Ab ins Gelaende!!! Wer hat Lust??
12.03.2010
Ab in die Wueste – da sollte es heute hingehen. Auch wenn wir in den letzten Tagen von unserem Tourmotto schon reichlich Gebrauch gemacht hatten, so sollte der heutige Tag dann doch so eine Art Highlight werden. Die Kakteen warteten schon auf uns und wir auf die Kakteen.
Wir hatten schon im Dezember 2008 in das Kofa Wildlife Refuge reingeschnuppert und waren eine Backroad gefahren. Dort hatten wir uns so richtig in diese abgelegene Ecke verliebt. So war klar, das wir da noch einmal etwas intensiver rumstoebern wollten. Und genau das war also unser heutiges Ziel, das Kofa Wildlife Refuge.
Nach einem guten Fruehstueck holten wir uns noch fuer spaeter ein Sandwich bei Subway, tankten voll und fuhren dann ueber den Highway 95 nach Norden. Entlang des Highway 95 gab es mehrere Zugaenge zu verschiedenen Dirtroads im Park, doch wir hatten eine ganz bestimmte Road im Sinn, die King Valley Road.
Die ganzen Obstgaerten und reichlich bepflanzten Felder etwas noerdlich von Yuma hatten wir laengst hinter uns gelassen und die Landschaft erinnerte nun wieder eher an die Sonora Desert. Creosote Bushes, Palo Verde Straeucher, Kakteen – die Landschaft sah auf dem ersten Blick nicht besonders einladend aus.
Aber es war genau das, was wir so liebten.
Gut 26 Meilen suedlich von der Stone Cabin, ein Refreshment Place entlang der US 95, bogen wir rechts auf die King Valley Road ab. Diese war eine gut gegradete und breite Gravelroad und war unsere Zugangsstrasse zu unserem eigentlichen Trail. Besonders erwaehnenswert ist die Gravelroad nicht, man konnte sie bis auf die letzten 2 Meilen auch mit einem normalen Fahrzeug fahren, erst dann brauchte man High Clearance.
Spannend war auch die Tatsache, wie sich unser Indianer im Gelaend verhalten wuerde. Ein Fahrzeug mit permanenten 4x4 hatten wir bisher noch nie gehabt und wollten es auch in der Regel nicht, da wir lieber selbst bestimmen, wann wir de 4x4 einschalten und wann nicht.
Ein paar kleinere Fotostops erfolgten trotzdem, denn die Kakteenlandschaft mit den Kofa Mountains im Norden und den Castle Dome Mountains im Sueden war einfach so schoen.
Irgendwie schaffte ich es dann auch, ein Anhaengsel eines Teddybear Chollas unter meine Sohle der Trekking Sandalen zu bekommen. Diese Dinger waren einfach zu anhaenglich.
Ein schwungvolles Wegkicken mit dem dem betroffenen Schuh hatte allerdings die fatale Folge, das der abgefallene Part des Chollas nun froehlich in die Ferse des anderen Fusses segelte. Dumm gelaufen.
Nun durfte ich erst einmal ein paar Stacheln rauspicken. Da die ja Widerhaken haben, gar nicht so einfach. Uebrigens finde ich selbst jetzt nach so vielen Monaten immer wieder welche, die da rauskommen.
Nachdem die Stachen halbwegs weg waren, alle habe ich nicht rausbekommen, fuhren wir weiter. Nun kamen wir in ein Gebiet, in dem es noch etliche Minen gab, die auch noch in Betrieb waren. Bei einem Marker bogen wir nun nach rechts ab auf den Engesser Pass Trail. Dies war unsere Strecke fuer heute.
Diese einsame und etwas anspruchsvolle Piste sollte uns durch extrem einsame Ecken im Kofa Wildlife Refuge fuehren.
Als erstes kamen wir an der Baker und Kofa Mine vorbei und von der Strasse aus konnten wir einen Blick darauf erhaschen. Die Trail fuehrte sogar ueber das Minengelaende, aber grosse Hinweisschilder warnten davor, das es Private Property sei und man auf dem Trail bleiben musste. Auf der naechsten Dreiviertelmeile fuehrten noch unzaehlige kleine Tracks zu Private Poperty im Umkreis der Minen.
Die ersten Washquerungen folgten nun und es sollten nicht die Letzen bleiben.
Wir stoppten fuer ein paar Bilder, der dominate Kofa Butte bot sich da als Motiv prima an.
Die Strecke wuerde es rauher, immer wieder gab es kleine Washs mit steilen Einstiegen zu durchqueren, sowie einige Rods und Ausspuelungen entlang der Strecke. Aber Spass machte die Fahrt trotz des eher langsamen Vorankommens total.
Und auch unser Indianer hatte bisher keine Schwierigkeiten. Landschaftlich war es eine sehr reizvolle Strecke mit unzaehlige Kakteen und Buschland. Eingebettet zwischen einigen Bergketten schlaengelte sich die Piste durch die einsame Gegend.
Nein, die wachsen nicht oben aus dem Auto raus....
Nach dem kleinen Abstieg in den Wash ging es hier erst einmal fuer eine Weile im Wash weiter. Es war etwas sandig, aber keinesfalls schwierig zu fahren. Der Indianer fluegte dort ohne Schwierigkeiten durch. Die naechste interessante Struktur enlang der Strecke war der Blick auf den Courthouse Mountains, der sich nach knapp 10 Meilen auf dem Trail direkt vor uns erhob.
Wir naeherten uns ausserdem dem Engesser Pass, der haeufig als schwierig eingestuft wurde. Wir wollten uns ueberraschen lassen Die Piste wurde jedenfalls etwas rauher, es gab viele Rock Boulders unterschiedlicher Groesse auf der Strecke. Teilweise war es so eng, das unser Indianer gerade so vorbei kam, ohne gleich das Gestruepp am Rand zu umarmen.
Eine weitere Einfahrt in einem Wash folgte, hier ging es erst einmal ein wenig in Schraeglage weiter. Ulrich verdrehte die Augen und bot sich gleich an, schon mal vorweg spotten zu gehen. Alles klar.
Waehrend ich die Schraeglagen immer ganz spassig fand, hatte Ulrich damit immer so seine Probleme.
Da ich ja heute fuhr, konnte ich also das Stueck geniessen.
Kurz darauf kam dann die beruechtige Ausfahrt aus dem Wash, die als etwas tricky bezeichnet wurde.
Machbar war es definitiv, auch wenn under Indianer einmal kurzfristig die Traktion verlor. Mit etwas Schwung ging es aus dem Wash raus und sofort um eine enge Kurve herum auf eine sehr steile Anhoehe hinauf. Dies war der Pass. Allerdings war das wiederum kein Problem.
Allerdings wunderten wir uns doch sehr ueber die Zeitangaben, die fuer den Trail angegeben wurden. Der sollte insgesamt nur 2,5 Stunden benoetigen. Die hatten wir ja jetzt schon alleine fast gebraucht. Und gut Zweidrittel der Strecke hatten wir noch vor uns.
Der naechste Teilabschnitt war prima zu fahren und fuehrte ueber einen Bergruecken entlang. Doch das blieb nicht lange so und es folgten erneut eine Washquerung nach der naechsten. Ich glaube, von den ganzen Washquerungen wuerde ich bestimmt heute Nacht traeumen.
Der naechste steile Aufstieg erfolgte, unser Indianer kroch aber zielsicher die felsige Strecke mit viel losen Geroell hinauf. Oben angekommen, genossen wir erst einmal den Blick auf die Umgebung.
Ein weites Tal hatte sich vor uns aufgetan, wir konnten sogar den weiteren Streckenverlauf ausmachen.
Das zog sich jedenfalls noch ewig so weiter. Trotz der nervigen Washquerungen war es einfach toll, hier die Gegend zu erkunden. Einsamkeit pur war das.
Der naechste steilere Anstieg stand an, allerdings mit einigen Auswaschungen. Die Strecke schauten wir uns erst genauer an. War aber kein Problem, das sah schlimmer aus, als es dann doch war.
Es schien hier ordentlich geregnet zu haben in den letzten Wochen, denn von solchen Auswaschungen wurde nirgendwo berichtet. Aber das waren eben diese kleinen Ueberraschungen im Back Country, man wusste nie, was einem erwartete. Eine scheinbar harmlose Strecke konnte so schnell unpassierbar werden.
Nach einer Weile erreichten wir den naechsten Pass. Der Red Rock Pass sollte eigentlich ganz einfach zu passieren sein, aber auch hier gab es Auswaschungen und tiefe Rods ohne Ende. Loses Geroell lag auf der Piste und an den Raendern hatte das Rgenwasser ganze Abschnitte erodieren lassen. Auch hier wurde die Strecke erst einmal genau begutachtet.
Letztendlich liess sie sich ganz gut fahren. Zwar war es etwas rauh, aber das war okay. Die kleine Shelfroad den Pass entlang hatte aber dennoch einige Rock Boulders fuer uns parat. Langsam wurde auch das Licht immer schoener und weicher, denn es war doch schon recht spaet am Nachmittag.
Und noch immer gab es etliche Meilen zu fahren.
Weil es so schoen war, gab es auch hier noch unzaehlige Washs mit tiefen und steilen Ein und Ausstiegen zu durchqueren. Das nervte selbst mich so langsam, denn man kam kaum vernuenftig vorwaerts. Teilweise musste man wirklich aufpassen, um nicht kurz hinten aufzusetzen.
Dann ploetzlich entdeckte wir ein Hindernis, mit dem wir ueberhaupt nicht gerechnet hatten!!
Ein Kaktus!! Er war mitten auf dem Weg gestuerzt und hatte nur ein klein wenig Platz auf der linken Seite gelassen.
Auf dem ersten Blick sah es aus, als muessten wir hier umkehren und die gesamte Strecke zurueck fahren bzw. irgendwo hier draussen uebernachten!!
An so etwas hatten wir ganz und gar nicht gedacht!! Und eine Saege, um evtl. einen Teil von der Spitze zu entfernen, hatten wir ja auch nicht dabei. Seitdem natuerlich immer, man weiss ja nie.
Letztendlich kam man trotzdem noch ganz gut vorbei. Es war zwar etwas eng, weil auf der linken Seite schon gleich die Cholla Kakteen warteten, ging aber dann doch.
Puh, Glueck gehabt.
So langsam ging die Sonne auch unter und wir hatten die sogenannte Pipeline Road noch nicht erreicht. Weit konnte es jedenfalls nicht mehr sein. Immerhin bekamen wir noch ein paar tolle Farben geboten, den er Himmel hatte sich nach Sunset nahezu in eine Farbpalette verwandelt. Echt toll.
Ein Foto musste wenigstens sein.
Nach unzaehligen weiteren Washquerungen, ich hasste mittlerweile den Namen Wash, kam endlich die Pipeline Road. Diese fuehrte entlang einer Gaspipeline bis zur gut 25 Meilen entfernten US 95. Wir konnten nur hoffen, das die Strecke besser zu fahren war.
Im Grossen und Ganzen war sie das auch. Trotzdem gab es auch hier Washquerungen, die wir in mittlerweile voelliger Dunkelheit natuerlich sehr vorsichtig und langsam befuhren. Irgendwann stoppten wir dann in vielliger Dunkelheit in der Wildnis und Ulrich war nun dran mit fahren.
Mir ging einfach die Puste aus nach sovielen Stunden hoechster Konzentration.
Ueber uns hatte sich ein gigantischer Sternenhimmel ausgebreitet. Das war so schoen, aber wir hatten dafuer heute Abend keinen Blick. Wollten nur noch so zuegig wie moeglich zurueck zum Hotel in Yuma. Die ersten Lichter tauchten irgendwann auf, nahezu unscheinbar und gar nicht wirklich. Die US 95 war direkt vor uns.
Auf unserem Weg zur US 95 erschreckten wir wohl noch ein paar Border Patrol Officer, die mit ihren Gefaehrt schoen versteckt zwischen ein paar Bueschen lauerten und ganz verdattert dreinschauten, als wir ploetzlich aus dem Nichts auftauchten.
Die Fahrt zurueck nach Yuma verlief nahezu ereignislos, ein paar Koyoten huschten ueber die Strasse.
Total geschafft erreichten wir dann unser Hotel. Unser Indianer hatte diesen Tag mit Bravour gemeistert.
Das war wirklich ein langer Tag gewesen. Statt der angegebenen 2,5 Stunden hatten wir 6 Stunden fuer die Strecke gebraucht. Wir verspeisten nur noch unsere Subway Sandwichs und fielen dann sofort ins Bett.
Was fuer ein Tag!! Aber missen wollte ich den trotzdem nicht.