26.10. Freitag
Um 03.00 Uhr klingelt heute der Wecker, denn wir müssen um 03.45 Uhr am Abfahrtspunkt für den Morning Drive sein. Nach einem schnellen Frühstück geht es los. Wir sind überrascht, wie warm es ist, ich überlege kurz, meine Fleecejacke zuhause zu lassen. Am Treffpunkt ist es stockfinster, einige Leute warten schon. Pünktlich um 04.00 Uhr ist Abfahrt, mit uns sind ca. 20 andere Personen im Fahrzeug, die Straßenränder werden mit starken Scheinwerfern ausgeleuchtet. Die erste Stunde tut sich gar nichts, nicht mal eine Impala steht am Straßenrand. Gott sei Dank habe ich die Fleecejacke mitgenommen, durch den Fahrtwind ist es nämlich deutlich kühler, als wir am Anfang gedacht haben. Wir beneiden die Leute, die offensichtlich mehr Erfahrung in Sachen Morning Drive haben und sich aus dem Zimmer eine Decke mitgenommen haben. Dann, nach einer Stunde, als sich schon langsam Unruhe in dem Safarifahrzeug breit macht, liegt plötzlich wie bestellt ein Löwenpärchen am Straßenrand
Unser Fotograf bei der Arbeit
Der Fahrer hielt an und die Löwen wurden ausgiebigst fotografiert, was sie nicht weiter zu stören schien, selbst Blitzlicht erzeugte bei ihnen keine Regung. Unser Fahrer meinte, dass weiter oben an der Straße noch mehr Löwen sein müssten und tatsächlich, nach kurzer Fahrt stand dieser Löwe am Straßenrand
Jetzt ging es Schlag auf Schlag, kaum waren wir weitergefahren, stand plötzlich ein Nashorn-Pärchen auf der Straße. Ihm gefiel die plötzliche Anwesenheit unseres Fahrzeugs gar nicht und der Bulle nahm Anlauf in Richtung Auto. Unser Fahrer entschied sich, es nicht auf eine Konfrontation ankommen zu lassen und setzte zurück.
Und noch ein Löwe
Mit den Nashörnern haben wir schon 4 der Big Five zusammen, es fehlt nur noch der Leopard. Plötzlich ruft ein Mitfahrer in unserem Fahrzeug "Stop" und da liegt ein Leopard, wie aus dem Bilderbuch auf einem Baumstamm:
Die Zeit reicht gerade für ein paar Fotos, dann ist dem Leopard der Rummel zu viel und er tritt den Rückzug an.
Als nächstes läuft uns eine Hyäne über den Weg:
Und gleich darauf stören wir einen jungen Elefanten beim Frühstück, der das sehr persönlich nimmt und richtig wütend wird. Unser Fahrer fährt langsam die Straße lang und der Elefant rennt wütend trompetend neben dem Fahrzeug her, zwischendurch schlägt er immer mal wieder mit dem Rüssel auf Büsche und Bäume ein und reißt Zweige ab. Als er ansetzt auf unser Fahrzeug los zu gehen gibt unser Fahrer schnell Gas. Insgesamt war es eine sehr beeindruckende Show!
Die nächsten Tiere ("Mutterlose") lagen dagegen friedlich auf einem Felsen und ließen sich durch uns überhaupt nicht beeindrucken.
Zum Abschluß begegneten uns nochmals zwei Hyänen.
Inzwischen hatte es angefangen zu nieseln und es schien immer kälter zu werden. Wir frieren erbärmlich und sind froh, als die Fahrt nach drei Stunden zu Ende ist und wir endlich wieder im Camp sind. Wir sind alle müde und durchgefroren und weder mein Mann noch ich haben Lust, jetzt Frühstück zuzubereiten und beschließen daher, ins Restaurant zu gehen und richtig deftig zu frühstücken. Auf dem Weg dorthin entdecke ich unter einem Busch diese Echse, die gerade ihr Frühstücksei verspeist:
Offensichtlich hat die Echse ein Webervorgelnest, das zu niedrig aufgehängt war, runtergezogen und machte sich über die Eier her.
Im Restaurant erwartet uns zu unserer Überraschung ein richtiges Frühstückbüffet, was allerdings mit 110 Rand/Person (rund 10 Euro) für südafrikanische Verhältnisse ziemlich teuer ist. Aber wir genießen es trotzdem und haben bei dem leckeren Frühstück Gelegenheit, das Erlebte in aller Ruhe noch einmal Revue passieren zu lassen.
Als wir aus dem Restaurant kommen, gießt es in Strömen und wir fahren erst einmal in unser Cottage zurück und legen uns für 2 Stunden auf's Ohr. Als wir aufwachen trauen wir unseren Augen kaum, ein rarer Gast hat sich eingestellt: die Sonne! Draußen herrscht auf einmal strahlender Sonnenschein. Was nun machen mit dem angebrochenen Tag? Da wir die letzten Tage viel im Auto gesessen haben und morgen eine Mammutstrecke vor uns haben, beschließen wir, es heute ruhig angehen zu lassen und den Tag zu vertrödeln. Dem weiblichen Teil der Familie wird es allerdings schnell zu langweilig, auf der der Terrasse rum zu hängen und den Büffeln beim Baden zu zuschauen
und so gehen meine Tochter los, um den "Waschsalon" aus zu kundschaften. Im Gegensatz zu Mopani scheint hier die Waschmaschine zu funktionieren, jedenfalls gibt es kein "out of order" Schild. Da wir weder das passende Kleingeld noch Waschpulver haben, ziehen wir weiter in den Shop im Camp, wo wir neben Waschpulver auch Postkarten und ein paar kleine Souvenirs erstehen. Unterwegs beobachten wir eine Gruppe Grünmeerkatzen, die auf einer Wiese spielt
Natürlich findet meine Tochter die Äffchen suuuuuper süß - genau bis zu dem Moment, an dem plötzlich und ohne Vorwarnung einer der Affen wütend fauchend und die Zähne fletschend auf meine Tochter zustürmt. Uns beiden fällt nichts Besseres ein, als kreischend weg zu rennen, was den Affen erst recht animiert, auf meine Tochter los zu gehen. Zum Glück schlägt er sie nur auf's Bein. Was diese Attacke ausgelöst hat wissen wir nicht, denn wir standen rund 6 Metern von den Affen entfernt und haben uns ruhig verhalten. Später beobachten wir dieselben Affen wie sie einen Mülleimer ausräumen und ein Safarifahrzeug entern:
Dabei attackieren sie auch ein kleines Mädchen, das in der Nähe steht. Evtl. haben die Affen schlechte Erfahrung mit Kindern gemacht. Seitdem findet meine Tochter die Äffchen gar nicht mehr süß, sondern bezeichnet sie nur noch als die blöden Meerkatzen!
Nach diesem Abenteuer gehen wir zurück zu unseren chillenden Männern und sammeln die dreckige Wäsche ein. Im Waschsalon stecken wir diese in die Waschmaschine, gießen Waschpulver drüber, stecken die Münzen ein und…..
nichts passiert!! Die Waschmaschine rührt sich nicht. Ich kontrolliere alle Anschlüsse und Stromleitungen, kann aber keine Ursache finden. Während der ganzen Zeit sitzt in der Ecke des Waschraums eine Rangerin, eine kräftige schwarze Frau, mit einem komischen Hütchen auf dem Kopf und ausgelatschten Croqs an den Füßen. Nach dem ich den Grund für die Störung selbst nicht finde, frage ich sie, ob sie weiß, warum die Waschmaschine nicht läuft, aber sie sagt mir nur, dass ich das Münzkästchen reinschieben müsste. Na ja, das weiß ich selber, schließlich ist es ein klassisches amerikanisches Modell und die Bedienung ist hinreichend bekannt. Also schicke ich meine Tochter los, den Papa zu holen, vielleicht liegt es ja nur an meinem mangelnden technischen Geschick. Inzwischen ist die Rangerin losgelaufen, um beim Hauskeeping nach zu fragen, warum die Maschine nicht läuft. Ich sitze also in dem Waschraum, starre die Maschine an, bewache unsere Wäsche und harre der Dinge und fotografiere aus Langeweile die Waschmaschine
Als mein Mann kommt fällt ihm auch nichts weiter ein, als alle Knöpfe zu drücken, die Stecker und die Wasserzufuhr zu überprüfen, dann muss auch er kapitulieren. Die Rangerin kommt mit der Meldung zurück, dass ich neue afrikanische Rand verwenden müsse. Hm, angesichts eines großen Zettels an der Wand mit eben dieser Info hatte ich das bereits getan. Da sie sehr freundlich ist, gebe ich ihr für ihre Bemühungen ein kleines Trinkgeld, über das sie sich sehr freut. Mein Mann und ich sammeln derweil die gut mit Waschpulver bestreute Wäsche (hätte ich mal die Bedienungsanleitung befolgt und das Waschpulver zuerst in die Maschine getan und die Wäsche obenauf gelegt!) wieder aus der Maschine. Ich sehe mich schon Handwäsche machen. Angesichts dieser Vorstellung frage ich die Rangerin, die die ganze Zeit über einen Tisch gebeugt neben uns steht und uns beobachtet, ob es hier vielleicht noch irgendwo einen "Waschsalon" gibt. Freudestrahlend antwortet sie "Ja". Wir haben zwar wenig Hoffnung, dort eine funktionierende Waschmaschine vor zu finden, erkundigen uns aber trotzdem nach dem Weg. Da wir aus ihren Erläuterungen nicht schlau werden und immer wieder nachfragen, geht sie schließlich mit uns mit und bringt uns persönlich zu dem anderen Waschraum. Dort finden wir tatsächlich eine funktionierende Waschmaschine vor und ich bin der Handwäsche nochmal entronnen. Zu unserer großen Freude funktionierte auch der Wäschetrockner.
Hier das Ergebnis unserer Bemühungen:
Irgendwie verbummeln wir den Rest des Tages mit dösen, lesen, Postkarten schreiben und spazieren gehen. Eigentlich etwas schade angesichts des schönen Wetters (genießt es, es ist der zweite und letzte sonnige Tag dieses Urlaubs!), aber ich kann meine Mannschaft heute nicht zu größeren Aktivitäten überreden. Relativ früh gehen wir dann zu Abend essen, im Selati Train Restaurant, einem anscheinend privat geführten Restaurant in Skukuza. Die Restaurants in den Camps im Krügerpark sind alle in der Hand eines einzigen Konzessionärs und die Speisekarte ist überall mehr oder weniger identisch. Das Selati Restaurant bildet eine angenehme Ausnahme, dazu kommt noch die sehr nette Atmosphäre. Man sitzt nämlich auf dem Bahnsteig des alten Krüger Bahnhofes, daneben stehen eine alte Dampflok und ein Waggon, in dem sich eine Bar befindet. Das Ganze ist schön beleuchtet.
Vor vielen Jahren gab es mal eine Zugverbindung in den Krügerpark. Wen es interessiert, hier ist ein Link zur Geschichte dieser Eisenbahn:
http://steam-locomotives-south-africa.blogspot.de/2008/06/skukuza-sar-class-24-no3638-steam.htmlDie Brücke über den Sabie River steht noch und war von unserem Cottage aus gut zu sehen. Sie wird heute anscheinend nur noch von Affen als Spielplatz genutzt, immer wieder konnte man sie darauf rumturnen sehen.
Damit ist dieser Tag auch schon zu ende. Morgen heißt es nochmals früh aufstehen, denn da wir knapp 800 km Fahrt vor uns haben, wollen wir um 06.00 Uhr auf der Piste sein.