... und die Fahrt geht weiter, gute 500 km liegen heute vor uns:
27.10. SamstagWir stehen um 05.00 Uhr auf. Nachdem wir am Tag zuvor um 03.00 Uhr aufstehen mussten, ist das ja fast Luxus. Gepackt haben wir am Abend vorher, wir brauchen nur noch duschen, frühstücken, abwaschen, das Gepäck verstauen und es kann losgehen. Als wir die Türen öffnen, sehen wir eine große Gruppe Zebramangusten auf dem Rasen vor dem Haus. Nach einem Abschiedsfoto geht es los.
06:14 Uhr! Wir haben es tatsächlich fast pünktlich geschafft. In einer Familie, wo der Tag im Urlaub normalerweise nicht vor 11.00 Uhr beginnt, war das ein echter Kraftakt.
Obwohl mir in diversen Foren geraten wurde, über das Krügergate auszufahren und direkt auf die N2 zu gehen, haben wir doch beschlossen, am Sabie River entlang zum Crocodile Bridge Gate zu fahren, da wir uns dort noch einige Tiersichtungen versprechen. Außerdem schien mir das die beste Voraussetzung für die kürzeste Route durch Swaziland zu sein.
Wie immer gab es die ersten Kilometer gar nichts zu sehen. Aber dann hat uns der Krügerpark doch noch würdig verabschiedet. Erst versperrt uns eine große Herde Paviane den Weg
dann eine Impalaherde
und zu guter Letzt spielen einige Elefanten auf der Straße
Ein nicht so toller Abschluss war diese Löwin, die in ganz merkwürdiger Pose kurz vor Crocodile Bridge am Straßenrand liegt. Erst befürchten wir, dass sie tot sei, dann aber schlägt sie mit dem Schwanz. Auf ihrem Fell sind einige blutige Stellen zu erkennen und insgesamt sieht sie nicht gut aus. Was mit ihr los ist, wissen wir nicht.
Hoffentlich haben wir uns getäuscht und sie hat sich wieder berappelt.
So sieht es übrigens über große Strecken auf den Straßen im Park aus, die Toilettenkultur der Bewohner lässt zu wünschen übrig.
Über die Elefantenhaufen sollte man nicht unbedingt fahren, da die Tiere auch Büsche mit sehr langen, starken Dornen fressen, die sie wieder ausscheiden, was wohl schon zu Reifenschäden geführt hat.
Inzwischen ist der Himmel immer dunkler geworden und bald regnet es in Strömen. Nachdem wir gestern so einen tollen Tag hatten, ist heute wieder Mistwetter angesagt.
Die Ausfahrt aus dem Park klappt problemlos, wir geben das exit permit ab und das war's.
Auf einer Brücke hinter der Ausfahrt sitzt dieser schöne Graufischer:
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Als erstes wollen wir nach Komatiepoort fahren um zu tanken und noch ein paar Snacks für die Fahrt einzukaufen. Die "Innenstadt" von Komatieport ist nicht sehr ansprechend und wir beschließen dort nicht zu halten. Am Ortsausgang gibt es jedoch zum Glück ein Einkaufszentrum westlicher Prägung mit Tankstelle und Supermarkt. Tanken in Südafrika ist übrigens eine sehr bequeme Angelegenheit, es gibt noch einen Tankwart, so dass man das Auto nicht verlassen muss. Der Tankwart fragt auch regelmäßig nach, ob man die Scheiben gesäubert, Öl kontrolliert usw. haben möchte. Dafür gibt man ein kleines Trinkgeld, das aber kaum ins Gewicht fällt. Während also unser Auto betankt und gereinigt wird, gehen meine Tochter und ich in den nahen Supermarkt und decken uns mit Wasser, Apfelsaft, belegten Brötchen, Obst usw. für die lange Fahrt ein. Kilometermäßig ist die Strecke gar nicht so schlimm, rund 500km, aber Google Maps sagt uns ab Skukuza 7h40m Fahrzeit ohne Pausen voraus. Unser Navi sagt eine Ankunftszeit von ca. 14.45Uhr voraus, was seit Abfahrt 8,5h wären. Kurz nach der Ausfahrt aus Komatiepoort fahren wir auf die N4 und ich fange erstmals an zu grübeln, warum das Navi länger braucht als Google Maps. Mein Mann hat das Navi programmiert, ich habe nicht weiter nachgefragt. Als wir schon eine Zeit lang auf der N4 Richtung Westen fahren und immer noch kein Abzweig zur Grenze nach Swaziland kommt, werde ich stutzig und sehe plötzlich ein Schild Malelane. Da wollen wir nicht hin, unser Grenzübergang heißt Mananga. Also halten wir an und überprüfen unsere Unterlagen. Es stellt sich heraus, dass a) das Navi einen anderen Grenzübergang wählen möchte, der für uns einen Umweg bedeutet und b) mein Google Maps Ausdruck, den ich vorsichthalber zur Orientierung parallel genutzt hatte, einen Fehler enthält. Bei der Ortsausfahrt aus Komantiepoort muss man links auf die N4 abbiegen und nicht wie angegeben rechts! Sch…e und das bei dieser langen Fahrzeit! Also drehen wir um und fahren rund 20 km wieder ostwärts auf der N4, Richtung Mozambik. Kurz vor der Grenze muss man dann wieder rechts Richtung Süden abbiegen und kommt so auf die Straße zum Grenzübergang Mananga. Dieser Grenzübergang wird von westlichen Touris anscheinend nur selten genutzt. In Reiseberichten findet man darüber so gut wie keine Infos. Ich habe von diesem Grenzübergang nur durch das Krügerpark-Forum von Sanpark erfahren. Südafrikaner, die öfter aus Richtung Durban kommend in den Krügerpark fahren, haben diese Strecke empfohlen. Unser Navi ist mit dieser Entscheidung allerdings gar nicht einverstanden und weigert sich bis weit nach Swaziland hinein, zuzugeben, dass wir die bessere Route gewählt haben. Es versucht mit penetranter Hartnäckigkeit, uns in die andere Richtung zu lotsen und avisiert zur Strafe für unsere Routenwahl 18.30 Uhr als Ankunftszeit, was unter den Mitfahrern auf den hinteren Plätzen zu Unmutsbekundungen führt. Ich muss aber zugeben, dass ich auch irritiert bin und innerlich bete, dass meine Foreninfos stimmen und die Fahrzeit knapp unter 8h beträgt.
Die Strecke zur Grenzstation Mananga führt durch Zuckerrohrfelder und durch ein paar kleine Ortschaften. Hier sind wir wirklich im schwärzesten Afrika angekommen, man sieht weit und breit kein weißes Gesicht.
Irgendwann erreichen wir dann die Grenzstation. Als allererstes werden wir von einem südafrikanischen Zöllner gefragt, ob wir Wertsachen dabei haben, Kameras, Laptop usw. Wir sind etwas verblüfft, auf diese Frage sind wir nicht vorbereitet. Da unsere Spiegelreflexkamera gut sichtbar zwischen den Kindern auf der Rücksitzbank liegt, wollen wir auch nicht lügen und zeigen die Kamera vor. Da er nur nach Laptops fragt, verschweigen wir unser Ipad mal großzügig, denn wir wissen nicht, was da nun auf uns zukommt. Nun ja, zum Glück ist das alles kein großes Problem, wir müssen in ein Häuschen gehen, die Kamera vorzeigen, dort wird von drei Beamten in Teamwork ein langes Formular ausgefüllt und dann dürfen wir ins nächste Häuschen gehen, dort müssen wir unsere Pässe stempeln lassen und bekbekommen ein handgeschriebenes Zettelchen mit unserem Autokennzeichen. Das ganze ohne Gebühren! So bestückt fahren wir ca. 50m weiter durch ein Tor und sind auf der Swazi-Seite. Hier ist am Immigration-Schalter eine kleine Schlange, wir sind die einzigen westlichen Gesichter, und nach kurzer Wartezeit müssen wir 4 Einreiseformulare ausfüllen, 50 Rand bezahlen, das handgeschriebene Zettelchen abgeben (dessen Zweck sich mir nicht erschlossen hat), bekommen unsere Stempel und dann können wir durch den Schlagbaum fahren und sind in Swaziland, ein neues Land auf unserer Landkarte! Sehr spektakulär ist es nicht, über weite Strecken fahren wir auf einer gut ausgebauten Landstraße durch Zuckerrohrfelder, vorbei an kleinen, recht wohlhabend aussehenden Dörfchen
Wir hatten geplant, irgendwo in Swaziland eine Pause zu machen und einen Happen zu essen, aber die touristische Infrastruktur ist in diesem Teil des Landes nicht sehr entwickelt. Es gab nur wenige Restaurants am Weg und die es gab, waren nicht wirklich ansprechend. In der größten Stadt auf unserer Strecke, Big Bend, wollten wir aber doch mal anhalten und aussteigen, damit wir wenigstens mit Recht sagen können, dass wir in Swaziland waren. Die größte Stadt laut unserer Landkarte erwieß sich allerdings als Dörfchen mit einer Straße und zwei Supermärkten.
Bei einem Supermarkt haben wir gehalten und meine Tochter und ich sind mal reingegangen und haben ein paar Kekse gekauft, da wir gerne Münzen aus Swaziland haben wollen. Die Männer haben derweil das Auto "bewacht", sprich sie waren angesichts des Regenwetters nicht geneigt, das Auto zu verlassen. Auf dem letzten Stück der Strecke in Swaziland veränderte sich die Landschaft, es wurde hügeliger, die Straße war teilweise sehr schlecht und die Gegend machte einen etwas ärmlicheren Eindruck.
Unser Fazit zu Swaziland: total unspektakulär. Man kann gut durchfahren, aber es ist kein must see.
Die Ausreise bzw. Wiedereinreise lief ähnlich ab wie die Einreise. Nur wofür wir die Kamera vorzeigen und registrieren mussten, wissen wir heute noch nicht. Weder bei der Einreise nach Südafrika noch bei der späteren Ausreise in Johannesburg hat sich irgendjemand dafür interessiert. Wahrscheinlich war das Ganze nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für den Zoll in Mananga. An der Grenzstation Golela sind wir diesmal nicht die einzigen Touristen, sondern es gibt außer uns noch mehrere Familien, die meisten davon scheinen Deutsche zu sein. Anscheinend haben sie alle die westliche Route durch Swaziland genommen. Die Durchfahrt hat übrigens gerade mal 2,5h gedauert.
Der Rest der Fahrt führt uns zügig über die N2 Richtung St. Lucia. Die Straße ist zwar meist einspurig, aber es gibt immer wieder Überholspuren, so dass wir gut vorankommen. Aufgehalten werden wir nur ab und an von Autobahnbaustellen, die hier ein gesellschaftliches Event sind. Es gibt mehrere flag men und eine Menge Obstverkäuferinnen, die den Wartenden ihre Produkte anbieten.
Gegen 14.30 Uhr beschließen wir, dass es jetzt erst einmal reicht und wir fahren eine Raststätte an und stärken uns. Es gibt ein Mug & Beans (ähnlich Starbucks) und ein Steers (ähnlich McDonald's), saubere Toiletten, eine Tankstelle mit Shop, so dass für alle Bedürfnisse gesorgt ist. Von hier ist es noch ca. eine Stunde nach St. Lucia, die letzten 20 km führen über eine offensichtlich neue Landstraße, auf der man sehr zügig fahren kann. Seit einiger Zeit sind rechts und links der Autobahn nur noch riesige Baumplantagen mit sehr hohen, dürren Bäumen zu sehen. Offensichtlich wird hier sehr intensiv Holzwirtschaft betrieben und es sieht sehr nach ungesunder Monokultur aus.
Kurz vor 16.00 Uhr sind wir endlich in St. Lucia, also mit Pausen rund 9,5h Fahrzeit. Heftig, aber machbar. Ursprünglich hatte ich auf dieser Strecke noch eine Zwischenübernachtung eingeplant, habe diese aber wieder storniert, was sich im Nachhinein als richtige Entscheidung erwiesen hat.
Auch eine richtige Entscheidung war die Wahl des Elephant Coast Guesthouse in St. Lucia.
http://www.elephantcoastguesthouse.com/Dieses absolut charmante Guesthouse war uns für die nächsten 5 Tage ein gutes Zuhause. Wir haben eine Family Suite gebucht, so dass wir zwei Schlafzimmer, zwei Bäder und ein kleines Wohnzimmer unser eigen nennen können. Es sollte sich herausstellen, dass wir uns in diesen großzügigen Räumlichkeiten in den nächsten Tagen öfter aufhalten würden als uns lieb war. Aber am Nachmittag unserer Ankunft schien zumindest zeitweise die Sonne angesagt, wir sind voller Hoffnung für die nächsten Tage - schließlich sind wir seit 5 Tagen ohne Internet und damit ohne Wettervorhersage.
Lobby
Wohnzimmer
Elternschlafzimmer
Kinderzimmer
Geführt wird das Guest House von Myrtle, einer älteren Dame undefinierbaren Alters, wahrscheinlich so zwischen 60 und 70 Jahren. Myrtle ist ca. 150 cm groß, äußerst energisch, äußerst redselig, aber sehr, sehr nett. Wir haben viel von ihr über die Region aber auch über das Leben in Südafrika allgemein erfahren. Sie ist eine sehr kompetente und freundliche Gastgeberin. Die Gästehäuser machen den Urlaub in Südafrika zu einem ganz besonderen Erlebnis, es ist eine andere Art Urlaub als in den anonymen Hotels in den USA. Das guest house hat (meines Wissens) 6 Zimmer, ist geschmackvoll eingerichtet und gefrühstückt wird auf einer schönen, überdachten Terrasse mit Blick auf den tropischen Garten.
Heute aber brauchen wir erst einmal ein ordentliches Abendessen. In St. Lucia gibt es 6 oder 7 Restaurants, alle gehören zu Ketten. Das ist etwas ungewöhnlich in Südafrika, meist findet man noch privat geführte Restaurants. Myrtle rät uns durch die Blume von dem Italiener Alfonso ab, aber den Kindern gelüstet es nach Pizza und Pasta, also gehen wir doch dahin. Ich wähle ein Stew, der Rest der Familie Pizza, die sich als schwach gewürzt und relativ trocken herausstellt. Lesson learned.
Obwohl wir den ganzen Tag gesessen haben, fallen wir k.o. ins Bett.
Frühstück gibt es übrigens nur bis 08.30 Uhr, Myrtle führt ein strenges Regiment