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Autor Thema: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012  (Gelesen 21108 mal)

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Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #30 am: 11.07.2014, 23:03 Uhr »
Im Sitzen kochen und dann noch mit so einem Ausblick - toll!  :D

Ja, ich liebe es auch outdoor zu kochen, obwohl es immer so aufwendig ist alles wieder sauber zu machen etc. :D


Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #31 am: 11.07.2014, 23:12 Uhr »
Samstag, 25. August

Die Nacht verläuft ruhig, nur zwei Autos kommen hoch zum Viewpoint und trotz unseres mulmigen Gefühls ist niemand dabei, der uns vertreiben möchte. Am nächsten Morgen stellt sich heraus, wie katastrophal unterlegen ein Koffer im Gegensatz zu einem Wanderrucksack ist, wenn man draußen übernachtet. Das Packen und Umpacken muss mangels Platz draußen vor dem Zelt passieren und wirklich rollen kann man den Koffer auf dem Gras auch nicht. Da wir aber ja vor allem eine Städtetour machen, haben wir nur drei kleine Tagesrucksäcke mit und müssen uns arrangieren, auch wenn es den Wanderern der Gruppe Herzschmerz bereitet einen Koffer neben dem Zelt stehen zu sehen…



Nach einem kurzen Frühstück fahren wir runter nach Minden und stellen uns in die Schlange des Tm Hortons, die außerdem bis auf den Parkplatz führt.



Mit Kaffee, Schokolade und Donuts planen wir die Route und die Stopps für die knapp 100 Kilometer in den Algonquin.
Eigentlich wollten wir noch Alufolie, Eis und Batterien kaufen, aber die nächsten Einkaufsmöglichkeiten waren in Huntsville, 30 Kilometer von unserer Route entfernt und so verwarfen wir diesen Plan.



Erstaunt waren wir daher über die vergleichsweise dichte Besiedlung der Region. Um jeden See und in jedem Wald standen Häuser, die meisten zwar kleinere Ferienwohnungen, dennoch erstaunte uns die pure Menge. Der Trend geht anscheinend zum Zweithaus, denn ohne Infrastruktur a la Supermärkte oder Tim Hortons und ohne Ortschaften und Arbeitsmöglichkeiten konnten wir uns nicht vorstellen wie und wovon die Leute hier Vollzeit leben würden. Dann erreichen wir den Beginn des Algonquin und biegen direkt links ab zu den Rapid Falls. Diese mäandern im oberen Teil eher gemütlich über die Steine, während sie weiter unten mit großem Getöse die engen Schluchten herabstürzen.





Wir verputzen unser Mittagessen auf den großen grauen Steinen, halten die Füße ins Wasser und lassen uns die Sonne auf die Köpfe knallen.





Schließlich brechen wir zum Westgate des Algonquin Provincial Park auf und versorgen uns mit Infomaterial über Park- und Campmöglichkeiten.



Der Algonquin ist außerdem der älteste Provincial Park Kanadas und wurde bereits 1893 gegründet, 21 Jahre nach Yellowstone, dem ältesten Nationalpark der Welt.
Wie aus den USA gewohnt, haben wir uns nicht genauer über Aktivitäten und Wanderungen im Park informiert, da sich dieses vor Ort mit den Karten sowieso viel besser tun lässt. Nach kurzer Überlegung entscheiden wir uns für den Kearney Lake Campground, der relativ wenig Stellplätze hat, keine Motorboote, dafür direkten Seezugang und ein gutes Privacy-Rating hat. 37 Kilometer Fahrt bedeutet das, auf denen endlose Wälder und riesige tiefblaue Seen an uns vorbeiziehen. Wir orientieren uns schon einmal, wo welche Wanderwege, Seen und Campgrounds sind. Der Lake of Two Rivers mit seinem Campground sieht ebenfalls genial schön aus, ist allerdings auch sehr groß und wir sehen viele Motorboote über den See heizen.
Schließlich erreichen wir Kearney Lake und entscheiden uns für eine First Come, First Serve Site in der Nähe des Sees. Wir schlagen die Zelte auf und dann gibt’s kein Halten mehr. Niklas und Nico ziehen die Badehosen an und stürmen geradezu an den See. Vor unseren Augen öffnet sich ein perfektes kanadisches Panorama. Vom kleinen Badestrand öffnet sich der See nach links und rechts, dichter Wald soweit das Auge reicht, dazu tiefblaues Wasser. Ein einsames, gelbes Kanu fährt über den See. Nur wenige Hundert Meter vom Ufer entfernt liegt eine kleine Insel und macht die abgeschiedene Idylle perfekt.



Um in dem einigermaßen kalten Wasser auf Temperatur zu kommen, schwimmen wir direkt mal rüber. Eine Strecke, die so weit ist, dass man wirklich schwimmt, aber so kurz, dass man doch recht locker rüberkommt. Der See ist eines der absoluten Highlights des Urlaubs. Nur einmal sehen wir hier andere Schwimmer, täglich schwimmen wir indes zu „unserer“ Insel und wieder zurück, genießen das klare, kalte und absolut stille Wasser und die sportliche Aktivität. Nach einem langen Tag ist der See einfach der perfekte Abschluss und wir wünschten immer den Luxus dieses Sees genießen zu können…


Ein Blue-Jay (Angabe ohne Gewähr)

Nach ausgiebigem Duschen, versuchen wir die Instantnudeln von Mr. Noodles, die das erste und letzte Mal in unserem Einkaufswagen gelandet sind. Anschließend sitzen wir noch zusammen und schmieden Pläne für die 4 Tage im Park, bevor wir uns in die Zelte zurückziehen, Berichte schreiben, lesen und Musik hören.

Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #32 am: 14.07.2014, 11:50 Uhr »
Sonntag, 26. August

Vincent ist wie immer früh wach und war schon Duschen und Fotos machen, bevor ich überhaupt meinen Kopf aus dem Zelt schiebe.





Das Wetter ist wunderbar, blauer Himmel und Sonnenschein beschleunigen unser Frühstück und voller Vorfreude mache wir uns auf zum 11,7 Kilometer langen Mizzy Lake Trail, der laut Reiseführer gute, laut Parkbroschüre zumindest partiell Chancen auf Wildtiersichtung bieten soll.
Vorher wird noch die Site für zwei Tage verlängert, bevor wir uns vom einige Kilometer entfernten Parkplatz in den Wald begeben. Nur sechs Parteien haben sich heute ins Büchlein eingetragen, was unsere Hoffnung bestärkt quasi alleine unterwegs sein zu können. Erster Halt nach einem See und einem relativ unspektakulären Waldstück ist ein großer Biberdamm, der durch die Menge des verbauten Holzes sehr beeindruckend wirkt.







Im angrenzenden See dann die ersten Wildtiersichtungen, eine Schildkröte sonnt sich auf einem Stein und eine Art Reiher stakst durchs Wasser.







Zwei Flipflopträger passieren uns hier am See. Sie machen so einen Alarm, dass selbst, wenn es nur so von Elchen, Bären und Wölfen wimmeln würde, jedes Tier in 10 Kilometer Umkreis Reißaus nehmen würde. Wir laufen entlang des schönen Mizzy Lake und kommen an einen alten Eisenbahnpfad, an dem Sichtungen wohl recht häufig sind. Allerdings ist es 2 Uhr nachmittags und wir machen uns keine Illusionen…



Es folgt die mystisch anmutende Sumpflandschaft um den West Rose Lake, die leider keine Bank oder vergleichbares besitzt und unsere Pause weiter nach hinten verschiebt.





Dieser Teil des Weges bietet sich im Morgengrauen oder in der Dämmerung sicherlich zur Tierbeobachtung an, denn nach den Sümpfen folgt ein leicht erhöhter Weg, der rechts und links kilometerweite Blicke über einen flachen See, den Wolf Howl Pond, bietet.



Von unserem Platz auf einer Bank, ca. in der Mitte dieses Dammes kann man dutzende Kilometer See und umliegende Wälder einsehen.



Wenn hier keine Tiere zum Trinken kommen, weiß ich auch nicht. Allerdings liegt der See über 5 Kilometer vom Parkplatz entfernt und diese im Dunkeln zu laufen ist nicht wirklich verlockend… Früher hauste hier wohl ein ganzes Rudel Wölfe, die sogar den Parkrangers auf deren Rufe antwortet. Dieses Jahr schien es das Spektakel aber nicht zu geben, eventuell waren die Wölfe weiter gezogen ?
Wir entdecken ganz in der Nähe unserer Bank Elch/Rehspuren am Rand des Pond. Wir sind uns sicher, dass es Elchspuren sind, denn aufgrund der Größe und Tiefe des Abdrucks müsste es ein verdammt großes Reh gewesen sein…
Leider lassen sich auch nach einer Stunde keine Tiere blicken, was wir ihnen aufgrund der Hitze, der hochstehenden Sonne und der exponierten Lage auch nicht übel nehmen. Ich schnappe mir einen der Rucksäcke unter weiter geht es.
Der zweite Teil des Trails ist eher unspektakulär. Kilometerlang führt er durch dichten Wald. Wir halten nicht an, sondern laufen immer weiter, denn a) muss man immer nach unten schauen um nicht zu fallen und b) kann man aufgrund des dichten Waldes sowieso nur 2-3 Meter weit gucken.



So kommen wir an einen weiteren Lake und machen eine weitere Pause.
Die mittlerweile tieferstehende Sonne wirft wunderschönes Licht über den See und wir attackieren unsere letzten Essens- und Wasservorräte. Mittlerweile haben wir das Gefühl die Bilder wiederholen sich: Wald, See, etwas Sumpf, wir sind knapp 4 Stunden unterwegs und der Ruf unseres Sees wird stärker, sodass die Pause weniger und kürzer werden. Wir machen noch Fotos am Dizzy Lake, doch lange aufhalten tun wir uns nicht mehr.






 
Niklas und Nico blödeln auf den letzten Meter noch rum und liefern sich ein fingiertes Rennen, das Niklas knapp gewinnt, natürlich muss er auch ein Siegerinterview geben, dass sich später im Film zur Reise wiederfindet. Zurück geht’s zum Campground und wenige Minuten später schwimmen wir durch das herrlich kalte und klare Wasser, genießen die Ruhe, die Weite, die Idylle.
Dann gibt’s Essen, Dusche und co. Ich quatsche noch etwas mit einer Kanadierin, die 3 Jahre in Baden-Baden gelebt hat mit ihrem Mann (natürlich Canadian Airforce…) und heute in Kingston lebt. Sie empfiehlt mir noch Sehenswürdigkeiten und den besten Pub in Kingston, bevor wir wieder unserer Wege gehen…

Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #33 am: 16.07.2014, 20:55 Uhr »
Montag 27. August

5 Uhr morgens, der Zeltplatz liegt in tiefer Schwärze. Ein lautes Raschelns und Getrampel ganz in der Nähe unseres Zeltes weckt mich. Oder, habe ich mir das nur eingebildet ? Hmm… es ist wieder ruhig… vielleicht war es doch nichts.
Gegen 9 Uhr bin ich wieder wach und sehe erstaunt, dass Vincent noch neben mir liegt und schläft.
Beim Frühstück reden wir über die letzte Nacht und die Geräusche hinter unserem Zelt. Denn auch Vincent hat sie gehört und ist aus dem Zelt um ihnen nachzugehen. Außer massiven Bewegungen im Unterholz und einem Schatten sieht er aber nichts, doch die Größe lässt ihn einen Elch vermuten. Da er nun eh schon wach ist, geht er noch den Sonnenaufgang fotografieren. Bevor er sich nochmal bis halb 10 hinlegt.
Heute holt uns auch der angekündigte Regen ein. Als wir am Lookouttrail halten und uns die 70, teilweise unglaublich steilen, Höhenmeter hinaufkämpfen, stehen wir quasi einer riesigen Regenfront gegenüber.



Leider trübt sie auch den ansonsten sicherlich grandiosen Ausblick (zum Indian Summer !!), sodass wir neben viel Wald nur noch viel Grau sehen.





Um nicht im Regen zu stehen, gehen wir zügig wieder zum Auto. Zurück im Auto entscheiden wir uns das Visitorcenter anzufahren, da es mittlerweile leicht nieselt und unsere Motivation seit dem Aufstehen in nasskaltem Wetter heute Morgen mäßig ist, erstaunlich wie sehr das Wetter die Laune beeinflusst, wenn man draußen lebt…
Wir hören einen Vortrag über Elche und verbringen Zeit in dem sehr gut gemachten Algonquin Museum. Da es weiter nieselt und die Motivation gering ist, fahren wir noch zum Canoe Lake und checken schon mal die Situation, denn morgen wollen wir hier bei wiederum guten Wetter eine Tour machen.



Endlich blinzelt die Sonne auch mal durch und wir machen Mittag mit Blick auf den See.
Da wir alle etwas durchhängen geht es zurück zum Campground und wir schwimmen eine große Runde, wobei die Umrundung der Insel im See nicht möglich ist, weil das Wasser rechts nur hüfthoch und voller Schilf ist.
Auf dem Rückweg sehe ich die Leute auf der Site neben uns hektisch auf den kleinen See zeigen, der direkt an unsere Sites anschließt. Da ich gelernt habe, dass man Tiere am besten findet, wenn man seine Mitmenschen beobachtet, gehe ich zu der Gruppe und siehe da!
Eine Elchkuh mit ihrem Jungen steht einige Hundert Meter entfernt und säuft und grast… Was für ein Geschenk (und die Antwort, wer nachts durchs Unterholz radaute…). Wir holen alle verfügbaren Kameras und Videokameras und knipsten und filmten was das Zeug hielt.






Einmal ohne Elche

In diesem Moment taucht auch noch ein Biber oder Otter vor uns auf und schwimmt gemächlich seine Bahnen.



Wieder wird geknipst, was das Zeug hält. Nach einigen Minuten ziehen Mama und Baby Elch weiter, sie laufen eine Kuppe hinauf und verschwinden, nach einem letzten Blick, im Wald. Mittlerweile ist unsere Wildlife-Beobachtungsgruppe auf 9 Personen angewachsen. Ferngläser gehen von Hand zu Hand, es wird gefilmt und diskutiert, bevor alle Mann bester Laune zu ihren Zelten zurückgehen. Aus dem Durchhängertag wurde soeben eines der absoluten Highlights des Urlaubs !!

http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/19992/Kanada_2012_Vincent_453.JPG
Unser See mal bei weniger gutem Wetter



Ich sitze nach dem Abendessen noch ein bisschen vor dem Waschhaus auf einer Bank (Licht !!) und schreibe an meinem Bericht. Erstaunlich, wie viele Leute mit dem Auto zum Waschhaus fahren….

Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #34 am: 20.07.2014, 23:08 Uhr »
Dienstag, 28 September

Heute steht dann also Kanu fahren auf dem Programm. Wir haben alle Lust und sind daher für unsere Verhältnisse früh unterwegs. Bereits vor 10 Uhr haben wir unsere Site ein letztes Mal verlängert („unser“ See gefällt uns so gut, dass wir nicht wechseln wollen) und sind auf dem Weg zum 20 KM entfernten Canoe Lake. Für 40 Dollar mieten wir ein Kanu für den halben Tag und machen uns auf den Weg.





Das erste Ziel ist Popcorn Island, denn es ist eine der wenigen Inseln im Canoe Lake, die nicht Privatgrundstück sind. 16° zeigt das Thermometer, dazu haben wir eine ordentliche Brise im Gesicht und die Wellen schlagen frontal auf unser Kanu. Der See zeigt uns direkt mal, wo es langgeht… 1 – 1,5 Stunden soll es dauern um einmal an das andere Ende, das wir in der Ferne gerade so erblicken können, zu paddeln. Eine gewagte Schätzung nach unseren ersten Eindrücken… wir müssen ja wie die absoluten Cracks wirken, wenn die junge Dame am Verleih uns diese Zeit zutraut…
Als wir am ca. 30 qm kleinen Popcorn Island an Land gingen, spürten wir die Muskeln schon etwas und nach fachmännischer Vertäuung des Kanus,



setzen wir uns auf die Felsen in den Schatten und machen Mittag und beobachten das Treiben auf dem See, denn es sind  einige Kanus und Boote unterwegs.



Als nächstes ging es einmal quer über den See in einen Seitenarm, der uns wegen seines Tierreichtums empfohlen wurde.



Gleich zu Beginn sahen wir einen Blue Grand Heron, der jedoch floh, bevor wir ihn fotografisch festhalten konnten. Daher entschieden wir uns zu warten und dümpelten etwas zwischen dem allgegenwärtigen Schilf herum.





Und tatsächlich kam der Heron wieder und wir konnten unsere Fotos machen, bevor wir weiter staksten.


Ist hoffentlich echt so ein Heron...

Wir folgten einem anderen Kanu tiefer in den Seitenarm. Der Arm war jetzt nur noch zwei Meter breit, das Wasser armtief und die Vegetation rundherum über zwei Meter hoch.

[/img]

Wir sahen nichts in keine Richtung und kamen uns vor wie tollkühne Entdecker in einem unbekannten Flussdelta, nie wissend, was hinter der nächsten Biegung wartet…
10 Minuten später endete der Arm und ohne neues Land zu erschließen, paddelten wir durch die schmale Fahrrinne zurück und einmal quer über den See.


 
Dabei stellten wir fest, dass der einzig öffentliche Steg schon hinter uns lag und auch der komplette Rest des Sees von Privatgelände umgeben war… also drehten wir unser kleines, gelbes Kanu und paddelten zurück und genossen die endlosen Wälder rundum den tiefblauen See. Es folgt eine längere Pause an ebenjenem Steg.





Wir essen, lesen, schreiben und genießen die Sonne. Es ist warm, aber nicht heiß und der Wind ist angenehm kühlend. Ein vorwitziger Chipmunk gesellt sich zu uns, klettert gar auf Vincents Bein und knabbert an meiner Brotdose. Natürlich belohnen wir ihn dafür nicht, schließlich wollen wir ihn nicht entwildern (obwohl das vermutlich schon zu spät ist…). Wir steigen den kleinen Hügel hinter dem Steg hinauf und stehen wenig später vor dem Tom Thompson Memorial, ein greller Totempfahl mit dem dem hier im See ertrunkenen Maler ein Denkmal gesetzt wurde.



Mittlerweile ist es 16:00 Uhr und unsere Crew sticht wieder in See. Da wir keine Lust auf Gegenwind haben, fassen wir den Plan zurück zur Abgabe zu fahren. So langsam fangen die Muskeln fies an zu brennen und recht gemächlich schiebt sich unser Gefährt deswegen über den See. Der Wind hat aufgefrischt und trifft nun, zusammen mit den Wellen, aus einem 90° Winkel aufs Boot. Egal wie stark wir paddeln und selbst wenn wir alle drei rechts paddeln, wir treiben fröhlich immer weiter ab und so müssen wir einen Zick-Zack-Kurs wählen und hin und wieder gegen Wind und Wellen ein paar Meter vom Ufer wegpaddeln, bevor wir wieder unseren eigentlichen Kurs einschlagen können.



Gegen 17:00 Uhr haben wir es dann geschafft. Das Boot liegt am Steg und recht platt machen wir uns auf den Rückweg. Niklas und Nico springen in den See und schwimmen die obligatorische Runde, währenddessen wir eine angeregte Debatte über Harveys Burger führen. Nach dem Abendessen sitzen wir noch gemeinsam im Auto, hier ist es vergleichsweise warm und man hat eine Rückenlehne. Wir quatschen noch etwas und wappnen uns dann für eine kalte Nacht, denn es sind nur 6° angesagt.


sil1969

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #35 am: 21.07.2014, 12:51 Uhr »

Bereits vor 10 Uhr haben wir unsere Site ein letztes Mal verlängert („unser“ See gefällt uns so gut, dass wir nicht wechseln wollen) ...


Kann ich verstehen, ist wirklich sehr schön da.

Kanu bin ich dieses Jahr auch das erste Mal gefahren. Allerdings war das in Georgia, wo sich "außenrum" noch ein paar Alligatoren aufhielten. Die Stille auf dem Wasser war herrlich, allerdings war mir auch etwas mulmig wegen der Tierchen... :?
LG Silvia

Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #36 am: 21.07.2014, 16:52 Uhr »
Vor Alligatoren muss man in Kanada zum Glück keine Agnst haben :D
Weiß nicht, ob ich das machen würde, ich meine eigentlich passiert da ja nichts, aber so ein Alligator ist schon groß....

Wir hatten eigentlich die ganze Zeit überlegt auf einen anderen Camping-Platz am "Lake of Two Rivers" zu gehen, weil der See so enorm groß und schön war.
Allerdings waren dort auch Motorboote erlaubt und der Campground deutlich größer, deshalb haben wir das geknickt.

Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #37 am: 24.07.2014, 20:40 Uhr »
Mittwoch, 29. August

Die Nacht wir wie angekündigt sehr kühl. Zwei, dreimal bin ich wach und rejustiere meinen Schlafsack, es hilft nichts… Um 8:45 Uhr bin ich wach und gehe duschen. Wir frühstücken im Fleece und packen mit etwas zittrigen Händen das Auto. Wir schenken uns den Beaver Pond Trail und brechen Richtung Ottawa auf. Schweren Herzens lassen wir den Algonquin zurück und hoffen eines Tages wieder hier zu sein.
Östlich des Parkes durchquerten wir zunächst ca. 50 Kilometer Wald, Radioempfang gab es keinen und auch kein Tim Hortons… also auch keinen Grund anzuhalten. Unser erster Stop war so der Golden Lake, letztendlich war es hier so wie immer: Kleiner Ort, großer, klarer See, viel Wald, typisch für das Ontario, das wir bisher gesehen haben.







Dennoch konnten wir uns nicht losreißen. Wir würden die Natur des Algonquin vermissen und auch Stadt hatten wir gerade alle so mäßig Lust. Hinter Eganville entscheiden wir uns gegen die 60, die durch Ontario direkt nach Ottawa führt, aber weniger schön und mehr befahren zu sein scheint und für die Alternative 41 und 148 über Pembroke am Nordufer des Ottawa River und somit durch Quebec.
Außerdem hat Pembroke einen Tim Hortons… Dort kehren wir dann auch nach weiteren 40 Kilometern ein. Nach einigen Verständigungsproblemen mit der Kassiererin, die mich persönlich sehr wurmen, bekommen wir dann doch noch die Bestellung von drei Sandwiches, drei Donuts, einer Suppe und einem Getränk hin.
Nach dem Essen überqueren wir den Fluss und befinden uns in Quebec. 127 Kilometer folgen wir der Straße nach Osten und während rechter Hand der Ottawa River immer wieder auftaucht, ändert sich die Landschaft zu Linken.
Der Wald zieht sich zurück und bald dominieren Farmen und kultivierte Flächen das Bild. Große Silos stehen friedvoll in der Landschaft und die großen Farmen umgeben von erstaunlich grünen Feldern bilden ein idyllisches Bild. Der Highway ist leer, wir machen die Fenster auf, drehen den Countrysender auf und cruisen mit 90Km/h gemütlich Richtung Ottawa.

Ottawa auf der 148 anzufahren ist ein interessantes Gefühl. Wir befinden uns ca. 20 Kilometer westlich der Hauptstadt des zweitgrößten Landes unseres Planeten und immer noch sehen wir links und rechts hauptsächlich Felder und Farmen. Erst 15 Kilometer vorm Stadtzentrum fangen die Vorstädte langsam an. Wie genial die Innenstadt Ottawas innerhalb einer halben Stunde erreichen zu können und trotzdem gefühlt Lichtjahre von einer Stadt entfernt zu wohnen…
Wir überqueren den Ottawa River und sind nun wieder in Ontario. Unser Hotel, das Capitol Hill, das für seine extrem zentrale Lage erstaunlich günstig war, finden wir auf Anhieb. Für 15 Dollar pro Tag kaufen wir einen Parkplatz am Hotel, räumen aus, benutzen zum ersten Mal wieder das Internet, etc. etc. Um 21:30 Uhr beginnt eine große Licht- und Musikshow am Capitol.



Die Geschichte Kanadas von den Frist Nations bis zu Gegenwart wird auf der Außenfassade mit einer pompösen Lichtshow gezeigt, während mehrere Sprecher das Gezeigte erläutern.





Die Effekte sind unglaublich gut gemacht, mal scheinen Teile der Fassade in sich zusammenzusacken, dann jagen Autos oder Reiter über die Fassade oder eine riesige kanadische Flagge erscheint über die volle Größe des Gebäudes. Absolute Empfehlung für alle Ottawabesucher !!

Haben da leider keine guten Bilder von... :(

Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #38 am: 28.07.2014, 14:34 Uhr »
Donnerstag, 30 August

Eigentlich wollten wir heute Morgen die Wachablösung am Parlament miterleben, aufgrund des sowieso schon vollen Tagesprogrammes, entscheiden wir uns allerdings dagegen und marschieren erst gegen 11 Uhr zum Parliament Hill.



Wir tragen uns für die kostenlose 12:20 Uhr Führung im Parlament ein und vertreiben uns die Zeit damit das Gelände drum herum mit einem Selfguide zu erkunden. (Der geneigte Leser muss dazu wissen, dass ich immer und überall, wenn sich mir die Möglichkeit bietet Parlaments- und Regierungsgebäude angucke und meinen Mitreisenden auch gar keine Wahl lasse…).
Vom Hügel, auf dem das Parlament steht hat man einen schönen Blick über den Fluss und das grüne Ottawa und obwohl das Thermometer schon 30° zeigt, ist es mit Wind sehr angenehm.


Mounties...





Von den Statuen, die rund um den Hügel aufgestellt sind, hat es uns Lester Pearson besonders angetan, der ein beeindruckendes Leben gelebt hat. (Er war unter anderem Außenminister und Premierminister Kanadas, Präsident der Generalversammlung der UN, hat die allgemeine öffentliche Krankenversicherung in Kanada eingeführt, die aktuelle kanadische Flagge, hat die Einführung der Blauhelmtruppen der UN initiiert und den Friedensnobelpreis gewonnen…).



Nächster Halt ist die Sparks Street, eine der ältesten Shoppingstraßen des Landes, die aber heruntergekommen und langweilig ist.
Unser Guide im Parlament ist Jeanelle, eine Politikstudentin aus Kingston, deren Enthusiasmus und Freude 100% echt ist und die uns auf eine mitreißende und kurzweilige 60 minütige Tour mitnimmt. Eines der Highlights ist die Library of Congress in einem kreisrunden Gebäude, die man leider nicht fotografieren darf…


Deshalb hier einmal von außen...



Von Jeanelle erfahren wir einiges über die politische Geschichte Kanadas, sowie die architektonischen Besonderheiten des Parlamentsgebäudes.





Ende und ein weiteres Highlight der Tour ist der Blick aus dem Peace Tower, der 360° Blicke über Ottawa bietet.



Mittlerweile ging es auf 14:00 Uhr zu und nach einem kurzen Stopp an einem Schleusensystem nehmen wir im Major Hill Park im Schatten Samuel de Champlain Platz.







Champlain hat ebenfalls eine beeindruckende Vita vorzuweisen



, gründete unter anderem die Siedlung die später Quebec wurde und den Pelzhandelsposten, an dessen Ort sich später Montreal gründete. Er entdeckte den nach ihm benannten Lake Champlain und beschrieb als Erster detailliert den Ottawa-River, den er entlang segelte. Außerdem gilt er als Gründer der Kolonie Neufrankreichs, dessen erster Gouverneur er war.
Das alles außerdem um das Jahr 1600 herum, als es aber noch so gar keine Infrastruktur gab.
Was ungerne erwähnt wird, wenn gerade die französischsprachigen Kanadier über ihn reden ist, dass Champlain große, aggressive Kampagnen gegen die Irokesen führte und unter seiner Führungen vermutlich mehrere Tausend umgebracht wurden.



Unser nächster Halt war die Notre Dame, die leider nicht zu überzeugen wusste.



Die Inneneinrichtung war in verschiedensten, nicht zueinanderpassenden Farben dekoriert, die Decke nur gemalt und insgesamt hatte die Kirche keine hervorstechende Qualität.



Leicht enttäuscht gingen wir weiter Richtung Byward Market.



Das muntere, lebhafte Restaurant- und Kneipenviertel rund um den Market gefiel uns sehr und so stöberten wir durch den Markt selbst, aber auch durch die angrenzenden Straßen und Gebäude, hielten an Teeständen, mexikanischen Burritoverkäufern und einem chinesischen Ramschladen, bevor wir uns einen Beavertail kauften und verspeisten. Hierbei handelt es sich nicht um das Fortbewegungsmittel des Nationaltieres, sondern vielmehr um einen länglichen frittierten Teig, der mit Zitrone, Puderzucker und Zimt gewürzt ist – sehr lecker !
Dem Spaß folgt die Pflicht und wir fahren zu einer 2 Kilometer entfernten Coin Laundry, vor der wir in der Sonne sitzen und warten, dass unsere Wäsche fertig ist. Hier erlebe ich eine der bizarrsten Szene des Urlaubs. Eine Frau mittleren Alters fährt mit einem Taxi vor, lädt zwei große Körbe Wäsche in selbiges und fährt davon. Ich gucke ihr erstaunt hinterher. Wer fährt mit einem Taxi zu einer Wäscherei? Die Kosten des Taxis sprengen doch bei weitem die Kosten für die Wäsche… bizarr, wie ich finde…
Wir lassen den Abend bei Zak´s einem amerikanischen Diner im 50er Jahre Stil bei kanadischen Burgern ausklingen. Von unserem booth haben wir besten Blick auf die Jukebox, die verspiegelte Bar und die alten Coca-Cola Werbeschilder. Ach, ist das herrlich retro !!



sil1969

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #39 am: 29.07.2014, 09:50 Uhr »
Wir sind ja nicht so die Städte-Liebhaber, aber Ottawa sieht ganz gut aus. Und schönes Wetter hattet ihr ja auch.  :D
LG Silvia

MisterB

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #40 am: 29.07.2014, 13:42 Uhr »
Für das Parlamentsgebäude hat aber einer mal schnell in London die Pläne geklaut, oder ? Das sieht schon verdammt nach London-Parlament-kopiert aus.

Diese runde Library sieht irgendwie nach Ritterburg aus. Die ist cool.

Gruß
Bernd
Meine kleine Reiseseite mit meinen Reiseberichten
http://www.berndsteinke.de


Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #41 am: 29.07.2014, 14:45 Uhr »
Ich fand Ottawa auch sehr nett, es ist irgendwie klein und niedlich und grün und jung.
Ottawa nimmt sich selbst glaube ich nicht zu ernst, die Atmosphäre war locker und entspannt (allerdings waren wir aber auch nur zwei Tage da :D)
Statistisch gesehen liegt Ottawa im Nettoeinkommen außerdem auf den vorderen Plätzen in Kanada und hat den höchsten Akademikergrad.

@Bernd: Ja, das Parlamentsgebäude sieht dem in London schon sehr ähnlich und das scheint durchaus auch das Ziel gewesen zu sein. Wikipedia sagt mir: "Als Hauptsehenswürdigkeit gilt das Regierungsviertel, dessen Gebäude in Anlehnung an die Regierungsbauten in London entworfen wurden und im Stil der britischen Neugotik gehalten sind."
Also da waren Ende des 19 Jahrhunderts noch einige Mutterlandsgefühle in Ottawa präsent ;)

Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #42 am: 31.07.2014, 22:40 Uhr »
Freitag, 31. August
Um 7:30 Uhr klingelt unser Telefon im Zimmer. Niemand ist schnell genug aus dem Bett und nach drei Klingeln ist wieder Ruhe. Zwei Minuten später:
*klopf, klopf*
Vincent geht zur Tür
„Oh Hi, please excuse me, but we would need your car keys, so we can repark it for another person to get out”
“Sure, here you go, drop them off at the reception, please”
*Hotelangestellter geht*
Stille.
“Das wäre außerdem ein genialer Weg ein Auto zu klauen…“
Um 9:48 Uhr ist Vincent wieder wach und weckt uns. Sch****, die Wachablösung ist um 10 Uhr!!
Ich ziehe mich in Windeseile um, greife meine Kamera und den Camcorder und sprinte zum Fahrstuhl. Um 1 Minute vor 10 bin ich in der Lobby. Es regnet. Meine Regenjacke ist oben. Damn it !!
Frustriert fahre ich wieder nach oben. Es ist mittlerweile 5 nach 10… jetzt brauch ich auch nicht mehr los. Ich ärgere mich.
Unser Auto ist immer noch auf dem Hotelparkplatz als wir um 12 Uhr auschecken. Was eventuell daran liegt, dass selbst ein Autodieb diesen Kasten Blech nicht mehr klauen würde…
Wir überqueren den Ottawa River und folgen ihm in nördlicher Richtung gen Montreal.

Die Fahrt ist recht unspektakulär. Nachdem wir uns durch Gatineau am anderen Flussufer gequält haben, folgt Dorf auf Dorf, während rechterhand der Fluss meistens in Sichtweite bleibt. Erstaunt sind wir über die beinah komplette Abstinenz der großen Ketten. Keine Kettenmotels am Highway, kein McDonalds oder Subway in den Orten. Dafür viele kleine, lokale Restaurants, Pubs und Motels, deren Schilder und Banner alle auf Französisch ausgeschrieben sind.
Da wir uns alle in der Schule zum Latinum gequält haben, würde eine Bestellung, bzw. das Finden eines entsprechenden Restaurants hier eine mittelgroße Übersetzungsleistung vorrausetzen.
So fahren wir, auch wegen des grauen Himmels und des einsetzenden Regens, bis Lachute durch. Hier gibt es einen Tim Hortons. Wir kehren ein. Der Kaffee ist günstiger als in Ontario und entgegen unserer Befürchtungen kommen wir auch ohne Französischkenntnisse an unseren Stoff.

Schon 30 Kilometer vor Montreal empfängt uns der erste Stau. Es ist Labour Day Weekend, Freitagnachmittag und die Straßen entsprechend voll. Wir gehören noch zu den Glücklichen, die nach Montreal wollen, denn während wir meistens Stop and Go haben, steht die Gegenfahrbahn aus der Stadt raus komplett.
Nach einigen abenteuerlichen Manövern, wie einem dreifachen Spurwechsel auf 150 Metern, erreichen wir das eigentliche Stadtzentrum und hier geht das Chaos erst richtig los. Gefühlt fährt jeder wie es ihm passt. Fahrräder fahren je nach Bedarf auf dem Fußweg oder quetschen sich zwischen stehenden Autos entlang, ein Autofahrer vor uns fährt auf einmal rückwärts aus einer Parklücke, überquert beide Spuren und parkt auf der anderen Seite ein. Allerdings hupt er dabei laut. Wer laut hupt hat erst mal Recht…
Verlustfrei erreichen wir unser Tagesziel. Unsere Unterkunft ist eine interessante Mischung aus einer Bar, über der unser Apartment ist, einem Club und einem Restaurant. Livemusik gibt’s täglich entweder in der Bar oder im Club auf der anderen Straßenseite.

Wir nehmen die Schlüssel in Empfang und staunen nicht schlecht. Drei Zimmer, Küche und zwei Bädern nennen wir für die nächsten zwei Nächte unser eigen. Wir sind baff. Das Apartment, das preislich genau in unserem Niveau lag, ist einfach riesig.







Hinten im Hinterhof ist eine Art Biergarten, der zum Pub gehört, vorne auf der Straße tummeln sich viele Hispanics, Metalfans, sowie ein paar Althippies. Insgesamt hat das Viertel ein alternatives Flair, man findet kaum Kettenrestaurants, stattdessen säumen Imbisse verschiedenster Nationen und Volksgruppen die Straße. Ein Hoch auf multikulti !
Schließlich müssen wir noch den Wagen umparken, währenddessen uns ein Malheur unterläuft. Als die Ampel auf Grün umspringt und das Auto hinter uns nicht losfährt, denkt Niklas die Dame möchte ihn rein lassen. Er fährt an, sie ebenfalls (sehr ruckartig außerdem…) und es knallt.
Der Schaden ist letztendlich gering, etwas verbeultes Metall und ein kaputter Wischwassertank bei uns. Wir füllen Dokumente aus und gehen unserer Wege. Wir könnten außerdem schwören, dass die junge Dameam Steuer auf ihr Handy geguckt hat, als der Unfall passierte.
Das erklärt ziemlich genau, warum sie so lange gebraucht hat um anzufahren und uns übersehen hat. Vermutlich hat sie eher aus dem Augenwinkel die Ampel umspringen sehen…. naja aber Schuldzuweisungen bringen auch nichts. Fakt ist, sie war auf der Straße und durfte fahren. Shit happens…

Wir parken den Wagen, der genauso schlecht wie vorher fährt dann doch noch um. Clever wie wir sind, fotografieren wir das französische Schild, auf dem die Einschränkungen des Parkens erklärt sind. Mit unseren geringen Spanischkenntnissen  und völlig ohne Französischkenntnissen finden wir zunächst nichts was dagegen spricht hier zu parken, aber wir fragen an unserer Rezeption nach und die Dame bestätigt uns, dass das in Ordnung geht. Wir gehen noch einkaufen, essen Wraps und gehen schließlich begleitet von den wummernden Bässen, der Band, die unter uns spielt zu Bett. Meine Ohropax helfen gegen den Lärm, aber gegen die Vibrationen sind sie machtlos…

mlu

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #43 am: 01.08.2014, 08:17 Uhr »
Wir lassen den Abend bei Zak´s einem amerikanischen Diner im 50er Jahre Stil bei kanadischen Burgern ausklingen. Von unserem booth haben wir besten Blick auf die Jukebox, die verspiegelte Bar und die alten Coca-Cola Werbeschilder. Ach, ist das herrlich retro !!



Wie cool, hier haben wir bei unserem Besuch 2008 in Ottawa auch gegessen. Auch wir fanden es herrlich retro.
Man muss dem Leben immer um einen Whiskey voraus sein - Humphrey Bogart


Yaphi

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Re: 17 Tage durch Kanadas Osten- August/September 2012
« Antwort #44 am: 09.08.2014, 17:52 Uhr »
Samstag, 1. September

Nachdem die Musik dann irgendwann verklang wird es doch noch eine entspannte Nacht. Nach einem schnellen Pfannkuchenfrühstück am nächsten Morgen nehmen wir die U-Bahn Richtung Innenstadt. Unser Ziel ist die Touristinfo, in der wir einen Stadtplan und weitere Infos zu Sehenswürdigkeiten zu finden hoffen. Wir steigen aus und biegen nach links ab. Wir folgen der Straße. Eine Kreuzung. Wir gehen nach rechts, müsste stimmen. Wieder biegen wir ab. Wir haben keine Ahnung, wo wir sind. Montreal geht uns gerade ganz schön auf den Sack…
Nach etwas Rumgeirre durch graue, wenig ansehnliche Nebenstraßen kommen wir um eine Kurve… und stehen auf einmal vor der Notre Dame.



Wir sind verwirrt. Anscheinend müssen wir deutlich zu früh ausgestiegen sein, denn die Notre Dame hätte wir ganz woanders erwartet….



Naja, die lange Schlange vor der Kirche schreckt uns ab und nach der Notre Dame Enttäuschung von Ottawa, entscheiden wir uns stattdessen dafür uns in den Schatten auf dem kleinen Platz vor der Kirche zu setzen. Rund um den Platz stehen einige Gebäude mit schönen oder zumindest beeindruckenden Fassaden, darunter eine Bank und ein Verwaltungsgebäude. Der Platz selber wird von einer Statue, einem Brunnen und einigen Bäumchen gesäumt.



Zusammen mit dem blauen Himmel ist es der erste Platz in Montreal, der uns uneingeschränkt zusagt. Wir schlendern weiter in Richtung der historischen Innenstadt und kommen in den für uns schönsten Teil Montreals. Breite, baumgesäumte Wege und viele historische, renovierte und rausgeputzte Bauten bestimmen schon bald das Bild.





Besonders gut gefällt uns die Promenade “Jaques Cartier“, die uns in ihrer ganzen Pracht Richtung Wasser führt.









Unterwegs begutachten wir lokale Kunst und Restaurants und essen Eis. Am Wasser angekommen, gibt es erst mal Mittag, bevor wir die 192 Stufen auf den Uhrenturm angehen.





Von oben hat man einen guten Blick in alle vier Himmelsrichtungen, auf den mächtigen St. Lorenz Strom, den Mont Royal, sowie die hübsche Innenstadt, die leider von weniger attraktiven Gegenden umgeben zu sein scheint.



Wir entscheiden uns am Wasser entlang zu schlendern und kehren bald in eine Fotogalerie ein.



Der Besitzer unterhält sich mit uns und gibt uns einen interessanten Einblick in seine Arbeit. Er erzählt uns die Geschichte hinter einigen der Fotos und wie teilweise in ein „perfektes“ Foto Tage und Wochen von Vorbereitung fließen und unzählige Fehlversuche entstehen, bis endlich (gerade bei z.B. Sonnenuntergängen) alles perfekt zusammenpasst.
Dann kommen wir auf das Thema Montreal und er gibt uns einen Einblick in die Stadt. Interessant ist, dass die Stadt Ziel vieler Franzosen, Algerier und Marokkaner ist, die wenig bis gar kein Englisch sprechen. Er selber, bilingual aufgewachsen, kenne viele Menschen, die ohne Englischkenntnisse eingewandert sind und bis heute kaum Englisch sprechen, einfach weil sie es in Montreal nicht brauchen. Ärzte, Anwälte, Supermärkte, Sportvereine, man wird immer einen französischsprachigen finden.
Wir finden das interessant und traurig zu gleich, da wir das Gefühl haben, dass diese Leute sich in ihrem neuen Land niemals wirklich zu Hause fühlen können, da sie quasi in Quebec „gefangen“ sind und sich so nur schwer mit dem Rest des Landes identifizieren und auseinandersetzen können.
In einer weiteren Galerie führen wir ein interessantes Gespräch mit einer älteren Dame, die uns eine neue, in der Montrealer Szene angesagte Technik erklärt. Dafür wird ein Foto auf eine Leinwand gedruckt und dann vom Künstler „ausgemalt“. Das Resultat sind realistisch wirkende, aber extrem ausdrucksstarke Bilder, die genau auf der Grenze von Realität und Fiktion liegen. Unser nächstes Ziel ist die unterirdische Stadt Montreals, die wir aber aufs Verrecken nicht finden. Wir finden immer wieder Tunnel, doch sie sind immer komplett leer und führen nach kurzer Zeit wieder an die Oberfläche. Anscheinend sind wir irgendwie zu blöd um Montreal zu verstehen…

Naja nächster und letzter Tagesordnungspunkt ist der Mont Royal. Der Anstieg aus der Stadt kann durchaus als „steil“ deklariert werden… wir arbeiten uns die 233 Meter hinauf und stellen fest, dass der Gipfel komplett unspektakulär ist. Das Highlight sind die Viewpoints auf dem Weg, die einen genialen Blick über die Stadt bieten und einen Eindruck der Größe der Stadt geben, ebenso wie der Wichtigkeit des St Lorenz Stroms für die Stadt.






Olympiastadion von 1976



Wir beenden den Tag bei Patiti Patata, einem der beliebtesten Fastfoodläden der Stadt.



Der Laden ist unglaublich klein, höchstens 4-6 Leute finden darin Platz, und der Service ist unendlich langsam.
Aber wer das übersteht, bekommt die beste Poutine (für alle, die später eingestiegen sind, Poutine ist ein in Kanada beliebtes Fastfoodgericht bestehend aus Pommes, Käse und Bratensoße, es ist absolut widerlich und unglaublich unwiderstehlich zugleich !), die wir in Kanada bekommen haben, sowie leckere Burger, die wir mit einem Bierchen runterspülen, bevor wir uns ins Bett begeben.