Tag 3Heute steht also ein Besuch im Teton NP an. Dieser steht u.a. aufgrund der räumlichen Nähe zu seinem „großen Bruder“ dem Yellowstone gefühlt irgendwie immer in dessen Schatten. Er ist also quasi das hässliche kleine Entlein in der Familie. Die wenigsten Besucher die in diese Region kommen starten ihr Vorhaben wohl damit, dass sie sagen „Hey lass uns in den Teton fahren und wenn wir schon da sind, können wir nebenbei ja auch den Yellowstone noch mitnehmen…“. Ne – genau andersrum wird ein Schuh draus.
Zugegebenermaßen haben wir bei unserem ersten Abstecher zum Yellowstone den Teton auch nur durchfahren, hatten aber damals schon den Entschluss gefasst hier auch mal mehr Zeit zu verbringen.
Geplant ist die Wanderung entlang des Jenny Lake zu den „Hidden Falls“. Diese Fälle kann man auf verschiedene Art und Weise erreichen, es gibt einen Trail der einmal komplett um den See herumführt (knapp 8 Meilen), die „hin- und zurück“-Variante (ca. 5 Meilen) oder die „Sparversion“ (zumindest was das Maß an körperlicher Betätigung angeht) mit dem Shuttleboot einmal quer über den See.
Von Jackson Hole aus sind wir nach nur knapp 20 Minuten Fahrt am Parkplatz des Jenny Lake Visitor Centers und somit recht zeitig vor Ort. Dies erweist sich sogar als Glücksfall, da auf dem Parkplatz gerade eine große Baustelle ist und die Anzahl der Stellplätze entsprechend knapp ausfällt. Wir ergattern einen der letzten freien Plätze, schnüren die Schuhe und satteln die Rucksäcke.
Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass es auch die Möglichkeit gibt „rüber“ zu shutteln ohne mich aber um Details oder Preise zu kümmern. So wollten wir erst vor Ort entscheiden welchen Trail wir tatsächlich laufen und ob wir das Boot bemühen oder nicht. Um es kurz zu machen, nach einem Blick auf das Preisschild am Bootsanleger entscheiden wir uns für die Variante per pedes.
$ 15 pro Erwachsener für einen Rundtrip (Senioren über 62 zahlen $ 12, Kinder zwischen 2 und 11 Jahren schlagen mit $ 8 zu Buche, lediglich Kinder unter 2 und Senioren über 80 fahren für lau) sind des Guten für uns dann doch zu viel, dafür dass man in 10 Minuten einmal über den See geschippert wird.
Wie auch im Yellowstone warnen am Trail noch mal eindringlich verschiedene Schilder, dass man hier auf den Wegen nicht immer unbedingt allein unterwegs ist:
Persönlich gehe ich ja eher davon aus, dass solange man nicht gerade entsprechende Nahrungsmittel offen mit sich rumträgt und nicht gerade durchs Unterholz schleicht einem Meister Petz nach Möglichkeit lieber aus dem Weg geht, andere sind da offenbar nicht so entspannt…
Zunächst sieht es ein wenig nach Schwarzwald oder Harz aus (wenn auch der Borkenkäfer hier noch nicht so zugeschlagen hat):
Je weiter man aber den gut zu laufenden wenn auch konstant ansteigenden Trail weiterläuft wird die Aussicht immer besser:
Schön hier – vor allem schön ruhig. Wenn da nicht gelegentlich das Knattern der Fähre auf dem See wäre könnte man meinen allein hier zu sein. Zumindest treffen wir auf dem Hinweg sehr wenige andere Wanderer. Das heißt eine Truppe kommt uns doch entgegen – man hört sie allerdings schon deutlich bevor man sie sehen kann.
Ja Bärengebiet und so, man soll „noise“ machen etc. pp.. Aber sollte mir der Erfinder dieser Bluetooth-Handy-Lautsprecher mit Batteriebetrieb mal über den Weg laufen, so würde ich doch gern mal ein ernstes Wort mit ihm reden. Ich mein ich quetsche mich doch nicht stundenlang in einen Flieger, laufe mehrere Meilen in einem Nationalpark den Berg rauf („Raus in die Natur… ja ne is klar…“) nur um mich dann von einem Handy mit schlechter Chartmusik in Diskolautstärke beschallen zu lassen.
Okay, die Bären mag es vielleicht vertreiben, aber nicht nur die. Jedes Lebewesen im Umkreis von 1 km welches in der Lage ist sich zu bewegen (Schnecken inklusive) sucht bei diesem infernalischen Lärm sein Heil in der Flucht. Wildlife viewing Minus (-).
Eine normale Konversation in der Gruppe dieser Hobby-DJs ist dabei auch völlig unmöglich. Man müsste sich gegenseitig schon anschreien um gegen das Gedudel anzukommen. Mag sein, dass man sich eh nicht mehr viel zu sagen hat – einen schönen Tag unter freien Himmel in Gesellschaft stelle ich mir aber anders vor.
Man erreicht dann auch schon bald das erste Etappenziel – die Hidden Falls:
Hier ist dann auch deutlich mehr Publikumsverkehr, vom Fähranleger sind es noch ca. 0,5 Meilen auf gut befestigten Holzbohlen bis zum Fall, trotzdem sehen einige von den Neuankömmlingen aus als hätten sie bereits einen Marathon hinter sich (ein junger Mann der vielleicht gerade mal 100 Meter vom Anleger gelaufen ist fragt mich stöhnend ob es noch weit sei…).
Und dann habe ich ein Problem: Ein normales menschliches Bedürfnis. Das ist in den USA normalerweise ja keine große Sache, ich meine die haben ja sogar ihre Variante des Dixies auf Angels Landing platziert (oder man ist eben allein auf weiter Flur und sucht sich eine stille Ecke). Nur ist hier gerade reger Betrieb und stille Ecken sind somit Mangelware. Macht ja nichts, so wie ich die Ammis kenne gibt es am Bootsanleger bestimmt entsprechende Örtlichkeiten. Ich frage noch jemanden der aus der Richtung kommt und erhalte eine positive Rückmeldung, ja er meint dort eine Toilette gesehen zu haben.
Dort angekommen jedoch die Ernüchterung – nur der Bootsanleger und kein kleines Häuschen. Also liebe Mitreisende, solltet Ihr den Trail einmal laufen vorher am Visitor Center noch mal die Gelegenheit nutzen, sonst müsst ihr meinem Beispiel folgen und euch etwas abseits des Weges ins Unterholz schlagen. Bären gibt es hier zum Glück kein, dafür freuen sich eine Vielzahl von Mücken über den unerwarteten Besuch.
Wer will kann dann noch weiter zum Inspiration Point laufen:
Wobei ich persönlich andere Stellen auf dem Weg „inspirierender“ fand als nur die Stelle wo man dieses Schild aufgestellt hat oder man erweitert die Runde mit einem (beliebig langen) Abstecher in den Cascade Canyon. Wer etwas mehr Zeit mitgebracht hat dem sei dies auf jeden Fall empfohlen.
Wir machen uns auf den Rückweg und am Auto angekommen zeigt mein Navi eine Gesamtstrecke von knapp 8 Meilen an. Es folgt noch ein kurzer Abstecher ins Visitor Center, was hier besonders in Erinnerung geblieben ist: Dort liegen Geweihe der verschiedenen Paarhufer zum Anfassen aus. (Irgendwann werde ich das mit dem elk / deer / moose Nomenklatur auch noch mal auf die Reihe bekommen.)
Ich würde mich jetzt nicht gerade als schwach bezeichnen, aber so ein komplettes Elch (nicht elk(!)) Geweih hochzuheben – holy s**t. Und die tragen das den ganzen Tag auf dem Kopf mit sich rum. Unsereins beschwert sich schon über Nackenschmerzen, wenn man mal wieder zu lange vor dem Monitor gehockt hat. „Make Nackenmuskulatur great again“ – und mein Respekt an Herrn Moose.
In JH tanken wir noch einmal voll bevor wir die Strecke nach Rock Springs in Angriff nehmen. Dort wird nur kurz eingecheckt und wir entscheiden uns die Nahrungsaufnahme in den nahegelegenen Pizza Hut zu verlegen.
Was ich bei denen toll finde: Die zucken nicht mal mit der Wimpern wenn man eine Pizza mit einem „split topping“ bestellt wovon die eine Hälfte „meat lovers“ und die andere „veggie lovers“ sein soll. Davon ab bekommen sie es in der Regel auch super hin, dass da nichts verläuft.
Wir kehren dort jetzt nicht so oft ein, sofern wir aber schon mal da sind nutzen wir die Gelegenheit, dass man deren Nudeln und Pizza auch prima am nächsten Tag kalt zum Mittag essen kann und entsprechend groß fällt unsere Bestellung aus. Ja wir sehen jetzt nicht so aus als könnten wir alles das was wir bestellen auch tatsächlich essen – wollen wir ja auch gar nicht.
Normalerweise alles kein Problem, in diesem Fall verzichtet die junge Bedienung aber darauf die Bestellung zu notieren, sondern meint wohl sie kann sich das alles merken. Im Ergebnis hat Pizza 1 den falschen Belag (bzw. teilweise den von Pizza 2), Pizza 2 ist dafür unter den Tisch (bzw. wohl auf dem Weg vom Tisch zum Tresen) gefallen und von den georderten Nudeln taucht auch nur die Hälfte statt der „family size“ auf. Satt werden wir trotzdem und es bleibt auch noch genug über um das morgige Mittagsmahl zu bestreiten, ein bisschen muffelig bin ich trotzdem zumal meine freundliche Reklamation mir nicht mehr als ein (amerikanisch untypisches) gelangweiltes Schulterzucken eingebracht hat.
Im Anschluss noch ein kurzer Stop beim Walmart um die sonstigen Vorräte wieder aufzufüllen, noch eine Runde im Pool und im Anschluss geht es ab ins Bett.