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Autor Thema: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross  (Gelesen 21901 mal)

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DocHoliday

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Ich hatte heute Lust, ein paar Bilder zu sortieren und zu bearbeiten. Und wenn ich schon mal dabei bin, kann ich auch gleich mit dem Reisebericht anfangen.
Nach Antarktis 2013 und Island im März 2014 bin ich so richtig auf den Geschmack gekommen, mehr von den Polarregionen sehen zu wollen. Eigentlich wäre Grönland das nächste Ziel auf meiner Liste gewesen aber dann kam eine Mail von dem Fotografen, der die Antarktis Tour organisiert hatte, mit der Ankündigung einer Schiffstour rund um Svalbard/Spitzbergen im August 2015. Die Bilder von Eisbären, Walrössern und Robben sahen toll aus aber im August sind Soimmerferien, da sind bei uns andere dran mit Urlaub machen.
Aber der Gedanke, Eisbären live und von nahem zu sehen, ließ mich nicht mehr los. Nach ein bisschen Netzrecherche stieß ich auf Wild Photo, 2 norwegische Naturfotografen, die genau solche Touren anbieten. Und zwar auch eine im Juni, also außerhalb der Sommerferien und dafür mit 24h am Tag Helligkeit. Also dann! Tour gebucht, Flüge rausgesucht, noch 3 Tage Oslo dran gehängt - und sehnsüchtig gewartet, dass Juni wird.

Dann war es soweit!
9.6.15

Bis mittags musste ich arbeiten, anschließend wollte noch dringend der Rasen gemäht werden, dann konnte es los gehen. 19:05h startete der Flieger nach Oslo und pünktlich um 20:55 kamen wir an. Man sieht gleich, dass die Steuern auf Alkohol hier sehr hoch sind, denn der Weg vom Gate zur Gepäckausgabe bzw. zum Ausgang führt direkt durch den riesigen Dutry Free Shop. Ich habe dort auch zugeschlagen und mir ein 6Pack Bier, eine Flasche Wein und eine Flasche Whisky gekauft. Zumindest die Flasche Whisky war nicht so wirklich schlau. Denn erstens musste ich ja schon 21/2 Tage später weiter fliegen und zweitens ist Svalbard sowieso zollfrei! Na gut, das Geld hätte ich mir wohl sparen können.

Mit der Schnellbahn ging es ruckzuck nach Oslo und vom Bahnhof mit dem Taxis zu den Frogner House Apartments, wo ich reserviert hatte. Im "Haupthaus" war der check-in, mein Apartment lag noch mal ein paar Taximinuten entfernt in der Nähe des Bislett Stadions. Geschätzt 90 qm mit voll ausgestatteter Küche, großem Wohnzimmer und 2 Schlafzimmern (aus irgendeinem Grund hatten sie mich kostenlos "upgegradet"). Nicht übel! Nebenan gab es 2 Häuser weiter einen Supermarkt, der noch geöffnet hatte, so dass ich mir noch ein Brot und etwas Aufschnitt kaufen konnte. Als ich mir um ca. 23:00h endlich das erste Bier aufgemacht habe, ging drau0en gerade erst die Sonne unter.
Gruß
Dirk

DocHoliday

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #1 am: 28.07.2015, 22:26 Uhr »
Ich hatte ja was von Bilder sortieren geschrieben. Also sollt Ihr auch ein paar Bilder zu sehen bekommen.

10.6.15

Ein wunderbarer Sonnentag in Oslo. Morgens war ich etwas faul. Habe ausgeschlafen, in aller Ruhe gefrühstückt und geduscht und mich dann ganz langsam auf den Weg gemacht.Lt. Google Maps war es nur knapp 2 km bis zum Schloss, also bin ich zu Fuß los. Durch ein paar Wohnviertel habe ich problemlos zum Schlosspark gefunden und mir dort angeschaut, wie Königs so in Norwegen leben.



Och jo, ganz nett!


Königin und Untertaninnen

Der hat aufgepasst, dass neimand das Schloss klaut.

Hier dürfen im übrigen auch Soldatinnen diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen, hatte ich vorher noch nirgendwo gesehen.

Vom Schloss hat man einen schönen Blick die Karl Johans Gate hinunter, sozusagen die Hauptstraße von Oslo.



Die bin ich dann auch mit diversen Abstechern nach rechts und links hinunter gelaufen bis zum Bahnhof.





Durchaus nett. Auf halber Strecke musste ich mich ein wenig abkühlen und innerlich befeuchten und hatte den ersten Kontakt mit den Osloer Preisen - 12 Euro für 0,5l Bier? Sportlich!

Wenn man durch Oslo spauiert muss man übrigens aufpassen. An allen möglichen und unmöglichen Stellen stehen da steinerne Könige im Weg rum.



Der hier passt aufs Palralment auf.


Vor dem Bahnhof hatte ich die erste Gelegenheit zu einem Wildlife-Shooting.


Der Norwegische Tiger, noch seltener als der bengalische oder sibirische.

Einen kurzen Fußmarsch weiter kam dann das architektonische Highlight Oslos ins Blickfeld,

Das Opernhaus:



Wie ein Eisberg, der dort gestrandet ist, steht es am Oslofjord. Mir hat es ausnehmend gut gefallen. Das besondere ist, man kann ihm aufs Dach steigen und sieht so immer wieder neue Linien und Aussichten.





Und wenn die Architektur mal zu langweilig wird, sucht man sich halt andere Motive.











Ach von innen hat das Gebäude einiges zu bieten. Nur senkrechte Linien waren Mangelware.






Lost and not found?

Draußen stand auch hier jemand im Weg rum. Ich habe nicht nachgeschaut, ob es eine Königin war.


Obwohl ich mir am Bahnhof ein 24Stunden Ticket für den Osloer Nahverkehr gekauft hatte, ging es zu Fuß weiter Richtung Akershus, der alten Festungsanlage direkt am Wasser. Die Gebäude und Museen waren zwar schon überwiegend geschlossen aber so war es wenigstens nicht voll.







Die Aussicht auf den Fjord war durchaus auch nett.


Auf der anderes Seite ging es den Hügel hinunter wieder ans Wasser. Hier stand zur Abwechslung kein norwegischer König im Weg rum, sondern es saß ein amerikanischer Präsident da - FDR, keine Ahnung, was der dort zu suchen hat.



Vorbei am Rathaus von Oslo



bin ich nach Akerbrugge hinüber gelaufen, dem modernsten Viertel von Oslo. Hier wurden wie so oft alte Hafenanlagen durch moderne Büro und Wohnhäuser sowie jede Menge Geschäfte und Gastronomie ersetzt. Ist ein durchaus gelungenes Projekt.





Das Museum für moderne Kunst am Ende des Kais.


Nach einem letzten Blick auf Akershus auf der anderen Seite der Bucht habe ich die Kamera weggepackt und bin in einem Bistro auf einem Schwimmponton essen gegangen. Und Oslo hat seinem Ruf als eine der teuersten Städte der Welt alle Ehre gemacht! Ein Karräffchen Rosé der klasse maximal ordentlicher Hauswein mit 48€ für vielleicht 0,4 l - oha! Mit einem Wasser dazu einer kleinen Vorspeise und ein paar Muscheln in Thailändischer Currysauce war ich so locker flockig über 100€ los.. Gut, dass ich doe reise nicht vor dem bestellen umgerechnet habe, das Essen war nämlich ganz ordentlich und man saß sehr schön in der SOnne ;)
Gruß
Dirk

Doreen & Andreas

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #2 am: 29.07.2015, 13:03 Uhr »
Na, da setze ich mich doch gleich mal als erster Mitfahrer dazu, Dirk.
Klingt ja wieder mal sehr vielversprechend und der Anfang in Oslo mit wohl bekannten, aber auch unbekannten Ansichten war schon mal ganz nett. Mit den norwegischen Restaurant- und Alkoholpreisen hatten wir auch schon Kontakt. So richtig Freunde wollten wir aber nicht werden  :shock: :lol:
Viele Grüße,
Andreas
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DocHoliday

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #3 am: 30.07.2015, 18:23 Uhr »
Ah, die ersten Mitreisenden!

12.6.15

Kunst stand auf dem Programm. Morgens war ich wieder faul und habe ausgiebig gefrühstückt und ein bisschen den Vormittag vergammelt. Schließlich habe ich mich aber doch aufgerafft und bin bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen. Zu Fuß ging es zum Frognerpark, genauer zum Vigeland Skulpturenpark. Das ist der größte Skulpturenpark der Welt mit Skulpturen von nur einem Künstler, nämlich - wie der Name fast vermuten lässt - vom Gistf Vigeland. Der hat hier über 200 Skulpturen aus Stein, Bronze und Gusseisen geschaffen, die sozusagen das Leben in allen Facetten darstellen sollen.
Und das ganze umsonst und draußen.

Durch dieses Tor geht es hinein.




Als erstes erreicht man eine Brücke mit dutzenden Bronzen mit Menschen in allen Möglichen Posen und Lebensaltern.



Teilweise schon recht Interessant, was die da so alles treiben ;)





Auf der anderen Seite der Brücke erreicht man einen Brunnen mit Skulpturen in einem anderen Stil.





Anschließend geht es diverse Treppen hinauf zu einem Monolithen, der aus diversen menschlichen Körpern besteht.







Eigentlich geht es noch weiter zum "Rad des Lebens" mit weiteren Skulpturen aber mir war es in der prallen Sonne schlicht zu warm, so dass ich dort umgedreht habe. Auf dem Rückweg habe ich noch dem Star der ganzen Versammlung einen Besuch abgestattet:



Dem "Sinnataggen" oder "Angry Boy" will wohl jeder die Hand halten ;)
Es gibt im Park auch noch ein Museum mit weiteren Werken von Vigeladn aber mir stand der Sinn nach einem anderen berühmten norwegischen Künstler: Edvard Munch. Also bin ich mit der Straßenbahn einmal quer durch die Innenstadt zum Munch Museum gefahren. Ich muss gestehen, dass ich Munch bisher völlig unterschätzt habe, weil ich immer nur den inzwischen ja popkulturell völlig verkitschten Schrei auf dem Schirm hatte. Dabei ist der Mann wirklich einer von der großen der klassischen Moderne. Es lief gerade eine Ausstellung Munch - Van Gogh, die eindrucksvoll zeigte, dass sich Munch auch bei diesem Vergleich nicht zu verstecken braucht. Fotos durfte man drinnen leider keine machen,. Deshalb gibt's nur eins von draußen.



Mit der U-Bahn ging es zurück in die Innenstadt, wo ich noch ein bisschen Kreuz und quer herum gelaufen bin. Unter anderem war ich beim Dom



und diesem hübschen Platz mit einer weiteren interessanten Skulptur.



In dem Restaurant hinter der Skulptur hätte ich glatt was gegessen aber es gab nichts wegen eines Stromausfalls in der Küche.
Also war ich auf der anderen Seite des Platzes im Cafe Skansen und habe dort nett im Biergarten gesessen und auch recht gut gegessen. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang durch Akerbrygge bin ich relativ früh wieder zurück zu meinem Apartment und habe mich an der Vernichtung der verbliebenen Alkoholvorräte gemacht. Die Flasche Wein habe ich fast geschafft aber der Whisky blieb noch fast voll stehen. Die Putzfrauen wird es gefreut haben ;)

Teuer oder nicht, Oslo ist eine tolle Stadt, die auf jeden Fall einen Besuch lohnt. Und wenn man wie ich das Glück sommerlichen Wetters hat, ist die Stimmung in der Stadt schon fast mediterran, weil alles draußen sitzt und die Sonne genießt. Ich wäre auch gerne noch zur Schanze auf dem Holmenkollen hoch gefahren aber dafür hätte ich morgens nicht so lange rumgammlen dürfen. Na ja, man muss ja einen Grund haben, wieder zu kommen.
Gruß
Dirk

TR74

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #4 am: 30.07.2015, 18:57 Uhr »
Noch ein "ungeduldiger" Mitreisender der endlich Fotos von Svalbard sehen will ;)

Nach den tollen Oslo Fotos müssen die Svalbard Fotos ja nicht weniger als sensationell sein (wenn das Wetter mitgespielt hat).

Was für eine Kamera hast du?

DocHoliday

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #5 am: 02.08.2015, 17:45 Uhr »
12.6.15

Relativ früh lärmte der Wecker. Klamotten wieder flugzeugtauglich verpackt, schnell noch einen Happen gefrühstückt, dann mit der Straßenbahn zum Bahnhof und mit der Schnellbahn zum Flughafen. Abflug Oslo 10:10h und um 13:05h landete ich in Longyearbyen.



1300km bis zum Nordpol? Na ein bisschen näher werden wir ihm wohl noch kommen.

Nachmittags war ein Treffen mit den anderen Teilnehmern in der Galerie der beiden Fotografen, die das ganze organisiert haben und abends waren wir gemeinsam essen. Scheint eine ganz nette Truppe zu sein. 5 Norweger, ein Däne, 2 Engländer (Vater und Tochter), ein Australier (der in England lebt) und meine Wenigkeit.

Nach dem Essen habe ich mir noch einen Absacker in einer Bar gegönnt. Svalbard ist Zollfrei! Die Preise waren im Vergleich zu Oslo paradiesisch: Ein großes Bier 3 oder 4 Euro und auch der Whisky war preiswert. Geht doch! ;)

Mein Hotel:



13.6.15
Nachdem Longyearbyen mir am Vortag mehr oder weniger menschenleer vorkam, war heute die Hölle los.



Die Ursache dafür sehen wir später.
Ich bin ein wenig im Ort herum gelaufen und habe die Aussicht auf den Fjord genossen.







Das nördlichste Postamt der Welt, hier landet die Post an "Santa Claus, North Pole".



Außerdem gab es noch die nördlichste Feuerwehrstation, das nördlichste Krankenhaus, etc., etc. Wir sind halt in der nördlichsten Stadt der Welt.

Dann habe ich mir die Ursache für die Menschenmengen in der Stadt angeschaut.



Über 4000 Kreuzfahrtpassagiere machen sich in einem Örtchen mit 2000 Einwohnern schon bemerkbar ;)



Auch aus der Nähe durchaus eindrucksvoll!



An der Straße zum Flughafen dann das wahrscheinlich meist fotografierte Schild in Svalbard.



Dann war es zeit zum Hotel zurück zu laufen und in das bestellte Taxi zu steigen, dass mich zur Anlegestelle "unseres" Schiffes brachte. Nun ja, ein bisschen bescheidener ist es schon ;)



Gegen 18:00h haben wir abgelegt und sind zunächst in 2 Seitenarme des großen Fjordes, an dem Longyearbyen liegt, gefahren. Hier gab es Eisschollen und damit die Chance auf Eisbären. Mit Ferngläsern bewaffnet suchten wir die Gegend ab, ohne einen Eisbären zu finden. Ein paar Robben in größerer Entfernung waren für heute die ganze "Beute". Aber ein bisschen Landschaft gab es zu bewundern und es kam auch der eine oder andere Sonnenstrahl durch.











Nach dem Abendessen fiel die Entscheidung, zunächst nach Süden in die nächste größere Bucht zu fahren. Dort sahen die Vorhersagen für eisbärentaugliche Eisschollen gut aus. Außerdem sagte der Wetterbericht für den nächsten Tag stürmische Winde für das nördliche Svalbard voraus.
Gruß
Dirk

EDVM96

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #6 am: 02.08.2015, 18:36 Uhr »


1300km bis zum Nordpol?
Nein nein, bis Nordpolen. Steht doch da ...  :lachen07:

DocHoliday

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #7 am: 02.08.2015, 18:39 Uhr »
Und weil ich gerade so schön auf der Terrasse sitze und nichts besseres zu tun habe, gibt es gleich noch einen Tag hinterher.

14.6.15

Morgens ging es bei gutem Wetter in den Van Mijenfjord.





Da wo laut EIskarte Eisschollen sein sollten waren aber keine und damit die Chance auf Eisbärensichtungen eher gering.



Aber Landschaft und Himmel gaben ein paar ganz interessante Bilder her.





An einer kleinen Halbinsel, auf der diverse Vögel brüteten, sah Martin (unser zweiter Guide) vom Auguck aus eine Bewegung. Das wird doch wohl kein ...
Also näher ran, um uns zu überzeugen, was das für ein Tier war. Und tatsächlich:



Mit dem Schiff sind wir so weit wie möglich heran gefahren. Der große Eisbär war jetzt gut zu sehen. Trotzdem brauchte ich noch das 500 mit 2x Konverter, um brauchbare Bilder hinzukriegen.







Der Bär ließ sich von uns überhaupt nicht stören und kraxelte langsam die Felsen hoch.



Schließlich hatte er den Felsenkamm erreicht und verschwand auf der anderen Seite.



Die Crew hatte inzwischen die Zodiacs (Schlauchboote) zu Wasser gelassen, so dass wir uns gleich auf die "Verfolgung" machen konnten. Immer an der Küste entlang warteten wir darauf, dass der Bär wieder auf unsere Seite der Halbinsel kommen würde (die andere Seite war wegen Eis nicht zugänglich). Und schon bald sahen wir eine Bewegung, die den Hang hinunter kam.
Falscher Alarm:



Rentiere sind ja nett aber nicht wenn man einen Eisbär erwartet hat ;)
Ein Stückchen weiter sah man oben am Felsenkamm immer wieder etwas aufblitzen, was nach Eisbärenfell aussah. Und der Eindruck täuschte nicht.





Unser Eisbär tat uns jetzt den Gefallen, ein Weilchen parallel zu Wasserlinie zu laufen.



Dann verschwand er aber wieder auf der anderen Seite.

Wir suchten mit beiden Schlauchbooten die Halbinsel ab, zunächst aber ohne Erfolg. Dafür hatten wir Zeit,noch einmal einen Blick auf 2 Rentiere zu werfen und eine vorbei fliegende Eiderente auf den Sensor zu bannen.





Dann tat sich wieder was oben am Felsenkamm.



Aber das war nicht "unser" Eisbär! Das war ein Weibchen mit 2 Jungtieren!
Leider war sie recht vorsichtig, blieb mit ihrem Nachwuchs oben auf den Felsen und verschwand recht bald wieder. Die Witterung des Männchens, der ja immer noch in unmittelbarer Nähe sein musste, hat sie wohl zusätzlich nervös gemacht.



Wir haben nicht aufgegeben und haben weiter gesucht. Schon kurze Zeit später wurden wir belohnt: Diesmal war es ein junges Weibchen, dass ins Blickfeld kam.





Auch sie wirkte recht nervös. Wahrscheinlich kein Wunder, da sie sich genau zwischen dem Weibchen mit Jungtieren und der Stelle befand, an der wir das große Männchen vermuteten. Weitere Bären sahen wir zunächst nicht, so dass wir nach einer Weile beschlossen, umzudrehen und zum Schiff zurück zu fahren. Vorbei war die Zodiac-Tour aber noch immer nicht. Auch auf dem Rückweg ließen sich Mutter und Nachwuchs noch einmal sehen und wirkten diesmal deutlich entspannter.



Und kurz bevor wir das Schiff erreichten sahen wir ganz in der Ferne noch ein Männchen. Der war allerdings so weit weg, dass er nur mit dem Fernglas halbwegs zu beobachten war.

Wow! Noch keine 24h unterwegs und schon 6 Eisbären! Ich habe den ganzen Tag das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen ;)

Wir sind noch einen einen Seitenarme des Fjords gefahren, haben aber dort nichts mehr interessantes gesehen. Noch im Fjord habe wir eine Weile geankert bis das Abendessen vorbei war. Der Wetterbericht versprach inzwischen Wetterbesserung im Norden, allerdings noch recht kräftigen Wind für die Fahrt dorthin. Man merkte dann auch, dass es deutlich mehr zu schaukeln begann, als wir den schützenden Fjord verlassen hatten, um zwischen Spitsbergen und Prins Karls Vorland nach Norden zu fahren. Trotzdem habe ich gut geschlafen und zufrieden grinsend von Eisbären geträumt ;)


Gruß
Dirk

DocHoliday

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #8 am: 05.08.2015, 01:10 Uhr »
15.6.15

Nach der Schaukelei in der Nacht erwarteten uns morgens blauer Himmel, Sonnenschein und fast perfekt stilles Wasser. Immer auf der Suche nach interessanten kebendigen Motive cruisten wir mit dem Schiff durch Woodfjord und Wijdefjord ganz im Nordwesten von Spitzbergen.







Immer wieder sahen wir mehr oder weniger frische Eisbärenspuren aber die Verursacher blieben außer SIcht.



So blieb Zeit für ein bisschen Spielerei mit dem Fisheye.



Bug, Wasserlinie und Horizont in einem Bild? Kein Problem!



Aus dem Bild gehen? Selbst wenn man sich neben den Fotografen stellt schwierig. Die eignen Füße nicht ins Bild bekommen? Mindestens genau so schwierig ;)



Flaggenspiele.


Und noch ein Blick auf die Brücke des Schiffs.


Wir glitten weiter so dahin, es war also genug Zeit für weitere Kameraspielereien wie Panos.


Selbstportrait mit Schiff ;)


Auch vorbei schwimmmende Eisschollen können ganz fotogen sein.




Dann endlich mal ein lebendes Motiv, eine Bartrobbe


Dann wurden die Zodiacs zu Wasser gelassen und wir fuhren mit den Schlauchbooten weiter in den Fjord.

Treibendes Eis kann nett aussehen.




Dann noch ein bisschen Landschaft mit Eis.










Und wieder Eisbärenspuren. Verdammt, wo verstecken die sich?


Um es vorweg zu nehmen, das blieb ihr Geheimnis, wir haben keine Eisbären gefunden. Mehr als diese Möwe war zunächst nicht zu sehen.


Noch mal ein Blick zurück auf unser Schiffchen


Dafür eine Boje von einem Fischerboot mit einer Menge Seil dran. Die haben wir eingefangen, damit sich nichts darin verfangen kann.


Als wieder nach dem Bojenfang wieder umgedreht hatten, begannen diese beiden Felsen sich auf einmal zu bewegen.



Wow! Meine ersten Walrösser.



Ich finde diese Viecher einfach faszinierend. Sie sehen so archaisch aus.







Die beiden waren die Ruhe selbst und ließen uns mit den Schlauchbooten wirklich nah an sich ran.



Aber irgend wann hatten sie dann doch genug und verließen den kleinen Felsen.



Klasse! Walrösser waren neben Eisbären für mich der Grund, hier hoch zu kommen. Schon am zweiten Tag der Tour meine beiden Hauptziele erreicht? Nicht übel ;)

Als die Walrösser verschwunden waren, posierten diese beiden Arctic Terns eine Weile für uns.




Aber das war bei weitem noch nicht alles. In der nächsten Bucht warteten schon wieder Walrösser auf uns.



Diesmal gingen wir an Land und näherten uns ihnen langsam. Und sie ließen uns sehr nahe an sich ran.



Martin hat dabei mit Gewehr und Signalpistole auf uns aufgepasst und nach Eisbären Ausschau gehalten.



Ich kam so nahe an die Tierchen ran, dass ich sie riechen (keine so tolle Erfahrung ;)) und ein paar nette Close-ups machen konnte.

Erst von der Wasserseite aus





dann auch von der anderen Seite



Dabei mussste man etwas vorsichtig sein, um nicht gar so tief in den Schnee einzusinken (hier knie ich allerdings).



Tolles Erlebnis!

Auf dem Weg zurück zum Schiff haben wir noch einen kleinen Umweg eingelegt zu einer Kolonie Krabbentaucher (Little Auk).



Tausende dieser Vögelchen brüteten dort und erhoben sich immer wieder in Schwärmen in die Lüfte.

Nachdem wir das Schiff wieder erreicht hatten, wurde der Anker gelichtet und wir machten uns auf den Weg weiter nach Norden. Am Abend hatten wir die Grenze des Eises erreicht. Ab hier kommt bis zum Nordpol nur noch Eis, Eis und mehr Eis.





Leider war es ziemlich neblig geworden (und kalt), so dass die Sicht ziemlich mies war und die Chance, Eisbären zu sehen daher nicht besonders hoch. Wir habe es aber auf jeden Fall versucht.


Ein Päuschen war aber auch mal drin ;)


Das letzte Bild ist übrigens um kurz nach Mitternacht aufgenommen. Trotz Nebel und Wolken nicht wirklich dunkel ;)
Eisbären haben wir keine entdeckt und auch die Narwale, die in dieser Gegend gesichtet worden waren, blieben uns verborgen.

Trotzdem ein toller TAg!
Gruß
Dirk

EDVM96

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #9 am: 05.08.2015, 01:20 Uhr »
Was für ein Hammerwetter!

Waren die Eisbärenfotos tags zuvor eigentlich Crops trotz der 500x2 Brennweite?

Ich dachte bislang immer man müsste einen sehr (teuren Trip) bis nach Churchill, Manitoba auf sich nehmen um "zivilisationsnah" Eisbären zu Gesicht zu bekommen.
Diese Variante erscheint da ja relativ preisgünstig und gut zu erreichen.

Wie darf man sich denn die Annehmlichkeiten an Bord dieses Schiffes vorstellen?

NähkreisSteffi

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #10 am: 05.08.2015, 17:13 Uhr »
Hallo Dirk,

wie immer super tolle Bilder. Ich freue mich schon auf die weitere Reise.

Viele Grüße

Steffi

DocHoliday

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #11 am: 10.08.2015, 21:43 Uhr »
Waren die Eisbärenfotos tags zuvor eigentlich Crops trotz der 500x2 Brennweite?

Teilweise ja.

Ich dachte bislang immer man müsste einen sehr (teuren Trip) bis nach Churchill, Manitoba auf sich nehmen um "zivilisationsnah" Eisbären zu Gesicht zu bekommen.
Diese Variante erscheint da ja relativ preisgünstig und gut zu erreichen.

Preiwert würde ich die Tour nicht gerade nennen ;)

Wie darf man sich denn die Annehmlichkeiten an Bord dieses Schiffes vorstellen?

Einfach! Die Kabinen sind klein mit Doppelstockkojen. Teilweise mit eigenem Bad, teiweise mit Gemeinschaftsbad. Es gibt eine Lounge im Unterdeck und die Bar/ den Speiseraum im Oberdeck, das war es. Außer den Decks drau0en natürlich ;) Essen ist skandinavische Hausmannskost. Lecker, reichlich aber sicher keine Gourmetküche.
Gruß
Dirk

DocHoliday

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #12 am: 10.08.2015, 21:43 Uhr »
16.6.15

Bis zum Morgen hatte sich an dem Bild auf dem und rund ums Schiff wenig geändert. Wir fuhren an der Eiskante entlang und suchten nach Eisbären.



Auch das Wetter zeigte wenig Veränderung



Ab und zu brauchte eine Robbe ein kleines bisschen Abwechslung aber eigentlich wollten wir kein Eisbärfutter sehen sondern Eisbären!






Man beachte den Bart. Heißt ja auch Bartrobbe ;)

Die Stimmung an Deck war recht entspannt.



Da sich keine Bären sehen ließen und die Sicht außerdem eher schlechter als besser wurde, gaben wir schließlich auf und die Malmö brachte uns die nächsten 3 Stunden volle Fahrt voraus nach Nordwesten nach Sjuoyane (Sieben Inseln), einer kleinen Inselgruppe nördlich von Nordostland. Die Nordspitze der nördlichsten Insel ist gleichzeitig der nördlichste Punkt Norwegens. Mit 80° 50' nördlicher Breite hatten wir den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Von hier sind es noch etwas über 1000 km bis zum Nordpol (zum Vergleich: Nordkap als nördlichster Punkt des Norwegischen Festlands ist ca. 60 km weiter weg).

Zwischen den Inseln war es recht ruhig aber neblig. Zwischendurch kam immer wieder die Sonne durch und sorgte für mystische Lichtstimmungen auf unserer Zodiac-Tour, die nach dem Abendessen anstand.



Schon bald nachdem wir das Schiff verlassen hatten, stießen wir auf eine größere Gruppe Walrösser.









An Land bzw. auf dem Eis sind diese Tierchen ja schon sehr eindrucksvoll aber im Wasser gilt das erst recht, wenn sie direkt auf das Schlauchboot zu kommen. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Gummi des Schlauchboots wohl kein ernstzunehmender Gegner für die Stoßzähne ist.





Mit beiden Zodiacs kreuzten wir zwischen den Eisschollen umher und fanden immer neue Walrösser.









Zum krönenden Abschluss schwamm noch einmal eine größere Gruppe ein Weilchen neben uns her.



Dann verschwanden sie wieder im Nebel und wir machten uns auf die Suche nach anderen Motiven.



Ein kleiner Stop am Rande des Eises - vielleicht zeigt sich ja was interessantes.



Und wenn nicht ist auf jeden Fall die Gelegenheit günstig für eine Zigarettenpause.



Auf einer Eisscholle sahen wir noch ein Robbenbaby. Von der Mutter war keine Spur zu sehen und das kleine wirkte schon recht entkraftet. Man muss wohl eider davon ausgehen, dass es unseren Besuch nicht lange überlebt hat.



Wir haben noch eine Weile die mystischen Licht- und Nebelstimmungen um uns herum genossen.







Jedes mal wenn die Sonne auch nur das kleinste Löchlein in den Wolken fand gab es interessante Lichtspiele.







Schließlich tauchte die Malmö wieder aus dem Nebel vor uns auf. Ein Feierabend-Bierchen hatten wir uns jetzt aber auch verdient ;)

Gruß
Dirk

DocHoliday

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #13 am: 12.08.2015, 00:28 Uhr »
17.6.15

Ich habe beschlossen, die Tage jetzt willkürlich um 24:00h zu trennen.
Eigentlich ging der gestrige Tag nämlich noch ein Stündchen weiter. Nach der Ausfahrt mit den Zodiacs nahm die Malmö in langsamer Fahrt nach Südwesten und wir sind immer Rand des Packeises entlang Richtung Hinlopen Straße gefahren (diese Meeresstraße trennt Spitzbergen vom Nordwestland).





Die Sicht war besser als am Vortag aber Eisbären waren trotzdem keine zu sehen.





Die letzten beiden Bilder sind übrigen um kurz nach 1:00h morgens entstanden.

Irgendwann habe ich die Suche nach Eisbären für diese Nacht aufgegeben und bin in der Koje verschwunden. Am nächsten Morgen ließ sich mal wieder die Sonne sehen.



In einer Bucht mit einer schönen Eisdecke haben wir mal wieder die Schlauchboote zu Wasser gelassen und haben uns damit auf Eisbärensuche gemacht.





Die Eisfläche war teilweise flach wie ein Brett und die Sicht exzellent, so dass man Tiere ohne Probleme auf größere Entfernungen sehen konnte. Nutzt nur leider nichts, wenn sich keine sehen lassen ;)





Wir haben uns nicht entmutigen lassen und tapfer weiter gesucht. Und immerhin wurden wir ja mit schönen Landschaften bzw. "Seeschaften" entschädigt.





Immerhin bekam ich auf dem Rückweg zum Schiff meinen ersten Papageientaucher (oder Puffin oder Lundi) halbwegs aus der Nähe zu sehen.





Mit dem Schiff ging es weiter nach Süden bis aus dem inzwischen wieder aufgezogenen Nebel das Highlight des heutigen Tages auftauche.



Alkefjellet, eine bis zu 300m senkrecht aus dem Wasser aufragende Felswand, auf der Hundertausende Lummen brüteten.



Unglaublich was da los war! Auf jedem noch so kleinen Vorsprung drängten sich die Vögel zusammen und die immer um die Felsen kreisenden Nachbarn machten einen unglaublichen Lärm.







Und wehe ein Vogel oder ein Ei rutschte ab - sofort waren die Möwen zur Stelle und sicherten sich ihre Mahlzeit.





Das Gewusel auf den Felsen und in der Luft war unglaublich. Neben dem Lärm war außerdem der ständige "Regen" von Federn beeindruckend, der auf uns hinabfiel.






Hm alle anderen hocken dicht auf dicht und da unten sitzt einer ganz alleine auf einem recht breiten Grat. Mann, muss der stinken! ;)

Bei den Vogelfelsen haben wir auch das eraste mal auf dieser Tour ein anderes Schiff gesehen.



Den Rest des Tages bzw. auch die Nacht haben wir mit der Suche nach Eisbären verbracht.





Hübsche Aussichten gab es ja aber leider so ganz ohne Bären.



Und das wo wir keine Mühen gescheut haben.



Immerhin gab es wenigstens ganz fotogenes Licht.







Nachdem die letzte Nacht recht kurz gewesen war, habe ich diesmal gegen Mitternacht aufgegeben und bin in meine Koje.
Gruß
Dirk

lurvig

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Re: Svalbard 2015 - Auf der Suche nach Eisbär und Walross
« Antwort #14 am: 12.08.2015, 21:40 Uhr »
na also!
Das ist doch mal ein Reisebericht. Fühlt sich nicht an wie schon 100 Mal gelesen.
Auch wenn Svalbard womöglich schon mal in der "Süddeutschen"  erwähnt wurde :lol:

Sehr cool, Danke! Und bitte mehr davon!

Lurvig