Tag 2 - erster Teil
Während meine Familie tief und fest schläft, sagt mir mein Körper um kurz nach 2, dass es Morgen ist und ich mich um die fällige Entleerung meines Darms zu kümmern habe. Gut, dass die Badezimmertüre so gut schließt - ich bin jetzt nämlich erstmal wach, hole mir den Laptop, setze mich auf den Rand der Badewanne, lese meine online Tageszeitung und schreibe ein paar Mails. Nach einer Stunde gehe ich nochmal ins Bett und döse so vor mich hin. Um 5:40 Uhr sind dann alle wach.
Gegen 6:30 gehen wir dann zum reichlichen Frühstück. Es gibt wirklich alles, was das Herz begehrt - von Waffeln zum Selberbacken über Bagels, Eier, Sausage, Joghurt, Doughnuts oder Philadelphia Frischkäse und Marmelade. Wir schlagen uns also erstmal den Bauch voll --- bei so einem Frühstück brauche ich lange nichts mehr. Dann geht es los. Erstmal mit der Subway in den Süden Manhattens. Gut, das uns keiner bei unseren verzweifelten Versuchen beobachtet hat die Metrokarte durch die Maschine zu ziehen. Besonders meinem Mann erschließt sich einfach nicht, wierum er die Karte halten muss. Ich renne dafür einmal voll in die Schranke, weil ich die Karte nicht in der richtigen Geschwindigkeit durchgezogen habe. Trotzdem kommen wir irgendwann an und besteigen gegen 9 Uhr die Fähre nach Staten Island. Entgegen aller Bedenken - besonders von Miss15 - wird die Fahrt ein voller Erfolg. Lady Liberty winkt uns zu und strahlt in der Morgensonne. Kurz vor Staten Island zeigt sich dann sogar noch ein Kormoran im Wasser und zeigt uns einen gekonnten Abflug.
Es geht an den Hochhausschluchten vorbei zurück zum Süden Manhattans.
Nach einer Stunde sind wir zurück und beschließen über den Battery Park zum Ground Zero zu laufen. Battery Park gefällt uns allen außerordentlich gut. Als wir rein laufen, hören wir alle plötzlich ein lautes Geräusch. Mein Mann meint, es ist ein Vogel ... aber irgendwie klingt der komisch. Miss15 weiß es besser - das ist eine Zikade (sie hat sich inzwischen schlau gemacht und die Zikade ist eine Morgenzikade) und tatsächlich sehen wir ein großes schwarzes Insekt auf einem der Bäume sitzen, das am ganzen Leib vibriert als es diese Laute produziert. Leider hat es keine Lust zu warten, bis ich an meiner Kamera die Objektive gewechselt habe und so gibt es kein Bild. Auch einen wunderschönen großen orangenen Schmetterling sehen wir, doch auch er findet unsere Annäherungsversuche abstoßend und macht sich einen Spaß daraus und kreuz und quer durch den Park zu jagen. Da freuen wir uns doch, dass es die Spatzen überhaupt nicht stört, dass wir sie bei ihrem Sandbad fotografieren.
Auf einer Parkbank füttert ein Mann ein Eichhörnchen. Die Kids machen Bilder, während ich noch einen Vogel fotografiere - vielleicht weiß ja jemand, was das für einer ist. Mein dicken Vogelbuch mit den amerikaischen Vögeln musste ich wegen des Gewichts nämlich leider zu Hause lassen.
Jetzt aber schnell weiter zum Ground Zero ..... auf der Strecke macht sich der erste Unmut breit, dass ich so viel fotografiere. Aber da ist halt auch so viel zu sehen und ich bin doch noch brav, baue das Stativ nicht auf und fotografiere freihand. Wenn die wüssten, was auf sie zukommt, wenn wir erstmal in der Natur sind!!!
Hochhausschluchten auf dem Weg zum Ground Zero,
wo wir auch bald ankommen.
Kurz nach Ground Zero trete ich vor lauter Eile dann Miss15 aus Versehen hinten auf ihren Flipflop, der auch prompt kaput geht. Blöderweise lädt verlockend Century 21 zu einer Shoppingtour ein. Wegen des kaputten Schuhs müssen wir da rein und kommen eine gefühlte Ewigkeit nicht wieder raus. Meinem Mann wird es ziemlich schnell zu viel und er setzt sich nach draußen ab, wo er sich mit den Arbeitern am neuen Tower am Ground Zero unterhält, ihnen hilft und seinen Spaß hat, während ich drinnen meine Kinder beratend unterstütze oder es zumindest versuche und mir dabei die Beine in den Leib stehe.
Mit zwei neuen Sonnenbrillen, Flipflops, einem Bikini und einem neuen Shirt verlassen wir den Laden und machen einen Abstecher zum Financial Center. Unterwegs hören wir eine Gruppe Streikender, die lautstark ihre Forderungen in die Welt hinaus schreien.
Jetzt aber auf zur Brooklyn Bridge, die wir noch überqueren wollen. Während ich noch pappsatt vom Frühstück bin, meldet sich bei den Mädels der Magen.
Miss15 sieht einen Starbucks und steuert zielstrebig rein, während mein Mann und Miss17 sich nebenan ein großes Stück Pizza besorgen. Ich warte - ich will in Brooklyn Eis essen. Wir sind auch schon fast auf der Brücke, doch die ist eine große Baustelle und wir irren ein ganzes Mal um die Auffahrt herum, bevor wir den Aufgang für die Fußgänger finden. Unterwegs weißt uns ein New Yorker Cop den Weg ..... ich kanns kaum glauben, ein Italiener inklusive New Yorker Akzent, für mich der absolute Stereotyp eines New Yorker Polizisten, so wie man sie aus den Filmen kennt. Eigentlich sind wir erschöpft und es wäre wohl vernünftig, von hier aus zurück zum Hotel zu fahren, aber wir stehen jetzt direkt an der Brücke, da gibt es kein Zurück. Mein Mann und die Kinder wollen schnell rüber zum Eis .... besonders für meinen Mann ist die Brücke nur das Mittel zum Zweck. Aber Mama (ich) weigert sich schon wieder mit dem Fotografieren aufzuhören. Als beim Brückenpfeiler Schatten ist, setzen sich meine Lieben hin und bedeuten mir, dass ich doch ruhig schon vorgehen soll, da ich eh so lange zum Bildermachen brauche, dass sie locker aufholen. Ich gehe natürlich gerne alleine weiter und zum ersten Mal an diesem Tag fühle ich keine wartenden Blicke auf mir beim Fotografieren und freue mich, denn die schönen amerikanischen Brücken haben es mir irgendwie angetan,
Manhattan Bridge
aber auch die Aussicht ist nicht zu verachten.
Schließlich haben aber auch wir das das Brooklyn Ufer erreicht. Auch von hier mache ich noch ein letztes Bild der Brücken.
Irgendwo hier muss die Eisdiele sein. Die finden wir erstmal nicht, dafür erspäht mein Gatte einen Buchladen und ist erstmal verschwunden, wir laufen weiter zum Park an der Manhatten Bridge und setzen uns im Schatten ins Gras. Ahhh das tut gut, sich hinzulegen und die Beine auszustrecken ... Kamerataschen sind doch viel vielseitiger als man oft so denkt. Eine Weile später kommt er freudestrahlend zurück ... er hat sein persönliches Highlight für den Tag erlebt - drei Bücher, die er schon lange gesucht hat, sind nun in seinem Besitz. Die nette Familie, die neben uns auf dem Rasen sitzt und deren Kleinkind auf uns zugekrabbelt kommt, verraten uns auch, wie wir zur Eisdiele kommen. Für 4 Dollar für zwei Kugeln lecken wir genüsslich das Eis. Da die Mädels fix und alle sind und jetzt nur noch zurück zum Hotel wollen, beschließen wir sie dort hinzubringen und erst danach von dort aus ohne sie zum Rockefeller Center zu fahren. Jetzt nur noch zur U-Bahn Station. Leider verlaufen wir uns komplett und irren eine gefühlte Ewigkeit durch Brooklyn. So sind wir auch erst um halb 6 zurück am Hotel. Für meinen Mann und mich bleibt somit keine Verschnaufpause. Wir lassen alles, was nicht unbedingt mit muss im Hotel und machen uns auf den Weg.