Tag 6 (heute mal ohne Bilder)Heute ist mal wieder einer dieser „eigentlich“ Tage. Vor ein paar Jahren hatten wir schon mal einen Anlauf auf den Rattlesnake Arch Trail im Colorado NM genommen, mussten diesen aber aufgrund von schlechten Straßenbedingungen sehr schnell aufgeben. Es hatte die Tage vorher ausgiebig geregnet und so glich die Gravel-Road eher einer Schlammpiste, so dass wir nach gefühlten 800 Metern und einem vollkommen verdreckten Auto bereits abgebrochen hatten.
Das wollten wir heute eigentlich nachholen. Eigentlich…
Die Wetterbedingungen sind heute wesentlich besser als beim letzten Versuch, es hat zwar in den Tagen zuvor teilweise recht heftige Gewitter gegeben, aber seit 2-3 Tagen ist es trocken und die Piste sollte daher wohl zu schaffen sein. Also Trailhead-Daten ins GPS und es kann losgehen.
Ähm Moment, warum zeigt der Akku nur noch einen Balken? Die Batterien waren doch gestern Abend noch voll. Na ja egal, man hat für solche Fälle ja immer noch einen Satz extra Strom im Seitenfach. Blöderweise sind die dort befindlichen Akkus aber auch kurz vor dem Ende. Die Ersatz-Ersatz-Akkus waren gleich noch mal wo? Ah ja richtig, irgendwo ganz tief im Koffer der jetzt hinten unter Rucksäcken und der Kühltruhe vergraben ist. Ok in diesem Fall macht sich „oldschool“-Technik doch mal ganz gut, man kann das Gerät mit handelsüblichen Batterien betreiben und muss nicht erst nach einer Genius-Bar für einen Akku-Tausch Ausschau halten. Also kurz noch an die nächste Tanke, einen Satz Batterien gekauft und es kann jetzt wirklich losgehen.
Die Stelle an der wir beim letzten Mal kläglich gescheitert sind schaffen wir diesmal mit trockenen Bedingungen relativ problemlos und rütteln uns daher den Weg weiter Richtung der Arches. Nun fährt man aus Grand Junction ja erstmal ins Colorado NM hoch, dort dann auf dem Plateau weiter bevor man ca. 2,5 Meilen vor den Steinbrücken dann wieder ein „wenig“ bergab fahren müsste. Und genau das ist jetzt das Problem.
Die Steinstufen dort sind mit einem Miet-SUV schon so kein wahres Vergnügen (so richtig HC sind die Dinger ja nun mal nicht und die Straßenbereifung ist da jetzt auch keine wirkliche Hilfe wenn man bei jedem spitzen Stein Sorge um die Luft haben muss).
Nur Wasser hat halt auch die Tendenzen eher nach unten als nach oben zu fließen und so haben die vorab erwähnten Gewitter und der Regen nicht unbedingt dazu beigetragen die Strecke touri-freundlicher zu gestalten. Es gibt diverse große Auswaschungen und z.T. liegen da recht imposante Steinbrocken rum die aus dem Weg gerollt werden wollen.
Die ersten Kehren nehme ich noch in Angriff („Das wird bestimmt gleich besser“ ist da ein wohl sehr verbreitetes Mantra…) – wird es aber leider nicht wirklich. Runter ist dann auch noch eine Sache, rauf noch eine ganz andere. Och Menno, jetzt wirklich so kurz vor dem Ziel aufgeben? Ich jogge zur nächsten Kuppe um zu sehen ob es nicht doch noch besser wird – nope eher noch schlimmer.
In jungen Jahren hätte ich jetzt wohl das Auto einfach am Wegesrand abgestellt und wäre den Rest dann zu Fuß gelaufen, aber mit der Zeit wird man ja etwas besonnener zumal es hier auch nicht wirklich eine Möglichkeit gegeben hätte die Kiste zu parken ohne den Weg zu blockieren. Und ein tonnenschweres Gefährt ganz an den Rand einer eh nicht breiten Straße gepaart mit einem noch sehr weichen Randstreifen am Abgrund zu platzieren erscheint mir doch jetzt nicht unbedingt als die beste Idee.
Gut also kurz ärgern, die Karre irgendwie auf dem Grad wenden und Retoure. (Im Nachhinein bin ich über die Entscheidung ganz froh - ja wir sind heile wieder hoch gekommen, aber das hat schon genug Nerven gekostet.) Also Plan B, man kann schließlich auch von „unten“ an den Trail ran fahren, nur ist der Anlauf zu Fuß dann halt länger. Eigentlich…
Irgendwie hat es wohl einfach nicht sein sollen, wir fahren also auf der Horsethief-Road Richtung Pollock Bench Trailhead als uns mitten auf der Straße ein freundliches „Road Closed“ Schild anlächelt – Arrrggghhh. Ok das reicht jetzt…
Leicht genervt stoppen wir am letzten zugänglichen Parkplatz beim Devils Canyon Trail und lassen die Klapperschlangen für heute Klapperschlangen sein. Der Devils Canyon ist – nun ja sagen wir mal diplomatisch – ganz nett, aber halt nicht das was wir uns eigentlich ansehen wollten. Und der Begriff Canyon ist hier auch eher im wahrsten Sinne des Wortes breiter zu fassen. Insofern will sich da auch kein wirkliches Schluchtenfeeling einstellen. Es passt dann auch noch ins Bild, dass ich vor lauter Gnatz die Kamera habe im Kofferraum liegen lassen, aber so richtig viel zum Fotografieren hätte es da eh nicht gegeben.
Nach einer doch eher unbefriedigenden Wanderrunde haben wir endgültig die Nase voll und besteigen das Auto um in Richtung Moab aufzubrechen. Da wir jetzt aber einiges an Zeit gespart haben entscheiden wir statt über die 70 und 191 die längere aber landschaftlich deutlich schönere Strecke über die 128 zu nehmen. Als der Fluss und die alte Brücke in Sicht kommen steigt das Stimmungsbarometer im Auto auch wieder deutlich an.
Irgendwo auf dem Weg (oder war es im Motel in Grand Junction?) war uns eine Werbung für die „Moab Giants“ in die Hände gefallen – irgendwas mit Dinos und Zeit haben wir auch noch, also warum nicht. Dieser Park liegt ein paar Meilen nördlich von Moab und ist mit rund 20,- $ pro Kopf jetzt kein Schnäppchen, aber sie haben das durchaus liebevoll gemacht. Ein kleines Museum, der obligatorische Film (hier zur Entwicklung der Erde), einen Rundkurs auf dem lebensgroße Dino-Figuren rumstehen und ein 5D-Walk-Through Kino im Aquarium Stil. Für den Moab-Erstbesucher jetzt nichts was ich unbedingt als „must see“ empfehlen würde, aber – gerade wenn man noch irgendwo einen Gutschein auftreiben kann – für jemanden wie uns der 1,5 Stunden sinnvoll rumbekommen möchte durchaus interessant.
Über die Motelpreise in Moab (und den Zutritt zu den NP) wurde hier im Forum ja schon an anderer Stelle heftig diskutiert. Sonst waren wir im Best Western neben Pasta Jays, nur hatten die diesmal einen so hohen Kurs aufgerufen, dass wir uns nach Alternativen umgesehen haben. Aber auch die waren durchaus hochpreisig (und Days Inn kommt für uns in Moab wg. ungebetenem Besuch einer schwarzen Witwe nicht mehr in Betracht) und da wir primär das Zimmer wirklich nur zur Nachtruhe sowie einem Besuch beim Pool oder der guest laundry nutzen bin ich auch nur bedingt gewillt hier Unsummen nur für ein Bett zu investieren.
Im Endeffekt sind wir so im Quality Inn am südlichen Ende etwas außerhalb des Zentrums gelandet. Könnte zwar auch mal wieder eine Renovierung vertragen, aber für den Preis eine akzeptable Unterkunft.
So langsam nagt der Hunger (dabei haben wir uns heute doch kaum bewegt) und wir begeben uns auf Nahrungssuche. Thai? Hatten wir ja so laaange nicht mehr
also auf zum „Arches Thai“. Dieser liegt etwas „versteckt“ an einer Querstraße zur Main Street und war zumindest in der Vergangenheit daher auch nicht so überlaufen. Parkplatz direkt vor der Tür, hey das lässt sich ja gut an. Aber Moment, ruhig ist ja eine Sache, aber das ist entschieden zu ruhig. Um dem Tag dann also den letzten Schliff zu geben: Heute Ruhetag. Na Bingo.
Egal, es muss jetzt Nahrung her also doch zu Pasta Jays. Kulinarisch kein Highlight, aber man wird hier satt.
Aus der Rubrik „Dinge die Det aufregen“:
(Wer sich mein Gemaule nicht antun möchte überspringt diesen Abschnitt bitte einfach)
Am Nebentisch sitzt eine 4köpfige Familie, Mum & Dad nebst 2 Töchtern ich würde mal so auf 5 + 8 Jahre tippen. Man bestellt, schiebt der Jüngsten noch ein paar Malsachen hin und die anderen 3 widmen sich dann intensiv ihren jeweiligen mobilen Endgeräten. (Der Vater hatte sogar ein Ladegerät angeschlossen – demnächst muss ich bei der Frage wo ich sitzen möchte wohl auch mal antworten: „Bitte in der Nähe einer Steckdose…“).
Das Essen kommt und wird weitestgehend schweigend eingenommen um sich danach dann – Überraschung – wieder den jeweiligen Bildschirmen zuzuwenden. Die gesamte interfamiliäre Kommunikation beschränkte sich auf ein absolutes Minimum. Gut wenn man gerade beim Fraztenbuch oder anderen wichtigen Seiten unterwegs ist kann man von den Verziehungsberechtigten jetzt auch nicht erwarten, dass sie realisieren oder geschweige denn reagieren wenn der Nachwuchs anfängt sich zu langweilen und Blödsinn zu machen.
Und ja vielleicht bin ich da auch etwas „spießig“ aber im Restaurant (und ja auch in den USA) kann man doch eigentlich ein Mindestmaß an gutem Verhalten erwarten. Das dort viele nur mit Flip-Flops an den Füßen aufschlagen – geschenkt. Es ist warm draußen und stört mich jetzt nicht. Nur wenn wie hier die Tische doch recht nah beieinander stehen finde ich es jetzt nicht so furchtbar prickelnd wenn die Kids sich dann so auf den Stühlen lümmeln, dass die nackten Füße auf dem Tisch geparkt werden.
Auch wird es mir wohl für immer unbegreiflich bleiben, warum man mit seiner Familie / Freundin / Bekannten zum „Essen“ geht um sich dann hinter seinem Handy zu verschanzen und bloß kein Wort miteinander zu wechseln. Selbst wenn man sich jetzt vielleicht nicht wirklich viel zu erzählen hat oder schlichtweg einfach auch gerade mal keinen Bock hat zu reden empfinde ich es doch als überaus unhöflich den anderen Personen gegenüber die ganze Zeit auf das Handy zu glotzen. Hugh – ich habe gesprochen.
Der Abend klingt mit einer Runde im Pool aus und ich bestücke das Ladegerät mit jedem Akku der mir in die Hände fällt. Danach wird noch ein wenig TV geschaut und an der immer noch recht teuren Matratze gehorcht. Die erzählt aber auch nicht viel anderes als ihre günstigeren Vertreter.
So und Morgen gibt es dann auch wieder Bilder.
P.S.
Hat eigentlich jemand mitgezählt wie viele der avisierten Bundesstaaten wir jetzt bereits bereist haben?