Seit gestern bin ich aus LA zurück, einer Stadt, die viele Besucher nicht sehenswert finden, die manche sogar hassen, und die ich in diesem Januar besser kennen gelernt habe.
Ich habe dort abendlich ein kleines Reisetagebuch geführt, das ich – obwohl es kein Reisebericht im eigentlichen Sinne, sonder eher so etwas wie ein Blogg ist – hier portionsweise hochladen werde.
Vorausschicken muss ich, dass ich im Wesentlichen zum Fotografieren in LA war, und auch das fast nur downtown, also einem relativ kleinen Teil der Stadt. Insofern fehlen hier ganz viele Aspekte und touristische Sehenswürdigkeiten dieser riesigen Stadt. Und da das Ausarbeiten meiner Fotos noch Wochen dauern wird, bleibt dieser Bericht auch unbebildert. Trotzdem hoffe ich, dem einen oder anderen mit meinen (streng subjektiven!) Eindrücken ein bisschen Lesespaß zu bieten. Und gleichzeitig gebe ich überall da, wo es mir sinnvoll erschien, auch genaue Adressen an, sodass vielleicht das Ganze auch einen gewissen Nutzwert für diejenigen hat, die einen LA-Aufenthalt planen.
Im Voraus entschuldige mich für alle Verallgemeinerungen und bissigen Bemerkungen, die natürlich allesamt ungerechtfertigt sind und grundsätzlich nicht für Anwesende gelten, soweit sie sich auf bestimmte Personengruppen (z.B. Immigration Officers) beziehen.
Einfachheitshalber starte ich mit Tag 1:
Dienstag, 1. Januar 2008
Per Cityhopper geht’s von München nach Zürich – die 40 Minuten Umsteigezeit erweisen sich als reichlich, weil der Anschlussflug mit 30 Minuten Verspätung an den Start geht. Zu schade, dass ich mich in Zürich im Duty Free Shop nicht mit einer Ladung Havannas eindecken darf. Andererseits: solange das Embargo hält, rauchen mir die amerikanischen Zigarrenbanausen wenigstens nicht den guten Stoff weg. Der Flug ist mühsam wie immer, diesmal allerdings mit in-Seat-Entertainment. D.h.: ein kleiner Bildschirm, der so grottendämlich angebracht ist, dass er sich nicht so neigen lässt, dass man auch dann noch was sieht, wenn der Vordermann sich zurückklappt, zeigt – in meinem Fall – Ratatouille. Der verantwortliche Designer war vermutlich ein Zwerg... dann könnte es nämlich gerade so gehen, dass man vernünftig gucken kann. Ich gebe nach einer Stunde auf und widme mich meinem mitgenommenen Buch. Leider war auch das Essen besonders mau. Falls mich jemand hört: nehmt nie, niemals, never ever das Rinderragout in einem Swiss-Flieger! Igitt. Interessant auch, dass es möglich ist, eine Pizza zu konstruieren, deren Belag kocht (wenn er auch frei von jeglichem lästigen Käsegeschmack ist), deren Boden aber halbroh und kalt ist.
Nach kaum 12 Stunden stehen wir dann auf dem Rollfeld in LA. Auf dem Rollfeld wohlgemerkt, denn der Vorgänger ist mit dem Ausparken wohl nicht klargekommen, also warten wir 20 Minuten, bevor wir andocken dürfen. 30 Minuten an der Immigration, zur Abwechslung mal wieder mit einem stinkigen Officer, der es schier nicht glauben mag, dass jemand freiwillig und alleine für 4 Wochen nur zum Vergnügen ins Land kommt. Mühsam verkneife ich mir den Hinweis, dass ich das wohl nicht täte, wenn alle Amerikaner so piefig wären wie er. Zur Abrundung hat auch der Zoll beschlossen, sich jeden Koffer einzeln anzuschauen. Wartezeit: weitere 45 Minuten in einer laaangen Schlange. Was in dem Koffer ist? Tja, Überraschung: Unterhosen, Socken, T-Shirts, Hemden... was man halt so braucht, wenn man freiwillig und alleine für vier Wochen.... der nette Zöllner glaubt mir und winkt mich weiter.
Der erste echte Lichtblick auf amerikanischem Boden ist der Mann bei der Autovermietung (Hertz). Vermutlich Zufall, dass er aus Ungarn kommt. Nach einem äußerst halbherzigen Versuch, mir ein Upgrade zu verkaufen, gibt er mir zum Fullsize-Preis einen totschicken silbernen Mustang mit Satellitenradio und Pipapo. Ein ausgesprochen nettes Auto, mit dem man flott unterwegs ist, btw.
So jetzt aber... wider Erwarten finde ich freihändig und ohne vernünftige Karte in die Alvarado Street im Bezirk um den West Lake, nahe Downtown. Das Motel (America’s Best Value Inn, 906 S Alvarado St) ist nicht gerade das Ritz, aber absolut erträglich, die Neighbourhood ist, nun ja, räusper, vermutlich ganz OK – wenn man mal die normalen, touristischen Maßstäbe außer Acht lässt. Im Klartext: am Straßenrand stapelt sich der Müll, verdächtig viele Menschen schieben über und über beladene Einkaufswagen vor sich her (und das weit weg von irgendwelchen größeren Supermärkten) und gar mancher Karton auf dem Gehsteig scheint bewohnt. Mexi-Rap dröhnt aus Ghettoblastern (sic!) und... ach was soll’s, ich will ja hier nicht flanieren.
Die erste Nacht wohne ich (weil mein gebuchtes Zimmer vergeben ist) in einer „Suite“, die sich dadurch auszeichnet, dass im Zimmer eine dreiseitig verspiegelte Doppelbadewanne steht. Sehr anregend... ich versuche gar nicht erst, mir auszumalen, was die zu erwartende Clientel dieses Etablissements da so treibt.... schauder.... Beim Mexikaner um die Ecke (Rodeo, 2323 W Olympic Blvd) gibt’s noch einen ziemlich guten Chicken Salad und einen Icetea, dann geht’s früh und müde in die Heia.
Die Frage des Tages: Muss man eigentlich eine gewisse, angeborene Miesepetrigkeit mitbringen, um als Immigration Officer arbeiten zu dürfen oder wird man da angelernt?