. Erst kurz vor Mopani sind dann noch einmal ein paar andere Fahrzeuge unterwegs. Die Straße ist teilweise sehr schlecht, wir kommen nur langsam voran und sind froh, einen SUV mit etwas mehr Bodenfreiheit zu haben. Mit fortschreitender Zeit wird der Himmel immer dunkler und es regnet immer mal wieder, zum Glück aber nicht so wolkenbruchartig wie am Vortag. Über weite Strecken haben wir keinen Handyempfang und irgendwie will ich nicht wirklich darüber nachdenken, was passiert, wenn wir hier draußen eine Panne haben. Zum Glück hält unser Kia durch und nach gut zwei einsamen Stunden kommen wir wohlbehalten wieder in Mopani an.
Da das Wetter heute besser ist, können wir nun endlich grillen und verbringen einen gemütlichen Abend auf der Terrasse, während die Kinder am Grill kokeln.
Heute gibt es keine weißen Tausendfüssler, keine Ahnung warum nicht, evtl. kommen sie nur bei Regen raus. Dafür waren wieder reichlich Motten zu Gast und ein dicker Nashornkäfer,
der verzweifelt versucht hat, die Hauswand hoch zu klettern. Mehrmals stürzt er ab, mehrmals drehen wir ihn vom Rücken auf den Bauch, aber er gibt nicht auf und setzt seine Bemühungen weiter fort als wir schon ins Bett gehen. Am nächsten Morgen ist er verschwunden. Sein Schicksal ist nicht bekannt. Da ich rund um die Terrasse zahlreiche Mottenreste finde, frage ich mich ob Freund Toko nicht vielleicht zugeschlagen hat…..
Schon wieder ist ein Tag zuende. Morgen reisen wir weiter ins 210 km entfernte Skukuza, die Hauptstadt des Krügerparks.