6. Tag: Glasgow – Gretna Green – Hull (Fähre) /
7.Tag: Rotterdam – Ankunft Erfurt
---Da der letzte Tag praktisch nur aus der Heimfahrt besteht und da nichts Aufregendes passiert ist, fasse ich die zwei Tage in meinem letzten Beitrag zusammen. Viel Spaß!
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Es ist Morgen. Draußen ist noch alles dunkel. Meine Mutter ist schon 5:45 aufgestanden, ich hatte mir meinen Wecker für zehn Minuten später gestellt. Ich noch halb im Schlaf, schrecke von einem unfassbar lauten Geräusch auf. Im ersten Moment denke ich es ist mein Wecker und suche nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe. Nichts tut sich- alles bleibt dunkel. Ich spring aus dem Bett und geh zu meiner Mutter ins Badezimmer, wo noch Licht brennt. Das Geräusch will und will nicht aufhören. Und wie ihr vielleicht schon vermutet: es ist die Sirene des Feuermelders, der direkt an der Wand neben dem Bett angebracht ist. Meine Mutter denkt, dass der heiße Wasserdampf der Dusche den Alarm ausgelöst hat und schlägt vor das Fenster zu öffnen (was durch den klebrigen Dreck in der Schiebeleiste nur mit Ziehen und Zerren möglich ist). Das laute Geheul aber bleibt. Ich spring schnell in ein paar Klamotten und Schuhe und halte den Kopf in den Flur (ein bisschen Adrenalin rauscht nun auch durch meinen Körper). Der Alarm scheint also nicht nur in unserem Zimmer losgegangen zu sein. Die anderen Hotelgäste stehen alle aufgeschreckt und fassungslos im Morgenmantel im Hotelflur. Man hört kaum sein eigenes Wort so laut ist die Sirene. Schließlich überlegen sich alle vielleicht doch vorsichtshalber das Gebäude zu verlassen. Ich pack noch das aller wichtigste zusammen (vor allem meine neue Nikon
), mein Koffer ist wieso fertig gepackt, also schnappe ich ihn mir auch noch unter den Arm. Meine Mutter mit Handtuch um den Kopf und ich, nebst allen anderen Menschen, rennen das Treppenhaus hinunter. Die Fahrstühle gehen schließlich nicht. Unten stehen wir im Nieselregen vor dem Hotel und zwei große Feuerwehrwagen kommen auch schon mit Blaulicht angebraust.
Da aber nirgendwo Rauch zu sehen ist, gehen wir die ganze Zeit von einem Fehlalarm oder Ähnlichem aus. Ich bin jedenfalls einfach nur schlecht drauf und noch ziemlich müde. So aus dem Schlaf gerissen zu werden ist schließlich nicht sehr toll. Irgendwie setzt diese ganze Aktion aber noch dem ganzen Hotel-Disaster die Krone auf. Nach einer Weile rückt die Feuerwehr wieder ab. Normalerweise würde man in einer solchen Situation ja erwarten, dass ein Hotelangestellter wenigstens Entwarnung gibt und sich entschuldigt, aber hier ließ sich niemand blicken. Auf eigene Faust beschlossen wir alle wieder reinzugehen. In manchen Zimmern ging dann der Strom bis zur Abfahrt gar nicht mehr. Das war bei uns zum Glück nicht der Fall. Zwanzig Minuten später gehen wir runter zum Frühstück, was wenigstens ziemlich gut war. Hier gab es das erste und einzige Mal Muffins (double chocolate chip), die echt ganz schön lecker waren. Ein paar werden zur Verpflegung eingesteckt. Schließlich müssen wir heute wieder einige hundert Kilometer hinter uns bringen. Gestärkt geht es dann rein nach Glasgow. Der Wettergott meint es weiß Gott nicht gut mit uns. Die ganze Stadtrundfahrt über und auch während unserer Freizeit regnet es.
Kein gutes Wetter, wenn man nur Ballerinas an hat. Da bei unserem Programm eigentlich nur eine Stadtrundfahrt und keine Freizeit eingeplant war, hatte ich mich beim Schuhwerk vergriffen
Es gibt in Glasgow zwar ein paar ältere imposante Gebäude, wie z.B das Rathaus, aber insgesamt hat uns Edinburgh hundert Mal besser gefallen.
Vielleicht ist unser Eindruck aber auch dem Wetter geschuldet. Bei Sonnenschein wirkt die Stadt bestimmt viel freundlicher. Unser Reiseführer für Glasgow besichtigt außerdem mit uns zusammen eine Kathedrale mit wunderschönen Buntglasfenstern und einem unterirdischen Gewölbe. Das hat uns sehr gut gefallen.
Da es immer noch regnet, schauen wir uns den Hauptbahnhof von Glasgow von innen an. Hier gibt es einige Geschäfte, die äußerlich noch alle im Originalzustand zu sein scheinen.
Ein Cookie-Laden weckt unsere Aufmerksamkeit und es gibt einen für meine Mom (Orange-Schoko) und einen für mich (weiße Schokolade-Himbeere). Einfach nur köstlich!
Gleich ein paar Schritte weiter, finden wir dieses gutaussehende Schaufenster, bei dem uns glatt das Wasser im Munde zusammen läuft
So große Baiser-Teilchen habe ich noch nie gesehen!
Schließlich lassen wir Glasgow wieder hinter uns und müssen ein ganzes Stück fahren. Im Bus gibt es während der Fahrt Mittag (Bockwurst, Bratwurst oder 5min Terrinen).
Überraschung! Unser Reiseleiter hat noch einen Reisepunkt in unseren Plan eingebaut von dem wir nichts wussten. Da wir am Abend sowieso wieder viel Zeit bis zum Ablegen haben, halten wir in Gretna Green. Ein kleines Örtchen mit einer großen Geschichte. Je nachdem wie man es sehen will, ist der Ort, der letzte in Schottland vor England, oder der erste in Schottland (wenn man von England kommt). Vor über hundert Jahren kamen in den Ort vor allem minderjährige Päarchen (ab 16) um sich trauen zu lassen, denn in England durfte man das erst ab 21. Also rannten manche Paare regelrecht über die englisch-schottische Grenze, verfolgt von ihren wütenden Eltern, um hier schließlich heiraten zu können. Damals durften wohl auch Schmiede den Bund der Ehe schließen. In Gretna Green gab es da einen bekannten, dessen Schmiede noch heute erhalten ist. Das Gelände drum herum und die Schmiede an sich, die zu einem Museum ausgebaut wurde, haben wir uns sehr interessiert angeschaut. In der Schmiede wurde die Geschichte noch einmal neu erlebt, indem vom Museumsführer ein Pärchen aus unserer Reisegruppe spaßeshalber zu Eheleuten erklärt wurden. Zur Besiegelung der Ehe schlug der schwere Hammer auf den Amboss.
Als wir kurz davor sind wieder ab zu fahren, sehen wir dann sogar noch eine echte Hochzeitsgesellschaft. Hier scheint nämlich ein beliebter Hochzeitsort zu sein. In einem schicken weißen Oldtimer fährt die Braut vor, ein Dudelsackspieler steht stramm und die Japaner knipsen ihre Photos. Was kann es besseres geben
Auf dem Gelände gab es auch ein paar echte schottische Hochlandrinder zu bestaunen. Ganz nah standen sie vor uns und bildeten das ideale Photomotiv für unseren letzten Tag:
Als unglaublich empfinde ich die Anzahl der Souvenir- und Verkaufsläden auf dem Gelände. So viele auf einen Ort! Und irgendwie hat man auch alles schon während der Woche in anderen Shops gesehen. Trotzdem verlockt das enorme Angebot an Shortbread noch einmal zu einem letzten Kauf
Nachmittags, gegen 16 Uhr machen wir noch eine Kaffeepause am Scottish Corner. Früher gab es hier wohl eine Abbiegung (in England) an der man entlang musste, wenn man Richtung Schottland wollte, daher der Name. Gesehen hat man davon aber nichts mehr. Gegen 18:00 erreichen wir Hull und nach einer kurzen Überprüfung unserer Pässe dürfen wir aufs Schiff. Dieses Mal haben wir mit unserer Kabine nicht so viel Glück, wie auf der Hinfahrt und müssen uns deshalb mit einem Stoppeldockbett zufrieden geben.
Das Abendbrot war einfach wieder himmlisch. Am besten waren die Rippchen! Ein Traum sag ich euch!
Die letzten Kuchenstücken liegen uns dann in der Nacht aber doch sehr schwer im Magen
Wie auch schon bei der Abfahrt in Rotterdam vor etwa einer Woche, beobachten wir das Ablegen gemeinsam mit zwei Mitreisenden aus unserem Bus, mit denen wir uns wirklich gut während der Reise verstanden haben. Die Luft ist angenehm- nicht zu kalt und nicht zu windig. Also lässt es sich an Deck ein bisschen aushalten. Die Nacht ist relativ ruhig und abgesehen von einem halbstündigen Stau kurz vor Essen, verläuft die Rückreise ruhig. Nur das ständige Sitzen im Bus während der letzten Tage hat seine Spuren hinter lassen. Alle können und wollen nicht mehr sitzen und endlich nur zu hause ankommen. Wir sind um ungefähr halb sieben in Erfurt. Wir Glücklichen sollte ich da vielleicht sagen, denn einige andere sind noch bis Dresden weiter gefahren. Nachdem wir unsere Koffer die 5 Etagen hoch geschleppt haben, falle ich einfach nur noch erschöpft ins Bett und möchte am liebsten erstmal ganz lange nicht mehr aufstehen.
Das war also unsere Reise. Ich hoffe mein aller erster Reisebericht war halbwegs interessant und hat euch einen kleinen Eindruck vom wunderschönen und sehr interessanten Schottland vermittelt. Wie in fast jedem Urlaub hatten wir ein paar negative Sachen erlebt, aber im Großen und Ganzem war es eine echt tolle Woche. Vor allem Edinburgh habe ich jetzt in mein Herz geschlossen. Ich würde mich freuen, wenn ihr in ca. 5 Monaten auch dabei seid und ich dann von meinen Erlebnissen in Texas berichten werde. Dort werde ich 2,5 Wochen bei einer Freundin von mir auf ihrer Ranch verbringen.
Sie ist Amerikanerin und ich denke, das wird bestimmt eine sehr aufregende und tolle Zeit mit ihr werden. Vor allem, da es meine erste USA-Reise sein wird.
Liebe Grüße an euch alle und nochmal danke fürs Mitlesen