Tag 12 (Mittwoch)Plitvicer Seen Nationalpark - Wanderung obere SeenNach der spontanen Zeltparty mit unseren Grazer Camping-Nachbarn wachen wir leicht verkatert auf und so dauert es länger als geplant bis wir abfahrbereit sind und wir verpassen den Shuttlebus der vom Campingplatz um 9.00 Uhr die Camper zu den beiden Eingängen des Nationalparks bringt.
Eigentlich wollten wir uns die (teuren) Parkgebühren (7 Kuna/Stunde) sparen und den Bus nehmen der gegen einen geringen Betrag Morgens und Abends die Camper zwischen Autocamp und Nationalpark hin und her transportiert. Dann doch mit dem eigenen PKW zum Eingang 1, den wir um 10.00 Uhr erreichen - und direkt weiter fahren zu Eingang 2. Der Verkehr staut sich bei der Einfahrt zum Parkplatz und wir beschliessen, wegen der vorgerückten Stunde, die untere Seenrunde auf Morgen zu verschieben und heute die obere Seenrunde zu erwandern.
Hier ist es noch ziemlich ruhig, es sind noch keine Reisebusse angekommen und wir finden problemlos einen Parkplatz und kaufen für 180 Kuna pro Person (ca. 25 Euro) eine Eintrittskarte gültig für 2 Tage. Das klingt zunächst mal viel, aber im Eintrittspreis sind bereits die Nutzung der Touristenbahn für den Transport zwischen den Eingangsstationen und auch die Überfahrten mit den Elektrobooten enthalten. Die Dame an der Kasse schickt uns zur Touristenbahn die startbereit wartet, aber wir folgen der Aufforderung nicht, da wir nicht fahren sondern laufen wollen. Auf der Rückseite der Eintrittskarte finden wir tatsächlich die verschiedenen Wanderrouten aufgedruckt, aber das Wegenetz mit den Markierungen stellt sich ziemlich verwirrend dar und wir sind uns nicht schlüssig wohin wir gehen müssen. Wir möchten gerne rechtsuferseitig die oberen Seen hinauflaufen und linkes Ufer nach unten. Nach einem Blick auf die grosse Schautafel stehen wir immer noch etwas verloren herum und eine Parkmitarbeiterin bietet uns ihre Hilfe an.
Mit der Unterstützung durch die Parkmitarbeiterin sind wir dann alsbald auf dem richtigen Weg und steigen abwärts in Richtung Bootsanlegestelle. Weniger als 5 Minuten dauert die Überfahrt mit dem Elektroboot zum anderen Ufer und nach einem ausgiebigen Fotostopp, denn die ersten kleinen Kaskaden rauschen schon unmittelbar neben dem Bootssteg, folgen wir der Buchstabenmarkierung. (Anmerkung: Den Buchstaben den wir rauf und auch den den wir runter gehen sollten, habe ich leider vergessen und beim Blick auf die kleine Karte stellt sich bei mir schon wieder ein Fragezeichen ein, irgendwie ziemlich verwirrend die Routenbeschilderung im Park).
Allenthalben plätschert, tröpfelt und rauscht es. Die Seen zeigen sich in betörend schönen Farben und mit glasklarem Wasser. Im Wasser blicken wir bis auf den Grund. Baumstämme vermodern, Steine und Holz trageh dicke Überzüge aus Moosen und Flechten und Wasserpflanzen kleiden den Boden aus wie einen Teppich. Wir sehen viele Fische, grosse und kleine, braune und bunte. Leider auch surrende Plagegeister und sind froh, dass wir das Autan in den Rucksack gesteckt haben. Nachdem wir grossflächig das Insektenschutzmittel aufgetragen haben ist Ruhe und wir können die Wanderung entlang der Kaskaden wieder geniessen.
Wir laufen abwechselnd über Holzstege und naturbelassene Waldwege, über Pflastersteine und befestigte Stufen durch eine üppige Vegetation vorbei an immer neuen Wasserfällen und Kaskaden die sich stufenförmig über Böschungen und Klippen ergiessen. Die Sonne lacht vom Himmel aber die Wege sind nur wenig steil und so sind selbst die wenigen Passagen wo es schattenlos durch die Hitze geht kaum anstrengend. Die Wanderung entpuppt sich als absolute Genusstour, wir wandern von Highlight zu Highlight und jeder neue Wasserfall und jeder See scheint schöner als die vorherigen zu sein.
Wir bewundern die reiche Artenvielfalt der Pflanzen und sind begeistert von den vielen verschiedenen Tönen aus Grün (Pflanzen) und Türkis (Wasser). Die Seen zeigen sich glasklar und unbewegt, sodass fotogene Spiegelungen uns wieder und wieder zu Fotostopps nötigen. Die Wasseroberfläche glitzert in der Sonne, Libellen schwirren umher, Frösche quaken und wir summen das Lied "It's a wonderful life". Die Plitvicer Seen kommen unserer Vorstellung vom Paradies ziemlich nahe und strahlend gehen wir weiter auf Entdeckungstour im Land der fallenden Seen. Unsere persönlichen Highlights im Bereich der oberen Seen sind der Slap Galovacki Buk, der höchste Wasserfall im Bereich der oberen Seen mit einer Fallhöhe von 25 m und die imposanten Mali Prstavac mit einer Fallhöhe von 18 m und der sich in mehreren gebündelten Kaskaden ergiessende Veliki prstvac.
An einem See suchen wir uns eine Bank für unser mitgebrachtes Picnic, bestehend aus Brötchen und Putenaufschnitt anschl. folgen wir weiter den Markierungen bis wir an der Haltestelle der Bahn herauskommen. Wir drehen um und folgen anschliessend der Folge-Markierung zurück zur Bootsanlegestelle. Beim Aufstieg herrschte teilweise reger Betrieb an den Wasserfällen und viele Besucher polterten auf den Stegen an uns vorbei wenn wir längere Zeit rasteten und die Seen und Wasserfälle bewunderten. Nun, am frühen Nachmittag, stauen sich zeitweise die Menschenmassen auf den Stegen und die Idylle verwandelt sich in ein Tollhaus.
Zurück am Bootsanlager setzen wir mit dem Boot über den Jezero Kozjak, den grössten und tiefsten See im Park. An der Bootshaltestelle 3 finden wir noch weniger Idylle, einige Imbissbetriebe und ein Souvenirladen bieten ihre Dienste an. Wir gönnen uns eine kalte Cola und einen Apfelstrudel und sitzen gemütlich in der Sonne bevor wir gegen 17.00 Uhr mit dem Boot zum Anleger 2 übersetzen, das nächste Boot besteigen das uns zum Anleger 1 und damit auf den Rückweg zum Parkplatz bringt.
Diesen zauberhaften Tag im Park beenden wir ganz schnöde mit einem Besuch im Souvenirshop, können uns aber noch nicht recht für ein Mitbringsel entscheiden, macht aber nichts, Morgen ist auch noch eine Möglichkeit. Unser Auto bringt uns zunächst mal zu dem gut sortieren Supermarkt in dem wir gestern schon einkaufen waren. Heute kaufen wir Grillfleisch und frischen Salat und weisse Kinder-Bueno. Die Süssigkeiten schaffen es aber nicht als Nachtisch auf den Campingplatz, sondern werden noch im Auto verspeist. Das Weinregal im kleinen Markt war leider nicht so nach unseren Wünschen bestückt und wir hadern schon damit, dass wir auf dem Trockenen sitzen.
Zurück auf dem Zeltplatz haben wir ausnahmsweise mal keine neuen Nachbarn, die Österreicher wollten weiter nach Ungarn und der Stellplatz ist noch unbelegt. Aber in unserem Vorzelt steht eine Flasche Wein mit einem Zettel dran und freundlichen Grüssen von den Grazer Motorradfahrern, die sich damit für den geselligen Abend und unseren geliehenen Gaskocher bedanken. Nette Geste über die wir uns sehr freuen.
Wir nehmen uns fest vor, nicht so tief ins Weinglas zu schauen damit es Morgen früh auch früh mit der Wanderung bei den unteren Seen klappt. Den Abend verbringen wir aber doch wieder sehr gesellig mit unseren Nachbarn von der linken Flanke, einem Ehepaar aus den Niederlanden, die uns mit lustigen Geschichten aus 30 Jahren Camping unterhalten. Wir haben da auch einige Andekdoten zu erzählen und so sind es letztlich 23.00 Uhr bis wir in die Schlafsäcke kriechen und mit besten Absichten den Wecker auf 7.00 Uhr stellen.