[20.] Tag 30.6. Donnerstag Wawa-Badlands-Drive – Lake Superior Provincial Park Wetter heute morgen – unterirdisch – aber vielleicht wird’s ja noch.
Laut Weather Network (dem kanadischen Gegenstück des US-Weather Channel) zwar
nicht – aber den kann man im Gegensatz zum US-Weather Channel sowieso komplett vergessen – die liegen sogar beim Blick aus dem Fenster beim aktuellen Wetter oft noch daneben
(ist übrigens auch die Meinung der Locals).
Also so richtig kommen wir heute morgen ohne Sonne nicht in die Gänge. Also zum warm und wach werden am besten eine Dirt Road.
Die Ortsbroschüre von Wawa weist einen „
Badlands-Drive“ aus.
Für so was bin ich immer zu haben – also rein in den Chevy (in dem übrigens meist rund um die Uhr Tanjas Kinder CD’s laufen) und nach der Grundversorgung mit Kaffee und Capuccino sind wir wieder On the Road auf der Suche nach diesem Drive.
Die Broschüre hat im punkto Genauigkeit aber viel mit Weather Network gemein – also ist fahren nach Gefühl angesagt. An der vermeintlichen Stelle nach der östlichen Ortsumfahrung biegen wir auf eine Gravelroad ein.
Nach ein paar Kilometern kommen wir an verlassenen Fördermaschinen vorbei (was auch noch richtig sein könnte) und fahren dann parallel zu einem sehr schönen See.
Aber plötzlich stehen wir vor einem Schild „No Trespassing“.
Wanderwege zu laufen die eigentlich gesperrt sind ist eine Sache - aber auf eventuell privatem Grund zu fahren eine andere – da ich mir überhaupt nicht sicher bin ob das überhaupt der richtige Weg ist (nach wie vor null Beschilderung oder andere Hinweise) – wende ich den Wagen und wir fahren zurück nach Wawa und versorgen uns erst mal mit dem nötigen Sandwich-Proviant.
Danach geht’s weiter zum
Lake Superior Provincial Park, der direkt südlich von Wawa beginnt.
An der Old Woman Bay halten wir das erste mal an. Gerade rechtzeitig kommen (- entgegen dem Wetterbericht) auch die ersten Sonnenstrahlen durch und es reißt völlig auf.
Um an ein noch einsameres Strandstück zu kommen und etwas des Park-Interiors kennen zu lernen, fahren wir spontan auf die Garganta Road – einer Gravelpiste Richtung Lake Superior – keine sonderlich gute Idee – die Strecke zieht sich scheinbar ewig und ist gespickt mit Schlaglöchern.
Zumindest einen schönen Blick auf die Küste gibt es am Ende aber wir sind froh ohne Plattfuß nach der Rückfahrt wieder auf Asphalt zu landen.
Der Trapper Trail – den wir eigentlich machen wollen ist gesperrt- also fahren wir weiter zur Katherine Cove – ein echter kleiner Traumstrand.
Hier gefällt es Angelika und Tanja so gut, daß sie hier spontan einen Beachnachmittag einlegen – also „parke“ ich die beiden da und fahre einen Kilometer weiter nach Süden zum Trailhead des Sand River.
Das Wetter ist mittlerweile astrein und die Wanderung auch. Entlang des wilden Flusses, gibt es immer wieder Stromschnellen und Wasserfälle – aber am schönsten ist wieder die Möglichkeit im Fluß auf den Felsen und um/in den Wasserfällen herumzulaufen.
Weil’s grad so schön ist (und Sand River nur eine Stunde benötigt hat) nehme ich noch den Agawa Rock mit. Selten hat man eine Wanderung, die obwohl nur 400 m lang, so kitzlig ist.
Zunächst geht es auf Stufen hinab zum Lake Superior.
Unten angekommen gelangt man zum Einstieg auf die letzten 30-40 Meter – wobei dieses kurze Wegstück von den wenigsten begangen wird – je nach Seegang. Dieses letzte Stück führt an einer steilen Felswand entlang, an der man Petroglyph’s (Felszeichnungen) der Agawa-Indianer finden kann.
Vorsichtig taste ich mich Meter für Meter über den schlüpfrigen, nassen Fels mit meinem Stativ bis ans Ende der Steilwand.
Besorgnis habe ich hauptsächlich um meine Kameraausrüstung – sollte man selbst in den See rutschen ist alle zwei Meter zur Sicherheit ein Seil in den See hängend an den nackten Fels genagelt, damit man sich wieder rausziehen kann.
Bei deutlich stärkerem Seegang als heute kann man diesen letzten Abschnitt vergessen.
Auch der Rückweg erfolgt auf dem schlüpfrigen Fels mit gewisser Vorsicht – laut den sehr deutlichen Warnungen zu Beginn und noch mal direkt vor diesem Einstieg – ist hier wohl schon der eine oder andere zu einem unfreiwilligen Bad im See gekommen.
Nur ein Fuß wird mal von einer kleinen Welle erwischt und naß gespritzt – ansonsten komme ich trocken wieder zurück zu den Steinstufen..
Der kleine Nervenkitzel hat jedenfalls Spaß gemacht und ein paar Piktogramme habe ich auch finden können.
Dann sammle ich Angelika und Tanja wieder von Kathrine Cove auf und es geht zum Motel nach Wawa zurück
Parkinfo Ontario Parks zum Lake Superior Provincial Park Am Motel komme ich mit unseren Vermietern (ein sehr nettes Ehepaar) ins Gespräch und frage noch mal nach dem Badlands Loop. Erkenntnis: scheint über die westliche Anfahrt (Hwy17) leichter zu finden zu sein. Einen äußerst ungewöhnlichen Tipp bekomme ich noch obendrauf – dazu später mehr.
Also noch mal ein zweiter Anlauf – diesmal auf dem Hwy17 – zweigt kurz nach den Stromleitungen die den Hwy überqueren die Steephill Dam Road nach Osten ab.
Eine gute Dirt/Gravelroad führt zum Dam mit schönem Blick auf eine baumlose Flusslandschaft – die „tree-less-zone“/bzw Wawa Badlands.
Weiter geht es vorbei an Seen und Flussläufen und schließlich wieder auf der Piste die wir schon morgens gefahren waren – war also doch richtig – und das Schild wird hier offensichtlich von jedermann ignoriert.
Auf dem Weg zum Abendessen erzähle ich Angelika und Tanja vom Special Tipp der Vermieter. Etwas südlich des Motels soll eine Gravelroad zu einer Müllkippe führen.
Meine beiden Damen halten mich für bekloppt, zumindest so lange bis ich dazu komme zu erzählen, das sich da gelegentlich Bären beobachten lassen.
Also fahren wir hin und stehen mit unserem Chevy 15 Minuten vor dem Zaun der Müllkippe – allerdings außer vielen Möwen, einigen Raben und eben viel Müll – nichts zu sehen.
Wir warten. Komme mir irgendwie wie bei der versteckten Kamera vor. 3 Touris glotzen minutenlang auf eine Müllkippe. Nach 20 Minuten haben wir keine Lust mehr den Müllberg von Wawa zu bestaunen und fahren zum Abendessen. Nach dem Essen (es ist mittlerweile halb 9) kommt die Idee auf noch mal hin zu fahren – also gesagt getan – sind von unserem Motel aus ja nicht mal 10 Minuten.
Und tatsächlich - 3 Schwarzbären stöbern gerade in den Müllbergen. Ich will gerade mit dem Stativ durch eine Lücke im Zaun schlüpfen – da kommt der Müllwagen angefahren und öffnet das Tor – praktisch – ich laufe gleich mit rein und nähere mich den Bären.
Angelika und Tanja bleiben etwas auf Abstand beim Auto. 2 der 3 Bären werden aber schnell von dem Müllauto verscheucht und flüchten Richtung Wald – der 3. ist da etwas cooler und stöbert noch ein bisschen in den Resten. Vorsichtig nähere ich mich mit dem Videostativ und mache einige Aufnahmen. An Fotos hatte ich wieder mal gar nicht gedacht – deshalb gibt’s davon auch leider keine (vielleicht kann ich mal später aus meinem Videomaterial eines rüberziehen falls das qualitativ klappt).
Nach etwa 10 Minuten trollt sich auch Bär Nummer 3 in Richtung Wald.
Hätte mir auch nicht träumen lassen, dass ich mal (freiwillig) Aufnahmen auf einer Müllkippe machen würde.
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Km: 348